[1087] Vom Rauschen der Wellen [Arash, Gris]

[November '23]
Benutzeravatar
Gris de Galard
Ventrue
Beiträge: 177
Registriert: So 8. Okt 2023, 15:55

[1087] Vom Rauschen der Wellen [Arash, Gris]

Beitrag von Gris de Galard »

Einige Nächte zuvor war ein Brief bei Arash angekommen. In sauberer, vielleicht ein wenig verkünstelter Handschrift hatte sich ein bisher fremder Sohn des Kain vorgestellt. Gris de Galard, Neugeborener der Ventrue, war wohl gerade erst von der weißen Prinzessin in Genua willkommen geheißen worden - und bat nun um eine Audienz bei der wohlwerten Geißel. Ob er ihn wohl empfangen würde, auch wenn er kein konkretes Anliegen habe, außer sich vorzustellen?
Und glücklicherweise hatte die Geißel seinen Wunsch erfüllt und ihm Zeitpunkt und Ort für ein Treffen genannt. Ein Strand zwischen Genua und Sancto Pedro di Arena. Eine ungewöhnliche Wahl, aber nach allem, was er bisher von den Gangrel wusste, vielleicht verständlich.

So waren er und Lucien in dieser Nacht aus Genua heraus geritten. Auf dem Weg hatten sie noch die eine oder andere Angelegenheit besprochen, das Vorgehen der nächsten Tage und Nächte festgelegt und aneinander ein wenig italienisch geübt.
Dann war Lucien mit den Pferden zurückgeblieben. In Rufweite, aber so weit entfernt, dass seine Anwesenheit nicht stören würde.

Gris unterdessen würde zum Strand hinunterwandern. Er war nicht die Art von Mann, die sich in der Wildnis wie befreit fühlten, das sah man von weitem, und dennoch löste der Anblick der wogenden Wellen in seinem toten Herz eine stechende Sehnsucht aus. In seinem Leben hatte er noch nicht besonders oft die Gelegenheit gehabt, dieses Wogen und Raunen zu bewundern. Ganz zu schweigen von dem Tanz des Mondlichts auf den Wellen.

So stand er ruhig dort auf dem felsigen Strand und bewunderte die Schönheit des Meeres. Ein scheinbar junger Mann, an dessen Haar und Mantel der Wind zerrte, als wollten sie es den Wellen gleich tun.
"Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben." - Paulus von Tarsus, Römerbrief 5,12
Benutzeravatar
Arash
Gangrel
Beiträge: 2736
Registriert: Do 10. Mai 2018, 18:29

Re: [1087] Vom Rauschen der Wellen [Arash, Gris]

Beitrag von Arash »

Arash hatte den Brief mit einem Stirnrunzeln gelesen und im Anschluss ein Antwortschreiben bei Mariam hinterlassen.

In der besagte Nacht hatte er sich dann zum Strand aufgemacht. Er genoss die Frische Luft der See und die Kühle auf seiner Haut. Die Wellen rollten gleichmäßig ans Ufer und erzeugten ein grundlegendes Rauchen, welches jegliches Belauschen einer Unterhaltung von weiter weg unmöglich machte. Aber das war diese Nacht nicht das Ziel. Er war schlicht kein Freund davon sich im Elysium oder der Stadt zu treffen.

Allerdings wartete er bereits auf den Ventrue. An einer Stelle des Strandes wurden drei Kohleschalen in einem gleichmäßigen Dreieck aufgestellt, in denen schwach einige Stücke Kohle glühten. Nicht genug, um viel Wärme zu erzeugen, aber genug, um ein schwaches rötliches Licht auf die Szenerie zu werfen und den beiden Gesprächspartnern zu ermöglichen einander zu erkennen. Der Gangrel wartete in der Mitte der Schalen, gekleidet in einen nachtblauen Umhang, der von einer silbernen Schließe gehalten wurde, welche zwei sich ineinander verschränkende Klauen darstellte. Er blickte in die Richtung aus der Gris vermutlich kommen würde und der Mond beschien ihn zusätzlich, was dazu führte das die Hornansätze zu sehen waren, wenn man näher kam.
Es ist das Tier in mir!
Es weckt die Gier nach dir!
Hab dich zum Fressen gern!
Kannst du mein Verlangen spürn?
Benutzeravatar
Gris de Galard
Ventrue
Beiträge: 177
Registriert: So 8. Okt 2023, 15:55

Re: [1087] Vom Rauschen der Wellen [Arash, Gris]

Beitrag von Gris de Galard »

Der Ventrue erkannte die Kohleschalen und das rötliche Dreieck, das sie bildeten, als den Ort, an dem er sein sollte. Und so würde er auf den mysteriösen Ort zuschreiten.
Der Kies knirschte unter seinen Schritten und sein dunkler Mantel bauschte sich in der Meeresluft. Der Mann, der in den Kreis trat, scherte sich nicht darum, besonders unauffällig zu sein. Doch welcher König versteckte sich schon? Mit dieser Selbstverständlichkeit, die seinem Blut inne zu liegen schien, trat er in das Dreieck und sah sich um.

Im rötlichen Glimmen und dem Mondschein schienen die Wangen über seinem Bart beinahe gesund gerötet, was das Bild eines lebendigen jungen Mannes von hohem Blut und ohne echte Ängste noch mehr fütterte.
Und dennoch verneigte er sich getragen vor dem Gehörnten. Hätte manchen in dem Wesen vor ihm als Verkörperung Satans bezeichnet, so verzog er keine Miene bei den Merkmalen der Verbindung der Geißel zu Tieren "Danke, dass ihr mich empfangt, wohlwehrter Arash, Geißel dieser prächtigen Stadt.", erhob er das Wort. Er sprach ruhig, aber offenkundig voller Ehrerbietung. "Ich hatte mich im Brief schon vorgestellt, aber will das noch einmal persönlich tun: Ich bin Gris, Neugeborener der Könige, Sohn in den Nächten des Marquis de Clemont-Tonnere."
"Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben." - Paulus von Tarsus, Römerbrief 5,12
Benutzeravatar
Arash
Gangrel
Beiträge: 2736
Registriert: Do 10. Mai 2018, 18:29

Re: [1087] Vom Rauschen der Wellen [Arash, Gris]

Beitrag von Arash »

Der Gangrel war leicht überrascht, als der Ventrue sich vor ihm verbeugte. Er hatte nicht damit gerechnet, da sich weder Liutprand noch Iulia je vor ihm verbeugt hatten. Aber schließlich nickte er seinem Gegenüber zu. Tiefer, als er es vielleicht bei anderen Neugeborenen getan hätte. "Ich grüße euch Gris de Galard vom Clan der Könige. Mein Name ist Arash Neugeborener vom Clan des Tieres, Kin von Selan, Ancilla vom Clan des Tieres. Lasst mich euch ebenfalls in Genua willkommen heißen." Die Stimme des Gangrels war sanft und doch mit einem leisen Schnurren versehen, welches ihr etwas lauerndes gab. Fast wie ein Raubtier, dass seine Beute betrachtete und noch darüber nachdachte, ob es nur damit spielen sollte, oder es doch direkt schlagen sollte.

Dieser Eindruck blieb auch erhalten, wenn man dem Gangrel in die grünen Augen blickte, die den Ventrue aufmerksam musterten und jedes Detail in sich aufzunehmen schienen. Nur die entspannte Körperhaltung der Geißel lies darauf schließen das hier keinerlei Gefahr drohte. So hatte Gris ja auch noch nichts getan was die Geißel zu irgendetwas veranlassen würde.

"Was führt euch nach Genua? Euer Name klingt nicht als käme er von hier."
Es ist das Tier in mir!
Es weckt die Gier nach dir!
Hab dich zum Fressen gern!
Kannst du mein Verlangen spürn?
Benutzeravatar
Gris de Galard
Ventrue
Beiträge: 177
Registriert: So 8. Okt 2023, 15:55

Re: [1087] Vom Rauschen der Wellen [Arash, Gris]

Beitrag von Gris de Galard »

So der Sohn der Nacht diese Raubtierhaftigkeit irritierend fand, hatte er sich erstaunlich gut unter Kontrolle. Auch schien es ihn nicht im Geringsten zu stören, sich vor einem Vertreter des Clans des Tieres zu verneigen - zumindest würde Arash keine Anzeichen davon finden, dass sein Gegenüber sich dazu zwang oder irgendetwas an seinem Verhalten geheuchelt war.
"Und ich danke euch für euer Willkommen", erwiderte er ruhig, ehe er ein wenig näher trat, wobei er darauf achtete, ob das seinem Gastgeber nicht recht wäre. Wenn dem so wäre, würde er sein Vortasten sofort unterbrechen. Er mochte sich vor einem entspannten Raubtier nicht fürchten, doch er wollte es auch auf keinen Fall reizen.

"Ihr habt ganz recht", lächelte er in die Dunkelheit hinein. Offen sah er den Gangrel an und würde versuchen, jede Reaktion seines Gegenübers wahrzunehmen. Die Warnung Aurores lag in seinen Ohren. Leute, wie ihn, mochte man hier nicht - und doch waren sie alle erpicht darauf, seine Herkunft zu entschlüsseln. "Ich komme nicht aus Genua. Noch nicht einmal von dieser Seite der Alpen fürchte ich. Meine Heimat war lange Clermont-Ferrand in der Auvergne. Ein schöner und ein guter Ort, aber ... wer eine halbe Ewigkeit auf dieser Erde sein darf, sollte einmal andere Orte sehen und dort eine Zeit verbracht haben, um seinen Platz unter den Toten zu finden. Also bin ich auf die Reise gegangen und die höchstverehrte Aurore hat mich willkommen geheißen und mir erlaubt, fürs Erste hierzubleiben."
"Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben." - Paulus von Tarsus, Römerbrief 5,12
Benutzeravatar
Arash
Gangrel
Beiträge: 2736
Registriert: Do 10. Mai 2018, 18:29

Re: [1087] Vom Rauschen der Wellen [Arash, Gris]

Beitrag von Arash »

Der Gangrel bewegte sich nicht, als Gris näher trat. Es schien ihn also nicht zu stören. Auch in seinem Gesicht war keine Regung des Unbehagens zu bemerken. Dafür konnte Gris nun. wo er näher an dem Gangrel stand, einen Geruch nach Moschus und Wildnis, feuchter Erde, frischen Tannennadeln und Holz wahrnehmen, der scheinbar von dem Gangrel ausging. Bisher hatte der Wind, welcher leicht zur See wehte, den Geruch weggetragen, bevor er seine Nase erreichte.

Bei der Nennung der Herkunft schließlich legte der Gangrel den Kopf schief und seine Augen verengten sich leicht. "Jenseits der Alpen...ist die Domäne aus der ihr kommt eher den Höfen der Liebe oder den Tedesci zugewandt?" er kannte die dortigen Machtblöcke nicht genau und wusste nicht wo die Grenzen verliefen. Er hätte Avelina damals besser zuhören sollen. Andererseits waren seit ihrem letzten Treffen viele Jahre vergangen und er hatte keine Ahnung, ob es dort politische Verschiebungen gegeben hatte.

Trotzdem konnte die Frage natürlich eine Falle sein, die Gangrel gerade aufgestellt hatte. Aber so lies er sie erst einmal stehen, ohne auf den zweiten Teil der Erklärung einzugehen.
Es ist das Tier in mir!
Es weckt die Gier nach dir!
Hab dich zum Fressen gern!
Kannst du mein Verlangen spürn?
Benutzeravatar
Gris de Galard
Ventrue
Beiträge: 177
Registriert: So 8. Okt 2023, 15:55

Re: [1087] Vom Rauschen der Wellen [Arash, Gris]

Beitrag von Gris de Galard »

Der Ventrue erwiderte den Blick. Offen und scheinbar ohne auch nur den Hauch von Sorge oder dem Wunsch etwas zu verbergen. "Die Domäne meiner Heimat zählt sich den Höfen der Liebe zugehörig.", erwiderte er schließlich und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, sah eine Weile auf das Meer hinaus.
Er mochte die Art, wie das Mondlicht auf den Wellen zu spielen schien. Und er hätte viel dafür gegeben, eine ganze Nacht einfach nur dem Rauschen zu lauschen.

Mit einem Seufzen sah er dann die Geißel an. Sein Kopf war nun seinerseits schief gelegt. Echtes Interesse lag in seinen Augen, als er wieder sprach: "Was macht das aus mir, verehrter Arash?"
"Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben." - Paulus von Tarsus, Römerbrief 5,12
Benutzeravatar
Arash
Gangrel
Beiträge: 2736
Registriert: Do 10. Mai 2018, 18:29

Re: [1087] Vom Rauschen der Wellen [Arash, Gris]

Beitrag von Arash »

Arash folgte dem Blick des Ventrue kurz auf das Meer hinaus, bevor er diesen wieder fixierte. "Die Höfe der Liebe also. Ich hätte es mir denken können. Andererseits war ich noch nie jenseits der Alpen." Dann schmunzelte er. "Dies macht euch in erster Linie zu einem Ventrue aus einer Domäne, die sich den Höfen der Liebe zugehörig fühlt. Zum Zweiten macht ein "verehrter Arash" euch zu einem Kainiten, der sein Gegenüber höher stellt als er ist." er schüttelte kurz mit dem Kopf. "Noch habe ich die Reihen der Ancilla nicht betreten. Somit gebührt mir diese Anrede nicht. Auch, wenn sie mir schmeichelt." Wieder schlich sich Interesse in sein Blick und dieser wurde etwas intensiver. "Seit ihr allein gereist?"
Es ist das Tier in mir!
Es weckt die Gier nach dir!
Hab dich zum Fressen gern!
Kannst du mein Verlangen spürn?
Benutzeravatar
Gris de Galard
Ventrue
Beiträge: 177
Registriert: So 8. Okt 2023, 15:55

Re: [1087] Vom Rauschen der Wellen [Arash, Gris]

Beitrag von Gris de Galard »

Diese Feststellung ließ den König leise lachen, beinahe bescheiden. Und war da vielleicht ein wenig Erleichterung - zumindest würde Arash das wahrnehmen können, wenn er sein Gegenüber genau beobachtete.
"Ich kann es empfehlen, auch wenn ich fürchte, dass der Name der Höfe der Liebe sehr viel mehr und ganz anderes verspricht, als was sich tatsächlich hinter den Alpen verbirgt.", erwiderte er und sah die Geißel dann ehrlich an.

Im Glühen der Kohlebecken sah er jung aus, wie der Adelige, der ihr einst gewesen sein musste. Vor vielen, vielen Jahren. Und dennoch war da eine alte Ernsthaftigkeit in seinen hellen Augen, die gut zum Meer passten. "Nein, ich habe gehört, dass ihr den Schritt zum Anchilla getan hatte.", gab er zu und senkte leicht das Haupt. "Allerdings seid ihr die Geißel und ich beinahe ein niemand, wäre da nicht mein Blut. Zumal ich vermute, dass ihr anstrebt, einmal in die Reihen der verehrten einzutreten. Während allein die Frage nach meinem Heimatort hier oft schon Misstrauen hervorruft und ich mein Recht, hier bleiben zu dürfen, erst verdienen muss. Insofern seht es bitte nicht nur als bloße Heuchelei meinerseits, sondern als Zeichen dafür, dass ich weiß, wo ich und ihr jeweils stehen."

Dann erwiderte Gris den intensiven Blick ehrlich und er lächelte: "Ich hatte meine Gefolgschaft aus Sterblichen und Blutsdienern bei mir - und wir wurden dankenswerterweise von einer eurer Schwestern im Blute begleitet. Alarice de Clermont" Echte Zuneigung lag in seinen Worten und seinem Gebaren. "Ihr habe ich es zu verdanken, dass ich und die meinen sicher hier angekommen sind."
"Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben." - Paulus von Tarsus, Römerbrief 5,12
Benutzeravatar
Arash
Gangrel
Beiträge: 2736
Registriert: Do 10. Mai 2018, 18:29

Re: [1087] Vom Rauschen der Wellen [Arash, Gris]

Beitrag von Arash »

"Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es dort nicht anders ist als hier. Einen Dolch im Rücken hat man doch in jeder Domäne, wenn man nicht aufpasst." schmunzelte der Gangrel und machte ein wegwischende Handbewegung.

Beinahe enttäuscht schüttelte den Gangrel dann den Kopf. "Ihr wärt überrascht wie wenig Alter und Ämter manchem Kainiten hier in der Domäne bedeuten, insbesondere aus den Reihen der "hohen" Clans." Dann zuckte er mit den Schultern. "Es wäre gelogen zu sagen, dass ich nicht vorhabe in die Reihen der Ancilla einzutreten. Aber mein erster Versuch war vielleicht zu früh. Es wird wieder eine Möglichkeit dazu geben."

Bei der Erwähnung von Alarice breitete sich ein wissendes Lächeln auf seinen Lippen aus. "Ahja. Ich traf meine Clansschwester bereits mehr durch Zufall, als sie die Wälder durchstreifte. Eine durchaus kompetente Begleitung hattet ihr. Wie kam es dazu das sie euch begleitete? War es ein Befehl des Prinzen? Ihr scheint durch mehr verbunden, als das Wort eines Ahnen."

offenbar war der Gangrel durchaus ein guter Beobachter und die Feinheiten in der Mimik und der Stimme des Ventrues waren ihm aufgefallen.
Es ist das Tier in mir!
Es weckt die Gier nach dir!
Hab dich zum Fressen gern!
Kannst du mein Verlangen spürn?
Gesperrt

Zurück zu „1087“