[1089] Audienzen [Gabriel, Gris]

[Gris de Galard]

Als Gabriel Ducas einmal wieder im Elysium gewesen war, hatte eine der Damen ihm ein Schreiben überreicht. In elegant geschwungener Schrift hatte ein Gris de Galard vom Blut der Könige um ein Treffen gebeten. Er wäre erst vor kurzem in die Stadt gekommen und hätte so viel Gutes von ihm gehört, dass er sich sehr wünschen würde, ihn einmal kennenzulernen. Selbstverständlich würde er sich vollkommen nach ihm richten, was Zeitpunkt und Ort anginge und hätte Verständnis, wenn Gabriel im Augenblick noch keine Zeit habe. Dann warte er gerne.

In der Nacht, in der Gris dann im Elyisum sein sollte, würde er schließlich geduldig und ohne Anzeichen von Nervosität warten. Wie immer schien der Sohn der Nacht mit seinen dunklen Kleidern direkt aus einer Messe zu kommen.
Während er gelassen vor den Aushängen auf und ab schritt, lag ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. Ein angenehmes Lächeln, wenn auch mit einer Spur Verwegenheit darin, das gut zu dem Funkeln in den Augen von der Farbe eines aufziehenden Sturms passte.

[Gabriel Ducas]

Es waren einige Schreiben, die hin und her gingen, ehe ein Termin gefunden war. Eine Neumondnacht. Dunkel und windig war es als Gabriel in seiner üblichen Art den Weg Richtung Elysium auswählte. Wieder ging er wild durch die Gassen der Stadt und man hätte meinen können der, wie ein einfacher Handwerker gekleidete, Brujah wollte die Stadt in östlicher Richtung verlassen, ehe er durch mehrere Gassen schlich und schließlich doch im Elysium einkehrte.

Mit einem kurzen Rundumblick suchte er nach Gästen und verblieb mit den Augen auf der Person, die da vor den Aushängen auf und ab ging und vor sich hinlächelte. Immerhin wirkte Gris damit deutlich fröhlicher als der, melancholisch dreinblickende Handwerker, der nun mit ruhigen Schritten auf ihn zutrat. Nicht nervös, aber auch nicht gehetzt. Ein wohl gewähltes Tempo, das wohl beiden die Gelegenheit bot, den jeweils anderen zu mustern.

Die Kleidung des Gelehrten, war ein einfacher Leinenüberwurf und eine geflickte dunkle Lederhose. Für jene die Gabriel kannten, würden wohl die Farbflecken fehlen – so wirkte er noch etwas ärmlicher als üblich. Ein Tagelöhner, der dennoch das Wort ergriff. „Die Nacht zum Gruße. Ihr müsst Gris de Galard vom Blute Ventrues sein.“ sprach er nach einem respektvollen Nicken.

[Gris de Galard]

Als sich ihm Schritte näherten, hatte der scheins so junge Mann ein wenig gewartet und sich dann, als es angemessen war zu dem Mann ihm gegenüber umgewandt. Das Lächeln strahlte nun dem Gelehrten entgegen. Man konnte gut meinem, es wäre der Höhepunkt seiner Nacht, den anderen Sohn des Kain zu treffen.
Auch er neigte das Haupt, ein wenig tiefer und ein wenig respektvoller als Gabriel es getan hatte. Er mochte ein König sein, doch er war frisches Blut in dieser Stadt und der Brujah hatte sich um sie verdient gemacht.

"Und zu eurem Gruße.", gab er zurück. Seiner Stimme lag der Hauch einer fremden Sprache bei. Dezent und nicht unangenehm - und doch merkbar, wenn man darauf achtete. "Der bin ich und es ist mir eine Freude, dass ihr euch Zeit für mich nehmt, wohlwerter Meister Ducas."
Einen Moment musterte er sein Gegenüber. Nahm die schlichte Kluft war und lächelte vorsichtiger, aber wärmer. "Ich habe so viel Gutes von euch gehört, dass ich beinahe traurig war, meine Vorstellung nicht wie meine Reisegefährtin, Alarice, bei euch gemacht zu haben..."
Zwar ließ die schlichte, aber teure dunkle Kleidung mit dem Geschmeide an seiner linken Brust ihn aussehen wie einen Mann, der sich seines Standes bewusst war, und das wilde, dunkle Haar und das Blitzen in den hellen Augen gaben ihm den Anschein eines verwegenen Glückssucher, doch er schaffte es, in diesem Augenblick verlegen zu wirken.

[Gabriel Ducas]

Der Brujah erwiderte das Lächeln knapp. Nicht unfreundlich aber mehr geschäftig höflich. Er war offenbar jemand der dem Müßiggang nur selten Zeit einräumte. „Alarice de Clermont.“ nickte Gabriel kurz zur Bestätigung. „Nun so sehr es mir schmeicheln mag…“ sprach der Herold in ruhiger und uneitler Stimme „…so tue ich doch nur meine Pflicht. Für die höchst verehrte Aurore und ihre Domäne.“

„Was hat euch nach Genua verschlagen?“ der Brujah legte die Hände hinter den Rücken während er so sprach. „Der Ruf der höchst verehrten Majestät? Der Ruf der Stadt? Der Geruch des Meeres? Das Versprechen von Freiheit und Wachstum? Oder die Politik?“ so wie er die Gründe aufzählte war er offenbar viele mögliche Antworten gewöhnt, als auch die Tatsache, dass man ihn vermutlich sowieso anlügen würde. Eine Höflichkeitsfrage – etwas das man nun einmal fragte. „Wie verlief die Vorstellung bei ihrer höchst verehrten Majestät? Habt ihr Kunde aus den Höfen der Liebe überbracht?“ nun machte Gabriel eine kurze Pause bevor er noch hinterherfragte „Wie gedenkt ihr, euch in die Stadt einzubringen? Gibt es etwas, worauf ihr ein Auge geworfen habt? Etwas in dem man euch unterstützen könnte?“

[Gris de Galard]

Gris nickte gemessen, ließ den Herold den Ton dieses Treffens setzen. Höflich, geschäftlich, ohne Extravaganzen. So, wie der Sohn der Nacht vor ihm es wohl bevorzugte. Nicht aufregend, aber immerhin keiner dieser schrecklich Übergläubigen.

Dennoch konnte er sich auf diese Frage ein leises Schmunzeln nicht verkneifen. "Diese Stadt ist ohne Zweifel bekannt und berühmt dafür, dass es hier Glück und Wachstum warten können. Dafür, dass das Licht der principessa bianca das Leben und nie Nächte hier erblühen lässt.", bekannte er, die Hände nun ebenfalls hinter dem Rücken verschränkt. "Das ist der Ruf, dem ich gefolgt bin."
"Ich wurde sehr freundlich empfangen." Ein leichtes Lächeln flog um seine Lippen. Vielleicht lag ein Hauch Verlegenheit darin. "Allerdings fürchte ich, hatte ich keine Kunde von den Höfen der Liebe." Er senkte das Haupt, schien das wirklich zu bedauern. "Clermont ist schön, aber keine der großen Fraktionen der Höfe..."

Dafür lächelte er umso offener, als er nach seiner Idee von einem Beitrag für die Stadt gefragt wurde. "Schon in Clermont habe ich den Sterblichen auf meine Weise gedient. Die meinen und ich begleiten die Sterblichen auf ihrem Weg. Wir waschen die Toten, richten die Begräbnisse aus, trauern für und mit ihnen und helfen den Familien danach durch die schwere Zeit. Eine von vielen verschmähte Tätigkeit, so nah am Tod, doch ich glaube, die Menschen brauchen jemanden, der sich nicht so vor dem Tod fürchtet und ihnen zur Seite steht."

[Gabriel Ducas]

Ein leichtes Verziehen der Mundwinkel, gehobene Augenbrauen und ein anerkennendes Nicken zeigten deutlich das er einerseits überrascht sein mochte. Andererseits respektierte er das Gewerbe offenbar. „So hoffe ich, ich werdet hierbei nicht in Konflikt mit Mitgliedern des Clans des Todes kommen. Jedoch beruht auch das nur auf dem Beinamen der Kappadozianer.“ mit einem Finger tippte sich Gabriel ans Kinn. „Wie läuft das ab? Kommen die Hinterbliebenen zu euch? Was mögen eure Dienste kosten?“ geschäftliche Fragen. Keine Anzeichen davon, dass er diesbezüglich bedenken hatte oder Vorbehalte pflegte.

„Was eure Herkunft angeht so solltet ihr das Licht Clermonts nicht schmälern. Ist der dortige Prinz nicht Herrscher über das Massis Central? Sicher ist Paris nicht nah, doch auch Genua befindet sich nur am Rand der See der Schatten.“ er drehte die Rechte Handfläche nach oben „Klein ist es dennoch nicht.“

[Gris de Galard]

Die Sturmaugen schienen Überraschung und Respektwerden aufzunehmen, doch noch wagte der Ventrue es nicht, etwas mehr als freundliche Neutralität zu zeigen. So neigte er nur leicht das Haupt. "Tatsächlich bin ich dabei, das Blut des Todes darum zu bitten, mir Zugang zu den Friedhöfen innerhalb der Stadtgrenzen zu gewähren.", gab er zu und zeigte ein kleines Lächeln, das die Fügsamkeit in die Gegebenheiten zeigte. "Bis dahin gebe ich mich mit den Dörfern um Genua zufrieden. Auch die Menschen dort trauern."
Er schien ein wenig aufzublühen, als er nach seinem Gewerbe gefragt wurde. Hätte er noch gelebt, hätten sich seine hellen Wangen vielleicht gerötet. "Im besten Fall wissen die Menschen, dass wir derlei anbieten. In meinem Dienst steht auch eine Leichenwäscherin und ein Totengräber. Wir bieten, was gebraucht wird. - Dann kommen sie zu uns. Wir helfen je nachdem was sie brauchen.", erklärte er und hob die Hände mit den Handflächen nach oben. "Es gibt Menschen mit viel Geld, die mehr wollen und brauchen. Diese Menschen zahlen viel. Die, die wenig haben, geben, was sie können. Am Ende gleicht es sich aus. Ich denke aber, am Ende sollte jeder Mensch in Würde gehen können."

Ergeben ließ neigte Gris dann das Haupt und lächelte. "Ihr habt Recht.", gab er zu. "Clermont ist kein kleines Licht und herrscht über das Massis Central. Dennoch ist es nie klug, die eigene Heimat über alles zu stellen. An den Höfen gibt es weit größere und wichtigere Spieler und dort hätte ich nie gewagt, es mit Paris oder anderen gleichzustellen. Also tue ich es auch hier nicht."

[Gabriel Ducas]

Der Brujah schien ein ruhiger und aufmerksamer Zuhörer. Ließ Gris die Zeit die dieser benötigte und nickte gar, als er merkte das der Ventrue sich scheinbar für etwas interessierte, wenn der Herold auch vermutlich nichts von dieser Art Gewerbe oder Handwerk verstand. So sagte er dann auch schließlich „Ein interessantes Handwerk dem ihr da nachgeht. Seid ihr diesem bereits vor dem Kuss gefolgt oder hat es sich entwickelt?“ das war tatsächliches Interesse und nicht bloß reine Höflichkeit. „Und habt ihr bereits ein Gebäude in dem ihr diesem nachgehen könnt? Gewinnt ihr dabei auch Materialien?“ da blitzte nun geschäftliches Interesse in den Augen des Herolds auf.

„Was die Heimat angeht…“ Gabriel lächelte kurz „Wir stammen nun offenbar beide nicht von hier. Aber ich darf annehmen, ihr möchtet länger bleiben? Habt ihr euch bereits eingefunden? Eine Aufgabe erhalten oder Fürsprecher finden können?“