[1087] Donner und Blut, Sturm und Wogen [Gabriel, (SL)]

Wenn die Sonne hinter das Appenningebirge sinkt, kriechen die Verdammten aus ihren Löchern. Dies sind ihre Geschichten.
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Gabriel Ducas
Brujah
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[1087] Donner und Blut, Sturm und Wogen [Gabriel, (SL)]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Bereits mit dem Einlaufen des Schiffes und der bestätigten Audienz bei seiner Mentorin hatte Gabriel weitere Treffen vorbereitet. Wenn er schon einmal hier unten war, dann wurde es Zeit auch seine Fürsprecherin zu treffen. Immerhin hatte er die Geschenke für sie an Bord und so ließ er eine Nachricht überbringen und erbat respektvoll Audienz bei der Meisterin der Protokolle von Marsala – Tarratia von Utica.

Der junge Brujah hatte viel riskiert sie damals aufzusuchen und ebenso riskant war es gewesen ihre Fürsprache zu erbitten und diese auch noch an Genuas Hofe erklingen zu lassen. Mit bedauern hatte er feststellen müssen das ihr Kind Genua wieder verlassen hatte, doch Brimir war nicht mehr. So nutzte er den Umstand, dass er nun mit dem Schiff in seiner Heimat war und würde auch sie besuchen. Hatte er sich an sie verkauft? Hatte er nicht bereits gezahlt? Diesmal brachte er gar Geschenke mit. Nicht nur von ihm, von einem anderen der sich offensichtlich mehr von ihr versprach als Gabriel. Bereits bei der letzten Audienz hatte er mehrere Monate warten müssen, diesmal jedoch war er vorbereitet. Sicher, er würde nicht zu lang vorher Anreisen, doch rechtzeitig, um weitere Geschäfte zu machen. Schließlich gab es da noch andere in der Stadt.
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I Tarocchi
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Re: [1087] Donner und Blut, Sturm und Wogen [Gabriel, (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

Die alten Wege wirkten immer noch. Ein paar Gesichter hatten sich verändert, die Gestalten der Diener, Boten, Wegbereiter. Wie viele Jahre waren vergangen?
Wie schon damals schien es als wäre die Stadt beständig in Bewegung. Würde auch nur eine der Mäche hier stehen bleiben, würden die anderen dagegen prallen, anrennen, sie einfach niedertrampeln. Es war leicht vorstellbar, dass der Sturmwind, der Tarratia von Utica war, einen nicht geringen Anteil an dieser ewigen Bewegung hatte.

Gabriels Gesuch wurde entgegen genommen und wie auch schon damals musste er sich gedulden. Es dauerte einen guten Monat bis ihn eine Antwort erreichte, eine Bestätigung seiner Bitte und eine Einladung, die er zum letzten Mal nicht erhalten hatte. Nun wusste er immerhin eine Weile im Voraus, wann und wo er zu sein hatte, wo ein Boot ihn abholen und vermutlich erneut auf ein Schiff bringen würde. Man fragte ihn nach jener Frau, die ihn einst begleitet hatte, und danach, ob ihre Lehren voran gingen. Vielleicht war das echtes Interesse der Boten, die ihn erreichten? Oder war es nur ein Code, ein Schlüssel, eine Geste für ihn, so dass er wusste, dass er nicht in die Fallen anderer lief?
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Gabriel Ducas
Brujah
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Re: [1087] Donner und Blut, Sturm und Wogen [Gabriel, (SL)]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Er war bereits vor dem Zeitpunkt eingereist, um seine Geschäfte mit einer anderen Kainitin der Stadt zu erledigen. Im Gästehaus und auch bei weiteren Gesprächen erfüllte er die geforderten Gefallen und stand ihr Rede und Antwort. Die Aussichten auf weitere gute Geschäfte waren verlockend und bislang kam man sehr gut miteinander aus. Ja er sollte in Genua wurzeln, doch niemand sagte, dass seine Wurzeln nicht auch bis hier reichen durften. Ihre Kontakte würden auch die lokalen Wurzeln hoffentlich stärken und so hatte er zwei extra Nächte eingeräumt, um mit der Dienerin der Linken Hand des Meisters der Stille zu sprechen.

Jedoch ließ man die Meisterin der Protokolle nicht warten. So bestieg er rechtzeitig das Boot. Gabriel berichtete von der Frau, die doch auch zumindest einmal wieder hier gewesen war. Von den Lehren, die er durch sie empfangen hatte, aber auch dass es ihr gut gehe. Sie die Zeit unversehrt verbracht hätte und er sie vor den Schatten der Nacht bislang geschützt hatte. Der Nervenkitzel des Unbekannten fehlte, jedoch wurde er durch das gesteigerte mulmige Gefühl überlagert. Sie war wie sie war. Eine Naturgewalt. Unberechenbar. Jedoch hatte er Neuigkeiten. Fragen. Vielleicht würde er sogar Antworten bekommen?
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I Tarocchi
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Re: [1087] Donner und Blut, Sturm und Wogen [Gabriel, (SL)]

Beitrag von I Tarocchi »

"Meisterin der Protokolle" war ein merkwürdig trockener Titel. Die schwarze Vulkaninsel, die aus der Nacht aufragte, wirkte wild und ungezähmt. Sie erinnerte an die Urgewalt der Feuer, die aus der Erde hervorquellen konnten, an die zischende Gischt, an den reißenden Sturmwind. In der Nacht braute sich auch ein solcher Wind zusammen, scharf und unter tiefhängenden, dichten Wolken.
Das schlanke Boot tanzte auf den Wellen und es war wohl nur der hohen Fertigkeit und wohl auch übermenschlichen Kraft der Ruderer zuzurechnen, dass es sein Ziel dennoch erreichte. Die Ruderer schienen erfreut über Gabriels Nachrichten zu ihrer Blutsschwester, Geistesschwester, vielleicht Kultistin wie sie, vielleicht Familienmitglied oder einfach nur Vertraute. Sie halfen ihm von Bord, so dass er einigermaßen trockenen Fußes am Strand warten konnte, während sie das Boot sicherten. Offenbar bereiteten auch sie sich auf einen Sturm vor.

Mit Laternen leuchteten sie Gabriel und wohl auch sich selbst einen steinigen, gewundenen Pfad hinauf, den es so beim vorigen Besuch auf der Insel nicht gegeben hatte. Oder war dies eine andere Insel?
Gabriel wurde höher und höher hinauf geführt, begleitet vom schneller und angestrengter werdenden Atem seiner vermummten Führer. Und auch für ihn war der Weg anstrengend, denn überall gab es loses Geröll und mehr als einmal mussten alle auch die Hände zuhilfe nehmen und halb gehen, halb klettern. Gabriel wurden stets helfende Hände gereicht oder ein Seil gespannt, damit er nicht fallen oder rutschen sollte. Offenbar war man um seine Sicherheit bedacht oder vielleicht war dies die Dankbarkeit der Vermummten?

Endlich erreichten sie eine Kluft im schwarzen Gestein, durch die alle in die Insel selbst eintraten. Eine natürliche Höhle hatte sich hier aufgetan, wo eine Urgewalt den Stein selbst aufgespalten hatte. Gabriel konnte farbige Schattierungen verschiedener Erze sehen, die hier aufgeschmolzen und wieder erstarrt waren. Strähnen von Kristallen glitzerten hier im Lichtschein und es roch bitter nach Salzen - der Geruch war ihm überraschend vertraut aus Noureddines Werkstätten.

Tarratia von Uttica stand in einem Wald aus Steinsäulen. Es gab Sitze, die halb aus dem Stein herausgehauen waren und die mit Kissen und Teppichen ausgelegt worden waren. Irgendwo weiter hinten bewegten sich weitere Gestalten, weitere Vermummte, doch in dieser einen Kaverne mit den Steinsäulen war nur sie und nun Gabriel mit seinen Begleitern, die niederknieten, ihre Häupter senkten und ihre Arme ausbreiteten als brächten sie ihrer Herrin eine Gabe - vielleicht konnte man es auch so sehen, denn sicherlich war diese Reise und Gabriels Geleit nicht einfach gewesen.
Tarratias silbergrauer Blick wanderte über die Säulen, die Vermummten und Gabriel selbst. Sie musste sie schon lange gehört haben bevor sie hier eingetreten waren, denn die kahlen Felswände trugen Geräusche weit, auch wenn sie sie zugleich verzerrten. Sie deutete auf einen der Vermummten - denjenigen, der auch zuvor hauptsächlich zu Gabriel gesprochen und sich erkundigt hatte - und dieser stand halb auf, um sich dann wieder auf Knien an der Seite ungefähr zwischen Gabriel und der Ahnin nieder zu lassen. Ein neuer Übersetzer?

Tarratia sagte etwas, in jener kehligen, rauchigen Sprache, die Gabriel auch zuvor nicht verstanden hatte. Und noch während sie sprach, übersetzte der Mann direkt: "Du hättest deine Übersetzerin mit dir bringen sollen."
Und dann, direkt und einfach: "Du bist willkommen als mein Gast."
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Gabriel Ducas
Brujah
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Re: [1087] Donner und Blut, Sturm und Wogen [Gabriel, (SL)]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Gabriel kannte das Prozedere und blickte der Fahrt zumindest mit mehr Gelassenheit gegenüber als noch beim ersten Besuch. Allerdings konnte dies nicht das mulmige Gefühl verbergen, welches nun einmal damit einherging jemanden wie Tarratia von Utica zu treffen. Die Ahnin hatte einen gewissen Ruf, sicher war ihr letztes Treffen besser verlaufen als sich der Neugeborene es hätte vorstellen können, jedoch war die Frage wie hoch war der Preis. In Genua Wurzeln schlagen. Die Worte der anderen Ahnin gingen ihm immer wieder durch den Kopf. War es ein Fehler sich nach außen zu orientieren? Sowohl Noureddine als auch Tarratia hatten ihre Position gefestigt, etwas das Gabriel nicht wirklich von sich behaupten konnte. Was bringt die Orientierung in die See für eine Position in Genua? schwierige Fragen für jemand der noch am Anfang stand. Würde es sich auszahlen? Jetzt? Später? Mit all diesen Gedanken verflog die Zeit der Anreise in der er hier und da einige der Fragen der Ruderleute freundlich beantwortete. Die Kletterpartie nahm er schon fast dankbar an, denn Training tat ihm gut, zu oft saß er grübelnd über seinen Mosaiken. Immer jedoch ließ er den Holzkäfig mit den „Geschenken“ nicht aus den Augen.

Als er schließlich der Ahnin gewahr wurde, sank er hinab auf die Knie, den Blick zu den Füßen Tarratias gerichtet und harrte der Dinge die da kommen mögen. Die kehlige, rauchige Sprache war ihm vertraut, dennoch hatte er nicht die Zeit gefunden diese selbst zu lernen. Ruhig drehte er seine Handflächen nach oben und dankte respektvoll und demütig das man ihm diese Audienz gewährte. „Ich habe nicht gewagt sie der Gefahr dieser Reise auszusetzen. Es war sicherer für sie und so trägt sie nicht die Last der Schuld, welche ich nun zu tragen habe.“ erklärte Gabriel das er die Übersetzerin nicht mit auf die Reise nach Mahdia genommen hatte. Es war ein kriegerischer Akt und er hatte bereits eingesehen, dass er damit zwar seinen Eiden gefolgt war, dies allerdings keine Entschuldigung war an der ausgerufenen Herausforderung teilgenommen zu haben. Tarratia wusste sicher bereits was geschehen war. Ob sie es duldete? Raubvogel hatte man ihn nun genannt. „Ich bringe Kunde aus Genua...“ einen Moment stockte er und suchte nach den richtigen Worten. „…und Mahdia.“ es hatte keinen Sinn es zu verschweigen. Die Ahnin wusste bereits über seinen Vasallenstatus und war auch darüber informiert, dass ihm fremdes Blut verabreicht worden war. „Auch bringe ich, wie gewünscht…“ mit einer Hand deutete er auf den Holzkäfig mit den zwei Vögeln darin „…etwas das hoffentlich sicherstellt dass der Drache wirklich überlebt hat.“. Mit den kohlschwarzen Augen und dem langen aschgrauen Schnabel wären sie wohl kaum etwas Besonderes gewesen, wäre da nicht das flammend orange-gelb-rote Gefieder gewesen.
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