[1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Wenn die Sonne hinter das Appenningebirge sinkt, kriechen die Verdammten aus ihren Löchern. Dies sind ihre Geschichten.
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Agnellina
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Agnellina »

Ihre Augen folgten seinen Bewegungen, ohne dass sich ihr Kopf zunächst weiter hob. Als er ihr die Federn entgegen hielt, hob sie den Blick und runzelte die Stirn.
„Sind meine Toten.“, murmelte sie, als müsse sie Einspruch dagegen erheben, dass er damit zu tun haben wollte. Sie lehnte sich leicht vor, hielt aber noch inne und schien zu überlegen. Schließlich rang sie sich durch und nahm die Federn aus seiner Hand.
Dabei ließ es sich nicht umgehen, dass er sah, was sie unter dem Umhang verborgen hatte. Die linke Hand blieb unter dem Umhang versteckt, doch die rechte zeigte sich. Ein anderes Hemd als bisher trug sie auf jeden Fall. Die langen Ärmel waren nicht hochgeschoben, sondern reichten bis über die Handgelenke. Die Hand hatte sie mit Stoffstreifen verbunden. Sorgfältig gewickelte Bandagen bedeckten den mindestens sichtbaren Teil Handgelenk und die Handfläche bis zu den Ansätzen der Finger und zum Glied des Daumens. Die Haut der Finger hatte sich verändert, wirkte verfärbt und regelrecht anthrazit-gräulich, vor allem im Vergleich zu ihrem Teint. Unter den Fingernägeln wirkte es geradezu schwarz und zwar nicht von Dreck an den Nagelspitzen, sondern das komplette Fleisch unter den Fingernägeln oder die Nägel selbst waren schwärzlich. Die Finger waren unruhig gemustert, wirkten nicht mehr glatt, nicht nackt. An den Gelenken, an den Fingerspitzen, zwischen den Fingern - an all diesen kleinen Stellen waren schwarze kurze Haarstoppeln zu sehen. Schwierig für einen Rechtshänder sich selbst mit einem Messer sorgfältig die rechte Hand zu schaben. Er konnte bei der kurzen Berührung fühlen, dass die Fingerkuppen wie von weicher Hornhaut überzogen waren und kurze, feste Haare, welche das Messer nicht erwischt hatte, strichen sanft über seine Haut. Ihre Berührung war federleicht und sehr vorsichtig. Sie nahm die Federn und die Hand verschwand mit der Gabe wieder unter dem Umhang.

„Danke, Herr.“, raunte sie und senkte den Kopf wieder.
Hörte ihm zu. Hörte seine Aufforderung. Seine Fragen. Die Fragen, die sie anderen bereits versucht hatte zu beantworten und für sich selbst kaum fassen konnte.

„Warum.“, echote sie schnaubend. Die Frage hatte sie ausgiebig im Kopf gedreht und viele Antworten gefunden. „Weil ich zu schwach bin. Weil ich dummer Welpe meinte, es besser zu wissen. Weil ich nicht genug auf die Warnungen gehört habe. Weil ich wie der dumme Wolf den Wald verlassen habe und meinte, die fetten Widder und entzückenden Ferkel der Wiese würden freiwillig ins Maul springen.“
Erregt hob sie den Blick, die Niedergeschlagenheit färbte sich zu Unmut. Erregung über die eigene Unzulänglichkeit, Wut auf sich selbst, vermischt mit den Erinnerungsfetzen, die von dem Ereignis zurückgeblieben waren.
„Herausforderung. Am Arsch.“, schnaubte sie. “Wie ein Schaf hab ich geträumt. Bin dem Rascheln der Mäuse nach ohne meinen Rücken zu decken. Ich, ich war nicht aufmerksam. Wer vergisst, wo er ist, kostet den Boden, bis es ihm einfällt oder er zum Boden wird. Hat mich gepackt. Ich kam einfach nicht los. Er war stark. Viel stärker als Arash. Gegen Arash komme ich an, wenn ich mich anstrenge. Aber ich hab mich nicht mehr angestrengt, ich bin träge gewesen. Ich weiß, dass ich zu schwach bin und mich bemühen muss. Hab ich nicht gemacht. Meine Schuld. Bin wie ein Fuchs nach Mäusen gesprungen, anstatt mich mit meinen Geschwistern zu messen und an Kraft zu gewinnen. Ich hab gezappelt wie ein Hase in diesen Pranken. Dann kam ich los, aber nicht weg. Er war zu nah. Kein freier Weg. Stark wie ein Ochse war er, hielt mich fest.“
Sie hatte sich wieder fest in den Umhang gehüllt, während ihre bloßen, hellen Zehen angespannt in monotoner Bewegung den Boden bearbeiteten. Agnellina starrt vor sich hin, versucht seine Fragen zu beantworten.
„Es tut weh. Der Arm bricht… aber ich komme nicht weg. Er lässt nicht los. Kann mich nicht losreißen. Fänge hat er. Ich… hab geknurrt, glaube ich. Er hat zugedrückt. Ich weiß es nicht mehr. Dann… waren diese Menschen tot. Ich war dumm. Hab mich falsch verhalten. Der wohlwerte Tankred sagt, ich hätte Feuer legen müssen. Oder so. Die Leichen fortschaffen. Aber wie? Ich wusste nicht, wie ich das bewerkstelligen soll. Und es wurde immer lauter. Und er meint, er kann nicht hinter den ganzen verwöhnten, unfähigen Neugeborenen aufräumen. Das wollte ich auch nicht, aber…“
Ihr aufgeregter Blick traf ihn direkt, doch auch ihr Fazit blieb chaotisch wie ihre Antwort.
„Wir sind nicht quitt. Und ich muss das mit der verehrten Drita in Ordnung bringen. Aber ich kann nicht bleiben. Und ich kann nicht gehen. Ich habe richtig Mist gebaut.“
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Gabriel Ducas
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Es war eine Atmosphäre von schweren Entscheidungen und Selbstreflexion, die den Raum erfüllte, als Agnellina ihre Worte sprach und Gabriel aufmerksam zuhörte. Er erkannte die innere Zerrissenheit und den Schmerz in ihren Augen, als sie von den tragischen Ereignissen berichtete, die zu den Todesfällen geführt hatten. Als Agnellina die Federn annahm und ihre verletzte Hand verbarg, konnte Gabriel einen flüchtigen Blick auf ihre Verletzungen erhaschen. Die schwarzen Haare unter der Haut und die veränderte Textur ihrer Finger zeugten von etwas Dunklem und Unerklärlichem.

Der Brujah hörte geduldig zu, während die Gangrel ihre Gedanken aussprach. Er konnte die Schwere ihrer Situation spüren und die Komplexität ihrer Gefühle nachvollziehen. Befand sie sich in einem inneren Konflikt, gefangen zwischen dem Verlangen nach Vergebung und dem Wissen um ihre eigenen Fehler? Oder spielte sie ihm hier etwas vor? Verbarg die Wichtigsten Dinge? Er war vorsichtig und verbarg das auch nicht. „Es ist wichtig, dass wir aus unseren Fehlern lernen und danach streben, besser zu werden“, wiederholte Gabriel sanft seine früheren Worte. „ihr habt den Mut gehabt, eure Fehler anzuerkennen, das ist ein wichtiger erster Schritt. Doch was erwartet ihr von mir? Vergebung? Rechtsprechung? Rat?“

Er überlegte einen Moment, bevor er fortfuhr: „Es gibt Wege, euch zu unterstützen und die Folgen eurer Handlungen zu bewältigen. Aber seid ihr bereit? Bereit Verantwortung zu übernehmen und an euch zu arbeiten? Bereit offen zu sein?“ Gabriel sah Agnellina ernst an. „Ihr seid nicht allein in dieser Domäne. Es gibt jene die euch helfen können und jene die eure Verfehlungen ausnutzen werden. Ihr müsst allerdings auch eure Bereitschaft zeigen, euch zu ändern und eure Fehler wieder gutzumachen. Ich sehe einen Weg, um mit dieser Situation umzugehen und euch auf eurem Weg als Kind der Nacht zu unterstützen aber auch einen Weg, der euch weg führt von altem Glauben und Überzeugungen.“
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Agnellina
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Agnellina »

Seine beruhigenden Worte hatten eine sichtbare Wirkung auf die Gangrel. Keine Erleichterung, doch eine Spur Hoffnung zeigte sich in ihrem Blick.

„Ich… Ihr…“

Sie senkte den Blick wieder. Ihre Erwartung in verständliche Worte zu kleiden brauchte etwas länger und sie wollte ihm nicht ins Wort fallen. Agnellina kaute auf ihrer Unterlippe und versuchte zu verstehen, was er ihr da aufzeigte.

„Ihr seid der Herold.“, griff sie ihren sicheren Ansatzpunkt wieder auf und versuchte erst einmal zu beantworten, was sie von ihm konkret wollte. „Ich glaube… ich dachte, ich muss… Ihr solltet das wissen. Weil… also der Liktor sagte nichts in dieser Richtung. Aber… Ihr, Herr, habt mir die Zeit gegeben. Und die Bedingungen.“

Sie runzelte die Stirn und hatte das Gefühl, nicht recht verstanden zu werden.

„Verantwortung übernehmen, sagt Ihr. Ich bin freigesprochen. Ich bin für mich selbst und meine Taten verantwortlich. Das weiß ich. Das bin ich. Und… ich hab versucht, es in Ordnung zu bringen. Und ich habe mich bei der verehrten Drita entschuldigt und ihr versichert, dass ich die Konsequenzen trage, für die ich verantwortlich bin.“

Ein kurzes Zögern, ein Suchen nach den richtigen Worten, ihr Anliegen verständlich zu vermitteln.

“Fünf Jahre habt Ihr und ich ausgemacht, darf ich versuchen mich zu bewähren. Noch ist die Zeit nicht um, doch ich habe es nicht geschafft. Gibt es vielleicht eine Möglichkeit… darf ich irgendwie bleiben, bis sie zufrieden ist? Dazu brauche ich Eure Erlaubnis, glaube ich. Diese erbitte ich von Euch. Damit ich diesen Fehler wieder gutmachen kann. Ich kann das Leben nicht zurück geben, aber ich möchte den Ärger wett machen, den ich verursacht habe. Also wenn Ihr eine Möglichkeit seht, Herr, mir mehr Zeit geben zu können.
Ich werde an mir arbeiten. Ich werde weniger nachlässig sein. Dahingehend muss ich mich ändern, das weiß ich. Disziplinierter sein. Aber ich weiß nicht, wie ich Euch das zeigen könnte.“
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Gabriel Ducas
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Gabriel hörte aufmerksam zu, während Agnellina ihre Gedanken und Wünsche äußerte. Ihre Worte zeugten von Reue, Selbstreflexion und dem Wunsch, Verantwortung zu übernehmen. Er erkannte in ihr den Wunsch, sich zu bessern und die Folgen ihrer Handlungen zu bewältigen. Doch es war auch offensichtlich, dass sie sich in einem Zwiespalt befand, gefangen zwischen der Last ihrer Fehler und dem Verlangen nach Vergebung.

Als sie um mehr Zeit bat, um ihre Fehler wiedergutzumachen und sich zu bewähren, sah Gabriel sie ernst an und nur ein einzelnes Wort kam über seine Lippen. Für sie klang es vermutlich wie ein Peitschenschlag. „Nein.“ Da war keine Betonung. Nur dieses eine Wort, welches er still zwischen ihnen beiden verklingen ließ und sie dabei musterte. Hatte er Mitleid? Mit ihr? Den Menschen? Nach einer gefühlten Ewigkeit fügte er hinzu.

„Die verehrte Drita wird entscheiden wie ihr ihren Verlust wieder gut machen könnt. Ihr werdet mir eine Frage beantworten...“ wieder schweigen und dann der feste Blick direkt in ihre Augen. „Was ist der größere Verlust? Die Leben dir ihr genommen habt oder die Tatsache, dass ihr gegen die nächtlichen Gesetze verstoßen habt?“ Gab es da ein richtig oder falsch? Gabriel machte zumindest keine Anstalten etwas davon besonders hervorzuheben.
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Agnellina
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Agnellina »

Seine klare Ablehnung nahm sie mit Fassung auf. Sie nickte verstehend und schien das so zu akzeptieren. Weder Widerspruch noch Verhandlungsversuche kamen von ihrer Seite.

Agnellina ließ den festen Blick zu, als sie bemerkte, dass er den Blickkontakt suchte. Irgendwie bekam sie das Kunststück hin, dass sie ihn dabei nicht anstarrte. Entgegen ihrer recht unterwürfigen Körperhaltung, die nach wie vor Bestand hatte, senkte sie die Augen nicht verschämt, sondern gewährte ihm die Möglichkeit ihre Augen zu fixieren. Ihr Blick flirrte ein wenig und sie unterbrach den Kontakt mit einzelnem bewussten Blinzeln. Stets kurzer Blickkontakt von ihrer Seite aus, weder Herausforderung noch Bedrohung durch ein starrendes Raubtier, bis er sie aus dieser nonverbalen Taxierung entlassen würde.

„Die Tatsache.“, presste sie leise hervor. Er wollte ausführliche Antworten, das war ihr aus den Gesprächen mit ihm bewusst, und so bemühte sie sich darum die knappe Antwort auch auszuführen, bevor er nachfragen würde.
„Das Gesetz schützt alle. Sie und uns. Sie haben ihr Leben verloren, weil ich das Gesetz in diesem Moment nicht geachtet habe. Alle anderen haben ein Stück Sicherheit verloren, die es mühsam wieder zu erreichten gilt.“

Sie schluckte und brachte leise den nächsten Betrachtungspunkt hervor.

„Es klingt furchtbar in meinen Ohren, aber der Verstoß gegen das Recht wiegt schwerer. Denn wenn es in Bavari und nicht innerhalb der Mauern passiert wäre, hätten sie auch ihr Leben verloren. Der Verlust der Menschenleben ist tragisch und für die verehrte Drita ein persönliches Ärgernis, doch dort wäre mir Unbeherrschtheit und Grausamkeit vorzuwerfen gewesen und kein Verstoß gegen die Gesetze.“

Sie hatte sich das Was-wäre-gewesen-wenn ebenso lange durch den Kopf gehen lassen wie alles andere. Den Gedanken an die drei Menschen schob sie von sich weg, konnte und wollte sich nicht persönlich dazu positionieren. Reue schmeckte bitter und sie war nicht zur Absolution oder für die Erleichterung ihrer Seele zu ihm gekommen. Agnellina umklammerte fest die Federn in ihrer Hand unter dem Umhang. Traurig sein, die Schuld bearbeiten und sich ärgern über das eigene Unvermögen sich zu beherrschen, dazu war hier nicht der rechte Ort. Innerlich mochte sie weinen, aber sie wusste, dass der Tod der drei einzelnen Menschen nicht das Hauptproblem für die anderen Kainskinder darstellte und für Tränen gab es andere Orte. Hier ging es um mehr, dass sie nicht recht in Worte fassen konnte. Gesellschaft, Regeln, Messlatten zum Springen oder Scheitern. Sie wollte gern bleiben, dass hatte sie ihm gesagt. Doch in ihren Augen war sie gescheitert. Sie verbuchte diesen bitteren Bissen für sich als Erfahrung.
Sie blinzelte, fasste sich. Nun senkte sie den Blick, er hatte seine Antwort bekommen. Es galt die Verfahrensweise für offene Fragen zu erfahren.

„Herr, wie geht es weiter? Möchtet Ihr mich in den nächsten Nächten empfangen, auf dass ich unsere Vereinbarung erfüllen und Euch Eure Mühen vergelten kann oder nehme ich diese Schuld mit mir, und Ihr sucht mich in der Zukunft auf anderem Boden auf, wenn Ihr sie einfordern wollt?
Wird noch etwas nachkommen oder ist die Konsequenz aus dem Bruch des Verbotes die Abgeltung für selbiges?“
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Gabriel Ducas
Brujah
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Lächelte der Brujah? Erfreute sich an ihrem Elend? Ja. Gabriel lächelte. Es war nicht gehässig, aber auch nicht freundlich. „Keine Antwort die von Herzen kommt. Aber eine, mit der ich arbeiten kann.“ sprach er weiterhin lächelnd und schien jetzt sogar etwas aufmunternd auf sie zu schauen. „Seid ihr gewillt meine Fürsprache anzunehmen und sie angemessen zu vergelten?“

Der Brujah machte keine Scherze. Oder? Zumindest stand er nicht kichernd vor ihr und die Stimme war weiterhin ruhig und beherrscht. „Ich gebe euch eine zweite Chance. Die Frage ist…“ nun sah er wieder direkt zu der Gangrel. „Seid ihr bereit euer Vergehen zu sühnen? Für euch aber auch für alle anderen in der Domäne?“
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Agnellina
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Agnellina »

Sie schaute verwirrt und blinzelte einige Male, als sie seine Antworten nicht mit ihren Fragen zusammen bekam. Agnellina schien tatsächlich eine ganze Weile darüber nachdenken zu müssen. Erleichterung sollte sich zeigen, doch es war eher Misstrauen in ihrer Miene.

„Herr?“

Sie sah auf ihre verborgenen Hände, ihr Blick sank noch tiefer zu ihren nackten Zehen, die sich kurz streckten. Schmutzig, aber menschlich und unscheinbar. Potentielle Klauen wie die in den Samtpfötchen verborgenen Sichelmesserchen einer Katze. Seine Forderung gegenüber ihrem Bruder saß ihr mit üblem Geschmack im Hinterkopf.

„Warum macht Ihr das? Was habt Ihr davon, Herr?“, fragte sie argwöhnend. „Was versteht Ihr unter angemessene Vergeltung für Eure Bürgschaft?“

Ihr Arm zuckte kurz, blieb aber unter dem Stoff. Das unruhige Knibbeln an den Fingern setzte nur kurz ein. Vielleicht waren die Veränderungen der Hände etwas heilsam gegen diese nervöse Angewohnheit der Gangrel.

„Was wäre die Sühne, die Ihr mir aufzuerlegen gedenkt?“, fragte sie und ging zumindest nicht vorschnell oder ungesehen Geschäfte ein.
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Gabriel Ducas
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

Interessiert hob er die Augenbrauen als sie Herr? fragte und erwiderte fragend „Ja?“ nur um ihr dann dabei zuzusehen, wie sie sich erneut verschloss, in sich zusammensank und wieder begann zu grübeln. Einen kurzen Moment rollte er mit den Augen. Verlor er langsam die Geduld? War das bei einem Brujah etwas Gutes?

„Habe ich euch je etwas getan?“ er stand nun direkt vor ihr. „Etwas weg genommen?“ er verschränkte die Arme als er abschließend fragte „Mich an euch bereichert?“ er schien vorerst nicht wirklich eine Antwort zu erwarten, denn er fuhr einfach fort. „Was ich davon habe? Nun was denkt ihr, was ich davon habe, jemand zu fördern der etwas für die Domäne tut? Jemand der sich für Recht und Ordnung interessiert. Für den Moral kein Fremdwort ist und der somit unter den Neugeborenen heraussticht.“ mit ruhigen Schritten ging er zurück um den Tisch herum und ließ sich auf dem Hocker nieder. „So oder so. Ihr landet auf einem Spielfeld. Entweder auf meinem und ihr bringt meine Ziele voran, die euren vielleicht nicht einmal unähnlich sind. Oder auf dem von jemand anderem und ihr arbeitet im ungünstigsten Fall daran meine Ziele zu sabotieren. Ihr könnt also entweder meine Fürsprache annehmen und mit mir gemeinsam etwas in dieser Domäne aufbauen.“ kurz zuckte er mit den Schultern. „Oder ihr könnt es lassen.“

„Natürlich habe ich etwas davon.“ Gabriel lachte freudlos über den absurden Gedanken irgendjemand in der Nacht würde etwas aus Altruismus tun. „Die Gewissheit, dass ihr vielleicht einige meiner Ziele teilt und die Tatsache, dass ihr mir die Art der Fürsprache, die ich euch geben kann mit einem großen Gefallen eurerseits vergeltet.“ die Sühne ließ er unerwähnt. Absicht? Oder war ihm das gar nicht so sehr wichtig? „Doch solltet ihr nicht vergessen, dass auch ihr an diesem Handel gewinnen könnt.“
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Agnellina »

Sie mochte es nicht, wenn er ihr nahe kam. Keine neue Feststellung für ihn. Sie ertrug es, aber vielleicht nur, weil sie mit der Lehne im Rücken nicht weiter zurück rutschen konnte. Ärgerte ihn das oder war es ein Spiel für ihn, dass er sie immer wieder herausforderte, indem er ihre sichere Distanz verletzte?

Seinen Antworten lauschte sie wie stets aufmerksam.

„Ihr gebt mir eine zweite Chance, sofern ich Eure Fürsprache erbitte? Oder gebt Ihr mir eine zweite Chance und Eure gereichte Hand zur Fürsprache ist die Entscheidung, ob ich Euch zur Seite stehen oder mich von jemand anderen gegen Euch aufbringen lassen möchte?“

Agnellina war sich nicht sicher, wie sie die Zusammenhänge begreifen sollte.

„Ich maße mir nicht an zu glauben Eure Ziele zu kennen, Herr. Doch ich hege keinen Wunsch, Euch zuwider zu handeln oder Euch zu schaden.“

Es war wohl auch nicht zu erwarten, dass sie ihm derartiges ins Gesicht sagen würde.

„Ein großer Gefallen.“, wiederholte sie seine Worte und sann darauf zurück, was ihr vermittelt worden war, was dies bedeuten konnte. „Ein Dienst mit aufrichtiger Mühe verbunden. Mit ernsthaftem Einsatz. Vielleicht auch Beistand bis zum Blut. Doch nichts, was dem eigenen Stand und Leben abträglich ist. Aber etwas wie Gefolgschaft bei einem Anliegen. Schild und Schutz im Rücken in einer Hatz. Eine wehrhafte Flanke bei einer gefahrvollen Jagd.“

Nach dieser Rekapitulation ihres Wissens nickte sie. Nun suchte sie aktiv den Blick in seine Augen.

„Ich erbitte Eure Fürsprache, wohlwerter Herr. Dass Ihr Euch für mich entsprechend vor dem Prinzen und der Gesellschaft verwendet, will ich Euch mit einem großen Gefallen vergelten.“
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Gabriel Ducas
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Re: [1089] Gewissensbisse sind der Nachtisch der Sünde [Agnellina, Gabriel]

Beitrag von Gabriel Ducas »

„Sehr gut, Agnellina“, begann er schließlich. „Eure Bitte um meine Fürsprache nehme ich an. Mein Wort für euch vor dem höchst verehrten Prinzen.“ Gabriel pausierte kurz, trat einen Schritt zurück und schien zum ersten Mal wirklich zufrieden zu lächeln. „Ihr werdet mich begleiten…“ Das Nicken des Brujah war bestimmt. „…zu ihrer höchst verehrten Majestät.“ das klang schwer und die Betonung machte den ernst dieser Worte klar. Sie würden gemeinsam zu der Ahnin gehen.
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