[1087] Wenn im Süden... [Gabriel, Noureddine (SL)]

Wenn die Sonne hinter das Appenningebirge sinkt, kriechen die Verdammten aus ihren Löchern. Dies sind ihre Geschichten.
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Gabriel Ducas
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Re: [1087] Wenn im Süden... [Gabriel, Noureddine (SL)]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Gabriel lauschte den Worten seiner Mentorin aufmerksam, während der Glitzerstaub der zerbrochenen Kristallkugel langsam zu Boden sank. Ihre Worte schienen wie ein sanfter Gesang, der durch die Werkstatt hallte und tiefe Gedanken in ihm weckte. Noureddines Weisheit durchdrang die Dunkelheit seines Inneren und schuf einen zarten Lichtschein, der den Weg durch den Nebel der Unsicherheit wies. Als sie ihn als ihren Schüler bezeichnete und die Kraft seiner Fehler betonte, konnte Gabriel nicht umhin, ihre Worte zu reflektieren. Die Kunst der Selbstreflexion schien ein weiterer Schlüssel zu sein, den er in diesem Moment von seiner Lehrmeisterin erhielt. Seine Fehltritte wurden zu Lehren, und er musste lernen, sie anzunehmen und in sein Wachstum zu integrieren.

„Das Gewicht meiner Entscheidungen ist der Lehrling, um den ich nie gebeten habe, aber dennoch in meinen Händen halte. Dein Wort 'mentor' trägt mehr als nur eine Rolle; es ist ein Erbe von Verantwortung und Weisheit, das du teilst. Meinst du, dass jeder Fehler, den ich mache, nicht nur mein eigener, sondern auch der deiner Lehren ist?“ Gabriel's Stimme trug eine Mischung aus Respekt, Nachdenklichkeit und Trauer. Er wollte sie nicht enttäuschen. Das wollte er nie. Wie auch immer sie zueinander gefunden hatten, ihr Wort war ihm Leitstern. Ihre Worte über die Akzeptanz von Fehlern und das Durchschreiten dunkler Täler drangen tief in sein Inneres. „Das Dunkel, das du beschreibst, ist oft einschüchternd. Doch du sprichst von einem notwendigen Weg, um zu begreifen und zu wachsen. Es ist schwer, diese Worte vollständig zu erfassen, aber ich bin gewillt, die Herausforderung anzunehmen, Mu'allima.“ Die Frage nach der Bedeutung der Anerkennung des Lydiadas und der Wertigkeit der Aurore ließ Gabriel nachdenklich werden. „Vielleicht suche ich nicht nur nach Anerkennung, sondern nach einem Beweis für meine Überwindung, für meine Ausdauer. Diese Werte sind wie Wegmarken, die mir zeigen, dass ich auf dem richtigen Pfad bin. Der Glanz des Edelsteins spiegelt nicht nur das Licht von außen, sondern auch das innere Leuchten wider, das durch meine Taten entsteht.“ Gabriel blickte zu seiner Mentorin. „Ich habe die Dunkelheit erlebt, aber vielleicht ist es an der Zeit, mein eigenes Licht zu entdecken. Deine Worte sind ein Anstoß, dies zu erkunden und die Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen.“

Danach betrachtete Gabriel die Überreste des zerbrochenen Kristallglases in Noureddines Hand und sinnierte über die Frage nach der Bedeutung von Lydiadas' Anerkennung und warum die Zustimmung Aurores so wichtig sei. Einen Augenblick verharrte der junge Brujah in nachdenklichem Schweigen. Dann begann er bedacht zu antworten: „Genua ist wie die Entfaltung eines Mosaiks vor meinen Augen. Man sagt, man müsse eine Seite wählen, sonst befinde man sich in Gefahr. Seit meiner Ankunft versuche ich trotz dieser Gefahr, nicht zwischen den einzelnen Mosaiksteinen zu wählen. Doch wie kann ein Neugeborener vollständig wirken, ohne die Anerkennung der Ältesten? Was bedeutet es zu gewinnen, wenn der eine mich, im Namen der anderen, dem Tod aussetzt? Für Aurore und Lydiadas zu wirken, scheint keinen wirklichen Unterschied zu machen.“ Er senkte erneut den Kopf und hätte vermutlich geseufzt, bevor er mit Trauer in der Stimme ergänzte „Die Fehler haben mich gelehrt, dass ich Aurores Anerkennung nicht bekommen kann. Ich wollte es nicht unversucht lassen, denn sie sagte, ich solle aufbauen, was jene, die vor mir kamen, mir in Trümmern hinterlassen haben. Doch ich sehe nun, dass dies fruchtlos ist. Ich kann keine Brücke über ihre Missachtung bauen, doch gewinne ich auch nicht, indem ich eine Schuld abtrage. Er hat das Duell zwischen mir und ihrer Geißel angesetzt, und ich denke, er hat arrangiert, dass Salvador seinen abtrünnigen Gefolgsmann Benjamin vernichtet, nachdem dieser wider Erwarten nicht bereits bei der von Aurore aufgetragenen Blutjagd sein Ende fand. Nun hat sie den Neugeborenen Asim zum Meister von Agrigent oder dem Sänger geschickt, auf dass diese über Schuld und Unschuld, Widergutmachung oder Sühne der Banu Haquim am Blut der Gelehrten entscheiden. Es hat sich nichts geändert, und in Genua wird sich nichts ändern. Der Konflikt zwischen Lydiadas und Aurore wird auf dem Rücken anderer ausgetragen und mit deren Blut gezahlt.“

Mit ruhigen Bewegungen legte er einen Zeigefinger auf den Tisch. „Wofür brauche ich ihre Anerkennung?“ Trotzig hob er den Kopf und schüttelte selbigen. „Hier darf man nicht gegen den Willen der Ältesten bleiben und in Genua nicht gegen den Willen Aurores uneingeschränkt jagen. Ich dachte, ich brauche sie, um Wurzeln zu schlagen.“ Gabriel seufzte leise, bevor er fortfuhr „Doch eure Worte bringen mir Klarheit, Mu'allima. Vielleicht habe ich mich zu sehr darauf konzentriert, Anerkennung im Außen zu suchen, anstatt meine Wurzeln zu festigen und innerlich zu wachsen. Doch ich frage mich, kann ich in Genua wurzeln? Kann ich in Genua noch wachsen?“ Das Wirken ließ er absichtlich weg. Die Älteste wusste, dass er verstand, dass er nicht nur für die Kainiten wirkte, sondern auch für die Menschen. Aber sein persönliches Wachstum? Was gab es da in Genua? Er konnte genauso gehässig werden wie all die anderen Ancilla und Ahnen, konnte warten, bis auch er in diesem Spiel der beiden Ahnen seinen Kopf verlor. Das war nicht das, was er unter innerem Wachstum verstand. Was gab es in Genua zu gewinnen? Sicherheit? Wissen? Macht? Ansehen?
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I Tarocchi
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Re: [1087] Wenn im Süden... [Gabriel, Noureddine (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

“Welche andere Wahl willst du nehmen?”, sagte Noureddine amüsiert. “Du willst, dass Fürsten und Domänen dir etwas bieten wie Händler auf dem Bazaar, die ihre Stände anpreisen.” Sie wischte ihre Hände an einem Leinentuch ab und faltete sie, so dass sie in ihren weiten Ärmeln verschwanden.

“Doch aus deiner Heimat bist du fortgesandt worden. Du hast zwei Vasalleneide geschworen, die dich binden. Gehst du fort, dann wird jeder von uns wissen: Gabriel Ducas gehorcht nicht seinen Ältesten. Er bricht seine Eide. Und er war zu schwach, um es in einer aufblühenden Domäne zu machen.” Ihr Tonfall erinnerte eher an den eines arabischen Geschichtenerzählers als dass sie das Gerede von Höflingen nachahmte.

“Wohin sonst willst du fliehen? Denn fliehen müsstest du. In den Osten, wo Konstantinopels Stern zerbricht und Kriege wüten? In die griechischen Lande, wo jeder von deiner Schande wissen würde? Nördlich davon, wo der die Familie der Drachen und die neuen Emporkömmlinge des Blutes ihre Kriege um Fleisch und Blut führen und nichts weiter bist als frisches Fleisch? In den Norden Genuas, über die großen Alpenberge, wo deine Eidbrüche gewiss bekannt würden und wo die Könige von Hardestadts Linie herrschen? Oder lieber in die Reiche der Höfe der Liebe, in die Aurores Unwillen über deinen Verrat dir vorauseilen würde wie ein Schatten? Vielleicht willst du es in der See der Schatten versuchen, wo du dich jedoch bereits verschworen hast und noch dazu dein Schicksal in die Faust der Herrin von Donner und Blut, Sturm und Woge gelegt hast? Glaubst du, dass irgendein Fürst oder Seelord dich in seiner Domäne aufnehmen wird, wenn sie nach dir verlangt oder dir zürnt, weil du ihrem Wunsch nicht nachgekommen bist? Und zuletzt, die große Küste im Süden, wo die Wächterin von Carthagos Erbe noch größeren Einfluss hat?”

Noureddines Amusement war erloschen. “Du hast zu viel von dir verkauft, mein junger Schüler. Du hast zu wenig auf deine Ältesten und deine Lehrerin gehört. Und nun musst du die Lasten deiner eigenen Taten tragen. Anstatt dich in Hochmut zu hüllen, musst du dich in Demut üben. Genua erwartet deine Rückkehr. Du wirst dorthin zurückkehren. Du wirst deine Wurzeln vertiefen und du wirst wachsen.”
In den Worten der Gelehrten wurde nun die stählerne Strenge deutlich, die sie ebenso besaß wie ihren feinen Humor. Und noch etwas: Ein Anflug von …Irritation, noch kaum mehr als eine Gereiztheit.

“Du musst begreifen lernen, dass du keine klareren Worte oder Befehle erhalten wirst, denn dein Verstand ist ein offenes Buch für solche wie Aurore von Genua und die Ancilla, die sie an sich gebunden hat. Es hat gute Gründe, warum du mit einfachen Befehlen und vagen Worten nach Genua gesandt wurdest. Ein demütiger, gelehriger Schüler wäre ihnen einfach gefolgt.” Und jetzt blitzte da ein Funke Zorn in ihren goldbraunen Augen auf.

“Doch Gabriel Ducas wollte mehr. Und wohin hat ihn das geführt? Wie oft kann er noch Teile von sich verkaufen? Und wofür wird er das tun?”
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Gabriel Ducas
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Re: [1087] Wenn im Süden... [Gabriel, Noureddine (SL)]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Immer mehr sank Gabriel bei den Worten der Älteren in sich hinein. Er wusste ganz offensichtlich um die Ketten, die ihn banden und an ihm zerrten. Genuas Prinz. Der Prinz Nordsardiniens. Die Herrin von Donner und Blut, Sturm und Wogen. Die Schuld die er abzutragen hatte. Der aufblitzende Zorn Noureddines ließ ihn zusammenzucken. Wofür? Doch auch in ihm regte sich etwas. Rüttelte an dem Käfig. War es gerecht, was man ihm da vorwarf? Das er sich selbst verkauft hatte?

„Habe ich mich verkauft?“ antwortete er mit grollender Stimme, ließ den Blick dabei jedoch gesenkt, ballte allerdings die Faust bis seine Hand begann zu zittern. „Habe ich Aurore einen Eid geleistet um die Schuld zu tilgen? Meinen Stand zu festigen, meinem Lehensherren und Ältesten zu gehorchen und nützlicher zu sein?“ einen kurzen Moment schloss der junge Brujah die Augen und kämpfte den Impuls nieder mit seiner Faust auf den Tisch zu schlagen. Erinnerte sich an eine Geschichte, die die junge Gangrel ihm erzählt hatte und zählte innerlich bis fünfundzwanzig und hob dann den Kopf ein wenig, um mit ruhigerer Stimme fortzufahren.

„Wollten die Ältesten nicht, dass ich nach Genua gehe? Bin ich nicht dorthin und habe getan was notwendig war, um anzukommen? Meinen Stand zu festigen? Nützlicher zu sein? Halte ich nicht meine Eide und Ältesten in Ehren, in dem ich tat, was mein Lehensherr verlangte? Den Eid gegenüber Aurore ablegte auch um meinen Stand zu festigen, die Schuld zu tilgen und nützlicher zu sein? Trage ich nicht die Schuld ab, indem ich mich nützlicher mache? An seiner Seite reise, um den Augenblick abzupassen, an welchem das Schwert zu fallen droht? Erinnere ich mich somit nicht an die Schuld, die ihm gegenüber beglichen sein muss und stehe ihm bei? So wie es meine Ältesten von mir verlangen?“

Etwas ratlos sah sich Gabriel nun einen Augenblick in der Werkstatt um und spreizte etwas ratlos die Arme. „Habe ich mich verkauft? In Dummheit und Einfältigkeit. In dem Glauben zu tun was von mir verlangt wurde. Wollte ich mehr? In meinem eigenen Hochmut dachte ich, ich könnte Brücken bauen oder zumindest die Gräben nicht vertiefen. Was wollte ich mehr als deine Anerkennung? Was mehr als dem Willen der Ältesten gehorchen? Ich weiß das ich nirgends anders hin kann. Das hast du mir bereits letztes Mal klar gemacht. Daher frage ich nicht nach einem anderen Ort. Ich werde und muss in Genua bleiben. So wie es die Ältesten und meine Eide gebieten. Doch wie soll ein Baum wurzeln in gesalzener Erde? Wie gedeihen ohne Regen und im Schatten von Hass und Zwietracht?“ kraftlos sanken die Arme nun zu Boden. „Du fragst wofür Mu'allima? Das Urteil scheint gefällt. Der Schüler war nicht demütig und gelehrig…“ nun sah Gabriel noch einmal auf und seufzte „…sondern offenbar eine Enttäuschung.“
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I Tarocchi
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Re: [1087] Wenn im Süden... [Gabriel, Noureddine (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

"Genug." Ein einzelnes, leises Wort. Es war sacht wie eine umgeblätterte Pergamentseite.

"Halte mich nicht zum Narren, junger Schüler. Viele Jahre hast du andere Wege gesucht als den einfachen Gehorsam. Und selbst jetzt fällt es dir schwer, obwohl du dir beinahe alle übrigen Wege verschlossen hast."
Die alte Brujah stand still im bunten Chaos der Werkstatt. Ihr Lächeln war fein, doch Gabriels Worte vermochten nicht, ihre Ruhe zu durchbrechen.

“Dein Blut war ein Geschenk. Sage mir jetzt, ob du nicht würdig warst, es zu erhalten. Denn es kommt eine Zeit, in der du dort, wo du nun bist, gebraucht wirst. Das Stundenglas wurde umgelegt und der Sand verrinnt unaufhörlich. Ein Sturm steht bevor.”

“Deine Fehler sind keine Enttäuschung. Ich wusste, dass du sie machen würdest, denn du bist jung und arrogant.” Noureddines goldener Blick sprach davon, dass selbst ihre Geduld nicht ewig währte.
“Nie habe ich mehr von dir erwartet - ich bin keine Närrin. Doch auch nicht …weniger als dass du dein Potential erfüllst. Warum versuchst du, Lob und Schmeichelei von solchen wie der Weißen Prinzessin oder dem Blutjäger von Catania zu erhaschen. Was für ein unnützes Ziel um sich darauf zu verschwenden!”

“Erfülle deine Pflichten, die du so teuer bezahlt hast. Gebrauche sie und gewinne daran. Sammele Verbündete, Gefallen, Reichtümer. Folge diesem jungen Pfad, der der deine ist!”

“Bist du dein Blut nicht wert, Gabriel? Bist du am Ende wie alle einfachen Männer aus dem einfachen Volk, aus Handwerk und Arbeit, nur gemacht, um vom Wohlgefallen von Krone und Szepter zu leben?”
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Gabriel Ducas
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Re: [1087] Wenn im Süden... [Gabriel, Noureddine (SL)]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich strafte sich Gabriel. Den Kopf in Demut gesenkt, trat Gabriel vor seine Mentorin. Sein Blick, von Ehrfurcht durchdrungen, hob sich zu ihr, während seine Hände in einer respektvollen Geste vor seiner Brust ruhten. „Ihr habt Recht Mu'allima. Ich sollte mich nicht rechtfertigen, sondern Verantwortung übernehmen. Der Schüler wird die Worte annehmen, wie einen kostbaren Edelstein, welcher hell in der Dunkelheit des Unwissens leuchtet.“ Ein Hauch von Selbstkritik lag in seiner Stimme, begleitet von einem erneuten leichten Senken seines Hauptes. „Es war meine Entscheidung, Josef den Schwur zu leisten, und ich hätte wissen müssen, dass er mich zur Quelle seines Eides führt.“ Ein atemloser Seufzer durchzog die Luft, als sich der Oberkörper einen Moment aufrichtete und dann wieder zusammensank.

„Ich suchte die Fürsprache der Herrin von Donner und Blut, Sturm und Wogen, und nun muss ich den Preis dafür zahlen. Mir hätte klar sein müssen, dass weder Lydiadas noch Aurore dies gutheißen würden.“ Die Stimme des Jüngeren war fest, doch das leichte Knurren und die gepressten Kiefer vermittelten der Ahnin, dass er zwar verstanden hatte, aber die Selbsteinsicht dennoch, wie bittere Medizin schmeckte. Er lehnte diese Medizin nicht ab, konnte aber seine Fehler trotzdem nicht gutheißen.

„Mein eigener Stolz brachte mich dazu, die Anerkennung des Blutjägers und der weißen Prinzessin zu suchen. Der Verrat meiner Ideale und damit meiner selbst ist wohl die schwerste Bürde.“ erneut schloss er die Augen, zählte innerlich bis 25 und kämpfte den Impuls nieder, die Werkstatt kurz und klein schlagen zu wollen. Vermutlich wäre es sowieso ein kurzer Versuch gewesen. „Ich hatte einen Auftrag.“ Stellte Gabriel kurz und knapp fest, bevor er begann, diesen zu erfüllen und einen politischen Überblick über einige der Geschehnisse zu geben.

„Genuas sterbliche Seite wächst und gedeiht, und damit zeichnen sich Konflikte ab. Es entsteht ein Selbstbewusstsein in dieser Domäne und die Plünderung Mahdias wird wohl erst der Anfang sein. Doch wie steht es um Genua? Nun Savona erhebt Anspruch auf die Siedlung Votori, auf die auch Genua Ansprüche erhebt. Bei diplomatischen Verhandlungen in dem Ort vernichtete Benjamin, den blutgejagten Brimir vom Clan des Tieres. Dieser arbeitete wohl mit dem ebenfalls von Benjamin, mutmaßlich vernichteten Herold vom Clan der Drachen Toma zusammen. Nach offizieller Darstellung des Prinzen wurde Toma aufgrund der überschrittenen Anzahl Blutsdiener von Benjamin vernichtet. Die Vernichtung Brimirs wurde hingegen nicht einmal erwähnt.“ Nun senkte er etwas die Stimme und schien tatsächlich betroffener, als man es erwarten würde. „Benjamin selbst, der mit dem Blutjäger von Catania nach Genua zog, wurde, während er der roten Wut verfallen war, auf dem Hoftag von Salvador enthauptet. Aurore beauftragte daraufhin ihren Chronisten und neue Geißel Benedetto und den neuen genuesischen Botschafter zu Pisa Nubis, beide aus dem Clan des Todes, ihre Erkenntnisse zusammenzutragen und diese über den Neugeborenen Asim vom Blut der Banu Haquim, dem Meister von Agrigent, zur Verfügung zu stellen, auf dass dieser über Schuld, Unschuld, Wiedergutmachung oder Sühne der Banu Haquim am Blut der Gelehrten entscheiden kann. Sie sicherte dem Meister von Agrigent oder dem Sänger die vollständige Unterstützung der genuesischen Autoritäten zu.“ Langsam hob Gabriel den Kopf wieder. „Ich habe Asim, Kind des Febin, dabei unterstützt, verschiedene Perspektiven einzunehmen. Denn es war Liutprand, der zuerst die Waffe gegen Benjamin erhob. Liutprand, der Benjamin vermutlich das Amt gekostet hatte. Liutprand, der offiziell die Verantwortung für Salvador trägt und kurz zuvor zum genuesischen Botschafter in Mailand ernannt wurde.“ Es war offensichtlich, dass er es für eine Ungerechtigkeit hielt, dass die Worte Aurores die Verantwortung des Ventrue mit keiner Silbe erwähnten. „Auch wenn Salvador das Schwert geführt haben mag, so ist es doch Liutprand, der die Verantwortung für die Taten meines Clansbruders trägt und als Wandler der Via Regalis diese auch tragen sollte. Weitere Entwicklungen sind die Entsendung von Mnasons Kind als genuesischen Botschafter nach Ajaccio. Dieser fiel erneut unangenehm auf, und die Ancilla Drita vom Clan der Schatten scheint ein gehobenes Interesse daran zu haben, Adamo zu schaden. Mit dem Hofgelehrten Nicolo als genuesischem Botschafter zu Salerno und dem Kind des Prinzen als genuesischer Botschafterin wurden mehrere Neugeborene Amtsträger ihrer Ämter enthoben und in andere Domänen entsandt.“ Der Bericht Gabriels war ernst und pflichtbewusst, nur die Stimme machte hier und da deutlich, dass er zwar Salvadors Tat nicht gutheiße, Aurores Niedertracht aber ebenso verurteilte wie er Benjamins Vernichtung bedauerte. „Der Ancilla Ilario wurde durch seinen Ältesten in das Amt des Blutvogts manövriert, als er darum bat, die Aufsicht über die kirchenpolitischen Angelegenheiten übernehmen zu dürfen. Das kindliche Orakel wurde aufgrund des Verrats von Blutsgeheimnissen von ihren Ältesten aus dem Blut Malkavs ausgestoßen und hat dies nur überlebt, da Aurore sie unter ihren persönlichen Schutz gestellt hat. Nach der Entscheidung des Seneschalls wird meine Anklage und der damit verbundene Streit zwischen mir und der Geißel in einem Duell geklärt, welches vor dem nächsten Hoftag auch mittels Stellvertreter stattfinden wird.“ Die Faust ballte sich erneut, da er dies offenbar immer noch für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit hielt. „Zwar wurde Toma vorgeblich aufgrund der Überschreitung der Blutsdiener vernichtet, jedoch erachteten weder Aurore noch Lydiadas es als angemessen, Arash ebenso zu bestrafen, und dass, obwohl ich weitere Vergehen ebenfalls zur Anklage gebracht habe.“ Hier machte er eine kurze Pause und beobachtete die Ahnin - dies war sein Auftrag, ausgeführt in einfachem Gehorsam.
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I Tarocchi
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Re: [1087] Wenn im Süden... [Gabriel, Noureddine (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

Die Ahnin lächelte gelassen. Sie sah ihren jungen Schüler und seine geballte Faust doch anstatt ihn zu tadeln, öffnete sie die Hand für ihn, in einer weiten, ruhigen Geste.

"Es war nicht vergebens, wenn du nur gelernt hast", sagte sie. "Doch du musst wieder nach Genua zurückkehren. Dieses Mal bist du nur von dort fort, um dich tiefer zu verwurzeln. Um deine Taten und einen Sieg dorthin zu tragen, auch wenn sie dich nun wohl auch daran messen werden, dass du ein Krieger und Schwert für sie sein kannst." Sie schüttelte leicht den Kopf.
"Doch es mag gut sein, dass sie nicht vergessen, dass selbst die friedfertigsten unseres Blutes doch wissen, wann und wie sie kämpfen können."

"Doch nun musst du zurückkehren. Besiege diesen Arash durch deine Stärken, nicht in deinen Schwächen." Sie blinzelte dann einmal, in einer merkwürdig menschlich anmutenden Art bevor sie mit einem sachten Stirnrunzeln wieder in diese getragene Ruhe ihrer Haltung zurückkehrte.
"Die Via Regalis ist in Genua nicht ohne Macht. Wenn dir gelingt, sie als Stärke zu gebrauchen anstatt sie eine Schwäche sein zu lassen, mit der andere dich in deinen voreiligen Eiden binden, dann stehst du nicht allein. Mit deiner eigenen Stärke, mit dem Gewicht und Wert deines Wortes, mit der Klarheit deiner Taten kannst du mehr bewegen als ein blutgieriger Barbar ohne Sinn für Maß oder Sitte." Und da war die Kälte, die man Noureddine auch gern nachsagte: Nichts als berechnende, verächtliche Kälte für den Gangrel, der sich gegen ihren Schüler gewendet hatte.

"Und das wird der richtige Beginn der nächsten Sache sein, der du dich widmen wirst. Viel hast du mir berichtet und deine Nachrichten und die anderer wurden ausgetauscht. Der Wert deiner Worte und der anderer wurde bemessen und gewogen. Ein Konzil der Via Regalis steht bevor. Dort wird sich diese Lehre ihrer Stärke und die Stärke der Haltung ihrer Wandler zeigen. Wir mögen noch nur wenige sein in dieser See der Schatten, doch für ein Konzil kommen alle Reiche zusammen, die all jene Worte für wert genug befinden, dass daraus ein Urteil erwachsen kann."

Noureddines im Kerzenlicht so goldener Blick wirkte beinahe mitleidig für Gabriel. "Ich muss dir nicht erklären, dass du nicht nachfragen solltest. Denn du weißt, dass deine neue Lehnsherrin dein Wissen für sich einfordern kann. Also lerne den einfachen Gehorsam, Gabriel. Du hast ein Duell zu bestehen. Und wenn du es bestehst ohne auch nur die Waffe erhoben zu haben, dann war es gut."
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Gabriel Ducas
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Re: [1087] Wenn im Süden... [Gabriel, Noureddine (SL)]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Gabriel neigte seinen Kopf leicht, als er die ruhige und weise Stimme seiner Mentorin hörte. Ihr Lächeln war ein Zeichen der Ermutigung, ein Ansporn weiterzumachen. Als sie ihre Hand öffnete, um ihn einzuladen, fühlte sich Gabriel gleichzeitig erleichtert und ermutigt. „Mu'allima, deine Worte sind wie ein Licht in der Dunkelheit, das mir den Weg weist“, begann Gabriel, seine Stimme ruhig und reflektierend. „Ich verstehe nun, dass meine Rückkehr nach Genua nicht nur eine Pflicht ist, sondern auch eine Gelegenheit, um tiefer zu wurzeln und meine Stärken zu zeigen. Ich werde nicht in meinen Schwächen nachgeben, sondern durch meine Taten und meine Haltung dienen.“

Er ließ ihre Worte über ihn hinwegfließen, fühlte ihre Bedeutung bis in seine Seele dringen. „Die Via Regalis wird nicht nur meine Macht, sondern auch meine Fähigkeit, Maß zu halten und Sitte zu bewahren, stärken. Ich werde nicht allein sein, sondern von der Stärke und dem Wort begleitet werden.“ Gabriel nickte, als Noureddine von dem bevorstehenden Konzil sprach. „Ich verstehe, Mu'allima. Das Konzil wird die Stärke der Via Regalis zeigen. Ich werde darauf vorbereitet sein, meine Lehren und Überzeugungen zu vertreten und meinen Platz in dieser Gemeinschaft zu finden.“ Ein Hauch von Entschlossenheit lag in Gabriels Augen, als er Noureddine ansah. „Ich werde nicht nachfragen, Mu'allima, sondern gehorchen. Mein Duell mit Arash werde ich mit Stärke und Haltung bestehen, wie es von einem Brujah erwartet wird. Ich danke dir für deine Weisheit und Führung, Mu'allima. Ich werde deine Lehren ehren und die Ehre meines Blutes hochhalten.“

Doch er hob den Blick erneut. Erhob die Stimme. „Der Drache hat überlebt. Toma.“ Gabriel sah zu dem Pulver. „Ich brachte ihn auf die Idee den Chronisten zu stehlen. Für die Herrin von Donner und Blut. Ich weiß nicht, wie er überleben konnte, doch er sagte es würde ihn immer geben.“ etwas ratlos sah er nun zu Noureddine. „Wie? Ich glaube nicht das Benjamin gelogen hat. Ist dies wieder etwas der anderen? Wie die Farben der Seelenschau der Mondkinder? Der Blick, das Wort und der Befehl der Ventrue? Das Sprechen mit Tieren der Verborgenen?“ kurz schüttelte er den Kopf. Er hatte so viel gesehen, gehört und erfahren. Doch es blieb ihm verschlossen.
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I Tarocchi
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Re: [1087] Wenn im Süden... [Gabriel, Noureddine (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

Noureddine nickte. "Die Drachen haben einzigartige Macht über ihre Leiber und sogar die Leiber anderer. Dort vermute ich die Wurzeln seiner Worte."
Ihr Blick schweifte in die Ferne, als sie in ihren Erinnerungen grub. "Es gibt eine alte Sage, die die Völker im Norden der Wüstenlande und Ägyptens haben, aber auch die im Osten. Die Einzelheiten dieser Sagen unterscheiden sich, doch die Gemeinsamkeit ist stets, dass einem mächtigen Zauberer oder König gelingt, einen Teil seiner Seele oder seiner Essenz nicht mit sich zu tragen sondern in einem Gefäß anderswo einzuschließen. Seelenurnen, Geistgefäße. Bei Sagen wie diesen, die überall erneut auftauchen, mit nur geringen Unterschieden, gibt es oft einen Grund, einen gemeinsamen Kern, eine Wurzel."
Sie blinzelte wieder und brachte ihren Blick zurück in die Gegenwart.

"Du hattest schon zuvor von deinem Streit mit Arash berichtet. Darum habe ich Lehren für dich vorbereitet", sagte sie dann. Sie sagte das mit demselben, leisen Lächeln, mit dem sie über die Berechnung der Sterne oder das Verhältnis der Elemente in den Dingen sprechen konnte. Doch vielleicht zu Gabriels Erleichterung nahm sie nun keine Waffe in die Hand. Stattdessen sagte sie:
"Das Konzil wird viele Aschepriester zusammen bringen. Eine davon habe ich gebeten, dich zu lehren. Im Kampf, aber auch auf dem Pfad, denn sie ist jünger als ich und näher an deiner Ungeduld. Wenn du sie jedoch verärgerst, so wirst du dann nicht mit meinem Langmut rechnen können."

"Sie wird früher als die Übrigen nach Genua kommen. Du wirst sie anmelden und ihre Unterkunft sicherstellen. Du wirst helfen, das Konzil vorzubereiten und dafür wirst du diese Lehren erhalten. Wahrscheinlich wird sie dich auch prüfen, denn du bist jung und dein Pfad ist jung. Der ihre jedoch ebenso."
Flüchtig machte sie eine Geste zu einer der feinen Waagen in ihrem Laboratorium hin, mit welchen sie sonst Pulver und Stoffe sorgfältig maß.

"Sinead de Havre, Ancilla des Clans unseres Blutes, Schwertbundführer der vertriebenen Gesellschaft. Eidwahrer und auch Lehrmeister von Tankred Drengot, mit dem du einen Vasallenschwur teilst. Sie wird von Palermo nach Genua reisen, sobald du ihre Ankunft vorbereitet hast. Du wirst sie willkommen heißen und dich für deinen guten Willen und deine ehrbare Gastfreundschaft verbürgen."
Noureddines Blick und ihr Tonfall hatten eine gewisse Strenge bekommen.
"Dein Benimm wird auch auf mich zurückgeführt", bemerkte sie jedoch nur.
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Re: [1087] Wenn im Süden... [Gabriel, Noureddine (SL)]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Gabriel lauschte aufmerksam den Worten seiner Mentorin, während sein Geist versuchte, die Bedeutung hinter ihren Lehren zu erfassen. Als sie von den Drachen sprach, von Toma und der einzigartigen Macht, die sie über ihre Essenz hatten, fühlte Gabriel einen Funken Verständnis in seinem Inneren aufleuchten. Er nickte langsam, als Noureddine von den alten Sagen sprach, von den Geistgefäßen und der Wurzel, die sie verband. "Ich verstehe", antwortete Gabriel, seine Stimme ruhig und bedacht. "Die Drachen tragen neben den Geheimnissen des Blutes auch das Geheimnis der Essenz mit sich. Ein kostbares Gut aus Blut und Fleisch. Es ist eine Macht, die jenseits meiner Vorstellungskraft liegt, aber dennoch Teil der Welt ist." Welches Geheimnis tragen wohl wir? Wird es mir jemals offenbart werden, oder muss ich es selbst finden?

Noureddines Worte über die Lehren, die sie für ihn vorbereitet hatte, lösten in dem Neugeborenen eine Mischung aus Neugier und Ehrfurcht aus. Er verstand, was sie sagte, und würde sein Bestes tun, um dieser Prüfung, die vor ihm lag, und der Verantwortung, die sie ihm übertrug, gerecht zu werden. "Ich werde die verehrte Sinead de Havre willkommen heißen und mich um ihre Unterkunft kümmern", erklärte Gabriel pflichtbewusst und gehorsam. "Ich werde mein Bestes tun, um das Konzil vorzubereiten und dabei meine Lektionen in Ehren zu halten. Mein Benehmen wird ein Spiegelbild von deinem Ansehen sein, Mu'allima. Ich werde dafür sorgen, dass ich dich nicht enttäusche." Bei den letzten Worten fand er etwas von seiner Leichtigkeit wieder und schmunzelte leicht, als er an das Benehmen am genuesischen Hof dachte. Lehren in Kampf und Pfad. Ein Hauch von Entschlossenheit lag in Gabriels Augen, während er seinen Blick auf Noureddine richtete.

"Kannst du mir sagen, welch alter Zwist zwischen den Gelehrten und den Mondkindern liegt? Ich hörte Erwähnungen von Rom, Karthago und…" Nun sah er direkt zu Noureddine und schien tatsächlich überrascht. "…Syrakus. Letzteres ist so nah, und doch weiß ich nichts darüber und habe in all den Jahrzehnten nichts gehört. Nur der berühmteste Sohn dieser Stadt ist mir ein Begriff, wenn auch nur flüchtig."
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Re: [1087] Wenn im Süden... [Gabriel, Noureddine (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

Noureddines Blick legte sich durchdringend auf Gabriel bei dieser Frage. Scharf war dieser goldene Blick, als könnte und als würde er vielleicht nicht Gabriels Körper, doch seinen Geist sezieren wollen.
"Rom und Karthago", wiederholte sie seine Worte. Es klang kühl als spräche sie über ihre Studien der Elemente oder der Sterne.

"Karthago war einst die Dritte Stadt. Sie war die Hoffnung, die Zukunft. Und Rom war ihr Rivale. Es waren die vom Clan der Könige, die in Rom herrschten, doch sie waren nicht allein. Sie waren es jedoch, die den Gedanken an echte Rivalen nicht ertragen konnten. Sie hatten auch Verbündete, landauf und landab, und es gab dunkle Reden über alles, was in Karthago geschah. Bei Tage tobten blutige Kriege um die Vorherrschaft um das Innere Meer, das mare nostrum, das Mare Mediterraneum, das al-baḥr al-abyaḍ, das Weiße Meer. Von seinen westlichsten Küsten, zwischen Iberias Ländern und denen der Almoravida, von Mauretania Tingitana bis hin zu seinen östlichsten Küsten und in die Adria hinein reichte das Blutvergießen bei Tage und bei Nacht. Der Feldherr Hannibal, der Sohn des Hannibal, der Schwager des Hasruubal, führte ein Heer über die Alpen und machte möglich, was zuvor unmöglich gewesen war. Der Senat in Rom ließ dagegen halten und errichtete eine Mauer aus Bündnissen, Blut und Macht."

"Es waren Mächtige von vielen Clans, die sich der Wehr der Ventrue anschlossen, verblendet und entzündet an den Geschichten über die Dunkelheit von Karthago. Über dunkle Kulte und Mächte, über die Verehrung von Dämonen, über die Opferung von Kindern. Es waren Alte und Mächtige des Clans der Rose, dessen Glanz in allen Ländern strahlte, die neben dem Clan der Könige standen. Es waren die Weisesten und Ältesten vom Clan des Mondes, der ein hoher Clan der Macht gewesen sein muss in jener Zeit und jenem Land, die Weissagungen sprachen und die Wege sahen, welche zum Sieg Roms führen sollten."

Noureddines Blick schien Gabriel schier zu durchbohren, als sie diese Dinge sprach. "Heute musst du dies verstehen, junger Gabriel Ducas: Dass die Geschichte, die wir in der Vergangenheit gelassen haben, heute so verdreht und gewendet wurde, dass sie kaum noch zu erkennen ist. Es sind die Sieger der Kriege, die diese Geschichte bestimmen. Ich halte keinen Hass gegen die in meinem Herzen, die sich blindlings an die Seite des Clans der Könige stellten. Diesen Hass widme ich allein der Unwissenheit selbst und allen, die sie wie einen Streithammer gebrauchen. Das scharfe Schwert der Weisheit ist meine Waffe und als mein Schüler musst du lernen, es zu lieben und zu führen."
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