[1087] Der Wind, der weht übers kalte Land [Gris, Alarice]

[November '23]
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Gris de Galard
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[1087] Der Wind, der weht übers kalte Land [Gris, Alarice]

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Ein wenig seltsam war es, endlich angekommen zu sein. In den Wochen, die Gris gewandert war, hatte er sich nichts anderes gewünscht, als angekommen zu sein - und nun, nun schien es, als würde etwas in ihm immer noch weiter wandern. Beinahe wie wenn man auf einer Schaukel saß und aufgehört hatte, sich zu bewegen. Selbst nachdem das Brett nicht mehr schaukelte, fühlte man sich immer noch als schwebe man in der Luft - wenn man zuvor nur lang genug in Bewegung gewesen war.

Er fühlte sich immer noch getrieben, unruhig und zugleich unfassbar müde. Und doch saß er nun hier in einer der Tavernen Genuas und wartete auf die Tochter der Nacht, mit der er in den letzten Wochen die meiste Zeit verbracht hatte.
Vielleicht war auch das eines der Symptome des Nachschwingens. Doch etwas in ihm vermisste Alarice. Sie war die Konstante auf der Reise gewesen - und auch wenn er sich lieber die Zunge abgebissen hätte, als das zuzugeben - ohne sie hätte er wohl sehr viel länger nach Genua gebraucht. Wenn er denn überhaupt angekommen wäre.

Darum hatte es sich gut angefühlt zu wissen, dass sie sich hier heute treffen würden. Zwar würde er wenig von seinem Treffen mit Aurore berichten können, doch es interessierte ihn, wie es ihr in den letzten Nächten in der fremden Stadt ergangen war.
Und so huschten seine hellen Augen durch das Zwielicht der Taverne, suchten die Gangrel.

Gewiss, die dunklen Kleider und die im Kerzenlicht glänzende Fibel zeigten, dass ein Mann wie er für gewöhnlich nicht an Orten wie diesen verkehrte. Doch ansonsten fügte er sich gut in das Bild hier ein. Wenn es die Chance dazu gab, scherzte er mit den Schankmaiden - und Knechten und schien immer wieder aus dem Krug zu trinken, den man ihm gebracht hatte.
"Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben." - Paulus von Tarsus, Römerbrief 5,12
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Alarice de Clermont
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Re: [1087] Der Wind, der weht übers kalte Land [Gris, Alarice]

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Alarice durchstreifte die belebten Straßen von Genua, ihre aufmerksamen Ohren lauschten den vielfältigen Geräuschen, die die aufstrebende Küstenstadt umgaben. In ihren Augen war Genua ein pulsierendes Zentrum des Handels und der Seefahrt, was sich vor allem in den lebhaften Tavernen widerspiegelte, die sie gelegentlich besuchte. Ein wahrer Kontrast zu Clermont Ferrand, wo die Abende eher ruhig und bedächtig verliefen. Alarice wusste zwar immer noch nicht, warum der Prinz ihrer Domäne sie hierher geschickt hatte, aber sie war entschlossen, es herauszufinden.

Dennoch fühlte sie sich unbehaglich, da sie bislang nur begrenzte Informationen über die Kainiten der Domäne Genua gesammelt hatte. Sie hoffte, dass ihr geplantes Treffen ihr mehr Klarheit verschaffen würde. Wer hatte hier das Sagen, und wo sollte sie sich vorstellen? Diese Fragen blieben vorerst unbeantwortet.

Ihr Weg führte sie in eine der örtlichen Tavernen, wo sie sich mit Gris treffen wollte. Gris war ein junger Kainit, der noch viel über das Überleben in der Wildnis lernen musste. Alarice war froh, dass er sie engagiert hatte und sie die Führung übernahm, sonst wären sie vielleicht nie in Genua angekommen.

Als Alarice die Tür der Taverne öffnete, wurde sie sofort von der Lautstärke und dem Trubel im Inneren überwältigt. Die Gasthäuser in Clermont Ferrand waren deutlich ruhiger, und sie musste sich erst an die lebhafte Atmosphäre gewöhnen. Nachdem sie sich einen Moment lang orientiert hatte, begab sie sich zu dem Tisch, an dem Gris bereits mit einem Krug Bier auf sie wartete.

"Guten Abend, Herr Galard", begrüßte sie ihn, indem sie sich leicht vor ihm verbeugte. "Es freut mich, Sie wiederzusehen."
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Gris de Galard
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Gris schien weniger Schwierigkeiten mit dem Trubel und den Menschenmengen um sich herum zu haben. Ja, als seine Reisegefährting ihn fand, glitt sein Blick beinahe amüsiert und interessiert über die dampfende Menge. Als denke er darüber nach, ob er nach ihrem Treffen noch an einem der Würfelspiele teilnahm oder mit den Betrunkenen ein Tänzchen wagen würde.
Derart gut gelaunt hatte sie ihn bisher nur in ihrer beider Heimat gesehen. Je weiter sie von der Zivilisation entfernt waren, desto mürrischer und unsicherer hatte er gewirkt.

Hier aber erwiderte er ihre leichte Verneigung und würde sich fast schon beschwingt erheben, um ihr den Stuhl zurückzuziehen, als befänden sie sich auf einem der Adelssitze ihrer beider Heimat.
"Ah Madame de Clermont", begrüßte er sie und würde ihr, so sie es zuließ, den Stuhl zurechtrücken. Er sprach ihrer beider Heimatdialekt, den sanften Singsang, der immer wieder rau würde, als würde ein Felsen in einer grünen Weide herausstechen. Unpassend und dennoch schön. "Wie schön, euch zu sehen. Wünscht ihr auch eins dieser Biere?" Er grinste. Offenbar machte es ihm Spaß, sich hier unter den Sterblichen zu tarnen.

Wenn sie es wollte, würde er ihr ebenfalls ein Getränk bestellen, ehe er sich gelassen zurücklehnte und sie neugierig mustern. "Also Alarice, welche Abenteuer habt ihr bisher hier schon erlebt?"
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Alarice de Clermont
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Re: [1087] Der Wind, der weht übers kalte Land [Gris, Alarice]

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Gris empfing Alarice mit überschwänglicher Freundlichkeit und versuchte, ihr den Stuhl zurechtzurücken. Doch Alarice winkte ab und setzte sich rasch nieder. Derartige Höflichkeiten ließ sie gar nicht erst zu.

"Danke, ich verzichte auf dieses Gebräu. Zu Lebzeiten habe ich es nicht genossen, und jetzt erst recht nicht."

Gris schien sich in dieser Umgebung regelrecht wohlzufühlen. Die Anwesenheit der anderen Menschen schien ihn nicht zu stören, und er blühte sichtlich auf. Von der anstrengenden Reise, während der er gelegentlich mürrisch gewesen war, war nichts mehr zu spüren. Offenbar war die Wildnis nicht unbedingt sein bevorzugtes Terrain.

Als Alarice nach ihren Abenteuern gefragt wurde, überlegte sie einen Moment. Was hatte sie bisher in dieser neuen Umgebung erlebt? Nicht viel, lautete die ehrliche Antwort, da sie noch nicht so recht Anschluss gefunden hatte. Doch sollte sie Gris das so offenbaren? Immerhin kannten sie sich noch nicht besonders gut.

"Vielen Dank für die Nachfrage, Gris. Ich habe schon einiges erkundet. Und wie sieht es bei euch aus? Wie habt ihr eure Zeit hier verbracht? Konntet ihr schon neue Bekanntschaften schließen?"

Normalerweise war Alarice keine ausgesprochene Rednerin, aber in Gegenwart von Gris gelang es ihr erstaunlich gut, die Worte zu finden.
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Gris de Galard
Ventrue
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Re: [1087] Der Wind, der weht übers kalte Land [Gris, Alarice]

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Keine ihrer abwehrenden Gesten schienen den Ventrue zu kränken. Er ließ sich wieder in seinen Stuhl sinken und schaffte es, so entspannt auszusehen, als wäre er hier nicht ein fremdländischer Gast, sondern der Besitzer der Taverne.
"Bedauerlich", kommentierte er nur und sah in seinen Krug, als läge an dessen Grund der Kern dessen, was er je begehrt hatte. "Ich habe es vor meinem Tod geliebt und nun denke ich, ich habe es nicht genug geliebt." Er seufzte ein wenig theatralisch, als er den Krug wieder abstellte, und zuckte dann die Schultern.

Gris war ein guter Zuhörer. Das musste man ihm lassen Auch wenn sie keine große Rednerin war, so ließ er ihr Zeit und gab ihr auch bei den eher kargen Antworten nicht das Gefühl, nicht genug gesagt zu haben.
So nickte er zu ihrer Antwort. Ihre Fragen ließen ihn dann leicht lächeln."Ich hatte die Freude, mich persönlich bei der höchstverehrten Prinzessin vorzustellen. Eine großartige, beeindruckende Dame." Das klang sowohl anerkennend, als auch so als wäre das Treffen ebenso auf der beängstigenden Seite gelegen. "Ansonsten war ich viel unter den Sterblichen, meine Arbeit ruft ja dennoch. Oh und ich habe das Elysium besucht. Wart ihr denn schon dort? Oh und hattet ihr Gelegenheit, euch in Genua vorzustellen?"
Interessiert sah er der Gangrel ins Gesicht.
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Alarice de Clermont
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Re: [1087] Der Wind, der weht übers kalte Land [Gris, Alarice]

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Alarice lauschte aufmerksam den Worten von Gris, während ihr Blick unaufhörlich über die Menge schweifte. Die Atmosphäre konnte sich rasch ändern, und Alarice schätzte es, stets den Überblick zu behalten.

Die Erwähnung der Prinzessin ließ sie kurz innehalten. Gesellschaftlich konnte sie sich in solchen Kreisen nur schwer behaupten. Nach einem Moment des Nachdenkens antwortete sie Gris: Ich habe mich bereits beim verehrten Herrn Ducas vorgestellt. Das war ein äußerst interessantes Treffen. Ansonsten bin ich bisher auf wenige Gleichgesinnte gestoßen.

Alarice überlegte kurz, ob sie nach dem Elysium fragen sollte. Gris hatte bisher keinen Anlass gegeben, Misstrauen zu wecken, und es schien, als würde er offen sprechen. Wo befindet sich das Elysium? Ich konnte es bisher nicht aufsuchen, da mir der genaue Standort nicht bekannt ist. Meine Erkundungen führten mich bisher durch die Wälder.

Mit der Zeit entspannte sich Alarice etwas mehr, genoss die Gesellschaft von Gris in der Taverne und lehnte sich etwas bequemer zurück. Dabei behielt sie jedoch die Menge im Auge und setzte das Gespräch fort: Wie viel Arbeit bereitet euch Genua? Gibt es hier andere Bestattungsriten als in Frankreich? Jede Region pflegt ja ihre eigenen spezifischen Bräuche.

Ihr Blick ruhte offen und fragend auf Gris.
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Gris de Galard
Ventrue
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Re: [1087] Der Wind, der weht übers kalte Land [Gris, Alarice]

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Jemandem, der sie beide auf ihrer Reise und hier beobachtet hatte, würde die Ironie dieser beiden Situationen nicht entgehen. So schnell wendeten sich die Blätter und vor allem auch die Bereiche, in denen sich Kinder des Kains zurechtfanden.

"Oh der verehrte Herr Ducas." Gris schien nachzudenken, dann zuckte er die Schultern. "Ich hatte noch nicht die Chance, ihn kennenzulernen. Wie ist er denn?" Ehrliches, wenn auch eher lockeres Interesse lag in seinem Blick.

Gris würde seiner einstigen Führerin ruhig den Weg erklären. Es schien nicht, als sähe er es als ein Geheimnis, das er unbedingt würde hüten wollen. "Wenn ihr wollt, können wir auch in den nächsten Nächten einmal gemeinsam hingehen. Vielleicht haben wir Glück und finden ein paar Gleichgesinnte", schlug er vor und setzte den Krug an seine Lippen, täuschte einen herzhaften Schluck vor, ehe er ihn wieder abstellte.
"Und gab es denn Spannendes in den Wäldern?", wollte der Ventrue wissen.

Die Frage über seine Berufung ließ ihn ein wenig überrascht lächeln. Vielleicht hatte er wirklich nicht damit gerechnet, dass sie sich für etwas interessierte, das ihm nicht nur Geld brachte, sondern sehr persönlich für ihn war.
Einen Moment dachte er nach, schien zu überlegen, wo er anfangen sollte, dann begann er zu erzählen: "Arbeit gibt es immer. Und wie überall gibt es auch in Genua Leute, die das nötige tun. Im Moment suche ich viel eher nach einer Art Stammfriedhof. Es ist besser, wenn die Sterblichen einen als ... Vertrauten sehen, der gute Arbeit bietet, als, als einen Tagelöhner. Ich bin nicht gern der Notnagel." Er zuckte die Schultern als wolle er sich dieser Sünde bekennen. "Aber ihr müsst euch vorstellen: Es gibt hier Kirchhöfe ohne Kirche. Ich weiß nicht, was die Italiener dazu getrieben hat, aber die alten Friedhöfe haben kein Gotteshaus bei sich. Inzwischen werden sie aber moderner. Und zumindest bei einem davon gibt es jetzt eine Kapelle - nicht so schön, wie in Clermont, aber immerhin etwas." Es war offenkundig, dass Gris solcherlei ehrlich interessant fand. Hätte er noch Blut in den Wangen gehabt, so hätten sie sich bestimmt gerötet. "Und die Kinder ohne eine Taufe, die begraben sie ganz nah am Dach davon... Damit der Regen von der Kapelle sie tauft."
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Re: [1087] Der Wind, der weht übers kalte Land [Gris, Alarice]

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Die Nachfrage nach Gabriel Ducas überraschte Alarice. Ehrliches Interesse von Gris hatte sie nicht erwartet. Er bot sogar an, ihr den Weg zum Elysium zu zeigen, was äußerst zuvorkommend war. Dabei schien er sich nicht für die Bekanntschaft mit einer Gangrel zu schämen.

Herr Ducas ist ein sehr ungewöhnlicher Mann, nicht so, wie man es erwarten würde. Er ist ein echter Handwerker und dennoch eine hochrangige Persönlichkeit. Alarice drückte tatsächliche Ehrfurcht aus. Es gefiel ihr, dass nicht nur Adlige hohe Positionen bekleideten, sondern auch Menschen aus anderen Schichten.

Ich würde das Angebot mit dem Elysium sehr gerne annehmen, da ihr bereits Bekanntschaften gemacht habt und nicht wie ich in viele Fettnäpfchen treten werdet. Dies war wahr gesprochen. Alarice hatte Schwierigkeiten, die korrekten Gepflogenheiten einzuhalten, und stieß deshalb oft an.

Hier herrscht eine andere Art von Ruhe als in Frankreich. Die Fauna und Flora sind teilweise auch anders als in Frankreich, obwohl das im Winter schwer zu erkennen ist. Ich genieße es einfach, durch die Wälder zu streifen und neue Orte zu erkunden. Wie geht es euch in der Stadt? Alarice hörte ruhig, aber interessiert zu, als Gris über die Friedhöfe berichtete. Das war ihr nicht bewusst gewesen.

Das habe ich tatsächlich noch nie gehört, dass es Friedhöfe ohne Gotteshaus gibt. Das klingt seltsam. Gibt es dafür Gründe? Nach einem kurzen Schweigen äußerte sie erstaunt: Warum taufen sie die Verstorbenen dann nicht kurz nach dem Tod? Dann bräuchten sie das ganze Prozedere nicht. Das verstand Alarice wirklich nicht. Warum sollten sie sich die Mühe machen und kein richtiges Begräbnis abhalten? Konnten sich die Bürger das nicht leisten? Ich muss gestehen, ich habe nicht viel Ahnung davon, aber wie viel kostet ein Begräbnis?
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Re: [1087] Der Wind, der weht übers kalte Land [Gris, Alarice]

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Auch Gris schien ein wenig zu erstaunen, was seine Reisegefährtin ihm berichtete. Während sie vom "Herrn Ducas" als Handwerker sprach, wanderten seine Brauen ein wenig nach oben und als sie geendet hatte, nickte er anerkennend. "Das ist wirklich faszinierend und zeigt, dass man hier vielleicht ein wenig" Er schien nachzudenken, wie er was er meinte, ausdrücken konnte. "weniger festgefahren ist. Auch wenn ich vermute, dass er sich seinen Stand erarbeitet haben wird."
Zumindest hoffte er das. Der Adlige konnte wohl akzeptieren, dass die niederer Geburt große Dinge vollbringen konnten. Hätte man jedoch nur jemanden eingesetzt, damit es ähnlich viele wichtige Adlige und Nichtadlige in wichtigen Posten gab, so wäre er wohl schockiert, nein sogar frappiert gewesen.

Dass Alarice sein Angebot annahm, ließ ihn dann aber strahlen. Man konnte nicht verhehlen, dass ihm das gut zu Gesicht stand. Er sah sich gerne als Retter in der Not und dass er nun lange auf sie angewiesen war, hatte dem Ventrue einen herben Schlag verpasst. "Gut, dann lasst uns das in einer der nächsten Nächte tun. Ich freue mich, dass ich euch hier gewissermaßen den Weg zeigen könnt, wie ihr es für mich getan habt."

"Hmmm", machte er schließlich. "Dann bin ich gespannt, was Ihr im Frühjahr erzählt. Vielleicht findet ihr sogar ein Einhorn." Er schaffte es, diesen letzten Satz genauso zu sagen, dass man nicht ahnen konnte, ob er das ernst meinte. "Aber die Stadt ist wie jede andere auch. Laut und bunt. Ein paar gute und viele verzweifelte Menschen... Damit komme ich zurecht, auch wenn ich natürlich meine Wege suchen muss."

"Ah so richtig wissen sie es selbst nicht.", erklärte der Sohn der Nacht. "Es kommt von früher, sagen sie. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es früher anders war." Alles an ihm verriet, dass er das wirklich absurd fand und keinerlei Verständnis für diese Marotte. "Sie taufen natürlich, wen sie taufen können. Aber manchmal geht das nicht. Denkt nur an totgeborene Kinder. Und manchmal passiert es auch, dass das Kind stirbt, ehe es getauft werden kann. Diese Seelen können dann natürlich nichts dafür, dass sie nicht zu Gott gekommen sind."
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Alarice de Clermont
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Re: [1087] Der Wind, der weht übers kalte Land [Gris, Alarice]

Beitrag von Alarice de Clermont »

Alarice war überrascht, als sie zu Gris aufblickte. Sie hätte nicht erwartet, dass er einen Handwerker akzeptierte, geschweige denn ihn lobte. Gris unterschied sich so stark von den anderen Mitgliedern der hohen Clans. Er schien zugänglich und nicht so steif in Etikette verhaftet, im krassen Gegensatz zu ihrem Prinzen aus der Domäne Clermont.

Ich hoffe, diese Denkweise setzt sich durch, obwohl ich selbst aus einer Adelsfamilie stamme, äußerte Alarice gelassen. Ich finde den Unterschied, der zwischen den Clans gemacht wird, nicht besonders anregend. Was hat der Clan schon über einen auszusagen? Alarice hoffte, nicht zu weit gegangen zu sein, und wandte den Blick vom Raum von Gris ab.

Ich freue mich auf den Abend im Elysium. Ist es ein schöner Ort? Beschreibe ihn mir bitte, sagte Alarice, nun neugierig, beeindruckt von Gris' enthusiastischem Ton. Sie fragte sich immer wieder, warum er so gut mit ihr auskam, obwohl sie oft unnahbar wirkte und Zeit brauchte, um aufzutauen.

Als das Gespräch auf Einhörner kam, hob Alarice eine Augenbraue. Sie kannte Geschichten darüber, aber auch über Drachen, an die sie nicht glaubte. Vielleicht gab es Einhörner doch? Nun ja, wir existieren ja auch. Warum also keine Einhörner? Glaubt ihr daran? fragte sie und beschloss, einen Clansbruder danach zu befragen. Die Neugier hatte sie gepackt.

Das Konzept von Kirche und Glauben war nicht wirklich Alarices Sache, weder vor noch nach ihrer Wandlung. Doch das sollte sie nicht öffentlich bekunden, also nickte sie nur zu Gris' letztem Satz.

Menschen und ihre Gewohnheiten, manchmal sehr seltsam, kommentierte sie knapp und schweifte mit dem Blick über die Menge. Nach einem kurzen Moment des Überlegens sagte sie nachdenklich: Was wohl der Sinn unserer Existenz ist? Alarice klang dabei sehr melancholisch.
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