[1088] Die Geister, die wir rufen [Arash, Salvador (SL), Tankred (SL)]

[Dezember '23]
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I Tarocchi
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[1088] Die Geister, die wir rufen [Arash, Salvador (SL), Tankred (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

Es war eine Vollmondnacht und eine besonders klare noch dazu. Der Winterhimmel war hoch und weit, die silberne Mondscheibe hing groß und schwer über Genua. An Votoris Strand lagen einige Fischerboote, die in den Sand hinaufgezogen worden waren. Jetzt, im Winter, war die Fischerei ein wenig eingeschränkter, doch selbst jetzt trockneten ein paar Fischernetze auf hölzernen Stangen, die in den Sand gehauen worden waren.

Zwei ungleiche Männer, die nichtsdestotrotz durch sehr ähnliche Pflichten in ein gemeinsames Schicksal gebunden worden waren, standen dort am Strand und warteten. Hinter ihnen lag ein kleines Ruderboot auf dem trockenen, welches der eine wohl gerade erst an Land gezogen hatte. Der andere hatte die Zügel seines massigen, riesigen Pferdes locker um diese Holzstangen geschlungen, auf denen auch die Netze trockneten. Zwei große Jagdhunde liefen ihm und dem Schlachtross dabei um die Beine, doch er scheuchte sie mit einer Handbewegung fort und die beiden Tiere hetzten schnüffelnd los, den Strand entlang und dann die Böschung landeinwärts hinauf.

Beide Männer waren offensichtlich gerüstet und bewaffnet. Keiner von ihnen sprach viel, denn sie hatten einander nicht sonderlich viel zu sagen. Beide warteten, denn die Liktoren von Genua hatten in dieser Nacht einen dritten Mann an diesen Strand beordert.
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Arash
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Re: [1088] Die Geister, die wir rufen [Arash, Salvador, Tankred (SL)]

Beitrag von Arash »

Der dritte Mann näherte sich dem Strand von der Landseite her. Tatsächlich war er nicht allein. In einigem Abstand folgten ihm eine ganze Reihe dunkel gekleideter Gestalten, diese blieben aber etwa zehn Meter von der Böschung entfernt zurück, welche den Strand von dem restlichen Land abtrennte.

Der dritte Mann wiederum stieg die Böschung hinauf. In feine Nasen gelangte so der intensive Duft von Moschus, Kiefernharz nassem Holz. Arash blieb oben auf der Böschung kurz stehen und blickte auf die beiden wartenden Männer herab. Die Hunde hatten ihn natürlich bemerkt. Aber diese ignorierte er. Vorerst.
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I Tarocchi
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Re: [1088] Die Geister, die wir rufen [Arash, Salvador, Tankred (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

Die Hunde hatten einmal angeschlagen, einer von Osten her, ein Stück weit entfernt, einer näher und auf der anderen Seite. Arash und seine Männer und Frauen konnten den graubraunen, sehnigen Körper des einen Hundes kurz sehen, als dieser vielleicht einen Steinwurf von ihnen entfernt an ihnen vorbeischnellte und auf Tankred zu. Als der Nosferatu Arashs Gefolge ausmachte, fluchte er kräftig und wandte seine hühnenhafte Gestalt von den Menschen ab. Zum Glück war von ihm nicht viel mehr zu sehen gewesen als eine dunkle, massige Silhouette vor der schwarzen See.

Salvador lachte einmal spöttisch und das konnte ebenso gut Tankred gelten wie Arash und dem Aufzug von dessen Leuten. "Arash!", rief er dem Gangrel zu. "Du musst eine Menge Schiss in deiner Hose haben, so wie du hier aufziehst!" Er winkte einer der Frauen in Arashs Gefolge zu und zwinkerte auch einmal anzüglich, doch wahrscheinlich konnte diese zumindest das letztere nicht sehen, denn dafür waren die Lichtverhältnisse zu ungünstig.

"Komm' her und lass die da irgendwo warten", sagte er dann über das Geräusch der Wellen lässig hinweg. "Wenn du nicht willst, dass sie unseren Freund hier in seiner ganzen Schönheit sehen müssen."
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Arash
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Re: [1088] Die Geister, die wir rufen [Arash, Salvador, Tankred (SL)]

Beitrag von Arash »

Arash ging nicht weiter auf die Provokation des Brujahs ein. Stattdessen machte er eine Handbewegung, welche die Waldläufer dazu veranlasste sich etwa 30 Meter zurück zu ziehen. Das wiederum machte es für sie ziemlich unmöglich zu sehen was auf dem Strand vor sich ging. Die kalte, klare Winterluft würde aber sicher jede Kampfhandlung in Form von Geräuschen weit genug tragen.

Die Geißel selbst stieg danach von der Böschung herab. Wobei der Wind den Mantel etwas aufblähte, den er um seine sehnige Gestalt geschlungen hatte. Die Kapuze war tief ins Gesicht gezogen, um die Hörner zu verdecken und auch sonst alle tierischen Merkmale auszulöschen. Ohne Hast trat er den beiden Liktoren gegenüber und nickte zuerst Salvador tief zu, dann Tankred, etwas weniger tief, aber immer noch mit dem nötigen Respekt. "Seit gegrüßt wohlwerter Salvador und auch ihr werter Tankred." Auf weitere Teile der Unterhaltung, die noch folgen würden, ging er noch nicht ein. Es gab Themen die er besprechen musste und die beiden Liktoren würden nicht über alle Glücklich sein.
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I Tarocchi
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Re: [1088] Die Geister, die wir rufen [Arash, Salvador, Tankred (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

"Wohlwert", korrigierte Tankred brummig. Er hatte eine Art Schal etwas höher um sein Gesicht gezogen und den Helm, den er davor bei seinem Pferd gelassen hatte, nun aufgesetzt. Er schien nicht eben froh über diesen Auftritt von Arash zu sein. Salvador hatte für die gesamte Lage nur ein hämisches Grinsen übrig.
Bevor er jedoch noch etwas Gehässiges sagen konnte, ging Tankred dazwischen. Nachdem er sicher war, dass seine Korrektur bei Arash angekommen war, meinte er:

"Seid gegrüßt, werter Arash." Kein Spott, nicht von Tankreds Seite. Keine Geringschätzung, nur pflichtschuldiger Ernst.
“Gut, dass Ihr gekommen seid.”
“Und gut, dass Ihr gleich Eure Leute mitgebracht habt…”, setzte Salvador dazu. Er ging ein paar Schritte und für einen Moment sah es so aus als wollte er einfach geradewegs weiter gehen, die Böschung hinauf und genau zu diesen Leuten.
“...ein paar habe ich ja nun kennen gelernt.”

Tankreds zerstörte Miene verhärtete sich bei den Worten und er sah zu Arash.
“Der neue Blutvogt, der verehrte Ilario Contarini, hat uns dazu geraten, Euch zu befragen, Arash”, sagte er. “Wegen der Anzahl Eurer Blutsdiener. Was Ihr gegenüber dem vorigen Ersten Liktor angegeben habt, hat wohl nicht ganz gestimmt. Ich selbst war eine Weile mit dabei, Euren …Otter zu finden, als Ihr in Starre lagt. Um Probleme für uns alle zu verhindern.” Auch darüber wirkte der Liktor alles andere als glücklich. Es gab wohl auch schönere Aufgaben, als einen rasend hungrigen Ghul-Otter zu finden. “Vielleicht habt Ihr ja noch ein paar Sachen ausgelassen?”

Er sah Arash ernst an, während Salvador ein paar Schritte entfernt am Strand auf und ab ging. Er hatte seinen Säbel an seiner Seite zurecht gerückt und schien nur noch mit halbem Ohr dem Gespräch zu lauschen.

“Und jetzt gerade scheinen Euch wohl auch noch einige mehr zu folgen, hm?”, fragte Tankred nach. “Ein paar davon habe ich ja selbst kennen gelernt. Tüchtige Leute.”
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Arash
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Re: [1088] Die Geister, die wir rufen [Arash, Salvador, Tankred (SL)]

Beitrag von Arash »

Arash nahm die Korrektur ohne eine Regung zu Kenntnis. "Ich bin hier, um die Waldläufer, die ihr gefangen genommen habt, zurück zu fordern!" erwiderte er, noch immer ruhig und gefasst wirkend. "Meine Leute." er deutete in die Dunkelheit, wo die Waldläufer warteten, folgen nicht mir. Sie folgen meinem Ghul Violetta. Sie ist Ihre Anführerin und Sie habe ich gebunden. Die Anderen folgen ihr. Eine Ausnahme stellten die ersten Zahn von ihnen dar, die vor dem Erlass in meine Dienste traten und bereits alle nicht mehr am Leben sind."

Sein Blick blieb bei diesen Worten auf Tankred gerichtet. "Tia hat dies unter dem Einfluss einer Kraft des wohlwerten Liutprand damals bereits bestätigt." Sein Blick glitt dann kurz zu Salvador, dessen Blutdurst und Mordlust er nur zu gut kannte. "Den Verstoß des Otters gebe ich zu. Dieser wurde aber meines Wissens bereits von euch vernichtet. Vermutlich hätte er ohnehin nur einen Monat überlebt. Seine natürliche Lebenszeit hatte er weit überschritten. Tiere werden nunmal nicht so alt."

Man konnte dem Gangrel in diesem Moment ansehen, dass der Verlust des Otters ihn mehr traf, als es eigentlich für einen Kainiten üblich sein sollte. War es doch nur ein Tierghul gewesen. Offenbar war Arash dieser Otter aber mehr gewesen, als nur das.
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I Tarocchi
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Re: [1088] Die Geister, die wir rufen [Arash, Salvador, Tankred (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

Tankred nahm Arashs Forderung mit stoischer Miene entgegen. Er wollte gerade wieder etwas sagen, da mischte sich Salvador von schräg hinter Arash her ein:

“Ich habe Eure Leute”, behauptete er. “Sie bestätigen, was Ihr sagt.” Er hatte eine Hand locker auf dem Griff seines Säbels liegen.
“Und das ist ein Problem, denkt Ihr nicht?” Damit kam er die paar Schritte wieder heran.

“Ein paar Handvoll Menschen, angeführt von einer Ghulin, die vor ihren Augen das Altern bleiben lässt. Begleitet von Euch, den sie alle drei ganz gut beschreiben konnten.”
Salvador kratzte sich mit einem Finger an der Stirn, genau dort, wo bei Arash die Hörner hervorsprossen.

“Ihr habt das mit dem Otter zugegeben. Und dazu auch noch einen laufenden Stillebruch mit ein paar Handvoll Mäulern zum Singen.”
“Ungebundene Menschen, die mehr als nur einen von uns kennen. Tankred hier sagt, sie waren wohl auch bei denen dabei, die die genuesischen Reiter hier in Votori beschossen haben. Und noch ein paar andere Sachen haben sie im Laufe der Zeit gesehen.”

Salvadors Lächeln bekam eine hässliche, hungrige Note.
“Liktoren bringen Stillebrüche zum Schweigen. Allesamt.”

Tankred hatte schon beschwichtigend eine Hand gehoben, doch der Satz von Salvador war bereits heraus. Er seufzte einmal tief.
“Zuerst einmal will ich hören, was Ihr dazu zu sagen habt, werter Arash. Ihr habt auf dem Hof nichts mehr davon hören können, aber es ist so, dass unsere Herrschaft die Zügel angezogen hat. Auch haben wir nun wieder einen Blutvogt. Wir fragen Euch hier nicht einfach nach einer Lüge, die Ihr dem Ersten Liktor wegen der Menge der erlaubten Blutsdiener erzählt habt. Und das ist schon schlimm genug und ein weiterer von vielen Gründen, weswegen Euer Stern immer tiefer sinkt. Wir fragen Euch außerdem nach einem vielfachen Bruch der Sechsten Tradition.”

Salvador war bereits wieder ein paar Schritte entfernt als würde er überlegen, wie schnell er dort oben bei Arashs Männern und Frauen sein könnte.
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Arash
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Re: [1088] Die Geister, die wir rufen [Arash, Salvador, Tankred (SL)]

Beitrag von Arash »

Arashs Augen verengten sich und er warf Salvador einen kurzen Blick zu, ignorierte ihn dann aber vorerst, da Tankred der war mit dem offenbar eine sinnvollere Konversation möglich war.

"Die Waldläufer, wie ihr sehen könnt altern und sterben ganz normal. Es können also kaum Ghule sein. Ab davon, dass ich diese Menge wohl kaum unterhalten könnte." begann er dann. "Vergesst auch nicht, dass es bisher zu keinem Stillebruch durch meine Waldläufer kam. Ich werde also wohl dafür gesorgt haben, dass sie nicht reden. Ich habe meine eigenen Methoden abseits des Blutes das zu gewährleisten." Sein Blick glitt wieder zu Salvador hinüber. "Und ihr habt selbst bestätigt, dass die Waldläufer dasselbe aussagen. Solltet ihr mit den Reitern die Reiter die Genuesen meinen die meine Waldläufer angegriffen haben, als sie dafür eingesetzt wurden Brimir und eventuell die Geißel Savonnas von der Flucht abzuhalten, indem sie einen Feuerring gelegt hätten, wäre es nötig gewesen, dann...Schuldig. Sie waren mit Absicht nicht im Dorf selbst. Da dort offensichtlich eine Menge Kainiten waren." Er wandte sich wieder Tankred zu. "Was wollt ihr dann wohl anderes hören? Wenn ihr doch wisst das ich Lüge, wieso sprechen wir dann noch miteinander wohlwerter Tankred? Welchen Sinn hat diese Befragung dann? Habt ihr irgendwelche Beweise, jenseits des Otters...Beweise die auf Stillebrüche durch die Waldläufer hinweisen? Beweise die auf mehr beruhen, als den Aussagen des Herolds?"
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Re: [1088] Die Geister, die wir rufen [Arash, Salvador, Tankred (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

Tankred schwieg eine Weile. Salvador rollte nur mit den Augen zu Arashs Worten oder Verhalten und ging locker den Hang hinauf. Tankred sah ihm hinterher und dann sprach er mit schwerer Stimme die Worte, die sie alle wohl auf die eine oder andere Weise in ihre Existenz eingeschliffen bekommen hatten:

“Nie sollst du dich denen zu erkennen geben, die nicht von meinem Blut sind.
Wer so handelt, bricht den Bund mit mir.
So sprach Kain.”


Mit diesen letzten drei Worten richtete er den Blick wieder auf Arash. “Ich werde gehen und dem Blutvogt berichten. Er wird entscheiden, was wegen Eurer Menschen und wegen Eurer Lüge mit Euch zu geschehen hat.” Dann nickte er hinauf in die Richtung, in die Salvador gegangen war. Langsam sprach er ein Angebot aus:

“Ihr könntet jetzt beweisen, dass Ihr selbst erkennt, und helfen, diese Sache schnell zu beenden. Ihr könntet mit mir kommen und Euch selbst stellen. Selbst für Euch sprechen.”
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Arash
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Re: [1088] Die Geister, die wir rufen [Arash, Salvador, Tankred (SL)]

Beitrag von Arash »

Innerlich rollte Arash mit den Augen. Unglaublich Kein einziger Kainit schien auch nur noch etwas auf Tatsachen zu geben. Lächerlich. Wäre er kein Jäger geworden, hätte die Domäne schon längst gebrannt. Aber er sagte nichts dergleichen.

"Ich werde euch zum Blutvogt begleiten."
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