[1090] Tanz in die Ewigkeit [Allegra, Isabelle]

Wenn die Sonne hinter das Appenningebirge sinkt, kriechen die Verdammten aus ihren Löchern. Dies sind ihre Geschichten.
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Isabelle de Claire
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Re: [1090] Tanz in die Ewigkeit [Allegra, Isabelle]

Beitrag von Isabelle de Claire »

Die Rose folgte der Schaustellerin und sah interessiert und ohne Scham dabei zu, wie sich die junge Frau umzog. Ihr Blick glitt dabei prüfend und ein wenig honorierend über den Körperbau der jungen Athletin. Die hervorstehenden Rippen schienen ihr nicht ganz zu gefallen und sie schürzte dabei die Lippen. Aber ansonsten lies sie Eupraxia sich umziehen und betrachtete ihr Werk danach mit Genugtuung. Ihr Blick wanderte über den Rock, an den Hüften entlang zu den kleinen Brüsten, die durch die Bindung noch ein wenig besser zur Geltung kamen, als in ihrem Auftrittsgewand. "Meinen Namen können auch die wenigsten hier richtig aussprechen." schmunzelte sie. "Ich heiße Isabelle, aber für diese Nacht soll dir Isa reichen." ein warmes Lächeln legte sich auf die Züge der jungen Frau. Dann begann sie um Praxi herumzugehen und den Sitz der Kleidung zu kontrollieren und hier und da noch etwas zu zuppeln, um den Look abzurunden. Offenbar war sie in diesen Belangen eine Perfektionistin.

"Ich finde es steht dir hervorragend Eurpraxia." der Name ging der jungen Frau offenbar wie Wein von der Zunge. Betonte sie ihn doch in flüssigen Italienisch so kunstvoll, wie die Darbietung der Künstlerin. "Deine bleiche Haut macht mir etwas sorgen und du musst mehr essen." nickte sie noch, während sie wieder vor die junge Frau trat. "Du musst mir deine Geschichte unbedingt erzählen. Ich liebe gute Geschichten. Ganz besonders die tragischen." Hielt sie fest. Das die Geschichte wahrscheinlich halb erlogen, aufgebläht und auch nur ein kleiner Krümel davon die Wahrheit war, dass schien die junge Frau entweder nicht zu durchschauen, oder einfach hinzunehmen. Unterhaltung schien ihr in diesem Moment vermutlich einfach wichtiger.

"Du kannst das Tuch auch als Halstuch benutzen. Es würde noch ein wenig Kontrast bringen...und deine Haare sind zum verstecken viel zu prächtig."
gab sie dann noch freimütig zu. Offenbar war es ihr nicht wichtig, wo sie das Tuch nutzte. Es gehörte aber irgendwie dazu. "Prächtig. Wie eine Flamme in der dunklen Nacht!"
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Allegra Aldighieri
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Re: [1090] Tanz in die Ewigkeit [Allegra, Isabelle]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

'Eupraxia' lächelt warm zurück, als sie den Namen erfährt. "Isabelle. Nen sehr schöner Name, un' sehr passend." Der Name war nicht so unterschiedlich vom italienischen 'Isabella', und der Umgang mit Gris de Galard hatte ihre Aussprache von französischen Begriffen in den letzten Jahren etwas verbessert.
Sie beschließt, das rote Tuch in ihr Haar zu flechten, um Aufmerksamkeit darauf zu ziehen, und plaudert dabei weiter. "Dann seid Ihr auch nich von hier? Nur auffer Jagd nach den Vergnügung'n hier auffem Cortile delle Meraviglie, oder zieht Euch mehr her?"

Die Haut der jungen Gauklerin fühlt sich kälter an als die Luft der lauen Sommernacht, wenn man zufällig dagegen streift, aber das mag untergehen wenn man nicht darauf achtet.

"Mehr... ess'n würde mir bestimmt nich schad'n. Muss man sich aber auch erst leist'n könn'n. Aber Ihr seid nich her gekomm'n, um Trübsal zu blas'n - un' ich auch nich."

Sie wischt darüber hinweg und macht eine einladende Geste in Richtung des Restes des Platzes, bei der sie sich huldvoll verneigt.

"Willkomm'n auffem Hof der Wunder!

Halsbrecherische Akrobatik un' schöne Kleider hab'n wir schon geseh'n - wonach steht Euch der Sinn als nächstes, bezaubernde 'belle?

Wilde Tiere?
Zauberei?
Gaum'nfreud'n?
Willige hübsche Mädch'n un' Jünglinge?
Meerjungfrau'n?

Gibt hier nix was es nich gibt! Un' wenn doch, dann bietet es wahrscheinlich schon nächste Woche irgendwer feil."


Bei der letzten Anmerkung grinst Praxi ein wenig schelmisch.
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Isabelle de Claire
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Re: [1090] Tanz in die Ewigkeit [Allegra, Isabelle]

Beitrag von Isabelle de Claire »

Die Aussprache ihres Namens ging Isabelle herunter wie Öl. Sie war zwar auch eindeutig überrascht, dass eine Gauklerin ihren Namen so wunderbar betonen konnte, aber sie wusste ja nicht wo die blasse Schönheit herkam. Ein warmes Lächeln traf Eupraxia erneut, bevor die Rose fortfuhr. "Nun. Ich bin erst neu in die Stadt gekommen. Eigentlich komme ich aus dem Norden...hm...jenseits der Berge." sie bezweifelte, dass ihre neue Bekanntschaft etwas mit dem Namen "Clermont" etwas anfangen konnte. Reisendes Volk hin oder her. Die wenigsten Gauklergruppen reisten durch die Alpen. "Ich habe vor hier zu bleiben." sie zuckte mit den Schultern. "Daher ist es niemals schlecht einen guten Überblick über seine neue Heimat zu bekommen." fuhr sie fort. Dabei schien sie die Kälte der Haut nicht einmal zu bemerken.

Bei der Aufzählung der möglichen Ablenkungen leuchteten die Augen Isabellas wieder auf. "Zauberei und Meerjungfrauen? Das wäre faszinierend!" Zwar war sie etwas enttäuscht das hier auch Menschen ihre Körper feilboten. Aber letztendlich musste sie hier der Realität ins Auge sehen. Menschen taten dies überall und hatte sie nicht selbst daran verdient? Es schien einen Ansatzpunkt zu geben.

Dann blickte sie sich um und wieder zu ihrer neuen Bekanntschaft. "Führe sie mich in die Wunder dieses Hofes ein!" sagte sie dann gespielt hochnäsig und mit einem deutlich übertrieben gespielten Wink einer adligen Dame.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1090] Tanz in die Ewigkeit [Allegra, Isabelle]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Die junge Gauklerin grinst.

"Ich selbst weiß noch nich, ob ich hier bleibe. Aber bisher is die Lage gut un' die Leute sin' meiner Nummer noch nich überdrüssig geword'n. Vielleicht überwinter ich hier direkt, besonders wenn ich eine so hübsche un' spendable Bewunderin gefund'n hab'."

Eupraxia spielt mit und verneigt sich huldvoll auf die hochnäsige Geste, ehe sie sich aufrichtet und nachdenklich an einer Locke spielt.

"Die Meerjungfrau'n sin' nich weit, aber kost'n Eintritt. Ich versuch's erst mal mit der Zauberei un' schau, ob ich uns das Geld herbeihex'n kann."

Sie tritt nahe an Isabelle heran, ihre Nüstern blähend, so als ob sie etwas erschnüffeln wurde. Schnell greift sie hinter Isabelles Ohr und zaubert einen Kupferpfennig hervor, den sie in Isabelles Hand drückt, ohne sie mit ihren kalten langen Fingern zu berühren.
Dann aus ihrem Hüfttuch. Dann aus ihrem Ausschnitt. Dan hinter ihrem anderen Ohr.
Die Rose weiß, dass an diesen Orten kein Geld stecken kann - und doch wirkt es verblüffend echt, so als ob Eupraxia wirklich Münzen hervorzaubern würde, dabei mit einem Lächeln und gauklerhafter Leichtigkeit dargeboten, so als ob das alles ganz mühelos wäre.[1]

Spoiler!
[1] Geschick + Diebstahl (Spez: Geschickte Finger): 9 Erfolge Link
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Isabelle de Claire
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Re: [1090] Tanz in die Ewigkeit [Allegra, Isabelle]

Beitrag von Isabelle de Claire »

Als Eupraxia nah an die junge Rose herantritt kann sie tatsächlich den schwachen Duft von Rosen an der jung wirkenden Frau wahrnehmen.

Staunend sieht Isabelle der Darbietung und der Fingerfertigkeit zu. Sie streckt die Arme aus, damit die junge Gauklerin Platz hat zu agieren. "Fantastisch!" klatscht sie in die Hände, als Allegra einige Münzen hervorgezaubert hat, wo sie sich sicher war, vorher keine gewesen sind. "Das war wundervoll!" ein breites, ehrliches Lächeln, überzog das hübsche Gesicht der jungen Frau. "Das war doch schon ein guter Anfang!" gluckst sie. Offensichtlich zufrieden mit diesem Start in die Nacht.

"Bist du also nicht nur eine wirklich fantastische Akrobatin, sondern auch eine Magierin. So vielseitige Talente sieht man selten." Sie machte eine weitere einladende Handbewegung. Schien ihre Anweisung, dass Eupraxia sie führen sollte, schon wieder vergessen zu haben. "Komm. Der Eintritt soll uns heute Nacht nicht interessieren. Ich bin sicher, dass ich diesen auch für uns zwei bezahlen kann." Sie lächelte erneut begeistert zu der jungen, blassen Gauklerin und strahlte dabei eine jugendliche Unschuld und Aufregung aus.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1090] Tanz in die Ewigkeit [Allegra, Isabelle]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

'Eupraxia' strahlt zurück und erfreut sich ehrlich an dem Eindruck, den sie gemacht hat. Aber war Isabelle weltgewandt genug, um die Nummer zu bewerten, oder eine Prinzessin, die erstmals ihren Turm verlassen hatte und nun mit großen Augen die Wunder außerhalb bestaunte? Die Kappadozianerin sollte den Zaubertrick noch ein paar Mal bei anderen erproben. Falls er immer so gut ankam, wäre er vielleicht etwas um ihn in ihre Nummer einzubinden, wenn sie nach Rapallo geht.

"Das Geklimper Eurer Münzen ist Musik in meinen Ohren, Isabelle. Und Euer Lob..." Sie kramt in ihrem Gedächtnis, und fördert die eine unverstandene Phrase zutage die Gris ihr beigebracht hatte. "...je t'adore. Solange das Müzgeklimper unsere Wege begleitet, werdet Ihr den Hof der Wunder als einen Ort vorfinden, wo Freuden und Köstlichkeiten niemals abreißen.

Lasst mich als nächstes Eure Führerin zu den Meerjungfrauen sein. So was seht ihr sicher nicht oft so weit oben im Norden!"


Sie läuft der jungen Fränkin voraus, immer wieder über ihre Schulter schauend, dass sie nicht in der Menge verloren geht. Einmal, als eine Gruppe volltrunkener Matrosen, die in sardischem Akzent ein anzügliches Lied gröhlt, ihnen entgegenkommt, lässt sie sich ein Stück zurückfallen, und führt Isabelle an der Taille umfassend freundlich aber bestimmt großräumig um diese herum. Erst als die Gruppe wieder hinter ihnen verschwunden ist, in Richtung einer Gruppe Damen, die sehr kompetent darin wirkt berauschte und ausgehungerte Seebären von ihrer Heuer zu trennen, lässt sie sie wieder frei.

Schließlich erreiche sie ein Zelt, an dem ein Schild Dottore Fabrizios fabulöse Fabelwesen anpreist, für die zahlreichen Analphabeten seitlich jeweils flankiert von der Zeichnung eines Einhornkopfes. Davor, auf einer Kiste stehend über den Pöbel erhoben, steht ein vollbärtiger Mann mittleren Alters und schwingt einen Stock mit einem daran befestigten Widderschädel. Sein Ornat, eine Art gelehrige Mönchskutte mit gauklerischen Verzierungen, weist ihn als irgendwas zwischen Gelehrtem und Scharlatan aus.

"Hereinspaziert, Damnunherrn! Hereinspaziert! Hereinspaziert! Nur drei Kupferpfennige!"

Er hebt mit der freien Hand demonstrativ drei Finger hoch, um die Worte zu unterstreichen - und tut das immer wieder, wenn er den Preis nennt.

"Dottore Fabrizio hat keine Kosten und Mühen gescheut und die gesamte bekannte Welt bereist, vom gefrorenen Hüperboreja bis zum glühend heißen Nubijen, von Atlantes tief im Westen bis Etzels Reich fern im Osten! Hereinspaziert! Hereinspaziert! Nur drei Kupferpfennige!

Die absonderlichsten Monstren, die je jemand in Genua geschaut hat! Einhörner! Drachen! Meerjungfrau'n! Hereinspaziert! Hereinspaziert! Nur drei Kupferpfennige!"


Bei dem Stichwort 'Meerjungfrauen' verbeugt sich Eupraxia gegenüber ihrer Begleitung, mit der gespielten Dienstbarkeit einer Zofe. Sie erzählt ihr etwas was wie 'Wir sind angekommen, Herrin' klingt, aber das geht unter in der marktschreierischen Anpreisung des 'Dottore'.

"Wenn es in irgendnem Bestijarijum steht - wir hab'n es da! Hereinspaziert! Hereinspaziert! Nur drei Kupferpfennige!"
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Isabelle de Claire
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Re: [1090] Tanz in die Ewigkeit [Allegra, Isabelle]

Beitrag von Isabelle de Claire »

"J'ai répondu à ta prière." erwiderte die Rose auf die Worte Eupraxias hin. Irgendwie schien die Sprache so wunderbar von ihrer Zunge zu perlen, wie es nur süßer Wein vollbringen konnte. Sie machte sich keine Mühe die Worte zu übersetzen. Vielleicht ging die junge Frau davon aus, dass die Kappdozianierin sie verstand. "Dann voran!" sie verfiel einfach wieder in ihr melodisches Italienisch, was ihrer Begleitung vermutlich einfacher fiel.

So folgte Isabelle der jungen Gauklerin durch die Trauben von Menschen und über die Hof der Wunde. Zu keiner Zeit lässt sie die rote Erscheinung des Mädchens aus den Augen und folgt ihr. Als die Gauklerin ihren Arm um ihre Taille legt, tut sie dasselbe bei Eupraxia. Es erscheint fast widerwillig, wie Isabelle ihren Arm von ihrer Begleitung löst, nachdem auch die Gauklerin sie wieder losgelassen hatte.

"Ah das klingt doch fantastisch!" ruft Isabelle aus und drängt sich ein wenig nach vorne, um die zum Zelt zu kommen. "Ich kann dir kaum genug danken, für diese Führung. Bisher hat sie mich nicht enttäuscht. Ich hoffe das bleibt auch so!" spricht sie dann gespielt ernst und dabei blickte sie auch sehr ernst auf die Gauklerin nieder. Wie eine Herrin, die ihrer Zofe eine letzte Chance gibt sie nicht zu enttäuschen. Diese Fassade brich aber auch sogleich wieder zusammen, als sie Eupraxia nachwinkt und den Eintritt an sechs Kupferpfennigen bezahlt, um in das Zelt gelassen zu werden.
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Allegra Aldighieri
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Re: [1090] Tanz in die Ewigkeit [Allegra, Isabelle]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Die Kappadozianerin lächelt bei der französischen Antwort freundlich zurück, auch wenn sie kein Wort versteht. Aber schön klingt es ja, fast so schön wie das Klimpern der Münzen, mit denen ihre Extravaganzen bezahlt werden, und so bekräftigt sie nur die eine Phrase, die sie auswendig gelernt hat: "Je t'adore!"

Als der Griff um die Taille erwidert wird, blickt die Gauklerin... ein wenig überrascht, aber vor allem interessiert. Das nackte Fleisch unter der knappen Kleidung fühlt sich merkwürdig kalt an. Und merkwürdig trocken nach einer so schweißtreibenden Akrobatiknummer. Verdunstungskälte hätte den Effekt vielleicht erklären können, besonders wenn man angetrunken ist und die Gedanken mehr darum kreisen, wie man später das magere junge Ding in die Schlafstatt locken könnte.

Vor dem Kuriositätenkabinett lässt Eupraxia sich auf das Spiel ein, und faltet ihre Hände demütig im Schoß. "Oh, ihr werdet mit mir zufrieden sein, Herrin!" Ein erregter, fast schon fiebriger Glanz liegt in ihren leichenstarren Augen.
Sie wirkt fast schon ein wenig enttäuscht, als dieses Spiel schon wieder so schnell abgebrochen wird, wie es begonnen hat. Rasch eilt sie Isabelle hinterher in die Dunkelheit.

* * *

Drinnen erwartet sie eine rothaarige Siebzehnjährige mit einem Kerzenhalter - das sommersprossige Gesicht bleich überschminkt und die grünen Augen mit dicken Kohlestrichen betont. Gekleidet ist sie in einer dunklen Kutte, die ihr inzwischen etwas zu klein geworden ist, jedenfalls spannen ihre weiblichen Rundungen gegen sie, und hin und wieder erahnt man im Halbdunkel die Nähte der zahlreichen Flicken.

"Willkommen zu Dottore Fabrizios Fanal fabulöser Fabelwesen!"
krächzt das Mädchen mit gespielt schauriger Stimme. "Ich bin Rosella, ein Abkömmling der Rastafio-Hexen aus dem Po-Tal. Meine arme Mutter selbst hatte mich an Fabrizio selbst verkauft, um ihre Schulden an den T e u f e l selbst zu begleichen."

Einige wenige Leute schnappen tatsächlich nach Luft und bekreuzigen sich, aber es ist nur eine Minderheit, die so leichtgläubig auf die Scheinbilder des Hofes der Wunder reagiert. Dennoch nutzt 'Eupraxia' die Gelegenheit, erneut 'beruhigend' die Taille Isabelles zu umfassen, nur vorbeugend für den Fall dass die Blümeranz sie anstecken sollte.

Rosella soll wohl ein wenig gruselig wirken. Vor ein paar Jahren, als das Mädchen noch jünger war, mag es sogar ein wenig verstörend gewirkt haben eine so unschuldige Jungfer zu so später Stunde zwischen all den Schrecken spazieren zu sehen und so leichtfertig solche Schauderlichkeiten auszusprechen, aber inzwischen ist sie weder unschuldig noch eine Jungfer, wenn man die gelegentlich sichtbare Bauchwölbung richtig deutet. Aber dafür dürfte das Kuriositätenkabinett in wenigen Jahren eine neue Jungfer haben, um die Leichtgläubigen zu führen, wenn GOtt es so wollte und Rosella nicht wie so viele andere im Kindbett samt ihrer Leibesfrucht sterben ließ.

Die Schaustücke sind in Regalen ausgestellt, mit Gittern vor forschem Zugriff oder gar Diebstahl gesichert - und während das Mädchen sie abgeht und über sie erzählt, scheint sie sehr darauf bedacht zu sein, sie nicht zu gut auszuleuchten, mehr eine schattenhafte Ahnung davon zu geben wie sie aussehen.

"Hier haben wir ein Überbleibsel eines der größten Scheusale, die Ligurien je heimgesucht haben -" Der Kerzenschein fällt auf den Kopf eines Kaminfegerkehrbesens, umrahmt von einem Anti-Heiligenschein aus Staubflusen und Asche und Ruß. "Die Überbleibsel des Vampyrs von Votori!
Viele Jahrzehnte hatte er die Wölfe auf die armen Dörfler gehetzt, und hatte nicht einmal davor zurückgeschreckt die schöne Alessia zu rauben, um sie zu seiner Braut zu machen. Vor drei Jahren, als der Bischof selbst ihn ans reinigende Licht zerren wollte, umfasste Satans Krallenhand ihn, aber selbst diese musste sich lösen, als sie mit Weihwasser besprenkelt wurde, speziell eingeführt aus dem Sanctus Sanctorum in Rom, um den Bann des Teufelsdieners über das geschundene Städtchen endlich zu brechen."


Die Luftschnapper und Ausstöße nehmen bei diesen Ausführungen zu, nicht wenige dem verschliffenen Akzent nach aus dem ländlichen Raum westlich von Genua, der lange genug unter dem Vampyr und seinen wölfischen Spießgesellen gelitten hatte.

Eupraxia nutzt die Gelegenheit, um sich näher an Isabelle zu schmiegen und ihr ins Ohr zu raunen.

"Sagt mir, wenn es Euch zu aufregend wird, Herrin. Am Anfang bringen sie immer die garstigsten Dinge. Aber der Vampyr von Votori ist tot, der kann Euch nix mehr tun. Komm'n noch schönere Dinge. Das versprech' ich."
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Isabelle de Claire
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Re: [1090] Tanz in die Ewigkeit [Allegra, Isabelle]

Beitrag von Isabelle de Claire »

Sie Toreador erwiderte das Lächeln erneut und stellte innerlich fest, dass ihre Begleitung wohl tatsächlich nur diese paar Worte ihrer Heimat sprach. Aber was hatte sie erwartet?

In jedem Fall nicht, dass die Haut der Gauklerin schon so kühl war. Sie war auch nicht verschwitzt. Aber so richtig dachte sie auch nicht darüber nach, während sie ihren Arm um sie gelegt hatte und auch danach nicht unbedingt. Es hätte tausend Gründe geben können, wieso dies so war. Wieso also jetzt einen Gedanken daran verschwenden, solange dieser Abend Unterhaltung versprach, was er bisher tat, wollte sie gar nicht daran denken!

Auch die Reaktion vor dem Kabinett nahm Isabelle interessiert zur Kenntnis. Dieses junge Ding suchte nach Führung, nach jemandem der ihr zeigte wo es lang ging. Etwas was sie bieten konnte. Vielleicht spielte sie das aber auch nur. Die Gossenkinder waren anpassungsfähig und zeigten was sie einen sehen lassen wollten, um Beachtung oder eben Geld zu bekommen. Sie würde die Gauklerin noch eingehender testen. Heute Nacht könnte eine glückliche Fügung sie an jemanden kommen lassen, den sie wirklich gebrauchen konnte.

Schließlich im inneren des Kabinetts sah sich Isabelle aufmerksam um. ** Es schien nicht so, dass die junge Frau sich besonders fürchtete. Auch lies die Erscheinung von Rosella sie weniger zu schrecken, sondern eher einen mitleidigen, beinahe mütterlichen Ausdruck auf ihr Gesicht zu zaubern. Während die junge Frau in Lumpen ihre schaurigen Geschichten erzählte schien Isabelle wie ein kleines Kind an den Lippen der Frau zu hängen und alles in sich einzusaugen. Sie liebte offenbar diese Morbidität und von ihr war weder ein Schreckenslaut noch ein japsen zu hören.

Sie hatte es eigentlich vermeiden wollen, aber ihr Herz hatte angefangen zu schlagen und leise zog sie den Atem ein, als sich Praxi mehr an sie schmiegte. Die junge Gauklerin war so kühl und trotzdem niedlich. Ein leises Lächeln legte sich bei den Worten, die sie ihr zuflüsterte auf ihre Lippen. "Das will ich hoffen!" knurrte sie streng aber leise zurück. "Die meisten Dinge hier sind doch nur Geschichten." flüsterte sie weiter in das Ohr der dürren Dings. "Ich bin nicht hier, um enttäuscht zu werden, verstanden?" In ihrer Stimme lag nun eine strenge, die anfangs noch nicht da gewesen war. Wie eine Herrin mit ihrer Dienerin sprach.

**
Spoiler!
Einsatz von Auspex 1
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Allegra Aldighieri
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Re: [1090] Tanz in die Ewigkeit [Allegra, Isabelle]

Beitrag von Allegra Aldighieri »

Die Pupillen in Eupraxias leichenstarren Augen weiten sich, als Isabelle so herrisch mit ihr umgeht. "Ihr werdet sicher nicht enttäuscht werden, Herrin" antwortet die Gauklerin mit sanfter, demütiger Stimme und fast schon unterwürfigem Tonfall. "Und wenn doch - Euch wird sicher ne passende Bestrafung für die kleine Praxi einfall'n, irgendwas wo Ihr die entgangene Freude nachhol'n könnt.." Ihre schmale rosa Zunge leckt über ihre Lippen - der Gedanke schien sie nicht mit Unbehagen oder Angst zu erfüllen, eher mit einer perversen Vorfreude.

Das nächste Stück in der Ausstellung ist ein Einhornschädel - der überraschende Ähnlichkeit zu einem Pferdeschädel hat, in dessen Stirn man ein Loch gebohrt und ein Ziegenhorn eingeführt hat. Aber Rosella vermeidet es, die Basis zu gut auszuleuchten - allenfalls mit den scharfen Sinnen einer Toreador merkt man, dass das Loch eigentlich zu groß ist und mit Gips gefugt wurde, damit es stabil sitzt.

"Eine besondere Rarität von aus dem tiefen Süden, Damnunherrn, aber im Gegensatz zum Vampyr von Votori eine, die das Sonnenlicht nicht scheut. Im Gegenteil, der Schädel eines echten Einhorns, aus dem sonnenverbrannten Hochland Nubiens! Schon Herudutus schrieb über diese Monstren mit der Kraft von zehn gestandenen Männern und dem feurigen Ungestüm von fünf waidwunden Wildebern!

Nur eine Schwäche haben sie: Gegenüber unschuldigen Jungfrauen sind sie lammfromm und fressen ihnen aus der Hand.
Die Mohren haben daher eine spezielle keusche Schwesternschaft, barbusig und nur mit einem Feigenblatt bekleidet umherlaufend, mit kleinen Handkörben voller vergifteter süßer Äpfelchen..."


Dieser völkerkundliche Vortrag hat wohl so viel mit der tatsächlichen Lebensweise nubischer Jungfern zu tun wie das Schaustück mit einem Einhornschädel, aber das tut dem Interesse des Publikums keinen Abbruch. Die Vorstellung von kastanienbraunen Grazien, die ihre unberührten Reize offen zur Schau stellen und barfüßig herumtänzeln um Einhörner anzulocken, ist wohl einfach so schön dass die Zuhörer wollen, dass sie wahr ist.

"Bin selber noch ne Jungfer" merkt Eupraxia in einer Pause im Vortrag an, nicht ohne Stolz. "Frage mich wie ich mich mach'n würde mit so nem Feigenblatt un' so nem Körbchen. Wobei die Sonne des Hochlands nichts für mich wär - man hat mich immer davon abgeschirmt, ne feine griechische Prinzessin soll sich nich ihre zarte Haut verderb'n. Un' bin dabei geblieb'n, selbst später. Diese Mohrinnen tun sich da schon leichter, glaub ich."
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