[1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Wenn die Sonne hinter das Appenningebirge sinkt, kriechen die Verdammten aus ihren Löchern. Dies sind ihre Geschichten.
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Harl
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[1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Harl »

Harl war dem Ruf der Ancilla gefolgt. Oder vielmehr: Dem Licht der Ancilla und dann ihren Wünschen, die ihn letztlich in dieser Nacht auf diesen Weinberg führten.
Leise ging er, denn eine Stadt wie diese schlief niemals ganz. Doch Harl konnte in ihrem Summen und Surren untertauchen wie andere sich in einen kühlen Waldteich gleiten ließen. Und vielleicht wollten das Letztere auch nicht wenige in dieser Nacht, denn es war später Sommer und die Hitze hielt selbst bis in die Nacht hinein an.

Harl kam nicht unvorbereitet. Was er von Drita gehört hatte, gab ihm nicht viel an die Hand, doch ganz ohne einen Plan, ohne wache Augen und Ohren, war er nicht. Niemals, wenn er es vermeiden konnte.

Und so trug er nicht nur seine in dieser Nacht sehr einfachen Kleider. Das waren heute eine Art Kittel über einem braunen Rock, mit umwickelten Unterarmen und Beinen, so dass weder die Ärmel noch etwas von den Hosen überhingen und sich verhaken konnten. Dazu trug er einen hölzernen Fischspeer mit gezackten Haifischzähnen an seiner Spitze und einer geflochtenen Schnur in der Mitte. Über der Schulter hatte er ein kleines Fischernetz und kurzerhand um die Mitte gebunden, in mehreren Ringen, ein Stück Seil.

Nichts davon war nun vollkommen außergewöhnlich für die Gegend, doch Harl wich in dieser Nacht den Menschen und ihren Blicken aus. Stattdessen hielt er leise und wachsam auf den Treffpunkt zu, den Drita genannt hatte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ein solcher Treffpunkt eine Falle würde und so drehte er erst einmal eine kleine Runde, um zu sehen, wie die Dinge lagen… .



Verdunkelung 2
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Agnellina
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Agnellina »

Auf der einen Seite hatte sie auf die erlösende Nachricht und den Ruf zu diesem Treffen gewartet, auf der anderen Seite war dies gegenwärtig kein Ort, den sie besuchen mochte. Sie hatte sich fest in ihren dunklen Umhang gewickelt und auch die Kapuze über die dunklen Haare gezogen. Unruhig strich sie zwischen den Reihen der Reben umher. Die Reihen der Weinstöcke verloren sich in der umgebenden Dunkelheit. Gerade nach rechts und links bildeten die austreibenden Reben mit ihren stützenden Halterungen Spaliere. Sicher konnte man hier und da auch dazwischen durchschlüpfen, doch bestand immer die Gefahr, sich in einer der dünnen Befestigungen zu verfangen und zu stolpern oder etwas abzubrechen und so deutliche Spuren der Anwesenheit zu hinterlassen. Agnellina hatte an sich erst einmal genug von diesen menschengemachten Labyrinthen. Doch konnte sie sich schwerlich entziehen.

Und so trieb die Unruhe und das unwohle Gefühl sie voran. Hierhin, dorthin. Lauerndes oder gar ruhig-geduldiges Warten war ihr nicht möglich. Nicht an diesem Ort. Ihre Füße strichen über das Gras auf den Wegen, befühlten die Steine, die dazwischen hervortraten. Ihre Ohren und auch die Augen waren in die Dunkelheit gerichtet. Rascheln und Knistern ließ sie immer wieder innehalten, witternd verharren und sich umsehen. Die Kapuze wie zum Schutz über ihren Nacken und Hals beruhigte sie etwas, dennoch war die Erinnerung an das Gefühl frisch und in dieser Umgebung präsent. Das Gefühl, wie ihr Hals abgeschmeckt wurde, wie ihre Haare von der witternden Nase des Fremden, von seinen wühlenden Bewegungen geteilt wurden, als sich das Gesicht durch die Locken presste. Agnellina schloß kurz die Augen, um das innere Bild zu vertreiben, nur um sie sofort wieder aufzureißen. Sie bewegte die Schultern zurück, angespannt. Wachsam bleiben, der Gefahr gewahr sein. Die Dunkelheit versteckte zu viel.
Ihr kurzzügiges, scharfes Atmen, ihr angestrengtes Wittern versuchte mehr Eindrücke in der Dunkelheit aufzunehmen.

Es würde jemand kommen. Jemand, den sie prüfen wollte und sie selbst wohl auch. Spuren suchen. Längst kalt. Kalte Fährten. Orte zeigen. Selbst, als die Fährten noch frischer waren, war es ihr schwer gefallen, die Stelle zu finden. Wie sollte ihr das in dieser Nacht noch einmal gelingen? Und was sollte es bringen? Außer noch weiteren vorzuführen, dass sie sich angestellt hatte wie ein zahnloser Welpe. Frustration brandete auf. Scham.

Agnellina hob einen Stein auf. Mit einer leisen, aber aus tiefstem Herzen kommenden beschimpfenden Verfluchung des Unbekannten warf sie den Stein in die Dunkelheit über die Reben hinweg tiefer in den Hang hinein. Der Wurf nahm etwas von ihrer Anspannung mit sich und sie fühlte sich für einen Moment besser.
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Drita
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Drita »

Dort wo Agnellina den Stein hinwarf, regte sich etwas - ein Stück weiter oberhalb. Eine von zwei Gestallten im Dunkeln bewegte sich und schaute sich nach der Quelle des Geräusches um - wachsam. Die Andere hatte den Kopf gen des Sternenhimmels erhoben.

"Ist da jemand?" erklang die tiefe Stimme eines Mannes.

Die beiden Wartenden waren ein Stück abseits der Höfe in den Weinhängen. Abgesehen von ihnen schien heute Nacht niemand draußen zu sein. Vielleicht hatten die Nächte des Angriffs Wunden in der Angst der Dienerschaft hinterlassen, sodass sich niemand mehr des Nachts hinaus traute?

Eine Falle? Wenn es eine war, dann eine Gute. Harl jedenfalls konnte Nichts Besonderes feststellen.
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Harl
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Harl »

Harl duckte sich tiefer, als er den Fluch hörte. Doch er lauschte ihm nach. Er hörte die Frustration darin. Hilflose Wut? Empörung. Zorn, den die Fluchende auf sich selbst hatte, ebenso wie auf... was? Er kauerte still da und lauschte den Tönen nach und wie sie sich in das größere Ganze einfügten.
Der zweite Ruf ließ ihn aufmerken, ließ seine Gedanken auftauchen als würde er aus seinem ganz eigenen Traum erwachen. Und vielleicht war das so.

Doch den Klang von Agnellina Fluch behielt er in Erinnerung. Vielleicht würde er ihn später brauchen, denn Fährten wie diese waren nicht mehr auf der Erde zwischen den Reben zu finden und sie wurden auch nicht mehr mit den Gerüchen im Wind getragen. Zu alt und zu blass in der greifbaren Welt gaben sie nicht mehr viel her. Doch aufgeben wollte er noch nicht ganz. Und vielleicht gab es noch weitere Gründe, in dieser Nacht hierher gekommen zu sein. Eine Jagd wie diese konnte fordern wie eine Geliebte, gestreng sein wie ein Lehrmeister, tödlich wie der Jäger, befriedigend wie das letzte Zucken der Beute.

Leise nahm er einen Weg ungefähr dorthin, wo er Agnellinas Fluch gehört hatte.
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Agnellina
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Agnellina »

Sie zuckte zusammen. Nicht allein. Verdammt.

Im ersten Impuls atmete sie tief ein, füllte die Lungen mit Luft und legte den Kopf zurück. Doch bevor noch der erste Ton über ihre Lippen kam, war der Blitzgedanke etwas weiter zu einer Überlegung gereift. Welcher Wolf würde mit Steinen werfen und dann auch noch aufs Stichwort heulen? Sie ließ die Luft wieder frei, ohne ihre Stimmbänder zu benutzen.

Auch dem zweiten Impuls gab sie nicht nach. Wie gern hätte sie nachgesehen, ihre Sinne geschärft und die Finsternis mit einem Blinzeln durchdrungen. Doch sie wusste von ihren Geschwistern, dass ihre Augen einen markanten Nachteil hatten. Sie waren dann auch für den anderen gut zu sehen und sie erschienen rot. Das tiefe Glühen von heißer Glut. Nicht grün wie bei Katzen. Nicht das gelbe Strahlen der Füchse, nicht das weiße Reflektieren von Rehwild und erst recht nicht das bläuliche Funkeln der Wolfsaugen. Ihre Augen würden demjenigen rot erscheinen und es war zu erwarten, dass daraufhin Tod und Teufel geschrien wurde.

„Ja.“, rief sie dann mit dünner Stimme zurück. Vielleicht Wachen. Mist. Langsam ging sie in die Richtung, aus welcher die Stimme gekommen war. Nur nicht schneller gehen als sterbliche Augen sehen konnten. Atmen. Dringend atmen. Nun, vielleicht konnte sie mit Worten das Bild des Wolfes malen. Wollte sie ihn eben mit einem Stein vertreiben. Bestimmt war dort einer. Und was tat sie hier? Warum durch die Berge? Na, der Wolf war ja in den Dörfern… ach, alles Mist mit diesen Geschichten. Atmen nicht vergessen. Und Blinzeln. Nicht starren.
‚Habt ihr euch unter Kontrolle?‘, Sie verglich die Stimme in ihrer Erinnerung. Anders. Auch ein Mann. Aber nicht dieser.
Sie griff ihren Umhang fester. Versteckte die Hände vor dem Schein einer möglichen Laterne. Wieso war da eigentlich kein Lichtschein zu sehen?
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Drita
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Drita »

Flüstern auf der Gegenseite war die erste Antwort. Das schabende Geräusch einer Klinge folgte, jedoch nicht lange genug, um ein Schwert komplett gezogen zu haben... und zu laut für eine kleinere Waffe. Jemand machte sich bereit die Waffe zu ziehen, tat es aber nicht.

"Wenn ihr zu dem Suchtrupp gehört dürft ihr herkommen... ansonsten... geht weiter."

Die Anspannung in seiner Stimme war kaum zu überhören. Seine Atmung wurde stärker. Feine Nasen konnten sicher auch das Adrenalin wahrnehmen, welches von dem Mann in der Dunkelheit ausging. Die zweite Person regte sich und legte beruhigend ihre Hand auf die Schulter des Beschützers.
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Agnellina
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Agnellina »

Das angestrengte Atmen der Gangrel folgte einem Zählrhythmus im Kopf. Es kam beim Klang der ziehenden Klinge etwas aus dem Takt.

„Nein, Herr… Ja, Herr…“
Sie war eine grandiose Schauspielerin. Die Stimme klang eingeschüchtert, wie man es von einer jungen Frau in der Dunkelheit an so einem Ort vermutlich erwarten würde. Oder die Gangrel war tatsächlich ängstlich und darauf aus, jeglichen Zusammenstoß mit Sterblichen zu vermeiden. Zumindest nutzte sie die Gelegenheit geistesgegenwärtig genug, die eingegebene Geschichte zu unterfüttern.
„Ich… da unten… ich glaube… da war was.“, wisperte sie, ohne näher zu kommen. „Ich hab Wolfsaugen gesehen. Da schleicht was herum.“

Sie trat den Rückzug an, wie geheißen, ging weiter. Bemühte sich wieder in den Rhythmus der Atmung zu kommen und zügig, aber nicht zu schnell ihre Schritte durch die Nacht zu setzen. Fort von den Sterblichen.
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Drita
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Drita »

Drita ließ die Hand dort auf der Schulter ihres Dieners und lauschte den Worten, in der Dunkelheit. Sie verglich sie mit ihren Gesprächen mit der Gangrel. *

"Mein lieber Nijaz, du vertreibst unsere Gäste mit deinem Beschützerinstinkt."

Sie klang keinesfalls unfreundlich, trotzdem zuckte der Schatten des Mannes unter ihren Worten zusammen. Ihre eigene Stimme war sehr markant, kaum zu verwechseln. Sie zog an.

"Werte Agnellina. Seid ihr das?", ertönte es in der Nacht.

*******

Int + Aufmerksamkeit zum Erinnern an die Stimme von Agnellina
Pool 6 | Diff 6
10, 10, 10, 8, 7, 5 => 5 Sux
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Agnellina
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Agnellina »

Als die Honigstimme erklang, wurden die Schritte langsamer. Agnellina hatte dieser Stimme im Elysium aufmerksam gelauscht und konnte den Klang schnell zuordnen. Das Ausatmen wurde ruhiger. Die ersten Worten trugen eine gewisse Erleichterung mit sich und klangen deutlich sicherer als zuvor, als sie eine prompte Antwort gab. „Ja, Herrin.“

Die Gangrel kehrte sofort um. Sie kam etwas näher heran, bis sie auf etwa drei, allerhöchstens vier kurze Schrittlängen entfernt stehen blieb. Sie sank in einen Knicks und auch eine tiefe Verneigung des Oberkörpers blieb dabei nicht aus. „Verehrte Drita.“
Der Wächter mit dem Schwert erfuhr keine gesonderte Beachtung.
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Harl
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Re: [1090] In Vino [Agnellina, Drita, Harl]

Beitrag von Harl »

Diese nächste Stimme kannte er. Lieblich wie süßes Wasser aus einem Bach, weich über runden Flusskieseln. Harl umrundete das alles ein wenig, doch als er keine weiteren Wächter und Männer sah, setzte er seinen Speer behutsam auf. Mit dem Netz und den anderen Sachen über der Schulter tritt er auch ein wenig näher, so dass er ungefähr in Sicht- und vor allem Hörweite von solchen wäre, die keine Nachtaugen haben.

"Verehrte Drita", raunte auch er, damit wohl von einer etwas anderen Richtung als Agnellina her. Näher ging er auch nicht heran und überließ es der Ancilla und der Jüngeren, die Situation zu bestimmen oder doch wenigstens einzuschätzen. Sollte Drita herübersehen, verneigte er sich.
Falls der Mann herübersah, diese dunkelhäutige Maske der Ancilla-Herrin, nickte er ihm zu, denn ein Seemann war den Respekt wert, fand Harl. Er erinnerte sich noch gut an das prächtige, große Schiff.
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