[1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Wenn die Sonne hinter das Appenningebirge sinkt, kriechen die Verdammten aus ihren Löchern. Dies sind ihre Geschichten.
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Agnellina
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Agnellina »

Bis zu seinem Innehalten war ein Zug von Erleichterung in ihrem Gesicht zu sehen. Es war nur von kurzer Dauer.

Dann trat nackte Angst hervor. Menschen fürchteten ganz natürlich die Dunkelheit. Der Wald, die Wildnis waren Orte, den die meisten Vampire scheuten. Doch für Agnellina lag der wahre Schrecken in den Unwägbarkeiten der unbekannten Gesellschaft. War ihr Wunsch mit dem sie in die Domäne gekommen war, genau dies kennen zu lernen und zu begreifen, nun nicht mehr als eine Seifenblase? Kurz schien es ihr wesentlich verlockender, einfach zu gehen und sich diesem Gang nicht zu stellen. Ventrueahnen bisher waren nur Geschichten für sie. Es war leicht, sich Geschichten im Geiste zu stellen und dabei auf einen unbestimmten Tag hin Vorbereitungen zu treffen. Doch nun plötzlich der Realität gegenüber zu stehen löste das Gefühl aus, nicht vorbereitet zu sein. Es war nicht der erste Prinz, vor dem sie das Knie beugen musste. Doch an jene Nacht vor nunmehr neun Jahren vermochte sie sich nur wie an einen Fiebertraum zu erinnern. Aufgrund der Angst vor Ablehnung und des Wissens um die Konsequenzen einer verpatzten Präsentation? Wegen der endlosen Aufregung oder doch wegen des Blutes zuvor?
Agnellina schloss kurz die Augen. Trinken. Jagen. Das wäre gut. Sich rüsten. Mehr als gewöhnlich. Was wäre zu sagen? Es kam ihr vor, als rauschte es in ihren Ohren vor Gedanken.

„Zwei.“, äußerte sie ihre Einwände aufgeregt. „Ihr sagtet, ich brauche zwei. Und hätte ganze fünf Jahre. Am Ende des Sommers. Die Blätter sind noch nicht wieder bunt. Und… das Protokoll… Wir haben nicht darüber gesprochen. Also nicht genau. Knien. Höchst verehrt. Nicht ansehen. Ich weiß. Auch niemals den Rücken zuwenden. Nur beim Niederknien, dann den Rücken zeigen. Aber sonst? Was muss ich sagen? Wohin überhaupt mit den Händen?“

War es ihm irgendwann einmal ähnlich gegangen? Konnte er sich daran erinnern? Oder war ihm Sicherheit im gesellschaftlichen Umgang anerzogen worden, sodass seine ersten Schritte von Gelassenheit und Selbstsicherheit gesetzt wurden? Sie fühlte sich alles andere als bereit oder gewappnet.
Sie sorgte sich um die richtigen Worte. Würde sie so überhaupt einen Ton herausbekommen?

Dennoch stand Agnellina auf, die Federn unter ihrem Umgang fest umklammert, den Stoff mit der anderen Hand gegriffen. Der Körper behorchte der Bestimmtheit seiner Worte, der Geist war in Aufregung durch den Ernst, den sie erfasste. Ihr Widerspruch richtet sich nicht gegen ihn, es waren Äußerungen der eigenen Zweifel, die hervorbrachen.
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Gabriel Ducas
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Gabriel hob die Hand und damit den Zeigefinger gen Decke des Raumes. „Eine Aufgabe.“ er hob nun den Mittelfinger dazu. „Zwei Fürsprecher.“ nun streckte er alle Finger aus. „Fünf Jahre.“ nickend lächelte er und ging zurück um den Tisch.

„Agnellina. So habe ich es gesagt und so wird es bleiben. Das Treffen hat damit nichts zu tun.“ hinter dem Tisch angekommen nahm er Platz und betrachtete die junge Frau. „Was das Protokoll angeht, so werden wir sehen, wie gut du zugehört hast. Es ist auch für mich ein Risiko.“ nun zuckte er mit den Mundwinkeln. „Aber eines welches ich eingehen werde. Für dich. Mit dir. Weil ich etwas in dir sehe. Etwas das andere nicht haben.“ sein Blick wandte sich auf den Tisch und langsam streckte er die Hand aus deutete auf mehrere Punkte. „Es wird Zeit das wir mit dem Geplänkel aufhören. Ich brauche Augen dort…“ der Finger zeigte auf einen Punkt an der Grenze zwischen den zwei großen Flächen. An dieser Linie zog der Brujah den Finger entlang in die entgegengesetzte Richtung. „…dort… er sah kurz auf ehe er auf weitere Punkte innerhalb der grünen Fläche deutete. „Wir werden deine Aufgabe institutionalisieren und fangen in Genua an. Such dir ein Gebäude, welches Menschen beherbergen kann, die der Jagd nach Ungeziefer nachgehen. Ich stelle dir die finanziellen Mittel und unterstütze dich beim Erwerb. Halt dich dabei jedoch von Platealonga und Clavicula fern. Am besten wäre vermutlich hier.“ innerhalb der größten grauen Fläche des Mosaiks deutete er mit dem Finger auf einen Punkt. Ja das Mosaik war offenbar tatsächlich eine Karte. „Die Grenze zwischen Platealonga, Domus und Clavicula. Wir werden sehen wie wir das bewerkstelligen. Für die Audienz werde ich für dich als Übersetzer zur Verfügung stehen, jedoch schadet es nicht, wenn du jemanden findest, der dich Latein lehrt.“ Gabriel wirkte gelöster wie er da so sprach und plötzlich auch weniger förmlich ins Du gewechselt war. „Was brauchst du sonst? Was willst du wissen? Suchst du etwas bestimmtes? Wie kann ich dir helfen?“ es konnte erschlagend wirken, wie da plötzlich die stocksteife Art abgelegt hatte und mit dem Feuer der Leidenschaft offenbar einem Plan folgte.
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Agnellina
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Agnellina »

Die Frage, warum er sie dann vorzeitig vor den Prinzen zerren wollte, schluckte sie herunter. Er hatte Sühne angekündigt. Vermutlich war das ein Teil davon. Sie erging sich nicht lange in Mutmaßungen. Die Wahl hatte sie getroffen, sie würde sich fügen.

Ihr Blick folgte stattdessen seiner Hand zu den Scherben auf dem Tisch. Agnellina betrachtete die bunten Flecken, konnte sich nur schwer orientieren und mutmaßen, was genau er ihr zeigen wollte. Sie konnte übertragen, dass eine Karte anders aussah als ein Bild. Sie kannte in den Sand gemalte kleine Pläne. Erklärungen in den Boden geritzt oder mit Steinen und Stöcken gelegt für Überlegungen, Bewegungsworte für die Augen. Doch das bunte, wilde Genua mit seinen großen Ausmaßen, mit seinen ganzen Siedlungen und Formen war erst einmal schwer zu erfassen.
Unvermittelt erzählte sie etwas ganz anderes.

„Jeder Stadtteil hat seine eigenen Speicher. Auch außerhalb in den Dörfern lagern sie teilweise gemeinschaftlich. Sie achten gut darauf. Doch sie wissen wenig über die Tiere und schaden sich damit selbst. Sie spucken auf schwarze Katzen, fürchten sie als Teufelsbrut und erschlagen sie als Streuner und Unglücksbringer. Die Katzen halten aber die Mäuse in Schach. Noch besser, finde ich, jagen Marderhunde. Ich habe es ausprobiert. Die Menschen erkennen den Nutzen in ihnen, wenn man es ihnen zeigt. Die Frauen finden sie possierlich. Die Herrn der Herbergen nützlich, wenn sie ihre Ställe säubern. Es sind gute Jäger. Ratten erlegen sie nicht, doch die Ratten fürchten sie und verschwinden, wenn sie ihnen gewahr werden. Sie jagen sie, treiben sie aus Tunneln und Mauern, sodass man sie einfangen kann.“
Agnellinas Stimme wurde ganz ruhig und sachlich. Es klang Erfahrung und Fachkunde mit. Die Gangrel hatte sich im Zuge der Aufgabe Gedanken gemacht und tatsächlich neues Wissen erlangt. Vielleicht nicht in dem Maße oder in Richtungen, die er im Sinn hatte. Aber eventuell war doch mehr heraus gekommen als ein zweifelhafter Handel mit dem heilkundigen Toreador und ein Cape aus allerlei Rauhwerk, welches sie ihm als Beweis angeboten hatte. Er hatte ihr den Hinweis mit dem Aufbau eines Gewerbes in der sterblichen Welt bereits zu Beginn einmal geben. Der Grund für die fehlende Umsetzung kam nun langsam zu Tage.
„Man kann sogar Kaninchen mit ihnen jagen. Ich würde sie ihnen so gern an die Hand geben. Näher bringen. Doch… ich weiß nicht, wie ich mit den Sterblichen verkehren soll. Nun noch viel weniger.“

Nun - mit den Entstellungen, die ihre Hände zeichneten? Nun - wenn sie nicht nur gefüllte Gefäße für den Hunger einer Bestie sein sollten? Nun - mit den Jägern in der Stadt? Nun - aus anderen Gründen?

„Latein? So sprechen, wie die Priester es tun? Pater noster. Qui es in caelis. Sanctificetur nomen tuum.“
Natürlich konnte sie das Vaterunser sprechen wie wohl jeder Christ. Darüber ging es mit Sicherheit nicht hinaus, wenn sie überhaupt eine Vorstellung hatte, was das hieß. Aber zumindest wusste sie, wovon er sprach.
„Wegen dem verehrten Ferrucio? Wegen dem höchst verehrten Prinzen?“
Sie überlegte. Wie hatte ihr Prinz gesprochen, als er sie anerkannte? ‚Gut.‘ An dieses Wort konnte sie sich erinnern, nachdem sie die Traditionen Wort für Wort aufgesagt hatte, wie Tomei es ihr eingebläut hatte. Wer hatte das eigentlich gesagt? Rusconio? Tomei? Irgendwer von den anderen im Raum? Der Boden hatte einen Sprung im Stein neben ihrer linken Hand, eine kleine herausgeschlagene Scharte. Daran konnte sie sich genau erinnern.

Sie nickte den Rat annehmend. „Ja, Herr, ich werde jemanden finden.“ Es schien sie nicht zu stören, dass er sie duzte. Gleichzeitig wechselte sie nicht die Anrede. Es war leichter korrekt zu bleiben.
„Herr, Ihr braucht Augen. Augen in…“
Sie betrachtete seine Steinkarte und entschied sich dann zu raten.
“Augen im Norden? In Domus? Was sollen diese Augen sehen?“
Ließ sie sich von seinem Feuer anstecken? Sie war an den Tisch herangetreten, näher gekommen zu ihm.
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Gabriel Ducas
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

„Für die höchst verehrte Aurore. Doch für den verehrten Hofgelehrten kann dies sicher auch von Vorteil sein.“ beantwortete er zunächst ihre einfache Frage, bevor die Hände wieder über das Mosaik glitten und den jeweiligen Punkten Namen gaben, so dass die Gangrel sich auf der Karte orientieren konnte. Erst danach betrachtete er sie nachdenklich.

„Sprich mit dem verehrten Blutvogt oder jag sie selbst. Zwei erfahrene Blutsdiener sind zur jagt freigegeben. Dort ist Potenzial. Reklamier sie für dich oder schließe einen Handel.“ in seiner Welt schien das durchaus eine Option zu sein. „Du könntest ihr Leben retten, was Arash sicher schätzen würde. Du müsstest nicht neue Sterbliche mit unserer Welt vertraut machen und sie haben sicher Fertigkeiten und Kenntnisse, die dir nützlich sein können.“ nun sah er wieder auf die Karte. „Sicher gibt es viele Speicher. Aber niemand hat gesagt, dass es bei einem Gebäude bleiben muss. Denk an die Orte, die ich dir nannte.“ die Hand glitt erneut über die Karte und die markanten Punkte. „Wenn es dir besser gefällt, werden wir erst dort beginnen. Mir ist das einerlei. Was den Umgang mit den Sterblichen angeht. Du erinnerst dich? Frag um Hilfe und wir finden einen Weg.“ nun sah Gabriel wieder zu ihr. „Du bist nicht allein in dieser Welt der Dunkelheit. Es gibt jene die kooperieren, helfen und sähen, wie mich. Mit Glauben, Mut, Hoffnung und Gerechtigkeit schütze ich die Sterblichen und die Prinzipien von Freiheit, Anstand, Moral und Selbstverpflichtung.“
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Agnellina
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Agnellina »

Bei seiner nachdenklichen Betrachtung konnte er die Wirkung seiner anschließenden Worte genau miterleben.
Die junge Frau verlor den Sanftmut aus dem Gesicht und es blitzte in den Augen. Dass die Reißzähne sich nicht ärgerlich drohend streckten war der Selbstbeherrschung geschuldet. Er war nun mit seiner Bemerkung einen Schritt zu tief in ihr Revier eingedrungen und sie zog eine scharfe Grenze.
„Sie sind mein. Beide.“, platzte sie herrisch heraus.
Die Körperhaltung war plötzlich aufrecht, fest. Ihre Hände drückten sich auf seinen Tisch. Beide waren von der Veränderung betroffen, waren mit Bandagen kaschiert und doch ließ es sich nicht verstecken. Die Finger beider Hände waren von verfärbter Haut und abrasiertem Fell betroffen. An den Händen unter den Bandagen, unter den Ärmel den Arm hinauf schien sich das fortzusetzen, wie der Stoff fiel.
„Wer die Hand gegen sie erhebt, erhebt sie gegen mich. Sein Blut ist mein Blut und mein Blut gehört mir. Das ist meins. Die beiden gehören mir.“

War in seiner Welt ein Ghul eine Handelsware, so schien der Besitz in Agnellinas Augen ebenfalls leicht im Clan wechseln zu können. Zumindest war sie sichtlich bereit, die beiden zu beschützen und ihren Anspruch auf die beiden, wie und woher auch immer sie ihn definierte, durchzusetzen.

„Ich hab den Scheiß für Tankred erledigt, wie er es wollte. Ich habe hinter dem verdammten Toreador hergeräumt, weil sein Blut es nicht gemacht hat. Haben Menschlichkeit geschrien und doch die Hand verweigert, als sie gebraucht wurde. Ich hab ihm gesagt, wenns um mein Blut geht, soll er sich melden. Mein Blut schert sich. Keine Schaumschläger, keine Wolkenschlösser. Kümmern.“

Sie war wütend. Den eigenen Problemen zum Trotz. Auf ihn? Sie biss ihn zumindest weg, wenngleich sie offenbar genau seine Idee ebenfalls gehabt hatte. Oder doch eher auf Tankred?

„Ist vielleicht kein hohes Blut, kein edles Blut. Aber ich scher mich um die meinen.“
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Gabriel Ducas
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Der Raum war erfüllt von der Intensität ihrer Worte und der energiegeladenen Atmosphäre, die zwischen Agnellina und Gabriel herrschte. Der Brujah war sichtlich überrascht von ihrer plötzlichen Entschlossenheit und Wut und ließ einen Moment vergehen, bevor er antwortete. Sein Blick ruhte auf ihr, während er ihre Worte aufnahm und ihre Emotionen zu verstehen versuchte.

„Ich sehe deinen Zorn und deine Entschlossenheit, Agnellina“, begann er ruhig. „So gehört auch Arash dir? Sein Blut ist dein Blut. Dein Blut gehört dir. Das ist deins.“ nachdenklich betrachtete Gabriel die Gangrel nach diesem emotionalen Ausbruch. „Wird diese Wut also auch mich treffen, wenn ich deinen Bruder vernichte? Weil es dir zusteht?“ der Blick bohrte sich durch Agnellina. „Ist es das, was dich die ganze Zeit zurückhält? Die Wut auf mich, weil ich dein Blut nehmen könnte?“ er erhob sich nicht, sondern schob seinen Stuhl nur minimal zurück.

„Welchen Scheiß musstest du für den werten Tankred machen? Hat er dich dafür nicht entlohnt?“ fragend sah er zu Agnellina. „Was hast du dem verdammten Toreador hinterhergeräumt und warum macht es dich wütend? Ist es die Wut, dass er dies nie mehr vergelten wird? Oder die Wut sich mit ihm eingelassen zu haben? Wer schreit nach Menschlichkeit?“ einige der Dinge, die sie da sprach, waren nichts als Andeutungen. Sie mochten die Gangrel verärgern, Gabriel hingegen waren sie offenbar nicht wirklich bekannt. „Wenn du sagst du kümmerst dich um die euren, sind diese dann über jeden Zweifel erhaben? Hat mich dein niederes Blut, je interessiert?“ auch wenn es vielleicht ihre Wut noch mehr entfachen würde, er begegnete ihren Emotionen mit Gelassenheit.
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Agnellina »

Sie bewahrte ihre Haltung; aufrecht und fest mit zurückgelegten Schultern und breiter Brust. Ihre Augen hielten seinem Blick ohne Blinzeln stand. Fest und ungebeugt hielt sie die Grenze, die sie verteidigte. Diese Hand würde sie beißen, welche sich an das wagte, was sie hütete. Sein gelassenes Abwarten zeigte allerdings auch, dass sie nicht darauf aus war, ihn in irgendeiner Form körperlich anzugreifen. Sie kam nicht näher, dominierte nicht über die bestehende Warnung hinaus. Agnellinas Augen funkelten von wilder Entschlossenheit und der Bereitschaft, sich auch einem aussichtslosen Kampf zu stellen, wenn der Ältere ihn haben wollte. Innige Leidenschaft und Bereitschaft zum Widerstand für die wirklich wichtige Sache brachten eine andere Form von Lebendigkeit in die dunklen Kastanienaugen. Doch da stand kein unbändiges Tier in den Augen, der zivilisierte Geist war wach und in voller Kontrolle. Eigentlich ganz hübsch diese Augen, wenn sie für etwas eintrat, das sie mit ganzem Herzen bewegte.

Wenn es nicht so verdammt schwierig wäre, gleichzeitig die richtigen Worte zu finden.
„Beide sind mein.“, wiederholte sie eindringlich.
Die Worte darüber hinaus kamen schwerfälliger. Sie konnte zwar erzählen, aber sie tat sich mit dem Sprechen schwer. Bilder aus Zauberworten zu malen war eine andere Kunst als die scharfen Klingen der Rhetorik zu führen. Doch sie bemühte sich um erläuternde Worte, statt ihrer Ansicht einfach und bockig mit stummer Kraft und Krallen Nachdruck zu verleihen.
„Arash gehört zu mir.“, präzisierte sie, als wenn dies einen Unterschied klarer benennen würde.
„Ich hab das erste Recht. Ich entscheide. Die beiden tragen Gangrel-Blut in sich, sie fallen unter unser Recht. Ich entscheide nicht für Brujah, nicht für Nosferatu. Doch ich entscheide für Gangrel. Und ich habe entschieden, sie sind nicht seins, sondern meins. Es ist nicht recht von Tankred, die Jagd auf sie zu befehlen. Nicht ohne mein Wort.“
Unnachgiebig hielt sie den Blick und hielt doch auch nach Zeichen der Erkenntnis bei ihm Ausschau. Begriff er, worum es ging? Zog er sich zurück oder forderte er sie in ihrem Anspruch heraus? Dies war der Kern der Angelegenheit.

War der geklärt, ließe sich vielleicht über die anderen Ansichten sprechen.
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Gabriel Ducas
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Er hörte zu. Doch die Ruhe wich langsam aber zusehends, die Hand umschloss den Rand des Tisches und der Griff wurde fester. Konnte er doch über vieles hinwegsehen und hatte vielleicht sogar Verständnis für ihre Position, überspannte sie doch diesmal den Bogen deutlich. Wäre er gern aufgesprungen? Vermutlich. Aber da war diese Geschichte, die ihm diese Stimme erzählt hatte. Innerlich begann er zu zählen und betrachtete sie dabei, wie sie ihren Standpunkt verteidigte. Nachdem sie geendet hatte, blieb nur Stille in dem Raum. Keiner von beiden musste Luft holen und Gabriel bewegte sich nicht und so machte weder der Sand noch seine Kleidung auch nur ein Geräusch. Interessiert legte er den Kopf leicht schräg und verengte die Augen, als ob er so mehr Details sehen konnte. Doch noch immer kein Wort. Er hielt den Blick und ohne diesen abzuwenden, sprach er nun mit einem amüsierten Schmunzeln.

„So möchtest du die Entscheidung eines Amtsträgers in Frage stellen? Eines Vasallen der höchst verehrten Majestät? Stellst dessen Entscheidung und somit vermutlich auch die Entscheidung des verehrten Blutvogts, des hoch verehrten Seneschalls und des höchst verehrten Prinzen in Fragen?“ nun schüttelte er in gespielter Enttäuschung den Kopf. „Sprichst dies gar vor einem anderen Vasallen und Amtsträger offen aus?“ das Kopfschütteln endete und er sah mit skeptisch gehobener Augenbraue zu Agnellina und zog die Mundwinkel bei den folgenden Worten leicht nach unten. „Du hast nur das Recht, was du dir nehmen und verteidigen kannst. Du kannst deine Entscheidung getroffen haben, doch gegenüber welchem dieser Raubtiere möchtest du das erste Recht durchsetzen?“ nun legte er einen Finger auf den Rand und zog ihn sanft hin und her. „Und vor allem, wie?“ folgten die Augen für einen Moment dem Finger richtete er den Blick nun wieder auf Agnellina. „Was habe ich dich gelehrt? Was denkst du wen deine Entscheidung interessiert? All jene stehen deutlich über dir. Du wirst bezahlen müssen für dein Recht. Oder…“ er endete und schien die Pause absichtlich zu dehnen, bis er schließlich ergänzte. „..du musst schneller sein. Gerissener.“ Gabriel selbst hatte sehr offensichtlich kein Interesse an den beiden Ghulen ihm ging es hier um etwas anderes.
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Agnellina »

Bemerkte sie seinen wachsenden Unmut? Sie wich nicht zurück, bot ihm die Stirn. Agnellina blieb abwartend in Augenkontakt mit ihm, während sich Stille nach ihren letzten Worten auf sie niederlegte. Sie wartete auf seine Antwort, forderte seine Positionierung ein. Sein Schweigen schien sie dabei zunächst nicht zu beunruhigen. Die Stille drängte sie nicht mehr von sich zu geben. Schüchtern wirkte sie in diesem Augenblick gar nicht mehr. Als er den Kopf bewegte und seine Augen sich zusammen zogen, bewegten sich ihre Lider.

Seine ersten Worte ließen sie ab dem Moment die Lippen zusammenpressen, an dem er den Kreis der Betroffenen immer größer zog.
Ein Blinzeln folgte, als er explizit das Wagen der offenen Aussprache herausstellte. Doch nickte sie leicht als stumme Antwort. Sie wusste, wen sie vor sich hatte. Trotz seines Kopfschüttelns bestätigte sie, dass er sich nicht verhört hatte, und ihre Augen wanderten forschend über ihn, taxierten ihn nach Anzeichen seiner Stimmung. Sie war nicht einverstanden mit Tankreds Vorgehen und genau hatte sie ihm gegenüber offen ausgesprochen. Sie zuckte nicht zurück. Als er den Finger bewegte, folgten ihre Augen dieser Bewegung. Hin, her. Hin, her. Nur ihre Augen waren dabei in Bewegung, der Kopf blieb regungslos.

„Jeder Gangrel darf zwei Sterbliche an sich binden. Geduldet oder willkommen ist egal dabei. Ich bin geduldet, ich bin Gangrel, ich darf zwei haben. Ich muss sie melden, doch es gibt keine weiteren Auflagen. Zwei.“
Ihre Augen blieben auf seinem Finger, während ihr rechter Zeige- und Mittelfinger mit einem einzelnen leisen, dumpfen Aufschlag der Fingerkuppen auf die Tischplatte zwei darstellten.
Sie antwortete langsam, doch mit weniger Anspannung konnte sie konzentrierter sprechen.
“Wenn mein Blut ein Urteil fällt, welches nur und ausschließlich mein Blut betrifft, so gilt das Recht meines Blutes. Keine Tradition verbietet dies. Das Wort des Prinzen ist Gebot in dieser Domäne, ohne jeden Zweifel. Handle ich dagegen? Ich habe dem wohlwerten Tankred eine Nachricht hinterlegt, in der ich beide als die meinen meldete. Warum oder weshalb Arash etwas an mich verliert, das ist allein der Belang meines Blutes und dafür haben wir - wenn überhaupt - allenfalls meinen Älteren Rechenschaft abzulegen. Doch in Genua sind mein Bruder und ich allein und wir klären unsere Angelegenheiten nach Brauch, Recht und Sitte unseres Blutes. Aus welchem Grund also soll ich dafür bezahlen müssen, dass ich tue, was mein Recht sein soll? All jene stehen deutlich über mir. Doch was Recht ist, ist Recht. Ich melde zwei Sterbliche als die meinen. Und ich habe um ein Treffen mit dem verehrten Blutvogt gebeten.“

Sie sah von seiner Hand auf. Nur kurz, doch streitlustig?
„Wird Euch Wut treffen, wenn Ihr es wagt, meinen Bruder zu vernichten? Gewiss. Weil es mir zusteht? Absolut nicht. Das Recht der Vernichtung steht mir nicht zu. Euch?“
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Gabriel Ducas
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

„Und du hast sie natürlich schon unter deiner Kontrolle, nicht wahr?“ fragte Gabriel mit einem leicht amüsierten Schmunzeln nach. Vermutlich nicht. Seine Augen bohrten sich durch Agnellina. Diese Frage schien wichtig zu sein und er wollte sie offenbar beantwortet haben.

„Was die Vernichtung anbelangt…“ er zuckte nur kurz mit den Schultern. „Die Ältesten haben das Duell befohlen und nachdem er beim Treffen zuvor versucht hat mich zu vernichten, hat er meine bevorstehende Vernichtung beim letzten Treffen angekündigt.“ die Stimme schlug etwas um als er nun fortfuhr. „Das gute Herz hatte also bereits für sich entschieden wie er dieses Duell kämpfen und beenden will.“ sprach er mit einem gespielten Lächeln. „Doch beantworte die Frage. Du hast sie für dich beansprucht. Doch kontrollierst du sie? Hast sie unterworfen? Sie unter Kontrolle?“ mit beiläufigem Tonfall sprach er weiter und sah dabei auf den Tisch.

„Andernfalls könnten nun, all die Vergehen der beiden, bis du sie endlich wirklich dein eigen nennst…“ nun hob er die Augen wieder und sah sie traurig fragend an. „…auf dich zurückfallen!“
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