[1090] Schnauze, Fell und Federvieh [Roya, Vincente]

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Vincente Carlos
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[1090] Schnauze, Fell und Federvieh [Roya, Vincente]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente folgte der Straße, die den Namen im Grunde nicht verdiente. Wagen hatten ihre tiefen Spuren in die Erde getrieben. Auch nachts, wo deutlich weniger Betrieb herrschte, konnte er fast noch den Staub in der Luft schmecken.

Er war auf der Suche, auch wenn er nicht genau wusste nach was genau er eigentlich Ausschau hielt. Er war ein Jäger und Fallensteller einer anderen Art und musste wohl oder übel zugeben, dass er von dem hier nicht viel verstand. An Viehpferche oder Ställe hatte er sich nicht herangetraut, da er vermutete, dass diese irgendwie geschützt wurden. Und wenn es nur durch schnatternde Gänse war, die bei Fremden sofort Alarm schlugen.

Wild, so es hier denn welches gab, war ihm bisher nicht über den Weg gesprungen. Und die Straßenhunde liefen auf den Dörfern genauso vor ihm davon wie in der Stadt auch...Es war frustrierend.

Über ihm stieß ein Vogel einen Schrei aus, der für ihn sehr nach Lachen klang. Und kurzerhand hob Vincente einen Stein auf und warf ihm nach dem spöttelnden Vieh in die Nacht.
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Roya
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Re: [1090] Schnauze, Fell und Federvieh [Roya, Vincente]

Beitrag von Roya »

Tock. Der Stein landete irgendwo in der Dunkelheit leise auf einem anderen Stein, während der Vogel sich lauthals beschwerend wegflog. Tock, Tock, echote es von weiter vorn in jener Richtung in welche Vincente den Stein geworfen hatte wieder, als hätte er damit in der Ferne etwas losgetreten. Tock, Tock, Tock, Tock. Das Geräusch veränderte sich. Schneller, immer schneller werdend, hielt es ungebremst auf dem Weg auf dem der Lasombra stand direkt auf ihn zu.

Tok, Tok, Tok, Tok. Lauter, immer lauter werdend, kam es unaufhaltsam näher, während sich links von Vincente die Steilhänge Genuas aufbäumten, ging es rechts von ihm die scharfen Klippen ins aufgepeitschte Meer hinab. TOK, TOK, TOK, TOK. In der Dunkelheit des fahlen Mondlichtes war kaum etwas auszumachen, einzig ein wildes Schnauben, welches lauter wurde, je näher die Geräusche kamen, gepaart mit einem massiven Schatten, der vor Vincente auf dem Weg lichtlos aus der Dunkelheit heraus preschte.
Am Ende einer Nacht sollten deine Füße dreckig sein, dein Haar zerzaust und deine Augen leuchten.
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Vincente Carlos
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Re: [1090] Schnauze, Fell und Federvieh [Roya, Vincente]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente missfiel das Tok Tok, dass sich in der Nacht schneller vermehrte als Geschlechtskrankheiten im Bordell. Als Kind der Nacht ließen ihn Geschlechtskrankheiten zum Glück kalt, bei dem Geräusch, welches sich scheinbar auf ihn zu bewegte, sah die Sache jedoch schon anders aus. Es konnte Schwierigkeiten bedeuten. Und wenn man bedachte, dass er sich zwischen Klippen und Steilhängen befand, so wollte er nun wirklich nicht in Schwierigkeiten geraten.

Wenn das lachende Federvieh seine bucklige Verwandtschaft dazu angestachelt hat, mich nun ihrerseits mit Steinen zu bewerfen... dann dreh ich jedem Vogel, den ich finden kann, den Hals um! Nur um sicherzugehen, dass ich diesen Spöttel erwische!

So genüsslich die Rache, die diese Gedanken beschworen, auch schmecken mochte – noch sah er sich dem, was da auf ihn zu kam, alleine gegenüber. Die Nacht war zu finster für seine Augen, vor ihm war nur Schwärze, in der sich etwas zu bewegen schien. Auf ihn zu.

Weglaufen? Ausweichen? Viele Möglichkeiten gab es nicht. Und wollte er dieses Etwas wirklich in seinem Rücken haben? Oder vor sich, wenn sich eine Wand an ihn presste oder eine Klippe den Boden unter seinen Füßen fraß? Dann vielleicht doch lieber die Stirn bieten.

Vincente grub seine Fußssohlen in den Boden, bis er sich eines festen Standes gewiss sein konnte. Er ging leicht in die Knie, zog den Kopf ein wenig zwischen die Schultern und hob die Hände locker vor sich. So würde er ein reißendes Maul vielleicht greifen können, bevor es ihm die Kehle aufriss. Oder ausweichen können, bevor er unter einem Leib begraben wurde.

Mit der festesten Stimme, die er aufbringen konnte, sagte er: „Stop jetzt!“
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Roya
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Re: [1090] Schnauze, Fell und Federvieh [Roya, Vincente]

Beitrag von Roya »

Das Monster, welches vor Vincente aus der Dunkelheit brach und kaum einen Meter vor ihm abrupt zum Stehen kam, war dunkle, beinahe schwarz und kräftig gebaut, während sein warmer Atem tief und schnell in Richtung des Lasombras schnaubte. Dunkle Augen musterten ihn, während es auf der Stelle tänzelte und von seinem Rücken aus, ein wütendes Fluchen einer rauen Frauenstimme zu vernehmen war, die sich wohl gerade noch so, auf dem massiven Tier hatte halten können.*

Jetzt, da sie näher standen konnte Vincente die Konturen eines Pferdes ausmachen, dass in seinem gesamten Körperbau sehr grazil war, aber allein durch die schiere Größe zu beeindrucken vermochte. Der Araber tänzelte noch immer auf der Stelle und blies den in einer Staubwolke gebadeten an, der sich ihm in den Weg gestellt hatte. Derweil hörte man von auf dem Pferderücken das Aufrichten einer Person, die breitbeinig auf dem Tier saß.

An einer Seite baumelte ein Köcher, während der einfach geschnitzte Bogen in der für Norditaliener dunkel wirkenden Hand einer Frau lag, die das Hindernis aus grauen Augen betrachtete. Ein Dolch befand sich neben dem Köcher an der selbigen Seite, während ihre Hand an einem der Pfeilschäfte ging. Unter dem Druck ihres Schenkels bewegte sich das Pferd seitlich, während Royas blick instinktiv die Gegend absuchte.

Im Profil war nun die Malkavianerin deutlich zu erkennen, die Vincente einst im Elysium getroffen und auf dem Hof gesehen hatte. An ihrem Stil hatte sich abseits der Waffen wenig verändert. Ihre Kleidung war viellagig und dick, wobei sie ihre Haut bis auf ihre Hände, ihre Füße und ihr Gesicht gänzlich verbarg. Auch die Schichten von Dreck hatten sich über die Jahre nicht verändert, auch wenn es in ihrer Lage und Position, sowie Farbe und Konsistenz, durchaus Variationen geben mochte.

Dennoch hatte sich etwas Zweites verändert, was man erst auf den genaueren Blick ausmachen konnte. Roya trug inzwischen mehr schweren Schmuck, der einst wohl silberfarben gewesen sein mochte. Nicht offen zeigend, sondern vielmehr verborgen unter ihrer Kleidung. Breite Spangen, die ihren Oberarm zierten. Schmalere, an ihrem Handgelenk und Fesseln. Ohrringe und Ketten, die sich unter den Stoffen als grobe Abdrücke erahnen ließen.

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*Reiten gegen SK 8: 1 Erfolge
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Vincente Carlos
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Re: [1090] Schnauze, Fell und Federvieh [Roya, Vincente]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente nahm den Reiter auf dem Rücken des Tieres nur am Rande wahr, auch wenn sein Sünderherz über die Flüche lächeln musste. Für eine genaue Musterung hätte er jedoch die Augen von dem Tier vor ihm nehmen müssen. Und das wagte er nicht. Zu sehr beunruhigte ihn das Tänzeln, das Schnauben, die schiere Masse, die sich jederzeit auftürmen oder dazu entschließen konnte – womöglich sogar auf Befehl des Reiters hin – ihn umzurennen.

Für den Moment schien das Tier die größere Bedrohung, wusste er doch nicht genau zu was es im Stande war oder wie er sich zu verhalten hatte. Und Tiere hatten ihn nie sonderlich gemocht. Es kam mit seiner eigenen Natur der Nacht.

Den Blick nicht vom Tier lassend, wand er sich an den Reiter: „Die Wege gehören wohl kaum euch allein. Prescht ihr immer so durch die Dunkelheit, ohne Rücksicht auf andere? Bringt das Tier unter Kontrolle, bevor noch ein Unglück passiert!“
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Roya
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Re: [1090] Schnauze, Fell und Federvieh [Roya, Vincente]

Beitrag von Roya »

Die Malkavianerin schnalzte mit der Zunge, bevor sie zu dem Lasombra hinabzischte. „Sagt der Wegelagerer!“ Das Pferd wandte sich derweil geschickt auf der Stelle um 180 Grad, während Roya sich weiter wachsam umblickte. „Oder wo ist dein Licht?!“ Sie hatte sich ein wenig hochgedrückt, um weiter die Böschung hinauf blicken zu können, während zwischen ihren Fingern der Pfeil bereits auf der Sehne lag. Das Pferd derweil folgte den Anweisungen seiner Reiterin auch ohne, dass diese Zügel hierfür nutzen musste. „Hm?!“ Als ihr Blick schließlich erneut hinab auf Vincente fiel, schnaubte Roya missmutig aus, während sie das Tier erneut einen halben Kreis tänzeln ließ, die Sehne langsam entspannend und das Pferd sacht tätschelnd, als es nach und nach seine angestaute Energie los wurde.
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Vincente Carlos
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Re: [1090] Schnauze, Fell und Federvieh [Roya, Vincente]

Beitrag von Vincente Carlos »

„Wegelagerer?“ Vincente klang ehrlich überrascht. „Ich? Wohl kaum!“, rief er aus. Und setzte dann hinzu: „Ich bin so unschuldig wie die keuschste Jungfer!“ Er grinste, als er an seine Vergnügungen in den Bordellen dachte.

Zerknirscht fügte er hinzu: „Ein Licht habe ich nicht, ich dachte es würde die Tiere verscheuchen...Und wieso reitet ihr ohne Licht?“

Er kniff ein wenig die Augen zusammen, in dem Versuch den Reiter zu erkennen. Die Stimme und der Umriss weckten Erinnerungen, aber er war sich noch nicht ganz sicher, dass sie sich schon einmal begegnet waren*. Lieber auf Seiten der Vorsicht bleiben. „Kennen wir uns?“

*Wahrnehmung:Roll: [10, 4, 3]
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Roya
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Re: [1090] Schnauze, Fell und Federvieh [Roya, Vincente]

Beitrag von Roya »

„Das Tier braucht kein Licht, um den Weg zu finden. Und ich vertraue meinem Tier.“ Die raue Stimme der Malkavianerin klang bekannt, ins Besondere, da sie nie gänzlich ohne den südländischen Akzent zu vernehmen war. Sie tätschelte das Pferd, wendete es und neigte sich anschließend an der Seite des Tieres tiefer herab, so dass sie besser für ihr Gegenüber zu erkennen war. „Unschuldig, hm?! Seit wann sind die Schatten je unschuldig?!“ Sie stieß ein raues, amüsiertes Lachen aus und ihr Kopf neigte sich zur Seite, während sie den Lasombra musterte. „So welche Tiere suchst du, die nicht vor deiner wahren Natur fliehen würden?“
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Vincente Carlos
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Re: [1090] Schnauze, Fell und Federvieh [Roya, Vincente]

Beitrag von Vincente Carlos »

Vincente hob überrascht die Augenbraue.
Selbst bei Mondlicht zog er eine gemütliche, das hieß langsame, Art der Fortbewegung vor. Wäre er groß wie das Pferd vor ihm, wäre ihm vermutlich noch weniger danach im Dunkeln `blind` drauf los zu preschen. Es war anzunehmen, dass die Sinne des Biest besser ausgeprägt waren als seine. Schließlich würde es doch sicher nicht mutiger als er sein? Seine Gedanken wechselten zu der Reiterin. Es erforderte sicherlich Einiges sich ganz auf das Tier zu verlassen, besonders wenn es schnell rannte. Überrascht stellte er fest, dass er beeindruckt war.

Vincente war sich nicht sicher, ob er sich so ohne Weiteres bei dieser Art der Fortbewegung ganz auf die Instinkte eines anderen Wesens verlassen wollte. Natürlich würde ihm ein Sturz weniger Schaden zufügen als einem normalen Menschen...aber dennoch... er konnte auf die Schmerzen verzichten. Und doch...der Gedanke war, wenn er ehrlich zu sich war, verlockend und nicht ohne Reiz. Sicher konnte er auf dem Rücken eine imposante Figur machen?

Als sie sich herabbeugte, war sie für ihn besser zu erkennen. Zuvor war die Stimme und der Akzent nicht gänzlich fremd erschienen, doch ihre Begegnungen waren bisher selten gewesen und man konnte – oder sollte – sich nicht gänzlich auf wage Erinnerungen verlassen. Nicht, wenn es Geheimnisse zu wahren galt.

Er schenkte ihr sein, wie er hoffte, unschuldigstes und mit Sünde gewürztes Lächeln. Schließlich konnten Nächte wie auch Schatten samten und schuldig wie unschuldig sein. „Werte Roya, bitte verzeiht, dass ich euch nicht gleich erkannt habe.“ Seine Stimme klang freundlich. „Wie schön euch wiederzusehen.“

Er rieb sich verlegen das Kinn. „Ja nun, genau das ist das Problem. Ich hatte gehofft ein wenig herumprobieren zu können, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt mich Tieren, also so ganz allgemein, ungestört zu nähern.“ Er wedelte wage mit der Hand und versuchte zu überspielen, dass er nicht genau wusste was es an Tieren in der Umgebung von Genua zu finden gab. Auf den Märkten bot man, soweit er dies sagen konnte, Hühner, Schweine und verschiedene Huftiere an. Aber da er nachts anderes jagte... hatte er schlichte keine Ahnung. „Es will mir einfach nicht gelingen, auch nur in die Nähe von irgendwas zu kommen. Das Getier nimmt mich wahr noch bevor ich auch nur in seine Nähe gelangen kann.“ Er blickte neugierig zu Ihr und dem Reittier. „Wie gelingt es euch denn, euch mit Tieren abzugeben? Also ohne, dass diese Reißaus nehmen?“
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Roya
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Re: [1090] Schnauze, Fell und Federvieh [Roya, Vincente]

Beitrag von Roya »

„So was ist der Grund, sie nehmen Reißaus vor dir?!“ Die Malkavianerin neigte ihren Kopf fragend in die andere Richtung, während sie dem Lasombra ein kleines Schmunzeln schenkte, bevor sie mit den Schultern zuckte und den Hals ihres Pferdes beruhigend tätschelte. „Tiere fliehen auch vor Menschen. Greifen an, so sie hungrig sind. Verteidigen, was ihres ist. Oder schützen ihre Jungen. So es liegt in ihrer Natur. Nicht?!“ Roya wog ihren Kopf nachdenklich hin und her. „Aber ich weiß nicht, was der Grund ist, so Tiere vor Manchen von uns schneller fliehen. Ich weiß, dass es für Andere anders ist. Für mich war es aber immer gleich.“
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