[1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Wenn die Sonne hinter das Appenningebirge sinkt, kriechen die Verdammten aus ihren Löchern. Dies sind ihre Geschichten.
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Agnellina
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Agnellina »

Ihr Kiefer mahlte etwas an einer unausgesprochenen Antwort, als er sie spöttisch hinterfragte. Sie war - vielleicht zu ihrem Vorteil - weder stolz noch einfältig genug, um auf diese Belustigung des Älteren angegriffen zu reagieren. Ihre Haltung blieb aufrecht, aber sie schlug die Augen nieder und wich dem tief in sie dringenden Blick nach unten hin aus.

„Ein Duell.“, wiederholte Agnellina nachdenklich und lauschte dem Wandel in seiner Stimme. Sie schien seit ihrem letzten Gespräch und seiner Bekanntgabe, die Angelegenheit in die Hände der Ältesten gelegt zu haben, keinen neuen Stand in der Entwicklung um den Clinch zwischen ihm und ihrem Bruder mitbekommen zu haben oder sie hatte sich schlichtweg nicht weiter dafür interessiert. „Ein Duell ist die Entscheidung, die Recht sprechen soll?“
Natürlich war ihr bekannt, dass es verschiedene Duelle gab. Ein Wettkampf war eine adäquate Methode, einen Disput beizulegen. Nichts unvertrautes, nichts völlig überraschendes. Sie kannte so etwas. Bis zum ersten Blut, bis zum Erringen einer Trophäe, bis zum dritten Blut… doch hier scheinbar bis zum Ende. Das missfiel ihr und doch gab sie sich in diesem Fall viel Mühe, ihr Missfallen über diese Entscheidung der Älteren zu verbergen*. Dies war eine Entscheidung nicht nach ihrem Geschmack und zugleich keine, gegen welche sie unbotmäßig aufbegehren würde.
Sie presste die Lippen zusammen und spannte die Finger an, sodass sie sich wie Krallen mit allen zehn Fingergliedern auf den Tisch drückten. Menschengliedrige Tatzen, stoppelig kahle Pfoten mit schwarzen Nägeln. Keine Krallen. Agnellina schnaufte leise durch die Nase aus, unwillig im Verlauf ihrer Überlegungen zu seiner vom Lächeln begleiteten Aussage.

„Ich weiß, was Rechenschaft bedeutet.“, antwortete sie leise. „Ihre Sünden sind die meinen. Doch sie sind niemandes Beute, solange ich meine Hand über sie halte.“
Ihr Blick fiel auf ihre Hände, die Augen wurden ein wenig größer. Langsam zog sie ihre Hände vom Tisch zurück, ließ sie wieder unter den Umhang verschwinden. Sie trat nicht zurück.
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Gabriel Ducas
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

„Leichtfertig bist du.“ sagte Gabriel auf ihre nicht ausgesprochene Antwort bezüglich der fehlenden Kontrolle über die Ghule. „Statt dir diesen Fehler einzugestehen, ergreifst du den erstbesten Ast um davon abzulenken dass deine Entscheidung die beiden zu beanspruchen nicht durchdacht war.“ das Lächeln war von Gabriels Gesicht verschwunden und er sah bei diesen Worten wieder auf den Tisch vor sich und begann aus einem Mosaik ein paar Steine zu entfernen und sie durch andersfarbige zu ersetzen. Ohne den Blick zu heben, deutete er auf die Gangrel. Oder deutete er dahin, wo ihre Hände just vor einem Augenblick noch verweilt hatten? „Schämst du dich dafür?“

Nun hob er den Kopf und sah wieder zu ihr. Schämen? Wofür? Die beiden zu beanspruchen, obwohl sie die Ghule nicht kontrollierte? Für den Versuch über das Duell abzulenken? Oder für ihre Tatzen? Doch Gabriel konkretisierte nicht. Er sah Agnellina lediglich fragend an.
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Agnellina
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Agnellina »

„Meine Entscheidung ist durchdacht.“, widersprach sie ihm mit leiser Stimme.„Sie ist nicht gut.“, gab sie zu, „Aber es ist die Entscheidung, die ich treffen musste. Es war die einzig mögliche.“
Wie er nach den Steinen griff, ging sie ein paar Schritte. Sie lief ihm nicht weg. Er hatte seine Beschäftigung der Hände. Sie strich durch den Raum, um die innere Unruhe zu beherrschen.
„Andere Möglichkeiten sehe ich nicht. Wenn - ja, wenn, dann hätte. Aber wenn und hätte ist eben nicht. Er ruft zur Jagd, er macht sie zu Trophäen. Lockt die Aasgeier mit Titeln und Macht. Weckt die Gier und den Hunger der Meute. Hetzt sie auf die beiden. Die Zeit rennt. Draußen zählt nur die Jagd. Ich versuche schneller zu sein als die anderen. Ich hoffe, dass die Zeit reicht, sie zu überzeugen und zu markieren. Bevor andere sie erwischen und sie nur noch totes Fleisch sind. Und ich gehe zugleich den anderen Weg. In der Stadt zählen Worte und Gesetze. Ich beachte auch das. Ich habe mich an den Blutvogt und den Liktor gewandt. Ich muss es versuchen. Habe ich andere Möglichkeiten, Herr?“

Sie war an der Wand zum Stehen gekommen. Lehnte sich mit dem Rücken dagegen und rutschte dann langsam herunter, bis sie angelehnt hockte. Sie sah ihre Finger an, betrachtete sie. Ihre Stimme wurde leiser, nachdem vorher Druck hinter ihren Worten stand. Seine Frage führte sie zu sich selbst und sie zog sich zu sich selbst zurück. Kein Blick für ihn und doch trat sie innerlich etwas näher zu ihm, als sie ihm einen Blick in ihre innere Welt erlaubte. „Ihr habt mich gefragt, ob ich ein Mensch bin und ich hab es verneint. Ich bin Gangrel. Ich bin Wandel und Ewigkeit.“
Worte aus einer Selbstbeschreibung, die er bereits gehört hatte. Hochtrabend und vermutlich nichts sagend zugleich, doch für die Neugeborene eine Erklärung. „Das ist es, was ich bin. Und dafür schäme ich mich nicht.“
Langsam drehte sie ihre Hände, besah sich, wie die Beleuchtung des Raumes die Finger anders offenbarten als das diffuse Licht, welches Mond und Sterne draußen in die Nacht brachten.
„Es sieht schlimm aus. Stößt es Euch ab, Herr?“
Es klang etwas verlegen, besorgt. War es wichtig für sie, was er darüber dachte?
„Ewigkeit und Wandel zugleich. Der Körper verändert sich und der Geist muss ihm folgen. So ist es seit der ersten Nacht. Und jede Nacht wieder. Gleich und anders zugleich. Wenn ich die Haare abschneide, sind sie in der nächsten Nacht zurück. Wenn ich die Fänge verliere, sind sie in der nächsten Nacht zurück. Und der Hunger… der ist immer da. Der ist so gut wie nie fort und man kann sich darauf verlassen, dass er immer zurückkehrt. Und manchmal… manchmal passiert ein Wandel. Dann verändert sich der Körper und es ist nicht wie zuvor. Egal, was man tut.“
Sie spannte die Finger an. „Manchmal… oft… ist der Wandel nicht willkommen. Nicht schön. Oder eine besondere… Herausforderung. Immer ist es vielschichtig. Ich sehe es nie sofort. Aber es stimmt, der Geist muss sich bewegen. Ich muss lernen, mich verändern. Damit umgehen. Es ist schwierig. Die Stille ist oberstes Gebot und meine Hände verspotten mich. Ich will mich nicht nur im Wald verstecken. Ich will keine Bestie sein. Ich muss lernen, mich wandeln. Bevor es mein Körper tut.“
Sie lockerte die Finger wieder. „Das hier… ich weiß nicht, ob es Strafe ist, weil ich zu schwach war. Oder ob es mir einen Weg aufzeigt, wie ich besser werden kann. Wie ich die Kontrolle behalten kann. Ob mein Weg verkehrt ist und es mich zurück treiben soll. Dass ich nicht unter die Menschen, nicht in die Stadt gehöre. Dass Gesellschaft nichts für mich ist, so wie ich bin. Was ich bin. Dass mein Blut mir den Weg vorschreibt. Aber die Welt endet nicht am Waldrand.“
Sie hatte die Stirn gerunzelt, war ganz bei sich.
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Gabriel Ducas
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

„Nicht gut aber dennoch durchdacht?“ der Brujah hob skeptisch eine Augenbraue. „Du hast also eine Entscheidung aus der Not heraus getroffen. Du findest sie gut aber nicht durchdacht, ja?“ er sah sie bei den Worten nicht einmal an, sondern schien ein kleines Mosaik zu bilden. „Du sprichst also von einer Notwendigkeit?“ die geschickten Finger verharrten einen Moment und Gabriel richtete den Blick wieder auf Agnellina. „Achte darauf, dass man dich nicht häufiger in eine Situation bringt, in der du keine andere Möglichkeit siehst. Arash hat ähnlich gehandelt. Er wollte Votori. Mich dafür anzugreifen war in seinen Augen vermutlich durchdacht aber war es gut?“ einen kurzen Moment sah er sie einfach nur an, ehe seine Bewegungen sehr viel schneller wurden und er mit dem Arm über den Sand glitt und die Steine aus ihrer Position wischte. Das gelegte Kunstwerk verschwand in einem einzigen kurzen Augenblick. Dann sah er sie an und schmunzelte. „Vielleicht durchdacht?“ fragte er zwinkernd.

„Doch erzähl mir mehr. Warum stehen die Gangrel für Wandel und Ewigkeit?“ gemächlich klopfte er etwas Sand von seinem Arm wieder auf den Tisch und sah ihr interessiert in die Augen. „Wenn du dich nicht schämst, warum versuchst du dann es zu verbergen? Wenn der Körper sich wandelt und der Geist folgt, warum schneidest du es dann ab? Sieht so Akzeptanz aus? Die Merkmale des körperlichen Wandels unter einer weiten Tunika verbergen oder sie gar abzuschneiden?“ der Brujah lehnte die Ellenbogen nun auf die Tischkante und beobachtete sie. Die Augen überflogen die Hände und die gesamte Erscheinung, die sie bot, wie sie da so trotzig vor ihm stand. „Es stößt mich nicht ab. Es macht dich zu dem, was du bist! Hat das, was du bist, denn Strafe verdient? Ist der Wandel denn nicht schön?“
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Agnellina
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Agnellina »

Sie schüttelte den Kopf, als ihre Worte vertauscht wiedergegeben wurden und sich der Sinn wandelte.
„Die Worte drehen sich. Ja, es ist notwendig, denn ich kann nicht die Augen schließen und…“, begann sie es zurecht zu rücken und brach dann unvermittelt ab. Unrecht hatte er nicht, stellte sie fest.
Sie blieb am Boden hocken, die Wand im Rücken und sah ihm von dort aus zu. Ihre Augen kniffen sich etwas zusammen, als er von Arash sprach und seine Bewegungen schneller wurden. Sah sie genau zu oder dachte sie so angestrengt über seine Worte nach?

„Ich will nicht Votori. Ich will Euch nicht angreifen.“ Agnellina distanzierte sich ohne Empörung von derartigen Zielen, ohne den angedeuteten Vergleich mit dem Bruder von sich zu weisen. Sie runzelte die Stirn und folgte anderen Überlegungen dazu. „Selbst wenn Arash Votori hätte haben wollen…“, dachte sie laut nach, „warum sollte der Weg dazu über Euch führen? Und wenn ihm dies als Notwendigkeit erschien… Ich habe bisher nicht den Eindruck gewonnen, dass mein Bruder die Art von Mann ist, die ein warmes Bett und einen eigenen Garten bevorzugt, geschweige denn ein ganzes Dorf zur Hege und Wacht. Und wenn Ihr sagt, er hätte ähnlich gehandelt, aus einer notwendigen Situation heraus… Wer könnte es ihm notwendig gemacht haben, so zu handeln?“

Die Frage hatte nicht den Klang, als erwarte sie tatsächlich eine Antwort von ihm. Doch sie lauschte den eigenen Worten, dem Gedanken in dieser Frage hinterher. Sein Lächeln erwiderte sie nicht. Sie erfasste nicht, was es Erheiterndes daran gab. Weder der Streit der beiden Sturköpfe an sich noch das bevorstehende Duell, welches daraus resultierte, war in irgendeiner Form unterhaltend für sie.

„Nicht stehen.“ Agnellina suchte nach besseren Worten, um ihr Verständnis ihres Blutes und seiner Art zu umreißen. „Und dieses Wandeln und Folgen…“ Auch in diesem Punkt hatte sie nicht das Gefühl, dass er sie verstanden hatte. Seine Fragen ließen sie den Kopf schütteln. „Der Körper verändert sich, weil er kein sterblicher Körper mehr ist. Und der Geist muss ihm folgen, darf nicht mehr nur in menschlichen Bahnen denken. Aber er muss ihm auch voraus gehen. Und wach gehen. Sich einfach fallen lassen wäre leicht, aber… weder richtig noch gesund. Das würde eine sehr kurze Ewigkeit bedeuten.“

Agnellina verzog den Mund zu einem kleinen, schiefen Lächeln.

„Akzeptanz ist das eine, die Stille das andere. Es ist meine Pflicht, es zu verbergen, wenn ich unter den Sterblichen wandeln will. Menschen haben keine Flügel, keine Hufen, keine Gehöre und nichts dergleichen. Es würde sie aufschrecken. Im besten Fall fliegen mir Steine hinterher, weil sie mich als missgestaltet vertreiben wollen. Im schlechtesten Fall denkt jemand über das Warum nach. Also verbergen. Abschneiden. Den Augen entziehen. Mühe, die mir keinen Schmerz bereitet und ihre Herzen weiter schlagen lässt. Und meins auch. Oder zumindest meinen Hals in einem Stück lässt.“
Das offensichtliche war leicht. Doch sie hatte andere Gründe ihm gegenüber.
„Der Wandel ist nicht schön. Es ist lästig, es ist schmerzhaft. Es… behindert mich. Und… ich will mich beherrschen.“

Ihre Augen glitten über ihn, seine Gestalt, dann legte sie den Kopf etwas schief und ihre Stimme wurde wieder recht sanft.

„Herr, Ihr habt eine gute Sitte erwähnt. Im Elysium.“

Ihre warmen Augen beobachteten ihn weiter.

„Sind wir Menschen?“
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Gabriel Ducas
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Der Herold beobachtete, wie die Gangrel Neugeborene ihre Gedankengänge zu Votori aussprach, nickte auf ihre abschließende Frage und hob die Augenbrauen. „Ein weiser Gedankengang. Doch das soll nicht deine Frage sein. Deine Frage ist: Wer könnte es dir notwendig gemacht haben, so zu handeln? Und warum?“ rasch bildete er ein neues Bild von einem kleinen dunklen Punkt der über Linien mit einigen der halbwegs unberührten Symbole am Rand des größeren Mosaiks in Verbindung stand „Vorher warst du frei. Ein paar selbstgewählte Gefallen hier und da. Jetzt?“ der Brujah lehnte sich zurück und deutete auf den kleinen Punkt, der sich nun in einem Netz aus Linien befand. „Was vorher ein paar selbstgewählte Gefälligkeiten und Gefallen waren sind nun, erheblich und unerwünscht, deutlich mehr geworden. Oder nicht?“

„Wandel!?“ Aussage? Frage? Ein Lächeln huschte über Gabriels Gesicht. „Verändern sich nicht auch sterbliche Körper? Durch Training? Alter? Erfahrungen? Folgt dein Geist in diese Richtung?“ mit dem Finger deutete er auf ihre pelzige Hand. „Warum solltest du nicht mehr in menschlichen Bahnen denken? Warst du einst Mensch oder Tier?“ mit geübten Bewegungen begann der Brujah das selbst angerichtete Chaos auf dem Tisch zu beseitigen. Ordnung zu schaffen. Er sah sie nicht direkt an, während er mit einem Nicken auf ihre letzte Frage einging. „Gute Sitte. Sehr richtig.“ er machte eine kurze Pause „Sehen wir nicht menschlich aus? Sprechen wir nicht, wie ein Mensch? Leben wir nicht in einer menschlichen Siedlung? Wie könnten wir etwas anderes sein? Weil wir nicht atmen? Weil unser Herz nicht schlägt?“ nun sah er wieder zu ihr. „Ist es die Frage was wir sind oder was wir werden?“ nun sah er wieder auf ihre Hand. „Wenn wir uns fallen lassen? Wenn wir langsam vergessen, woher wir kommen?“ aufmerksam wanderten die Augen des Herolds wieder in die ihrigen. „Ist es für jeden von den deinen lästig? Schmerzhaft? Eine Behinderung? Brauchst du nun Hilfe, um unter den Menschen zu wandeln? Behindert es dich in deiner Aufgabe?“
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Agnellina
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Agnellina »

Sie dachte über seine Fragen nach, dann schüttelte sie den Kopf. „Herr, ich bin frei. Nach wie vor. Gefallen sind Verbindlichkeiten, aber sie sind keine Kerkermauern. Oder seht Ihr das anders?“
Ihr Gesichtsausdruck blieb situationsbewusst entspannt. Sie ließ nicht erkennen, ob sie sich von der Entwicklung unter Druck gesetzt fühlte. „Ich bin jeden Handel selbst und guten Gewissens eingegangen. Nur, was ich leisten kann. Nur, was ich selbst geben würde. Es war stets meine Entscheidung, mein Ja und mein Nein. Ein großer Gefallen ist erheblich, das ist mir bewusst. Doch wenn ich es als unerwünscht empfinden würde, hätte ich Eure Hand ausgeschlagen.“
Einen Moment sortierte sie in der Frage der Notwendigkeit, welche Gründe für seine Ohren angemessen waren. Das Urteil der Leichtfertigkeit war nicht vergessen.
„Ich muss Handel eingehen. Den Wert von meinem Wort beweisen. Den Wert von anderen für mich bemessen. So ist es Brauch, nicht wahr? Du bist nichts, wenn du nicht tust, was du sagst.“

„Ja, der sterbliche Körper verändert sich auch. Aber… anders. Die Dinge, die den sterblichen Körper wandeln, vermögen keinen Wandel in unserem Körper. Nicht in meinem Blut.“ Ein Gedanke. Von diesem Impuls ergriffen stand sie auf, kam zum Tisch zurück und warf einen prüfenden Blick auf seine Arbeit. Seine Hände. Es waren seine Hände, die sie genau ansah. Dann ließ sie ihren neugierigen Blick wandern, seine Arme hinauf. Inspizierte seine Gliedmaßen aus der kurzen Distanz für einen Augenblick. Suchte sich Antworten auf Fragen, die sie nicht laut stellte.
Dann ging sie zurück, strich auf leisen Sohlen herum.
Sie schüttelte den Kopf auf seine Frage, ob sie ihren Geist so folgen lassen würde.
„Es ist… etwas komplizierter mit dem Folgen. Ich muss es verstehen. Einfach annehmen kann ich es nicht. Wenn ich einfach nur gehorche, dann verliere ich mich. Wenn ich dagegen kämpfe, zerreißt es mich irgendwann. Ich muss es verstehen, begreifen, warum es so ist. Dann passt es hinein. Dann kann ich besser werden.“
Sie suchte nach Beschreibungen, um es für ihn in Worten zu malen. Bemühte sich, wollte sich von ihm verstanden fühlen. „Ich habe die Beherrschung verloren, war ungenügend, und mein Blut hat mich gezeichnet. Will mich etwas lehren. Vielleicht brauche ich das im Moment, weil ich zu schwach bin. Vielleicht ist es eine Hilfe um zu überleben, bis ich stärker bin und sie nicht mehr so brauche. Vielleicht ist es ein Schutz, bis ich mehr ertragen kann. Vielleicht ist es eine Strafe, eine Warnung, dass ich zu nah an die Herde gegangen bin, dass ich zu sehr unter den wandle, zu denen ich nicht gehöre. Vielleicht ist es eine Herausforderung. Es behindert meine Finger, es zwingt mich, mich mehr zu bemühen bei Dingen, die ich eigentlich kann, - oder weniger. Nun auf etwas anderes zu sehen. Deswegen muss ich verstehen. Wenn der Wandel im Geist vorangeht, wenn er den richtigen Weg findet, dann ist das vielleicht nicht notwendig.“
Kindische Hoffnungen, wie man die Kontrolle über das Unkontrollierbare behalten konnte? Wie man gegen die rote Wut, gegen den verschlingenden Hunger, im blutigen Feuer der Gefühle bestehen konnte? Sie sah ihn an, ob er ihre Gedanken verstehen konnte.
„Ich will keine Bestie sein. Aber ich kann auch kein Mensch sein. Ich bin Gangrel. Ich habe eine Seele, eine Seele mit zwei Seiten und beide sind für sich schön, wenn sie einander haben. Ich kann nicht in menschlichen Bahnen denken. Das führt zur Katastrophe. Genau so wenig kann ich in den Bahnen der Bestie denken.“

Aufmerksam und sehr interessiert lauschte sie seiner Antwort. Vielmehr seinen Fragen zum Menschsein. Seine antwortenden Fragen ließen sie erst einmal skeptisch schauen. Als hätte er ihr damit bedeutet, in eine Feuer zu greifen.
„Ist es das, was Brujah sein bedeutet?“, fragte sie vorsichtig. Ihre Stimme bekam einen warmen Klang. Mitgefühl schwang darin. Es war ein trauriges Bild vor ihren Augen.

„Das ist nur mein Leben, meine Erfahrung dazu. Das ist es, was ich glaube. Wie es für mich ist. Der Wandel ist wohl für jeden etwas eigenes und jeder muss seinen Weg finden. Aber ich glaube schon, dass es jedes Mal für jeden erst einmal eine Herausforderung darstellt.
Ich werde meiner Aufgabe weiter nachgehen. Ich werde Wege finden. Ihr habt Recht, es ist eine traurige Gelegenheit mit der ausgerufenen Jagd, aber die beiden sind eine Möglichkeit. Wenn ich sie vor diesem Schicksal bewahren kann, dann können sie Gutes tun und nützlich sein. Wenn…“

Sie ballte die Faust. Ungeduld. Ärger. So viele Gefühle in dieser Geschichte.
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Gabriel Ducas
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Auf die ersten Worte schüttelte er nur sanft den Kopf, unterbrach sie jedoch nicht und ließ ihr den Raum auch weiteres zu erzählen. Etwas erstaunt hob er allerdings die Augenbraue als Agnellina behauptete Training und Übung würden in ihrem Körper keinen Wandel bewirken und beobachtete im Anschluss wie sie Aufstand und seine Hände und Arme in Augenschein nahm. „Ich kann dir einen Weg weisen damit umzugehen. Dein Blut zu verstehen hingegen…“ er strich sich nachdenklich durch den Bart. „…du kannst mir davon erzählen. Einen Abgleich machen. Doch sollten deine Geschwister dir nicht helfen? Arash? Alarice? Fiamma?“ mit einem freudlosen Lachen begannen die Hände wieder mit der Arbeit und er senkte den Blick während er fortfuhr. „Ungenügend? Weil du dich selbst nicht beherrschen konntest?“ Gabriel klang durchaus etwas amüsiert als sie so sprach und schüttelte dabei den Kopf. „Clan des Tieres oder abfällig Clan der Bestie. Vielleicht ist es egal was du willst? Vielleicht verleiht dein Blut, dem was in den euren schlummert, eine Gestalt. So wie ich eine Erzählung in Bildern erschaffe. Du solltest lernen zu denken, denn das..“ mit einem Finger deutete er auf die pelzige Hand der Gangrel „…denkt nicht.“ Danach schwieg er eine Weile, nur das Rascheln seiner Kleidung war zu hören, wenn er sich neue Steine nahm und wieder hier und da etwas anlegte, Steine entfernte, ersetzte, ehe er schließlich erneut sprach.

Wenn du zu langsam bist. Sind sie alle tot oder im Besitz anderer. Wirst du dieses wenn dann akzeptieren? Oder wirst du, aus Notwendigkeit heraus, Wucherpreise zahlen um zu bekommen was deiner Meinung nach dein ist?“
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Agnellina »

„Geschwister? Alarice? Fiamma?“ Die Namen kamen fremd und fragend über ihre Lippen. Sie überlegte und schüttelte dann den Kopf.
„Ich weiß nur von dem einen. Und der…“ Sie schnaufte einmal hohl. „wird mir erst mal einiges anderes erklären.“

Mit Aufgeschlossenheit und Skepsis zugleich sah sie ihn an, hielt im herumtigern inne und blieb ihm zugewandt. „Was meint Ihr mit Weg weisen? Was für einen Weg?“

Seine Erheiterung und das Kopfschütteln nahm sie mit gekräuselten Lippen wie eine Rüge zur Kenntnis und senkte dann den Kopf. Ihr lag eine Bemerkung auf der Zunge, vielleicht eine Verteidigung, ein Widerspruch oder gar eine Respektlosigkeit, doch nichts davon brach hervor. Vielleicht bearbeitete sie ihren eigenen Stolz, dass es nicht so gemeint war, wie es in den Ohren zunächst klang. „Lerne zu denken.“, wiederholte sie schließlich leise. Ein planloser Eintrag auf einer neuen Seite im inneren Notizbuch.
Sie schwieg.

Als er das Thema wieder auf Tia und Violetta brachte, schüttelte langsam und widerwillig den Kopf. Zusammengebissene Zähne. Unschöne Gedanken, unschöne Bilder vor den Augen. „ Ich tue, was ich tun kann. Nur das. Ich werde nicht mehr anbieten, als ich leisten kann. Aber ich muss es versuchen, so gut ich kann. Mit dem Tod verhandelt man nicht, doch bis dahin habe ich getan, was ich gesagt habe. Mich um mein Blut kümmern, wie ich es vermag, und nicht wegsehen. Es ist eine Chance für sie zu überleben, wenn sie sie ergreifen. Es ist wichtig. Leben ist wichtig. Und ich muss sehen, wie sie es überstehen. Ob sie es überstehen. Und wenn sie in andere Hände fallen…“
Die Unruhe wurde stärker.
„Was glaubt Ihr, sind sie anderen wert? Habe ich es falsch angefangen?“
Es kochten sichtbar weitere Fragen in ihr. Die ganze Geschichte war komplex für sie. Es ging nicht nur um die Ghule an sich. Agnellina tastete sich in dieser Angelegenheit in die Abläufe der politischen Vorgänge hinein.
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Gabriel Ducas
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Auch wenn er sie nicht immer direkt ansah, schenkte er ihr doch immer Aufmerksamkeit. Er beobachtete ihre gekräuselten Lippen, vielleicht sah er sogar den Gedanken sich zu verteidigen aber Gabriel ließ sie ausreden bevor er sich ihren Aussagen widmete.

„Falsch. Richtig. Das wird die Zeit zeigen. Bist du schnell und fängst sie bevor sie Ärger machen, kannst du dir auf die Schultern klopfen. Bist du zu langsam wirst du einen Preis zahlen müssen. Entweder für ihre Verfehlungen, falls du sie selbst einfängst oder für ihre Existenz. Ausgebildete Diener sind viel wert. Schon allein, was sie einem über die Lebensweise deines Clansbruders erzählen könnten…“ Gabriel machte eine kurze Pause „Schwächen aufdecken…oder Dinge die in eurem Blut liegen.“ nach einem Schulterzucken ergänzte der Brujah. „Ich würde sie lieber tot sehen, als in den Händen eines anderen. Ist ihr Leben diese Geheimnisse wert?“ nur kurz verblieb der Blick auf der Gangrel ehe er sich wieder dem Bildnis auf seinem Tisch widmete.

„Du scheinst irritiert? Verärgert über meine Belustigung?“ beiläufige Worte, während die Finger wieder kleinere Teile nahmen und sie zu einem größeren Bild zusammenfügten. „Ich lächele weil ich ihn kenne. Den Wandel. Er ist ein guter Freund. Ich weiß was es heißt sich zu verlieren und wenn man wieder bei Sinnen ist alles was man aufgebaut hat in Trümmern liegen zu sehen.“ ohne aufzusehen hob Gabriel die rechte Hand und strich über das Mosaik. „Dieses Handwerksstück habe ich selbst mehrfach zerstört.“ langsam führte er die Hand wieder zu sich und nutzte auch sie wieder für das zusammenfügen der Steine. Noch immer sah er nicht auf, fuhr allerdings fort zu erzählen. „Wenn ich etwas aufbauen möchte, dann darf ich nicht davor zurückschrecken es notfalls selbst zu zerschlagen und von vorn zu beginnen. Neue Wege in diesem Mosaik der Existenz zu finden. Unnötige Muster zu zerbrechen. Neu ordnen. Platz schaffen für Neues…“ nun sah er sie wieder direkt an und lächelte „…vielleicht Besseres…“
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