[1087] Anderswo ist's immer schöner [Carina, Gris]

[November '23]
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Gris de Galard
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[1087] Anderswo ist's immer schöner [Carina, Gris]

Beitrag von Gris de Galard »

Kaum war es einmal schön gewesen, schon zeigte sich Genua wieder von seiner harten Seite. Der Wind pfiff durch die Gassen und in seinen eisigen Fingern, die in Haut und Knochen zu dringen versuchten, trug er Schnee mit sich. Kein schöner, romantischer Schnee. Die Flocken waren riesig, beinahe grau und nass, malten unsichtbare, aber eisige Male auf die Haut, in die der Wind dann noch besser beißen würde.
Selbst wenn man schon tot war, reichte es doch, um sich nach einigen Augenblicken hundeelend zu fühlen. So hatte Gris sich in seinen Umhang gewickelt und auch wenn der dichte, dunkle Stoff besser wärmte als das, was die meisten trugen, fluchte er leise vor sich hin: "Allez à Gênes, disaient-ils. Il y a du soleil, de la mer et de belles femmes..." Missgelaunt stieß er mit einem unnötigen Luftstoß eine der Flocken weg und schimpfte nicht besonders herrschaftlich weiter: "Mets-toi le soleil génois dans le cul!"

Während er sich selbst bedauerte, trugen seine Schritte ihn durch die Gassen der nicht mehr ganz so fremden Stadt ohne besonders darauf zu achten, wohin er ging. Den Weg zum Elysium würde er auch so finden und in diesem Hundewetter war ohnehin niemand auf den Straßen.
"Darum, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben." - Paulus von Tarsus, Römerbrief 5,12
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Carina
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Re: [1087] Anderswo ist's immer schöner [Carina, Gris]

Beitrag von Carina »

Schnee war ihr wohl versprochen worden Schön und Hell sollte er sein und in der Luft tanzen, fast wie Feen. Das hatte Chayim ihr erzählt. Genau dann sollte sie an ihn denken. Aber nichts da. Kaum schüttelte man sich keine 10 Schritte sammelte sich der Matsch zu schweren Klumpen auf der Kleidung. Dazu ständig die Kaputze halten, sonst versuchte der Wind sie mit sich zu reißen.
Doch gerade dieser Wind tug tatsächlich ein Stimmchen mit sich. Es war kaum zu verstehen, wurde aber mit jedem Schritt kräftiger. Tatsächlich da schimpfte einer vor sich hin. Kein Wunder. Warscheinlich gestolpert in diesem Morast. Mit forschen schritten bog Carina um die nächste Ecke. Der Wind bließ hier noch heftiger. Tatsächlich da kämpfte sich eine Person die Gasse entlang. Wenigsten etwas Leben in dieser Gottverlassenen Stadt. Selbst die Katzen und Hunde zogen es vor sich in ihre Winkel zurück zu ziehn und doch musste wohl diese Arme Seele noch Erledigungen betreiben. Ein weiteres mal zog Carina ihre Kaputze tiefer ins gesicht und schloss mit gesenktem Kopf auf.
Ein kurzes Rauspern, dann mit ihrer schönsten Stimme, fast klang es wie eine Gewürgte Sau "Immer schön aufpassen! Wollen ja nicht dass der Mantel von diesem Dreck Flecken bekommt." Dabei wies sie mit der freien Hand auf einen besondes ...Wohlgefärbten Häufchen Elend. Einen kurzen Moment schiehnen ihre noch Blau und Grünen Knöchel unter den Bandagen hindurch. "Wär ja schade um den guten Stoff. Wo gehts`n hin, hmm?"
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Gris de Galard
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Re: [1087] Anderswo ist's immer schöner [Carina, Gris]

Beitrag von Gris de Galard »

Die Stimme passte zu diesem Dreckswetter. Unangenehm, dreckig und so, dass man es nicht so schnell wieder erleben wollte. Vielleicht hätte er sich in einem anderen Moment freundlich oder gar milde gezeigt, doch heute fühlte er sich ebenso schroff wie der Schnee, zu Eismatsch getretene Schnee. So zog er eine Grimasse und sah sich die Gestalt vor sich an. Vielleicht wäre er in der Laune gewesen, eine arme, verlorene Seele einzuschüchtern, doch da war etwas, das ihm ins Auge sprang*: Diese Bandagen, die das Hutzelmännchen trug. Etwas schimmerte hindurch. Blau? Und Grün?

Wer auch immer sich hier Gedanken um seinen Mantel machte, besaß entweder die Haut eines Ertrunkenen, den man lange in einem See vergessen hatte, oder aber diese Gestalt teilte mächtig aus.
So blieb es bei dem Ansatz eines Zähnefletschens, das zu einer noch hässlicheren Grimasse auf dem sonst so ansehnlichen Gesicht wurde. Dann schnaubte er hörbar. "Besten Dank für euer Mitgefühl für meinen Mantel.", gab er zurück und betrachtete den Dreckhaufen, auf den das Männchen deutete, ehe er es kritisch musterte. "Ich geh ins Trockene und Warme. Und ihr? Macht ihr einen schönen Schneespaziergang oder seid ihr die neue Wache?"

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* Wahrnehmung + Aufmerksamkeit (Aufblitzen der Blau und Grünen Knöcheln sehen): @♔ Gris (Vroni) I rolled 5d10 for you which resulted in 36. Results: 5 4 10 7 10. https://discord.com/channels/2237253770 ... 8247432325
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Carina
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Re: [1087] Anderswo ist's immer schöner [Carina, Gris]

Beitrag von Carina »

Die Grimasse stand dem gegenüber garnicht. Einen Moment dachte Carina darüber nach deswegen diesen Wanderer sobalt sich die Möglichkeit bot in den Nächsten unbeobachteten Winkel zu zerren. Vieleicht hätte etwas Warmes diese Nacht etwas erträglicher gemacht. Doch da war etwas und es reflektierte das wenige Licht, dass noch auf die Staßen viel. Ein Zahn. Na, wer hätte das gedacht. Ein anderes Kind des Kains. Natürlich sonst würde sicher niemand sich doch niemand hier herumteiben, nicht heute. Dann war dieser hier warscheinlich auch auf dem Weg ins Elysium. Bis dahin konnte man sicher gemeinsam den Weg beschreiten.

"Ein Schneespaziergang, das wär was schönes, nich? Dann zurück ans Feuer und ein paar gute Gaunergeschichten. Da wird einem fast warm ums Herz." Einen kurzen Moment sah es so aus, als hänge Carina diesem Gedanken und dem Geruch ein paar flackernder Scheite nach. Dann ein Kurzer Ruck und sie richtete sich etwas weiter auf. Den Kopf noch immer nach vorne geneigt, erwiederte die eingehüllte: "Eine Wache, das bin ich nich, und das is auch gut so. Ja, wer weiß, vieleicht liegt zwei Ecken weiter einer. Mit ner seltsamen Beule im Helm. Da wär was los. Und eine Stelle frei." Sie konnte es nicht hinunterschlucken und so drang ein Kurzes Lachen unter dem Überwurf hervor. "Siehst aber auch nich gut aus. Fast wie von den Toten wieder gekomen. Dann hättn wir wenigstens was gemeinsam. Na, was meint ...Ihr? Machen wir gemeinsam einen Spaziergang, dann sin wir wenigstens nich allein. Wie heißt er denn?"
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Gris de Galard
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Re: [1087] Anderswo ist's immer schöner [Carina, Gris]

Beitrag von Gris de Galard »

Der Fremde lachte wie jemand, der sich nicht ganz sicher war, was er von all dem halten mochte. Wie jemand, der fest entschlossen gewesen war, alles anzuraunzen, was sich ihm in den Weg stellte, und der langsam vielleicht etwas Wärme im toten Herzen entdeckte.
"Ihr kennt also gute Gaunergeschichten?", wollte er irgendwo zwischen Neugier und Amüsement wissen. Die Androhung der Gestalt, sich an einer Stadtwache zu vergreifen, nahm Gris aber recht gelassen hin für jemanden, der aussah, als würde er sich sonst liebend gern hinter den Wachen vor dem Pöbel verstecken. Er legte den Kopf schief, schien die Möglichkeit nachzudenken, ehe er nickte und die Schultern zuckte. "Der Lauf der Welt...", attestierte er dann und schmunzelte über ihr Lachen.

"Tja, und das mit dem Aussehen ist wohl der Lauf des Lebens", erwiderte er und sah sich diese Gestalt an, die da vor ihm stand und andeutete, dass sie etwas gemeinsam hatten. Wie faszinierend.
So nickte er schließlich und vergrub die Hände unter dem Umhang. "Dann lasst uns doch spazieren und uns später wärmen. Vielleicht habt ihr ja eine gute Gaunergeschichte - und vielleicht habe ich dann auch eine." Er lächelte im Schneegestöber. "Ich bin Gris de Galard, Sohn des Marquis de Clermont-Tonere. Und mit wem habe ich die Freude?"
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Carina
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Re: [1087] Anderswo ist's immer schöner [Carina, Gris]

Beitrag von Carina »

"Oh, einer mit Adligem Blut," Mit aufgesetzter Dramatik vollführte sie einen Knicks, "Da muss ich mir ja fast auch noch was ausdenken." Kurz blieb Carina stehen, den Blick auf das Flackernde Licht aus einem der Fenster gerichtet. Unter der Kaputze zog sich nun auch ein Lächel über ihre Wangen. Es wirkte, als ob sie die Vorstellung des Gegenübers nachahmte. "Ich bin Carina die Hübsche, und der Stolz meiner Mutter.“ Dabei lachte sie kurz und hob den Kopf in den Nachen. „So hat mich aber schon lang keiner mehr genannt. Alles, was da jetzt übrigbleibt ist wohl Carina. Ja, das gefällt mir. Ich bin Carina."
Kurz stampfte die Ummantelte auf. Ein Schneekruste brach von ihren Schuhen ab. Wenn der Wirklich vom Adel oder sogar ein Hochgeborener der Nacht war, dann war es ein Wunder, dass er überhaupt mir ihr sprach. So etwas hatte sie bisher noch nicht erlebt. Dann würde sich es sicher eine wunderbare Geschichte im Austausch für ihre geben.
Dann trat Carina etwas Näher an diesen Gris heran. Sicher musste jetzt ihr schwerer Geruch auch für ihn Wahrnehmbar sein. „Eine Gaunergeschichte. Die wirste jetz aber bekommen. Kurz nach dem ich mitm Räubern angefangen hab sin ich und mein Bruder bei irgendeinem Bonzen bei uns eingestiegen. Am Anfang ham wir das alles noch nur als Mutprobe gesehen. Also sin wir an der Hauswand hoch. Fast zwei Stöcke. Da hat der doch tatsächlich nur Leinen drüber gespannt“ Je mehr sie erzählte, desto mehr gefallen fand sie am Erzählen. „Auf alle Fälle is Genio hoch, ich hinterher. Oben ham wirs aufgeschlitzt und durch. Dann warn wir drin. Das ham wir nicht schlecht gestaunt. So was hattn wir noch nie gesehn. Fein hergerichtet und gut hats gerochen. Auf alle Fälle ham wir dann losgelegt. Uns das, was gut ausgesehn hat, das ham wir uns eingesteckt. Gut ist es gegangen und wirklich schöne Sachen ham wir gefunden.“ Sie führte ihre Hand zum Bauch und Kratzte sich ausgiebig.
Dann hat sich Genio aber einen Leuchter zu viel in den Hosenbund gesteckt. Beide ham wir ihn in Zeitlupe fallen gesehn. Dann ist es auf den Boden gekracht. Wir sin beide wie vom Blitz getroffen stehn geblieben. Und auf einmal ist so ein Fetter im Raum gestanden mit einem Riesenmesser. Da konntn wir uns wieder bewegen und durchs Haus gestürzt. Zurück, nur zurück zum Fenster. Kurz bevor ich durch die Leinen durchschlüpfen konnte, hab ich einen Satz nach hinten genommen. Vor meinem Schädel is das Messer an mir vorbeigeflogen.“ Blitz schnell lies Carina ihre Hand an ihrem Gesicht vorbei schießen. „Genauso und da blieb es in der Wand stecken. Da hat wohl der Herrgott auf mich geschaut. Da bin ich dann durch das Fenster und hinunter. Unten ham wir dann die Beine in die Hand genommen. Dabei is uns natürlich alles aus den Kleidern gefalln. Nur einen Ring ham wir wie durch ein Wunder behallten. Seit dem war genau dieser unser beider Trophäe.
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Gris de Galard
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Re: [1087] Anderswo ist's immer schöner [Carina, Gris]

Beitrag von Gris de Galard »

Der Adelige erwiderte den Knicks mit einer scheinbar formvollendeten Verneigung. Beinahe hätte man sie sich in einen Ball versetzt vorstellen können, aber eben nur beinahe. "Solltet ihr einmal ein wenig Inspiration bei einem Adelstitel brauchen, stehe ich euch gerne zur Verfügung, Carina.", schmunzelte er als wäre es so einfach. Als ginge es dabei nicht um Blut oder Geburt.

Wenn er den Geruch des deformierten Wesens wahrnahm, so schaffte er es in jedem Fall, keine Miene zu verziehen. Ja, Gris kam sogar ein wenig näher, als sie ihre Geschichte erzählte.
Er war ein guter Zuhörer. Unverschämt gut. Es schien ihn nicht zu stören, dass er hier genauso der beraubte hätte sein können. Auch war er offenbar kaum zimperlich, was ihre Beschreibungen oder die ungehobelte Sprache anging. Man konnte ihm diese Gaunergeschichte erzählen und sich fühlen, als wäre er einer, der ihrem Gewerbe ebenso nachging wie sie selbst. Lachte an den richtigen Stellen und zeigte dort Verständnis, wo es angemessen war.

"Da hat der Herrgott und alle Heiligen auf euch aufgepasst.", attestierte er und klopfte ihr auf den Rücken wie man es bei einem Saufkumpanen getan hätte, der eine fantastische Geschichte zum Besten gegeben hatte. "Und ich hoffe, sie tun es weiter, damit ihr mehr Pfeffersäcke ausnehmen könnt und tausend gute Geschichten erzählen könnt." Wenn man es wollte, konnte man vergessen, dass er einer von denen war, von denen er sich gewünscht hatte, sie möge mehr davon ausrauben.
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Seresa
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Re: [1087] Anderswo ist's immer schöner [Carina, Gris]

Beitrag von Seresa »



Zusammenfassung:

Gris und Carina begegneten sich durch Zufall in den schneeigen Gassen Genuas, wo sich ihre Wege erneut trennten.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
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