[1092]Waidmanns Heil [Harl, Ilario]

Wenn die Sonne hinter das Appenningebirge sinkt, kriechen die Verdammten aus ihren Löchern. Dies sind ihre Geschichten.
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Harl
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[1092]Waidmanns Heil [Harl, Ilario]

Beitrag von Harl »

Zu einer Verabredung mit dem Blutvogt ging einer wie Harl nicht ohne Vorbereitung. Er hatte gejagt*. Er hatte sich Kleider anpassen lassen, die sogar recht vorzeigbar waren** und nicht gestohlen. Er hatte sich die Haare mit einer Schnur zusammen gebunden und in der Nacht des Treffens hatte er einige Male das Elysium umrundet, um ein besseres Gefühl für die Gegend in dieser Nacht zu bekommen.

Als Harl letztlich das Elysium betrat, meldete er sich bei Mariam an. Sofern Ilario ihn nicht bereits erwartete, machte er sich auch daran, seine grausigen Jagdtrophäen von zuvor abzuhängen und zusammen zu schnüren. Sobald der Blutvogt bereit war, ging Harl ihn aufsuchen.

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Spoiler!
*9 6 8 9 10 9 6 1 (mit Spezi, -1BP weil Nacht zuvor)
**von Esther (Allegra)
“We live on a placid island of ignorance in the midst of black seas of infinity, and it was not meant that we should voyage far.” - Lovecraft (The Call of Cthulhu)

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Ilario
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Re: [1092]Waidmanns Heil [Harl, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Der Lasombra ließ ein wenig auf sich warten und kam erst, als Harl bereits die Masken abgehängt hatte. Ilario betrachtete den Ort wo diese eben noch hingen naserümpfend, er würde das putzen lassen müssen. Sehr gründlich. Ganz im Gegensatz dazu fand sich ein wohlwollendes Lächeln in seiner Miene als der Fokus seiner Aufmerksamkeit sich auf den Malkavianer legte.
"Werter Harl, seid gegrüßt. Ihr erweist euch, nach allem was ich höre, als ausgesprochen effizient. Mögen eure Methoden auch ungewöhnlich sein... Vielleicht gerade deshalb?! Berichtet mir und ich werde sehen ob ihr euch den Liktorentitel so verdient habt wie ich annehme..." Mit einladender Geste forderte Ilario Harl auf zu sprechen.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
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Harl
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Re: [1092]Waidmanns Heil [Harl, Ilario]

Beitrag von Harl »

Harl richtete sich langsam auf seiner Verbeugung wieder auf. Er konnte etwas klingen hören, so wie Ilario sprach. Der Lasombra trug seine eigene Melodie mit sich und sie fühlte sich an wie die Hand des Zimmermanns, die über dem Kasten mit den Werkzeugen angehalten hat. Nägel, Feilen, Sägen, Messer, Maßband. Alles hatte einen Zweck, ein Ziel, doch in dem Moment hing die Hand darüber und griff noch nicht zu. Warum nicht? Weil noch nicht sicher war, was das Werk sein würde. So war diese kurze Stille in der Melodie gemacht. Harl wusste, dass Pausen wie dieser kurze Moment hier und jetzt, zur Musik ebenso gehörten wie die Töne selbst.

Einen Moment lang überlegte Harl, wie er beginnen sollte. Bei dieser Jagd war schwer, den richtigen Anfang zu finden. Doch dann fiel ihm etwas ein, das er in den Berghängen Korsikas gelernt hatte:
“Eine gute Jagd beginnt damit, die Beute zu kennen”, sagte er. Er sah auf Ilarios bleiche Hand, die jene Geste gemacht hatte, die über dem Kasten mit den Werkzeugen hing.

“Und die Gegend, den Jagdgrund, in dem die Beute zuhause ist.”

“Diese Beute waren Menschen. Ich kannte ein paar vom Sehen, von Votori. Denn dort ließ die wohlwerte Geißel sie Wacht halten. Gegen eine, die er als Beute haben wollte, eine Nosferatu. Emma.” Er wiegte den Kopf.

“‘s war nicht schwer, ihnen zu folgen. Meist zu zweit. Raus, in den Wald von Luccoli, wo sie ein Quartier hatten.” Harl erzählte nicht, wann genau er dieses Quartier gefunden hatte. Es war am Ende auch nicht wichtig für die Geschichte von der Jagd.

“Zwei solche habe ich zuerst gejagt. Belauscht. Beobachtet. Sie erzählten von dem Ghul. ‘Violetta’. ‘s klang als hätten sie Angst. Ich hab’ mir zusammengereimt, dass sie die Blutgier hat. Ghule brauchen Vitae oder ihr Fleisch folgt …dem Sog von Verfall. Von Sterblichkeit.”
Harl war sich nicht sicher, ob das die richtigen Worte waren. Es kam dem am nächsten, was er verstanden hatte, mit jener Jagd und wohl auch der auf Hugh.

“‘ch habe die zwei Waldläufer umgebracht, als sie geschlafen haben. Habe die Leichen weggeschafft. Habe mir ihre Sachen genommen, ihre Masken, ihre Gesichter.” Er machte eine kurze Geste zu den zusammengeschnürten Bündeln. “Es war ein merkwürdiges Ding, was der …wohlwerte Arash mit ihnen gemacht hat. Wie …ein Kult. Eine eigene, kleine Familie. Welt. Für Violetta war er wie ein Gott. Dämon. Geist. Ich kann’s schwer beschreiben.”

“Diese Violetta war mein Ziel seit ich die beiden belauscht hatte. ‘ch bin zurück zum Unterschlupf, in der Nacht, mit vorgegaukelter Hast, mit falscher Eile. Wie Wellenschaum und Gischt. Habe mich als einer von ihnen ausgegeben. Genug für eine kurze Botschaft, im Dunkeln. Es sollte dringlich klingen und wichtig, von Arash. Eine Botschaft, dass er sie treffen will. Wann und Wo.” Harls Stimme war leise. Er prahlte nicht, denn das war für Kinder und für Narren. Er schmückte nicht aus. Der Blutvogt klang nicht wie einer, der Schleifen und Bänder wollte, verspielte Töne und sich drehende Tänze.

“Dann habe ich mich als Arash ausgegeben, für sie. Sein Geruch. Seine Art, zu sprechen. Hörner. Genug für ein Treffen im Dunkeln, an einem Ort, zu dem keiner leicht kommt. Hatte dort ein paar Vorbereitungen gemacht, falls es schiefgeht. Doch sie... Sie wollte Arash sehen, also sah sie ihn. Sie wollte sein Blut, also gab ich’s ihr. Habe ihr gesagt, dass es Gefahren gibt. Dass sie ihre Leute zusammenrufen muss, alle. Damit habe ich sie wieder losgeschickt.”

“Beim nächsten Treffen hatte sie die Leute gerufen. Ich gab ihr Blut, ließ sie mehr wissen. Gefahr von außen. Spione innen. Ihr könnt sehen, wohin dies geht, ja?” Harl hielt inne und lauschte, um zu wissen, ob Ilario verstand. Einer wie er musste diese giftige Mischung aus Paranoia und Hunger kennen, aus Verzweiflung und Gier. Das war seine Jagdwaffe gewesen, tödlicher noch als er zu Beginn gedacht hatte.

“Am Ende war sie’s, die ihre Leute umgebracht hat. Ich hatte ihr Gift gegeben. Hatte gedacht, sie und ich gehen gemeinsam jagen. Aber sie hatt’s allein zuende gebracht, voll mit Blut und Hunger und Wut wie sie war. Ich bin mit ihr zurück, habe die Leichen geprüft. Ob’s die richtigen sind. Wie viele es sind. Aufgeräumt, Spuren verwischt, Masken und Gesichter. ‘s war nur noch sie übrig, am Ende.” Die Stimme des Malkavianers war leise geworden. Er wollte nicht übertönen, was dies alles bedeutete und wie dunkel jener Tag und die darauffolgende Nacht gewesen war.

“Jetzt gerade ist sie dem Rest auf den Fersen. Der anderen Ghulin, Tia. Und den paar Alten, die nicht unter ihrem Befehl gestanden hatten. Ich hab’ sie ziehen lassen, weil sie für’s Blut zurückkommen wird. Weil sie für die Jagd lebt. Weil Ihr oder die Liktoren sie nicht sehen wolltet.”

“Wenn Ihr wollt, bring ich’s zuende. Sie. Und die anderen, die Alten, diese Tia. Da steckt noch …nh. Da stecken noch offene Enden.”
Harl neigte den Kopf etwas auf die Seite. “Da stimmt noch was nicht, aber es wär ein nächster Schritt. Aber zuerst kam ich her, um zu berichten. Und vielleicht wisst Ihr, ob’s noch weitere Jäger gab und die vielleicht am anderen Ende Beute geschlagen haben.”
Harl war unschlüssig, doch es gab immer eine neue Jagd. Wie Ilario auch entscheiden würde, es würde unweigerlich zu einer nächsten Jagd führen, wenn nicht auf diese paar Alten, dann auf die nächste Fährte, die nächste Beute.
“‘s wären eine Handvoll Greise und sie, die übrig sind”, schloss er also.

“Doch die Waldläufer sind tot, durch die Hand ihrer eigenen Anführerin.”
“We live on a placid island of ignorance in the midst of black seas of infinity, and it was not meant that we should voyage far.” - Lovecraft (The Call of Cthulhu)

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