[1088] L'operazione Baytown [Allegra, Harl, (SL)]

[Allegra Aldighieri]

Binnen eines Monats nach der Vernichtung von Liviu Cosma landet eines Nachts ein Ruderboot an einer verborgenen Stelle am Strand von Votori an.

An Bord ist ein halbwüchsiges bleiches Fischermädchen namens 'Mia', ärmlich gekleidet mit einer fischfleckigen Schürze, und das lockige Haar zu dicken Zöpfen geflochten. Wer sie von anderswo kennt und mit dieser Deckidentität unvertraut ist, müsste mehr als zwei Mal hinschauen, um die sonst so bunt, auffällig und eitel zurecht gemachte Allegra wiederzuerkennen.

Neben ihrem direkt am Leib getragenen Diebeswerkzeug und ihren verdeckten Klingen führt sie in einer Umhängetasche ihre Geheimwaffe mit, die diese wahnwitzige Aktion überhaupt erst möglich macht, neben einem Wurfanker, unauffälliger Wechselkleidung und Masken für sich selbst und ihren 'Schatten'.
Offen mit sich trägt sie außerdem ein über die Schulter aufgerolltes Seil - kein merkwürdiges Utensil bei einer Fischerin.

Sie hat ein klares Ziel: In das von der Bischofsgarde unter Beschlag genommene Heilerhaus eindringen, den dort kasernierten Blutsdiener Livius raushauen, und sich dann mit ihm absetzen . bevorzugt zu Tankred, der östlich von Votori mit Pferden warten würde. Aber falls das nicht ginge, hätte sie einen Plan B und C mit Arashs Leuten am Hafen und mit dem verborgenen Ruderboot Harls.

Aber vor dem Erfolg hatten die Götter den Schweiß gesetzt. Erst einmal musste sie die Umgebung des Heilerhauses erreichen - begleitet von ihrem verdunkelten Schatten Harl.

[Harl]

Harl ist da und er ist nicht da. Er hatte sich in der Nacht einmal kurz Allegra gezeigt und ihr versichert, dass er in der Nähe war, doch dann hatte er sich zurückgezogen. Es gibt keinen Grund, so findet er, sie zu beunruhigen. Ohnehin hat er keine Worte für diesen Zustand zwischen hiersein und verschwunden sein, in welchen er abtaucht*. Mit einigem Abstand, Vorsicht und Bedacht heftet er sich an ihre Fersen.

Sein Äußeres für Allegra hatte schon ein wenig außergewöhnlich gewirkt, denn zum Einen hatte er ein paar einfache, wenn auch recht zerlumpte Kleider getragen, und zum anderen waren seine grauen Haare stoppelkurz gewesen**. Er hatte ein wenig sonnengebräunter oder schlichtweg schmutziger gewirkt als sonst, wenn er frisch aus dem Wasser kroch. Vor allem aber hatte er lebendig*** gewirkt, mit etwas geröteten Wangen, einem skurril menschlich wirkenden Blinzeln und Atmen, sogar echter Körperwärme. Eines dieser Dinge allein machte wahrscheinlich sehr wenig aus, aber die Summe von alledem verwandelte ihn mit einem Male zu ...einem Menschen. Einem armen Schlucker mit mehr Narben als sich irgendeiner Wünschen konnte, ja, aber doch eben einem gewöhnlichen Menschen. Es ist eine bizarre Wandlung, die er mit scheinbar so simplen Mitteln hingelegt hat - doch Harl hatte darüber kein Wort verloren und Allegra auch nicht lange Gelegenheit für Bemerkungen darüber gegeben. Wenn sie welche hat, wird sie damit wohl bis zu einer anderen Gelegenheit warten müssen.

Sie hat zusätzlich wohl auch sehen können, dass er bewaffnet ist: Harl trägt einen Fischspeer mit sich, dessen Spitze mit etwas wie Haifischzähnen als Widerhaken versehen worden ist. Hässlich.

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*Verdunkelung 2 + "normales Schleichen" mit Geschick + Heimlichkeit: 7 6 3 9 10 4 1 9
**simples "Verkleiden": Manipulation + körperlicher Vortrag: 10 8 7 4 9 8 (mit Spezi)
***Leben imitieren

[Il Cavaliere]

Das Dörfchen Votori schlief tief und fest, schwaches Mondlicht lag auf Dorfplatz und Dächern der einfachen Häuser. Das Heilerhaus stach dadurch heraus, dass es etwas größer und augenscheinlich auch neuer war als die anderen. Zudem war es das einzige Haus, in dessen Innerem zu solch nächtlicher Stunde noch Licht brannte, und aus dem ein gedämpftes Gespräch zu erahnen war. Ab und an übertönt vom Grunzen der Bewohner eines nahe gelegenen Schweinestalls und dem schrillen Miauen sich paarender Katzen.

Niemand, keine Menschenseele, treibt sich noch draußen herum. Verschlafener könnte ein Dorf kaum sein...

[Allegra Aldighieri]

Sobald Allegra ihres Begleiters gewahr wird, reicht sie ihm in einem unbeobachteten Moment eine der Masken (eigentlich mehr ein Staubtuch, das man sich unterhalb der Augen umbindet).

Als die beiden bis in Sichtweite des Heilerhauses vorgedrungen sind, verschwindet die Diebin in eine dunkle Ecke[1] und kleidet sich eilig um. Das Fischermädchenkleid verschwindet in einem Sack, und die Kappadozianerin schlöpft in unauffällige Wechselkleidung in gedeckten Farben von dunklem Braun bis dunkelsgrau, mit Flicken die ihre Konturen etwas verwischen. Ihre Lockenpracht wird mit einem Netz gebändigt und unter einem Kopftuch verborgen. Die Hälfte ihres Gesichts verschwindet unter einem Staubtuch. Ihre Füße sind nackt, jede Unebenheit, jeden Kiesel, jedes Zweiglein spürend. Ihre verdeckten Klingen behält sie unter der Kleidung, nicht dass ein Lichtreflex sie noch verrät.

Dicht am Boden bleibend nähert sie sich einer guten Beobachtungsposition und observiert einen Moment das Haus.[2] Lief jemand um es herum Patrouille? Waren Schatten an den Fenstern sichtbar? Was konnte sie sonst ausmachen?

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[1] Geschick + Heimlichkeit (Spez: Lautlos) 8W10: 9 3 9 6 8 9 2 8 Link

[2] Wahrnehmung + Aufmerksamkeit 6W10: 5 8 6 3 10 4 Link

[Harl]

Harl nimmt das Tuch, aber wickelt es einfach um seinen Kopf, sobald er sich von Allegra zurückgezogen hat. Es sich vor Mund und Nase zu binden, erscheint ihm unklug. Gerade jetzt, so nahe bei dem Schweinestall, überlagert der Gestank nach Schweinemist vieles andere, doch zumindest noch will er sich nicht ganz nasen-blind machen. Er hat andere Methoden, wenn sie nötig werden.

Fürs Erste aber bezieht er etwa ein Dutzend Meter entfernt von Allegra eine Position mit einem guten Blick über die Straßen. Er hält sich geduckt und still, um selbst besser zu schauen und zu lauschen, wer und was sich hier in Votori zeigen könnte.

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Verdunkelung2
Wahrnehmung + Aufmerksamkeit: 8 7 2 6 7 7 5 10 (evtl. mit Spezis und erleichtert um 3 durch Auspex 1 beim Sehen+Hören)

[Il Cavaliere]

Nein, da ist wirklich niemand der um das Haus partoulliert. Auch keine verborgenen, im Hinterhalt liegenden Männer sind in der Umgebung auszumachen. Die Schatten am fast vollen Mond vorüberziehender Wolken lassen den stillen Dorfanger in unwirklichem Licht erscheinen, ein wenig Deckung möglicherweise?

Der schwache Lichtschein, der durch die Fensterpalten des Heilerhauses fiel, wurd an und zu unterbrochen. Ja, darin bewegte sich jemand und lief vermutlich herum. Die leise Unterhaltung, die gedämpft durch die Fensterläden dran, entging den scharfen Sinnen der beiden Kainiten draußen nicht. Zwei Männer, vielleicht ein Dritter?

"... wäre viel lieber in der Stadt. Hier gibt es nichts..." Die brummerlige Antwort folgte sogleich. "Naja, die älteste Tochter des Dorfvorstehers, mit der würde ich ja gerne mal... Ach, aber wir solln ja wachsam und diszipliniert bleiben. Sin im Dienst und passn auf den Kerl auf. Auch wenn ich nich glaube, dass den wer holen kommt. Der Signore macht sich zu viele Gedanken glaub ich."

Außerdem, war da ein tiefes, sehr nasales Schnarchen aus dem Haus zu vernehmen.

[Allegra Aldighieri]

Das erschien furchtbar einfach bisher. Fast schon zu einfach.
Es konnte nicht so einfach sein, irgendeine Überraschung musste drinnen auf sie warten. Aber die Kappadozianerin war darauf gut vorbereitet - sobald sie erst einmal beim Heilerhaus war würde sie sie entschärfen können.

Sie wendet ihren Kopf halb um, in die Richtung, wo sie ihren 'Schatten' vermutet, und spricht ihn leise an.

"Ich gehe jetzt heran. Wunder' dich nich, bleib einfach zurück un' beobachte die Tür'n.
Wenn ich was aus meinem Sack hole - schau weg, schau das Ding nich direkt an. Is Höllenfeuer - bis ich es gebändigt habe, kann ein Blick darin die Seele verseng'n. Geb dir nen Wink, wenn es sicher is."

Die Anordnung der Fenster betrachtend sucht sich Allegra einen toten Winkel, um an das Heilerhaus heranzupirschen. Türen oder Fenster brauchte sie nicht - nicht für das, was sie vor hatte.

Mit ihrem Leib das Ding von Harls Blick abschirmend holt sie eine mumifizierte Hand hervor, gräulich schimmernd vor eingeriebenem Salpeter, der leichte Verwesungshauch überdeckt von scharfem Pfeffergeruch.

Mit einer fließenden, furchtlosen Bewegung erzeugt Allegra eine kleine Flamme mit Hilfe eines Zunderkästchens.[1] Violette Flammen umspielen die salpeterbedeckten Finger, während die Kappadozianerin auf griechisch den Geist des ruchlosen Verbrechers beschwört, der Mumienhand und Talg spendiert hat, im Namen Hades', Persephones und des chthonischen Hermes als Schutzpatron der Diebe in ihre Dienste bindet.[2]
Interessiert betrachtet sie die Finger - würden sie alle aufrecht bleiben und anzeigen, dass im Heilerhaus alles tief und fest schlief im Zauberschlummer der Nekromantie? Oder würden sich welche krümmen, um zu enthüllen dass sich im Heilerhaus Wesen aufhalten, die dem Bann der Handes des Ruhmes widerstehen können?

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[1] Mut gegen Rötschreck (SG3) +WK: 5 Erfolge Link

[2] Int + Okkultismus zur Aktivierung der Hand of Glory (SG5) +WK: 4 Erfolge Link

[Harl]

Harl war nicht, wo sie dachte, dass er war. Doch sein Gehör war scharf genug, um ihre geflüsterten Worte zu hören und sein Auge scharf genug, um zu erkennen, dass sie mit einer Zunderdose und Feuer hantierte.
Er wandte den Blick ab, als sie ihr Zauberfeuer entfachte, doch er war weit genug fort und fühlte sich sicher genug. Mit Staunen lauschte er ihrer Beschwörung, erkannte hier und da einen der Namen, die aus denselben Geschichten kamen wie der von Kirke, der Zauberin, seiner Erzeugerin. Die Namen, die er erkannte, formte er lautlos mit seinen Lippen nach, um sie sich einzuprägen. Staunend erschauerte er und fühlte, wie sich etwas lautlos entfalten wollte. Ein Fluch? Ein Zauber? Was auch immer Allegra tat, hallte durch die Melodie seiner Welt wie eine zweite Stimme, auf einmal in die Aufmerksamkeit gehoben durch ein weiteres Instrument, eine neue Sängerin.

Er blieb jedoch auch nicht völlig untätig sondern tat seinen Teil und kroch in eine Position, von der aus er die Wege dorthin gut im Blick behalten konnte oder doch wenigstens hören, wenn dort jemand eine Tür oder ein Fenster öffnete oder entlangging.

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Intelligenz + Folklore für das Erkennen von ein paar Namen (+ die Hörenprobe weiter oben): 10 4 7 6 6
Aufmerksamkeit + Gewahrsein, um die Zauberei zu erspüren: 10 10 3 7 4 8
Würfe hier

[Il Cavaliere]

Das schon tagsüber eher verschlafene Dörfchen bleibt weiterhin ruhig, eine gefleckte Katze streunt unweit des verborgenen Harl vorbei. Einen Augenblick scheint es als würde sie ihn anblicken oder durch ihn hindurchsehen, doch dann geht sie weiter ihres Wege, würdigt die unheimlich brennende Hand nur eines kurzen Blickes, und verschwindet zwischen zwei lockeren Brettern des Schweinestalls.

Ein Finger der Hand brennt, keiner krümmt sich, und langsam ersterben die leisen Gespräche im Haus ebenso wie die Bewegungen. Bald schon ist der ruhige Atem tief Schlafender, samt vereinzelten Schnarchlauten, die einzige menschliche Regung die aus dem Inneren wahrnehmbar bleibt. Nun ist da nur noch das flackernde Licht der Kerzen oder Talgleuchten im Inneren des Heilerhauses, welches durch die Fensterläden fällt.

[Harl]

Harl starrt auf die Katze, lässt die Innere Bestie ebenso auf die Katze starren. Der Unterschied zwischen ihr und ihm ist kaum da. Er ist im Grunde nur ein wenig Schläue mehr, Erinnerungen, Fallen, Pläne. Darum ist er ein besserer Jäger als der blinde Hunger es je wäre. Er bleckt ein wenig die Zähne, so wie Katzen es auch tun. "Hau besser ab", droht er lautlos zu ihr. Seine Lippen formen die Worte tonlos nach, aber hauptsächlich ist es seine Haltung, fast wie ein Katzenbuckel, und die kurz gebleckten, scharfen Zähne. "Kleiner Jäger, mach' dich nicht zur Beute! Hau ab!"
Als die Katze verschwindet, fühlt er sich gut.

Bewundernd und erstaunt lauscht er den Geräuschen nach - oder besser wohl ihren Veränderungen. Dem verklungenen Gespräch, dem Schnarchen. Er kriecht so, dass er etwas besser sehen kann, was Allegra nun tut, und hört und schaut sich dann um, ob irgendwer ihre Zauberei bemerkt hat.