[1087] Zur späten Stunde [Harl, Rivana]

[Harl]

Harl verfolgte ihre Beschreibung von Neapels Lage mit und es wirkte so als könne er damit tatsächlich etwas anfangen. Er zupfte sich ein wenig an dem fransigen Kinnbart und kratzte ein paar Striche Meersalz dort heraus, das dort mit der Zeit herausgetrocknet war.

“‘Amarigo de Celano’”, wiederholte er. “Neapel… .” Ein wenig als würde er die Worte auf seiner Zunge kosten, um ihren Klang und Geschmack zu prüfen.
“Keine kurze Reise”, meinte er. “Hat Euch etwas dort …fortgetrieben? Oder etwas anderes hier Euch angelockt?”, fragte er sie.

[Rivana]

"Neapel war einfach nicht mehr Sicher für mich, dank den lokalen Unruhen konnte man nicht mehr Unbehelligt seiner Wege ziehen ohne auf Halsabschneidern oder Taugenichtse zu treffen, die dir den Weg versperrten und entweder an deinen Säckel oder an dein leibliches Wohl wollten."

Sie betrachtete den fransigen Kinnbart und fügte mit einem Augenzwinkern hinzu: "Und Ihr?" “Euer Bart scheint Geschichten aus fernen Meeren zu erzählen." "Hat euch das Verlangen nach Abenteuern hierher geführt oder war es die Sehnsucht nach einer neuen Heimat?"

[Harl]

"Ist es hier besser?" Es war eine leise Frage, aber eine offene und womöglich sogar ehrliche. Harls bleiche Augen schienen durch Rivana hindurch zu blicken.

"Ich suche kein Abenteuer", sagte er ihr dennoch. "Die Tiefe ist meine Heimat." Er machte eine kleine Pause als wüsste er nicht recht, wie er es ihr erklären sollte. Schließlich sagte er einfach: "Manchmal komme ich herauf."

Dann kehrte er zu der Frage zurück. "Ist es hier besser? Als dort?"

[Rivana]

"Ich verstehe", begann sie sanft, bemüht, seine Worte zu respektieren. "Manchmal ist es in der Tiefe, wo wir unsere Wurzeln haben, wo wir uns geborgen fühlen und unsere Stärke finden." "Es kann ein Ort des Rückzugs sein, an dem wir uns mit uns selbst verbinden können."

Rivanas Blick ruhte auf dem Fresko vor ihr, doch ihre Augen schienen gleichzeitig in die Ferne zu schweifen, als ob sie in Gedanken versunken war.
“Angesichts der Lage dort, könnte man sagen, dass es momentan hier angenehmer ist als dort.”

[Harl]

"Nhhh", machte Harl, wohl verwirrt von Rivanas Worten über die Tiefe. Er schüttelte sich einmal, kratzte mit einem Finger in seinem Ohr herum.

Ihre Worte über Neapel waren dagegen wie eine Rettungsleine, die er besser greifen konnte: "Ugh.. . Was ist dort, dass es dich mehr forttreibt als ...Krieg?"

[Rivana]

Harl`s Verwirrtheit blieb Rivana nicht verborgen.
Zeitgleich amüsiert und etwas beschwichtigend hebt sie die Arme mit den Worten: "Ignoriert, was ich gesagt habe". "Manchmal neige ich dazu, mich umständlich und verwirrend auszudrücken.”
Sie erkannte sofort, dass ihr gegenüber gerne das Thema wechseln wollte, und ging auf seine Frage ein. “Wo Krieg ist, ist der Freischärler oder anderes Gesindel nicht weit." “Man muss jederzeit mit Plünderungen, Brandschatzen, Raub und Mord rechnen.” "Ich kann dir sagen, man war seines Lebens nicht mehr sicher.”
Rivana sprach dies mit tiefem Schmerz in ihren Augen, während sie Harl ansah, mit dem letzten Satz, der mehr gehaucht als gesprochen war, wandte sie sich wieder dem Fresko zu.
Ihr Blick verlor sich darin. Sie wirkte müde und kleiner als noch vor ein paar Augenblicken.
Plötzlich straffte sich ihr Körper und sie wirkte, als würde sie augenblicklich wieder vor Energie nur so strotzen.

[Harl]

Harl schien eher noch mehr verwirrt zu werden. Er runzelte etwas die Stirn, starrte sie an. Konzentriert legte er den Kopf etwas auf die Seite wie einer, der lauscht und nicht ganz sicher ist, was er da hört. Ihr Zusammensacken und Wiederaufrichten schien ihn zu verblüffen.

"Dort war ...Krieg unter Menschen", reimte er sich halb fragend zusammen. "Und anstatt Blut zu ernten und zu trinken bist du dort fort?" Er schien wirklich nicht zu verstehen.
"Hier aber ist Krieg in der Nacht. Unter unsereins. Doch das fürchtest du nicht?"

[Rivana]

Rivana war sich nicht ganz sicher, wie sie Harl`s fragenden Gesichtsausdruck deuten sollte
Als Harl fragte ob der Krieg nur unter Menschen war, schüttelte sie entschieden den Kopf:
Keineswegs war der Krieg nur unter Menschen, auch die unsrigen waren involviert.
was dem Ganzen in Sachen Gewalt auf eine höhere und brutalere Stufe anhob.
Sie töteten die unsrigen und diese töteten die Ihren, und von Tag zu Tag nahm die Gewalt zu. Rivana hob abwehrend die Hand. Es ist zu komplex, um das alles zu erläutern.

[Harl]

Harl starrte einen Augenblick in die Richtung dieser erhobenen Hand. Hatte er die Bewegung gesehen? Den Luftzug gespürt? Er nickte vage.

“Nhh. Ja, Krieg”, meinte er dann langsam. “Hier ist… er auch in der Luft. Darum frage ich. Darum überlege ich selbst, was ich tue”, erklärte er dann langsam.

[Rivana]

Rivanas Blick wurde ein Starren, so als ob sie versuche, die Leere mit ihrem Blick zu fixieren.
"Hmm ja, Krieg… überall ist Krieg, es scheint als würde die Welt brennen.”
Murmelte sie leiser, dennoch hörbar.
Dann holte sie sich selbst aus der Trance und wandte sich Harl zu.
"Nun, was gedenkt ihr denn zu tun? Die Entscheidung kann euch leider keiner abnehmen."