[1088] Die Wildgänse kommen [Allegra, Harl]

[Dezember '23]
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Allegra Aldighieri
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[1088] Die Wildgänse kommen [Allegra, Harl]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Bei einem seiner Besuche in Allegras Stadthaus nahe des Jahresanfangs, um sich ordentlich zu kleiden, passt Esther Harl ab. Sie teilt ihm mündlich mit, dass ihre Herrin ihn in Flussmund erwartet, in einer schon bald folgenden Nacht.

* * *

In der besagten Nacht wandert ein halbwüchsiges Fischermädchen am Strand entlang, ärmlich gekleidet mit einer fischfleckigen Schürze, und mit den dicken Zöpfen ebenso furchtbar jung wirkend wie durch die schmale, durch keine Mutterschaft gezeichnete Gestalt. Noch brachte sie niemand in Verbindung bringen mit der eitlen und lasziven Kainitin Allegra, oder mit der ebenso verdächtigen und mittlerweile geschwängerten Händlerin Melinoe - ein Umstand, der sehr wichtig war für das, was sie geplant hatte.
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Harl
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Re: [1088] Die Wildgänse kommen [Allegra, Harl]

Beitrag von Harl »

Harl, der Esther interessant fand, weil Allegra sie interessant fand, brachte ihr eine besonders hübsch geschwungene Muschel mit. Eine geschwungene Nautilusform, von der er wie so viele Fischer und Seeleute behauptete, dass man in ihr das Meer rauschen hören konnte, wenn man sie ans Ohr hielt. Es war wahr, aus seiner Sicht, war immer wahr gewesen, also hatte er es ihr gesagt. Doch er hatte auch versprochen, in den nächsten Nächten in Flussmund am Strand zu sein und nach ihrer ewigjungen Herrin Ausschau zu halten.



Und genau das tut er auch. Harl ist nicht sonderlich sesshaft, muss es auch nicht sein. Wer seine Lager überall aufschlagen kann, kann nirgendwo festgenagelt werden. Doch Flussmund ist kein zu schlechter Ort, um eine nasse Herbstzeit an Land zu genießen. Harl mag das Dorf, weil dort Menschen leben die sind wie er war. Oder wenigstens, wie er gern gewesen wäre, wenn er etwas ehrlicher war und auf sein nicht eben besonders glückliches Leben zurückblickte.

Doch dafür ist es nun umso besser, findet er. Die ganze Welt ist ein Jagdgrund, die See eine tödliche Geliebte und jede Nacht ein kaltes, nasses, stilles Fest. Heilig.

Hier, in Landnähe, muss er auch nicht ständig kämpfen. Er ist satter als lange zuvor. Aber nicht zu satt, gerade genug, um zu erkennen, dass der Hunger verschiedene Tiefen und Farben haben kann.
Ein solcher Hunger, mondbleich und strandhell, lässt ihn in der Nähe von Flussmund im seichten Wasser treiben seit es dunkel genug geworden war, dass er hier treiben kann. Er lässt sich in den von Seetang und Seegras verhüllten Grund sinken, stößt sich irgendwann wieder empor, erschreckt ein paar Fische und Krebse durch seine Präsenz.

Irgendwann kriecht er an Land, um nach ihr und ihren Spuren zu suchen und dann auch nach ein paar Schlingen, die er für Vögel in den Büschen und für kleines Getier in den Felsen und Sträuchern ausgelegt hat. Man weiß ja nie. Und tatsächlich bringen die Fallen ein wenig Beute. Ein herbstfetter Hasenbock ist ein guter Anfang. Harl stiehlt ihm sein Leben und den Pelz und wandert dann den Fluss etwas hinauf, fischt seine Röhrenfallen heraus, jagt nach quecksilbernem, wasserkalten Blut. Es gibt schlechtere Arten, eine Nacht zu beginnen.

Doch bis zur Mitternacht wandert er wieder herunter zum Strand, mit einem frischen Fischspeer über der Schulter, einer kaputten Falle und dem Vorhaben, das Fell aufzuspannen, wo die Fischer bei Tage nicht entlanggehen. Allegra hat er fast vergessen, bis er auf ihre Spuren stößt, als frische Abdrücke im vom Wasser glattgespülten Sand.

Er schnieft und folgt der Spur ohne große Umstände. Der Strand ist nicht riesig und nur die Dunkelheit macht ihn kleiner für die Sinne. Doch er braucht die Augen selten, denn sie lügen ohnehin viel zu oft.
So findet er Allegra und beschleunigt seine Schritte, als er zu ihr aufholt. Vielleicht hört sie das Klappern der Zweige, aus denen die Falle geflochten ist, oder seine Schritte im Kies und Sand? Er hat nicht vor, sich anzuschleichen. Das hieße nur, dass er sie auch jagen will. Muss. Würde.

“Oi”, sagt er stattdessen. Die Stimme ist rauh vom Nichtgebrauch und erst jetzt fällt ihm auf, dass seine Lungen noch voll mit Wasser sind. Er rotzt ein wenig davon zur Seite aus.


Fallenstellen/Jagd an Land bis Allegra auftaucht ^^: 6 8 8 6 1 5 7 1
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Allegra Aldighieri
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Re: [1088] Die Wildgänse kommen [Allegra, Harl]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Esther hatte das Geschenk der Muschel angenommen, sich darum bemühend freundlich zu erscheinen, aber doch offensichtlich vorsichtig beim Empfang und ihre Hand danach schnell wegziehend, so als ob sie befürchten würde sie gebissen oder ausgerissen zu bekommen.[1]
Ihr Kopf war immer noch gefüllt mit den Schauergeschichten, die Allegra ihr von den anderen Geschöpfen der Nacht erzählt hatte, Geschöpfe die sehr viel grausamer und übelwollender waren als ihre ewigjunge Herrin.

* * *

Allegra wirkt schon ein wenig ungeduldig, als sie Harls Annäherung bemerkt. Sie wendet sich um und wirft einen diebisch geschulten Blick über die Umgebung, ehe sie Harl anspricht. Ganz ohne die Verbeugungstiefen und den anderen Zierrat, den man im Elysium erwarten würde, dort wo die Jünger der Apatheia den Ton angeben.

"Ah, haste auch mal den Weg hierher gefund'n. Wenn ich gewusst hätte, dass es so spät wird, hätt' ich mir selbst erst noch nen Happ'n ergaunert." Ihre unterschwellige Wut wird zu einem Grinsen. "Wär vielleicht ne gute Übung gewes'n. Plane nen dick'n Fisch an Land zu zieh'n. Aber nich' mit Speer'n un' Reus'n un' Netz'n wie du es machst - mehr mit Dietrich'n un' Dräht'n, den Werkzeug'n meiner Jagd. Kannst' mir trotzdem nützlich sein, un' selber nen Teil von der Beute ergattern dabei. Interessiert?"

[1] Gefühle verbergen Esther: 0 Erfolge Link
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Re: [1088] Die Wildgänse kommen [Allegra, Harl]

Beitrag von Harl »

Er roch an ihr und ihrem Angebot, Wind und Sand, Kleider und Farben und irgend etwas mit ihrem Haar. Das Angebot roch verlockender und er nickte. “Jarr…”, raunte er und dann beugte er sich doch zur Seite und hustete den Rest vom Seewasser aus. Reden war sonst ein kurzatmiges, närrisches Unterfangen.

“Was ist die Beute? Wer?”, fragte er nach, sobald er sich wieder aufgerichtet hatte.
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Re: [1088] Die Wildgänse kommen [Allegra, Harl]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

"Hast vielleicht schon mein'n Aushang geseh'n. Wenn nich: In Votori hab'n sie Liviu erwischt un' ans Tageslicht gezerrt. Hat schon ne Menge Staub aufgewirbelt, mit Durchsuchung'n un' Schnüfflern in der Stadt un' haste-nich-geseh'n."

'Mia's nackter Fuß zeichnet eine Kuhle in den feuchten Sand, so als wolle sie ihre Worte damit unterstreichen.

"Aber es wird wohl noch schlimmer komm'n, wenn man nix unternimmt. Einer von Liviu sein'n Blutsdienern is von der Aktion der Häscher des Bischofs überrumpelt word'n, un' sitzt nun im Votor'schen Heilerhaus unter Arrest. Wir könn'n ihn da nich lass'n - der Entzug macht ihn rasend, und entweder bricht er bald un' singt, oder altert über Nacht um 20 Jahre, oder wie lange er schon Blutsdiener war. Beides wär nich gut für unsere Art."

Sie blickt von ihrer Sandmalerei auf, in Harls trübe Augen.

"Der neue Blutvogt, Ilario Contarini, hat mich beauftragt mich darum zu kümmern un' den Ghoul dem Zugriff des Bischofs zu entzieh'n, tot oder lebend. Lebend wär mir lieber, weil man einiges an Informationen über das Vorgeh'n der Bischofsbüttel aus ihm rauspress'n könnte, aber wenn das nich geht kann un' werde ich ihn stattdess'n abmurks'n."

Sie deutet mit ihrem Daumen auf ihre schmale Brust.

"Den Part, leise rein zu komm'n, krieg ich hin - ich bin schon in ganz andere Häuser eingestieg'n un' wieder rausgekomm'n, ohne dass irgendwer wusste was gescheh'n is."

'Mia's Hand deutet in Richtung Stadt, die Finger in viele Richtungen ausgespreizt.

"Als Muskeln für den Fall, dass was schief geht, darf ich die Liktor'n benutz'n - wobei es mir am liebst'n wär', wenn sie gar nich erst eingreif'n müss'n. Gibt jetzt schon viel zu viel Getöse in dem Örtchen, da braucht es nich noch Erzählungen von Nachtschreck'n, die rechtschaffenen Ordensgardisten die Schädel eindrück'n wie Hühnereier."

Ihre Hand deutet auf Harl, eher eine einladende Geste als ein pointierter Fingerzeig.

"Woran es mir noch fehlt, is ne Zuflucht vor Ort, wo ich schnell zugreif'n un' wohin schnell wieder verschwind'n kann. Un' da hab ich an dich gedacht - du kennst die Küste un' die Orte, die an ihr lieg'n, die Schlupfwinkel die man nutz'n kann, wenn man nich so wählerisch is.

Hast also nich viel Risiko, wenn du mitmachst, kannst aber einiges an positiver Aufmerksamkeit gewinn'n. Selbst wenn mein Part schief schlägt, wirste noch Profit daraus schlag'n können dass de wenigstens den Versuch möglich gemacht hast."
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Re: [1088] Die Wildgänse kommen [Allegra, Harl]

Beitrag von Harl »

Harl setzt die alte Falle ab, in die er zuvor schon das Hasenfell gestopft hatte. Ein wenig länger würde es wohl noch halten bevor er es salzen, waschen und aufspannen würde. Er sieht zum Meer hin und lauscht.

“Ja”, meint er leise. Sagte er das zum Meer? Oder zu Mia? Für einen Moment ist das offen.
“Ich weiß einen Ort. Nicht bequem. Nicht fein. Aber ohne Sonne. Ohne Menschen, die nachts dorthin stolpern. Ohne Fährten, die du hinterlässt. Wenn du das Boot gut vertäust. Denn du brauchst ein Boot, aber ich leih’ dir meins solang. Heh. Nh. Ist eh nicht meins.”
Er feixte etwas.
“Musst nicht segeln können dafür. Nur ein Stück rudern. Kannst du schaffen. Oder du sagst mir, wann genau und ich fahre dich.”

“Wenn du den …nh.. Ghul mitbringen würdest.. würde auch passen”, überlegt er weiter. “Der Preis für all das ist einfach. Wenn’s gelingt, erzählst du davon vor’m Blutvogt. Und den Liktoren. Gute Sachen. So dass sie mich gut finden. Wenn’s scheiße läuft, erzählst du gar nichts von mir. Ja?”
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Re: [1088] Die Wildgänse kommen [Allegra, Harl]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Das Fischermädchen lächelt breit.

"Das passt mir sehr gut. Rudern kann ich selbst - aber vielleicht is es gut, wenn ich dich dabei hab, als einen wo die Küste kennt. Falls wir kurzfristig ändern müss'n, wo wir anland'n.

Nachdem ich angelandet bin, ist dein Teil getan. Entweder läuft alles so glatt un' geräuschlos, dass ich den Ghoul selber mitnehm'n kann wie nen Sack Steckrüb'n - oder die Kacke is so richtich am Dampf'n, un' mir bleibt nur seine Leiche ins Gebüsch zu frägg'n un' selbst so tief ins Meer unterzutauch'n, wie ich kann. Egal was von beid'm passiert, kein Grund für dich deinen Nack'n eine Sekunde länger feil zu biet'n als nötich."


Sie seufzt und senkt einen Moment den Blick.

"Sag mir ehrlich, wenn du denkst dass das was ich probier' idiotisch is. Mein Bauchgefühl schreit geradezu, dass ich die Finger von lass'n un' mich möglichst fern von Liviu un' all sein'n Hinterlass'nschaft'n halt'n sollte. Einfach den Kopf in den Sand steck'n und drauf wart'n sollte, dass Gras drüber wächst, wie alle ander'n auch."

Ihr großer rechter Zeh bohrt sich tief in den Sand.

"Andererseits - es is sehr, sehr wichtig, den Blutsdiener den Daum'nschraub'n des Bischofs zu entzieh'n, tot oder lebendig. Un' außer mir sin' sie schlicht alle zu unfähig, wenn's drum geht irgendwo leise rein un' leise raus zu komm'n.
Benjamin hätte es bestimmt durchzieh'n könn'n, aber der is tot. Vielleicht auch der Baumeister, aber der darf nich raus aus der Stadt, un' selbst wenn, wär er bestimmt nich so blöd wie ich, sich auf so nen Auftrag einzulass'n. Vielleicht noch Asim oder Rivana, wenn sie sich auf ihre Blutskräfte verlass'n könn'n - aber ich weiß nich, was die helf'n geg'n die Bannkreise un' anderen Mittelchen, die die Bischofsleute im Heilerhaus bestimmt einsetz'n. Meine leis'n Sohl'n und geschickt'n Fingerchen hingeg'n gehör'n zu mir, schon seit bevor ich Blutsdienerin wurde - nix was mir noch so fromme Gebete nehm'n könn'n, so wahr mir Sankt Dismas helfe."


Sie grinst ein wenig schief bei der Erwähnung des ungewöhnlichen Schutzpatrons der Diebe, dem Allegras zweiter Geburtstag geweiht ist.

"Un' zu gewinn'n gibt's viel. Nich nur Anerkennung für die Lösung dieses ein'n Problems - auch Anerkennung dafür, dass die kleine Allegra Talente hat, die sonst keiner mitbringt. Das Talent ungeseh'n in Orte reinzuschlüpf'n un' heil wieder rauskomm'n, in Orte die selbst die Ahn'n fürcht'n. Ein Talent, das man nich so einfach ignorier'n un' billich abspeis'n kann, wenn man die Spreu vom Weiz'n trennt un' ein Auge drauf hält, welche Neugebor'n nützlich sin'."

Sie blickt wieder auf, in Harls trübe Augen.

"Wennde glaubst, dass ich mich von der Aussicht auf den groß'n Preis blend'n lasse, dann sag's mir bitte off'n. Du weißt von mir, dass ich keine ach so piekfeine Hochblüterin bin, wo die Nase in den Himm'l streckt un' ignoriert wasde zu sag'n hast. Bist weiser als die meist'n denk'n, weiser alsde zeigst."

Zur Unterstreichung ihrer Worte reckt sie ihre Nase hoch und wedelt mit ihrer rechten Hand, was besonders lächerlich wirkt in ihrem ärmlichen Fischermädchenaufzug - einem Aufzug, der sicher deutlich näher liegt an ihrer alten sterblichen Identität als halbverhungerte Diebin als der protzig-bunte Zierrat, mit dem sie sich bevorzugt der vampirischen Gesellschaft präsentiert.
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Re: [1088] Die Wildgänse kommen [Allegra, Harl]

Beitrag von Harl »

Harl tut sich schwer mit alledem. Er hört Allegra erst einmal zu, in der gesamten Länge. Und auch danach antwortet er nicht sofort. So, wie sie ihre Zehen in den Sand gebohrt hat, so streicht er jetzt mit dem nackten Fuß über diesen Sand.

“Wenn ich… nh.” Er setzt an und bricht sofort wieder ab. Doch er versucht es gleich wieder neu. “Wenn ich er wäre. Dieser Jäger aus Rom. Hexenjäger. Kainitenjäger.” Er bleckt die Zähne ein wenig und wirkt unruhig. Nein, nicht unruhig - das ist Anerkennung? Respekt? Neid? Verehrung?
“Wenn ich ein Mensch wäre und ich würde Kainiten jagen”, beginnt er ein drittes Mal neu. “...dann hätte ich nur wenige gute Waffen. Mein Verstand? Eine davon. Menschen sind mehr als Kainiten. Und oft sind sie …schlauer. Weniger dumm durch Stolz. Gier. Hunger.”

“Wenn ich so einer wäre. Und ich hätte gerade eine Beute gemacht. Und ich hätte sie laut gemacht, um mich selbst zu beweisen, vor allen. Denn ich bin neu in Genua und muss mich vor den Leuten beweisen. Vor dem Bischof. Vor meinen Herrn in … eh.. Rom.”

“Wenn ich so einer wäre und ich hätte so einen Lärm gemacht, Feuer und Asche und ein Dämon-Kainit, Stryx… ein Monster verbrannt unter der Sonne von Votori. Dann würde ich es benutzen so gut ich kann. Ich würde eine Falle aus diesem Heilerhaus machen. Ich würde den Ghul hinein setzen wie ein fettes Stück Speck. Sicher, ich würde auch alles nehmen, was ich da finde. Alle ausquetschen, die ich kann. Daumenschrauben. Rad. Wasserbecken. Messer, Prügel, Hunger, Worte, alles. ‘ch würde alles lesen, alles riechen, würde jede Handbreit Laufarbeit und Fleißarbeit machen wie ein besessener Bluthund. Denn das wäre ich, wenn ich ein Mensch wäre, dessen Lebensaufgabe es ist, Kainiten zu jagen.”

Das ist nackte Bewunderung, die in Harls Worten mitklingt. Er versteckt das nicht einmal. “Doch ich würde auch meinen fetten Köder in meine fette Falle setzen und ich würde warten, wer reintappt.”

Leise machte er über seiner Handfläche eine Geste von zwei Fingern, die darüber wandern. Und zack! schließt er die Hand und fängt die wandernden Finger. Er sieht Allegra über diese Geste hinweg an.

“Wie gut du wirklich bist, weiß ich nicht”, meint er dann. “Doch ich weiß dies: Ein Dieb, der anfängt, stolz zu sein. Auf sich. Sein Können. So ein Dieb hat sich eine Schwäche angelacht. Stolz macht dumm.”

“Kann sein, dass es sich trotzdem lohnt. Die Gunst der Alten? Kann’s wert sein. Ich will ein Liktor werden, hier in Genua. Ähnlicher Grund wie deiner. Doch selbst wenn ich einer wäre… hu. Nh. Auch dann würde ich denken, die Sache ist eine Falle. Und wenn ich hin müsste, zum Heilerhaus, nach dem Ghul sehen, dann würd’ ich’s nicht blind tun.”
Kurz legt er einen Finger an sein bleiches, trübes Auge als hätte er die Ironie in so einer Wortwahl durchaus verstanden.

“...aber ich wäre auch kein Schisser. Ein Jäger wie dieser? Ich würd' wissen wollen, ob er besser ist oder ich. Rivale. Herausforderung. Heh. Ich würde auch so wollen wie du. Ich kann’s verstehen, was du vorhast.” Er zuckt mit den Schultern.
"Darum mache ich's grad nicht. Bin kein Liktor. Und kann nicht ...selbst dumm werden, vor Jagdlust. Herausforderung. Stolz? Wenn ich eine Jagd wie diese anfangen würde... dann müsste ich sicher sein, dass die Beute lohnt. Die Gunst der Alten, als Währung. Gefallen, Blut, irgend etwas. Es müsste sich lohnen. Alles andere wäre ...nutzlos. Nur meine Jagdlust. Und auch: Berechenbarkeit. Tah. Die nächste Schwäche, die ich damit zeigen würde."
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Re: [1088] Die Wildgänse kommen [Allegra, Harl]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Allegra hört dem Gezeitenkind aufmerksam zu.

"Der Sondergesandte is kein Idiot. Er wird nur wenig konkretes Wiss'n über uns hab'n, un' manches wird auch von Aberglaub'n verfälscht sein - aber man sollte ihn nich unterschätz'n. Habe schon über Kontakte gehört, wie seine Gardist'n verhör'n, un' sie sin' nich wie die Sestieriwach'n, Keine ramsdösig'n Miliz'n, die einfach so weit ihre Pflicht tun wie nötig, . Sin' nen paar scharfe Hunde dabei, scharfe Hunde die alle ander'n auf Trab halt'n un' scharf geg'n die Ripp'n tret'n wenn se zu schlaff zwisch'n den Hauptmahlzeit'n rumhäng'n."

Auf ihre eigenen Fähigkeiten angesprochen stemmt das halbwüchsige Fischermädchen seine Fäustchen in die Hüften, ein deutlicher Kontrast zu ihrer ärmlichen Kleidung und ihrem submissiven Auftreten in dieser Rolle.

"Ich bin richtich, richtich gut bei dem was ich mach', un' ich bin noch viel besser geword'n, seit man mich von ner Blutmagd zu ner vollwertig'n Kappadokierin erhob'n hat. Hat schon nen Grund, dass man das bei mir gemacht hat.

Hab was drauf, un' hab so richtig Bock drauf denen zu zeig'n dass ich es drauf hab. Dass es Orte gibt, vor denen selbst die hochnäsig'n Hochwohlgbor'n geradezu schlotter'n, un' dass sie die kleine Allegra brauch'n um sich drum zu kümmer'n. Dass die kleine Allegra sehr viel mehr in ihrem klein'n Köpfch'n hat als hübsche Kleider un' hübsche Männer un' hübsche Frau'n.

Is ne Falle, ne offensichtliche Falle, das Heilerhaus un' der Blutsdiener - aber ich denke, ich bin nen paar Schritte voraus un' kann sie vorführ'n. Kann den Pfaff'n zeig'n, warum sie die Dunkelheit fürcht'n un' keine Macht über sie hab'n."


Ein mögliherweise gefährlicher Hochmut glitzert in Allegras toten Augen bei diesen Worten - aber ein Hochmut, der von Clansgeheimnissen gestützt wird. Sie ist überzeugt, wenn es jemand hinkriegt, dann sie.
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Re: [1088] Die Wildgänse kommen [Allegra, Harl]

Beitrag von Harl »

“Heh”, feixte Harl ein wenig und gluckste etwas vor sich hin. “Jarr… hungrig. Beweisenwollen. Gut.” Er leckte sich einmal über die Lippen.

“Wenn du.. Nh. Ich werd ein Mondgebet für dich sprechen, Diebin. Nachtläuferin. Ein Gezeitenlied. In der Nacht.”

“Doch der Rat bleibt: mach’s nicht für lau. Nicht für nichts. Wenn du deinen Hals …nh. Wenn du ihn riskierst, deinen Hals, dann hab’ eine Beute im Sinn. Eine klare Beute, die du willst. Kriegst.”

“Ich werd’ dir helfen für meine Beute… für gute Worte, vor der Herrschaft. Klares Ziel. Nichts Großes, aber ich riskier’ bei der Sache nicht meinen …nh.” Er kratzte sich einmal kurz an seinem Hinterteil.

“Wenn du willst… . Ich könnte dir mehr bieten als ein Boot und einen Unterschlupf. ‘ch könnte dein Schatten sein. Für… nh. Für den richtigen Preis.”
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