[1087] Die stille Welt der Erinnerungen [Rivana, Gris]

[November '23]
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Rivana
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[1087] Die stille Welt der Erinnerungen [Rivana, Gris]

Beitrag von Rivana »

In dieser Nacht senkte sich ein dichter Nebel über den Friedhof, seine sanften Schleier umhüllten die alten Grabsteine und verlieh dem Ganzen eine geheimnisvolle Atmosphäre.
Der kalte Wind streicht leise zwischen den Gräbern hindurch, erzeugt ein leises Flüstern zwischen den Ästen der Bäume und trägt eine Ahnung der Kälte des bevorstehenden Winters.
Wolken ziehen schwer und tief über den nächtlichen Himmel, verbergen immer wieder den bleichen Mond, der ein silbriges Licht durch die Nebelschwaden wirft und die Grabsteine in ein schauriges, aber zugleich auch faszinierendes Licht taucht.
Jeder Schritt von Rivana hallt leise wieder, während die Schuhe auf dem Kiesweg oder dem weichen Boden zwischen den Grabsteinen knirschen. Es scheint so, dass das Knirschen unter den Sohlen von der Stille der Nacht verschluckt wird.
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Gris de Galard
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Re: [1087] Die stille Welt der Erinnerungen [Rivana, Gris]

Beitrag von Gris de Galard »

Es gab so viele Geschichten über Friedhöfe und das Grauen, das dort lauerte. Kind, geh nicht auf den Friedhof. Kind, die Geister. Kind, stör nicht die Ruhe der Toten. Gris verzog im Dunkeln sein Gesicht zu einem hässlichen Grinsen, das ihm so gar nicht zu Gesicht stehen wollte. Ein Toter, der die Ruhe der Toten störte. Ob die Amme, die ihm mit ihren Warnungen in den Ohren gelegen hatte, sich das wohl hätte träumen lassen: Ihr kleiner Gris mit der Knubbelnase, ein Monster auf dem Friedhof...
Nun gut, wenigstens war das Monster nicht auf der Jagd nach den Seelen braver Christenmenschen... Nein, dieses Monster hatte dafür gesorgt, dass ein braver Christ morgen in Ehren unter die Erde kommen würde und hatte mit einem Priester über seine Wehwehchen geplaudert. Und jetzt wollte das Monster noch eine angenehme Nacht verleben.

So schritt der junge Mann zwischen den Gräbern umher. Auch wenn das adrette Aussehen nicht ganz an diesen Ort passen wollte, schien er doch wie jemand, der wusste, wie man sich an einem Ort wie diesem bewegte. Seine Schritte waren schnell und leicht. Im Gewirr aus Gräbern schien er sich nicht lange orientieren zu müssen. Er fand seinen Weg. Und das ohne auch nur eine Bewegung machen zu müssen, die den heiligen Ort zu entweihen drohen würde. Er bewegte sich mit jener Routine, mit der sich ein Kapitän auf seinem Schiff oder ein Priester während der Messe bewegte.

Doch da war etwas. Ein Knirschen. Nur leise und doch störte es die Routine. Gris blieb stehen. Er ließ den Blick über die Gräber schweifen. Sicher, Friedhöfe waren sichere Orte für Diebe und andere Taugenichts. Gleich ob hier oder anderswo. Doch für gewöhnlich hatte er ein Talent, solchem Gesindel aus dem Weg zu gehen, wenn er es denn wollte.
So baute er sich zwischen den Kreuzen auf und erhob die Stimme. "Seid gegrüßt, Fremder.", sprach er in die Nacht hinein. Seine Stimme war hörbar, aber nicht übermäßig laut - und vor allem lag statt eines erwartbaren Zitterns die Gelassenheit eines Mannes, der keine Sorge davor hatte, was kommen würde. In seiner Erfahrung war es gut, keine Angst und sich vor allem selbstbewusst zu zeigen. Zumal er vor ein paar bitterarmen Sterblichen nun wirklich keine Angst hatte.
"Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben." - Paulus von Tarsus, Römerbrief 5,12
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Rivana
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Re: [1087] Die stille Welt der Erinnerungen [Rivana, Gris]

Beitrag von Rivana »

"Seid ebenfalls gegrüßt." antwortete Rivana und ließ ihren Blick durch den Friedhof streifen, auf der Suche, woher diese Stimme kam.
“Wenn ich neugierig sein darf?” Rivana machte eine kurze Pause
"Warum findet ein junger Mann allein mitten in der Nacht seinen Weg auf einen Friedhof?” fragend blieb ihr Blick auf seiner Gestalt ruhen, die mitten zwischen den Kreuzen stand. Während sie das sagte, rückte sie ihre Maske zurecht. Und trat ein paar Schritte näher heran.
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Gris de Galard
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Re: [1087] Die stille Welt der Erinnerungen [Rivana, Gris]

Beitrag von Gris de Galard »

Gris sah sich um. Gerne wäre er stehen geblieben, um zu demonstrieren, dass er sich wahrlich vor nichts fürchtete, doch die Bestie in ihm wollte sehen, wer sich näherte. Nicht um wegzulaufen, sondern um zu wissen, worauf man sich stürzen würde. Und so drehte er sich auf der Stelle in die Richtung, aus der die unerwartet angenehme Stimme kam.

Sein Lächeln, dieses Mal kein warmes, sondern das eines Mannes, den man des Nächtens auf einem Friedhof ertappt hatte, durchschnitt die Nacht, während er die Gestalt mit der Maske suchte. Im Mondschein schien es beinahe das Lächeln eines Jägers zu sein. "Wer weiß... vielleicht bin ich ein trauernder Vater, der sich nach seiner Familie verzehrt...", raunte er in die Nacht und machte einen Schritt vor. "Vielleicht bin ich auch ein Räuber, der seine Beute hier versteckt..."
"Aber ich könnte euch daselbe fragen, Mademoiselle." Noch ein Schritt nach vorne. "Also wollt ihr raten, wer ich bin? Dann rate ich auch."
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Rivana
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Re: [1087] Die stille Welt der Erinnerungen [Rivana, Gris]

Beitrag von Rivana »

"Ah, die Nacht birgt so viele Geheimnisse, nicht wahr? Rivana lächelte unter ihrer Maske und hielt einen Moment inne
"Es ist faszinierend, welche Geschichten sie umhüllt. Doch wer wir sind, bleibt oft ein Rätsel, selbst für uns selbst." ihr Kopf erhob sich um den Nachthimmel zu betrachten und wandte sich einen Moment später wieder zu der Gestalt hin
"Ich könnte ein Wanderer sein, der nach Abenteuern sucht, oder auch nur ein neugieriger Geist, der die Dunkelheit erforscht."
"Doch vielleicht ist es spannender, wenn das Mysterium erhalten bleibt. Ich werde raten, wenn ihr es wollt, doch die wahre Identität könnte mehr Spaß machen, wenn sie ein Geheimnis bleibt."
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Gris de Galard
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Re: [1087] Die stille Welt der Erinnerungen [Rivana, Gris]

Beitrag von Gris de Galard »

Das Lachen des Fremden drang durch die Nacht. Warm und rau. Das Lachen eines Hasardeurs, der sich würde treiben lassen.
Eine Rätselnacht auf dem Friedhof klang genau wie das, was er gesucht hatte. Auch wenn er erst zwischen den nebelverhangenen Kreuzen und während dem Schrei eines Käuzchens begriff, das dem so war.

"Ich bin gerne das Mysterium eurer Nacht, wenn ihr denn meines seid." Gelassen trat er noch ein wenig nieder. Der Kies knirschte unter seinen Schuhen. Diesmal fehlte die Routine, dafür klang es nun wie der Beginn eines Tanzes.
Im Augenblick schien es, als bräuchte er sich nicht zu sorgen - und die Gestalt sich nicht vor ihm. Fürs Erste.

"Sind ein Wanderer auf der Suche nach Abenteuern und ein neugieriger Geist, der die Dunkelheit erforscht, nicht am Ende der Nacht dasselbe?", wollte er wissen und sah neugierig in Richtung der Maske. "Beide lassen sich fallen und hoffen, dass sie nicht ganz verloren sind."
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Rivana
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Re: [1087] Die stille Welt der Erinnerungen [Rivana, Gris]

Beitrag von Rivana »

Rivana schwieg einen Moment lang, während der Nebel um sie herum zu wirbeln schien.
Schließlich antwortete sie mit einer Stimme, die gleichzeitig sanft und geheimnisvoll klang:
"In der Dunkelheit finden wir oft das, wonach wir suchen, auch wenn wir nicht immer verstehen, wonach wir suchen." "Ein Wanderer und ein neugieriger Geist mögen dasselbe Ziel haben, aber ihre Reisen können unterschiedliche Pfade einschlagen." "Der Wanderer sucht vielleicht nach physischen Abenteuern, während der neugierige Geist nach den Geheimnissen der Nacht strebt."
Sie trat langsam näher, der Kies knirschte unter ihren eigenen leisen Schritten. "Aber ja, beide hoffen darauf, nicht ganz verloren zu sein. Denn manchmal offenbart uns die Nacht mehr über uns selbst, als wir je zu wissen glaubten." Ihre Worte hallten in der Dunkelheit wider.
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Gris de Galard
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Re: [1087] Die stille Welt der Erinnerungen [Rivana, Gris]

Beitrag von Gris de Galard »

Wer auch immer diese Frau war, sie sprach in Rätseln. Gris hatte derlei bei seinen Partnerinnen immer ein wenig enervierend gefunden, doch hier auf dem Friedhof amüsierte es den Ventrue auf eine Weise, die man vielleicht am ehesten mit Abenteuerlust beschreiben konnte.
Er zuckte nicht vor der näherkommenden Gestalt zurück. Sein Blick lag dort auf der Maske, wo die Augen hätten sein müssen. "Dann sagt, werte Fremde", wollte er wissen. "Was offenbart euch diese Nacht über euch?"
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Rivana
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Re: [1087] Die stille Welt der Erinnerungen [Rivana, Gris]

Beitrag von Rivana »

"Diese Nacht enthüllt mir die Schleier meines eigenen Schattens, der in den dunklen Ecken meiner Seele ruht.” “Sie lehrt mich Geduld und die Kunst des Wartens, während sich das Leben in unvorhersehbaren Bahnen entfaltet." “Die Kälte des Windes und die Stille des Friedhofs spiegeln die Ruhe und Gelassenheit wider, die ich in mir trage, selbst inmitten der stürmischsten Zeiten." "Diese Nacht zeigt mir, dass die Tiefe meiner Existenz sich in den leisen Momenten offenbart und in der Stille der Dunkelheit ihre wahre Pracht enthüllt."

Ihre Augen schienen nicht direkt auf Gris gerichtet zu sein, sondern schweiften vielmehr über den Friedhof, als ob sie nach verborgenen Botschaften in den Schatten und Lichtern suchten.
“Was offenbart sie euch in dieser Stunde, oh Wanderer zwischen den Welten?"

Während sie sprach bewegt sie sich leise und behutsam zwischen den Gräbern hindurch, als ob sie im Einklang mit der Stille des Ortes agiert. Jeder Schritt ist bewusst gesetzt, um die Ruhe und den Respekt für die Ruhestätten zu bewahren.
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Gris de Galard
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Re: [1087] Die stille Welt der Erinnerungen [Rivana, Gris]

Beitrag von Gris de Galard »

"Es klingt als wärt ihr eine Gelehrte.", attestierte Gris und beobachtete die Gestalt weiter. Die Art, wie sie ihre Schritte setzte, beeindruckte ihn. Schien doch der seinen sehr ähnlich. Freie Bewegung an einem Ort, an dem die meisten sich fürchteten, - ohne auch nur eines der Gräber durch mangelnde Vorsicht zu entweihen.

Ihre Frage trieb ihn dazu, sich nachdenklich über die Lippen zu lecken, ehe er bedauernd den Kopf schüttelte. "Ich fürchte, ich bin kein guter Lauscher in der Nacht." Sein Lächeln flammte durch die Dunkelheit. "Vielleicht wollt ihr mir sagen, was die Nacht euch über mich zuraunt."
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