[1090] Der Duft der Schattenrosen [Drita, Isabelle]

[Isabelle de Claire]

Es war Winter geworden, kurz vor dem Jahreswechsel strich eine Hand über die immergrüne Hecke, des Labyrinths im Elysium. Die junge Frau der diese Hand gehörte, trug ein langes wollenes Gewand gegen die Kälte der heutigen Nacht. Die Farbe war ein dunkles blau, wobei über ihre Schultern ein weiteres schwarzes wollenes Tuch gelegt wurde. Wohl auch gegen die Kälte. Um ihre Hüfte hatte sie dagegen ein gelbes Tuch gebunden. Das Gewand war hoch geschlossen, bis zum Hals und lies keine Haut erkennen. Nur Hände und Gesicht blieben frei.

Die junge Rose trat schließlich aus dem Irrgarten heraus und verschaffte sich mit einem Überblick, über das restliche Elysium. Schließlich schlenderte sie in Richtung der Casa, welche sie sich noch einmal ansehen wollte. Bisher hatte sie diese nicht von innen gesehen und sie war gespannt welche Wunder ihre Clansschwester dort eingebracht hatte. Sie brauchte auch eindeutig mehr Kontakt zu Kainiten unter vier Augen. Zwar war sie nun schon einigen Kainiten auf dem Treffen des Herolds begegnet, allerdings waren diese Begegnungen bis auf zwei oder drei nicht sonderlich lang gewesen und Zeit für ihre eigentlichen Vorhaben war dort ebenfalls nicht vorhanden gewesen. Immerhin hatte sie dort einige Treffen ausmachen können. Aber sie musste sich trotz alledem beeilen.

[Drita]

Die Gelegenheit zu einem Gespräch mit einer Kainitin würde sich ihr zufällig heute ergeben. In der Casa saß jemand an einem der Tische. Vertieft in Briefen und Aufzeichnungen, lehnte Drita dort nach vorne gebeugte. Neben ihr stand ein Tintenfass und eine Feder. In etwas Entfernung eine Kerze, kaum genug, um Wärme zu spenden, weswegen die Ancilla in einem Umhang gehüllt war, die Finger in Handschuhen gehüllt. Unter dem Umhang, trug sie eines ihrer dunklen Kleider, auf ihrer Brust das Kreuz der Christen. Ihr Gesicht war von einer Halbmaske verdeckt, welche ihre linken Kopfseite prägte. Schwarz wie die Nacht war das Haar

Sorgsam legte Drita einen Bogen beiseite, um einen neuen zu nehmen. Dann griff sie zur Feder, hielt inne und schaute auf.

Langsam und bedächtig drehte sie den Kopf, als Schritte auf dem feinen Steinboden zu hören waren. Ihr Blick blieb an der Toreador hängen, welche sie auf der Veranstaltung von Gabriel schon mal gesehen hatte. Ein Interessanter Abend war das gewesen. Drita wartete auf einen Gruß, den sie dann mit einem Nicken erwiderte und schließlich mit einer Geste dazu einlud näher zu kommen, sich zu setzen.

"Guten Abend, werte Isabelle."

[Isabelle de Claire]

Die Augen der Rose weiteten sich ein klein wenig vor Überraschung, als sie bemerkte, dass sie nicht allein in der Casa war. Es war keine unangenehme Überraschung, daher trat sie auch näher und verneigte sich vor der Ancilla, wie es ihrem Stand als Ältere gebührte. Erst, als sie das Nicken wahrnimmt richtet sie sich wieder auf und antwortet auch. "Ich wünsche euch ebenso einen guten Abend verehrte Drita."
Nach diesen Worten tritt sie vollständig an den Tisch heran und lässt sich auf mit dem leise Rascheln ihres Gewandes, aber mit einer gewissen Eleganz auf einem der Stühle nieder. "Ich freue mich, dass ich euch heute Nacht treffe. Ich gebe, dass ich ohnehin vorhatte, mit euch zu sprechen." sie lächelte warm und faltete die Hände in ihrem Schoß.

"Insbesondere wegen eurer Funktion als Bewahrerin des Wortes...auch, wenn dies noch kein...offizieller Titel von ihrer Majestät zu sein scheint?" Sie sah fragend zu der Ancilla und wartete auf eine Antwort.

[Drita]

In der Zeit als Isabelle näher kam, steckte Drita die Feder wieder zurück, nachdem sie die Tinte soweit es ging wieder in das Fässchen hat laufen lassen. Sorgsam und akribisch faltete die Ancilla ihre Unterlagen, bedeckte sie damit und schloss sie dann in einen Ledereinband fort.

Auch das Lächeln der Ancillae war warm. Gütig. Genauso verhielt es sich mit ihrer Stimme.

"Ich gebe zu, ich war nach unserem ersten Aufeinandertreffen neugierig auf dieses... bessere Kennenlernen."

Dann folgte ein Nicken.

"Hüterin des Wortes... ein Titel den ich mir selber gab, um mein Bestreben Eidwahrerin Genuas zu werden, nach Außen zu tragen. Ihre höchst verehrte Majestät gab mir zu verstehen, dass dieses Amt von der Gemeinschaft getragen werden muss... und ich muss sagen, dass ich erstaunt bin, dass mein Vorhaben auf Resonanz stößt... auf mehr Resonanz, als ich vor meiner Reise nach Genua geglaubt habe zu finden."

[Isabelle de Claire]

Isabelle nickte und behielt das warme, freundliche Lächeln bei. "Das Interesse beruht auf Gegenseitig." begann sie. "Wenn ihr mir aber die Frage gestattet. Wieso habt ihr nicht geglaubt, dass eure Dienste als Bewahrerin des Wortes hier in Genua nicht auf große Resonanz stoßen würden? Gab es vorher Gerüchte oder Nachrichten, dass Gefallen und Handel nicht wertgeschätzt wurden?" Sie legte nachdenklich den Kopf schief und hoffte auf eine Antwort der Ancilla. Fuhr dann aber auch fort.

"Tatsächlich habe ich in meiner alten Heimat viel mit Gefallen gehandelt und viele geschlossen oder vermittelt. Ich habe sehr eng mit der Harpyie und dem Eidbewahrer Clermonts zusammen gearbeitet, um die Einhaltung der Gefallen zu garantieren. Ich würde dies gerne hier fortführen und daher an euch die Frage heran tragen, ob eine Zusammenarbeit für euch vorstellbar wäre?" Offenbar hielt die Rose in diesem Fall nicht viel von Smalltalk oder dem herumtanzen um den heißen Brei. Immerhin war die Zeit eines Ancillas auch kostbarer, als die Zeit eines Neugeborenen und sie hatte keinesfalls Interesse daran diese Zeit zu verschwenden.

[Drita]

"Wenn ihr nichts davon hörtet, hoffe ich, dass mein Bestreben schon erste Früchte trägt." begann Drita die Antwort. Ihr Gesichtsausdruck bekam etwas Bedauerndes, ohne das warme Lächeln zu verlieren. "Ich muss eure Frage jedoch leider positiv beantworten. Der schlechte Ruf über den Wert des Wortes von Genuesen ereilte mich sogar in Venedig. Lebensschulden, die mit Füßen getreten wurden. Wortbrüche. Aber glücklicherweise stellte sich heraus, dass dies nur einen kleinen Kreis betraf. Allen voran Angelique, deren Verhalten letztendlich dazu führte, dass ihr eigenes Blut sie verstoß und sie nun als Autarkis umherwandert - jedoch unter dem Schutz ihrer höchst verehrten Majestät." 'Bedauerlicherweise' konnte man aus der Stimmlage heraus hören.

"Die Mehrheit jedoch scheint offen dafür zu sein, den Handel überwacht zu sehen. Es ist ohnehin zu ihrer eigenen Sicherheit, nicht wahr?"

Der Gesichtsausruck beruhigte sich wieder und wurde sogar noch etwas offener, als Isabelle ihr eigentliches Anliegen offenbarte - und das ohne groß drum herum zu reden.

"Ihr handelt mit Gefallen? Das ist erfreulich. Ich ebenso... Vielleicht ergeben sich so ja unerhoffte Möglichkeiten für uns Beide?"

Drita nickte abermals.

"Und ihr seid selbstredend eingeladen meine Dienste als Eidwahrerin in Anspruch zu nehmen. Was euch sicher zugute kommt: In Genua ist es momentan die Aufgabe der Ancillae die Aufgabe der Harpyie zu tragen."

[Isabelle de Claire]

Sie legte den Kopf leicht schief. "Nachrichten reisen langsam durch die Berge und Italien, insbesondere Genua, war bisher wenig Gegenstand in den Tratschrunden in Clermont. Obwohl der Prinz ein Nachkomme eines Ventrues aus Paris ist." sie zuckte mit den Schultern. "Ich habe so etwas allerdings auch hier noch nicht gehört, seit ich ankam. Von daher hat eure Arbeit sicherlich schon einige Früchte getragen, die bald erntereif sein werden." Das Lächeln blieb dabei warm und offen.

Angeliques Fall und deren Status ignorierte sie vorerst, sondern fuhr erst einmal weiter fort. "Nun. Ich würde in diesem Fall tatsächlich heute eure Dienste in Anspruch nehmen, wenn euch dies genehm ist. Der Wohlwerte Gabriel Ducas und ich schlossen einen kleinen Handel. Für Informationen die ich erhielt, soll er ein Baugrundstück in Zinestedo erhalten. Ich werde dies für ihn erwerben und dies im Anschluss euch und ihm mitteilen. Er hat seine Seite des Handels bereits erfüllt." schloss die kurze Erklärung des kleinen Gefallens, der hier festgehalten werden sollte. Natürlich begab sie sich somit direkt in eine Schuld. Aber diese existierte ohnehin der Mehrwert der Informationen, welche sie erhalten hatte, würde sich später um ein vielfaches mehr auszahlen.

"Was genau geschah, weswegen es zu einem Ausstoß der Unseren aus unserer Mitte und selbst des eigenen Blutes kam? Für mich klingt das eher nach einem Grund Asche über die Stadt zu verstreuen?" sie schien wirklich überrascht, dass die Autarkis noch wandeln durfte.

[Drita]

"Umso besser, dass nicht jedes Gerede die Ferne erreicht."

Eine Aussage. Und eine Mahnung zu gleich, eben nicht jenes veraltetes Gerede weiter zu geben. Immerhin betraf es am Ende den Wert des Wortes eines jeden einzelnen Genuesen. Ihren Handel mit Gabriel bestätigte Drita mit einem Nicken. Sie holte einen Zettel hervor und machte sich Notizen darauf, ehe sie fortfuhr. "Ich bezeuge euren Teil des Handels. Wenn ihr wünscht, werde ich auch die Information seitens des werten Gabriels bestätigen lassen... ebenso die Tatsache, dass er das Grundstück von euch erhalten hat."

Als das Thema dann doch auf Angelique zu sprechen kam, seufzte Drita leise.

"Unser hoch verehrte Seneschall rettete jemanden das Unleben. Als Dank dafür schenkte er ihm auf einem Hoftag alle offenen Gefallen, darunter auch eine Lebensschuld, die die Ausgestoßene bei ihm hatte. Sie weigert sich jedoch dies als Recht anzuerkennen und verweigerte dem hoch verehrten Lydiadas die Begleichung jener Schuld. Des Weiteren soll die Autarkis weitere Eide und Gefallen nicht eingehalten haben. Sie wurde aus ihrem Blute ausgeschlossen, darf kein Kind zeugen, ihre Kräfte nicht mehr anwenden, sich nicht auf ihre Abstammung berufen, wenn sie in eine Domäne zieht und steht nicht mehr unter dem Schutz ihrer Ahnen. Nur der höchst verehrten Aurore ist es zu verdanken, dass sie in Genua noch unter den Gesetzen Kains behütet wandeln darf... sonst wäre das Kind schon längst Asche."

Schließlich schüttelte Drita den Kopf.

"Lasst uns über etwas erfreulicheres Reden. Gedenkt ihr in Genua zu verweilen oder ist euer Aufenthalt befristet?"

[Isabelle de Claire]

Isabelle bestätigte die Worte der Ancilla mit einem Nicken und fuhr erst fort, nachdem diese ihre Notizen beendet hatte. "Sollte die Information nötig sein, um den Handel zu bestätigen, so holt diese gerne vom wohlwerten Herold ein." die Toreador faltete ihre Hände vor dem Körper. "Sobald ich das Grundstück an ihn übergeben habe, werde ich die Information natürlich an euch weiterleiten."

Schließlich machte sie eine wegwischende Handbewegung. "Ihr habt recht. Dieses Thema ist kein schönes. Ich plane länger in Genua zu bleiben. Meine Absicht ist es hier heimisch zu werden. Aber ich stehe in diesem Vorhaben noch ganz am Anfang. Vielleicht können wir uns ja gegenseitig unterstützen. Nicht nur in Form von Gefallenhandel?"

Die Rose legte ein Angebot vor, ohne wirklich zu konkretisieren. Dies überließ sie der Ancilla, inwieweit sie an einer Zusammenarbeit überhaupt interessiert war und wie diese Zusammenarbeit aussehen könnte.

[Drita]

Drita nickte auf die abschließenden Erklärungen zum Handel mit dem Herold hin.

"Mir geht es da wie euch. Auch ich stehe noch immer am Anfang den Ausbau von Nord vor ran zu bringen, um dort heimisch zu werden. Aber das Konvent der Könige wirft meine Bestrebungen diesbezüglich abermals zurück. Dennoch: ich bin jederzeit auch an einem direkteren Austausch von persönlichen Gefallen und gegenseitiger Unterstützung interessiert. Schwebt euch etwas konkretes vor? Was könnte ich dafür tun, um euch die Ankunft zu erleichtern?"