[1092]Gib mir Lohn für Beute [Angelique, Harl]

[Harl]

Harl hatte sich eine regennasse Nacht ausgesucht, um zu Angeliques Turm am Hafen zu gehen. Er ging in den simplen und auch schon recht abgewetzten Kleidern eines Fischers, die ihm nun regennass am Körper klebten. Immerhin hatte er eine Art von Strohhut auf dem Kopf, der ihm das Wasser mehr oder weniger aus dem Gesicht hielt. Nicht, dass es ihn dort gestört hätte, aber er gab sich immerhin den Anschein als wäre es so, als er zum Turm ging. Er war in den letzten Jahren immer einmal wieder hierher gekommen, hatte ein paar Almosen bekommen oder etwas frischen Fisch dagelassen - es war nicht mehr gewesen als die Pflege jener Maskerade, die Angelique vorgegeben hatte.

So kam er auch heute Nacht, mit einem Tuch voller Cicirello als Mitbringsel und für den Anschein auch von der Kühle geröteten Wangen. "Oi", begrüßte er diejenigen, die gerade Wacht hielten oder sonstwie anwesend waren. Er hob sein Mitbringsel etwas an und meinte: "Können schnell gebraten werden - und ihr lasst mich etwas trocknen?"

Wie auch immer das nun ausging, hielt Harl nach Angelique Ausschau und wenn es sich im Gespräch ergab, fragte er auch nach dem kleinen Pagen - wahrscheinlich in eine Anekdote verpackt.

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*Blush of Life

[Angelique]

"Oh, frischer, gebratener Fisch! Lasst mir was übrig, Leute", meinte der kleine Page, der die Leiter hinunterrutschte und Harl abholte, damit sie ungestört reden konnten.

"Was führt dich her?", fragte die kleine Vampirin neugierig.

[Harl]

"Unsere Abmachung. Ich habe ..nh.. 'Aschepriester' für dich gefunden", raunte Harl leise zu ihr herunter und solange sie noch in der Sichtweite der Männer waren, tat er ein wenig onkelhaft und klopfte Angelique einmal auf die Schulter.
"Mehr als einen. Keiner sehr weit fort. Gilt unser Handel weiter? Ich gebe dir was zu wissen und du gibst mir was?", fragte er nach.

[Angelique]

"Natürlich, wie besprochen. Du musst mir nur sagen, was du willst.

In der Nähe, ja? Das klingt ja zu gut? Welche Geschmacksrichtung Asche ist es denn?"

[Harl]

"Die.. nach der du gefragt hast. Humanitas. Mh.. ." Er neigte den Kopf ein wenig. "Wahrscheinlich hat das Strömungen? So wie andere Pfade auch, die einen ähnlichen Verlauf haben. 'ch muss gestehen, diese Jagd hat mich selbst gelehrt, dass das alles überhaupt ein Pfad ist. Dachte, es ist für die meisten nicht mehr als ein Festhalten an dem, was sie als Menschen gekannt haben. Wenn du je.. nh. Wenn du je weiter in diese Richtung gehst, würde ich mit dir drüber reden wollen. Austauschen. Lernen. Verstehen."

Er zuckte mit den Schultern und meinte dann: "Ich will, dass du mich etwas über die Blutskräfte lehrst, die dir und mir im Blut liegen. Kein Verraten von Familiengeheimnissen nach außerhalb sondern eine Lehre unter uns. Ich.. nh.. ich brauche keine langen Lehrstunden. Nur Hinweise, Fährten. Meine Jagden habe ich bislang selbst gemacht und das hilft, richtig zu verstehen. Wär' das was?"

[Angelique]

"Nahezu perfekt. Das kann ich dir gerne auf diese Weise beibringen. Unsere Kräfte funktionieren ja auch eigentlich so. Sie kommen von innen und gehen zu anderen nach innen. Unser eigener Wille bewirkt es. So kann ich dir nur zeigen, was du dir selbst beibringen musst.
Das passt mir sehr gut. Und das ist auch schon die erste Lektion.

Deine Übungen dazu kann ich überwachen, leiten und kommentieren. Ich kann dir auch Dinge vormachen und du errätst, was und wie ich es gemacht habe.

Nun aber zu den Aschepriestern. Wo kann ich sie finden und haben sie Namen?"

[Harl]

Da war ein kurzer Moment des Mißtrauens, in dem Harl abwog, ob sie den Handel auch einhalten würde, wenn er ihr jetzt gab, was sie wollte. Man konnte es ihm förmlich ansehen, bis er irgendwann ein Schnaufen von sich gab, sich schüttelte und damit wohl auch dieses Zaudern abschüttelte.

"Der erste ist für dich einfacher zu finden als der zweite. Neugeboren, aber vielleicht nicht mehr lang. Schon etwas älter. Clan der Rose. Ist in Florenz, was zum etruskischen Bund gehört, nicht zur See der Schatten. Könnte trotzdem sein, dass sie von dir wissen, Autarkis und all das. Der Name: Giacobo 'Il Ridere'."
Harl neigte den Kopf ein wenig und unwillkürlich senkte sich seine Stimme noch etwas weiter als zuvor schon.
"Der zweite, Nosferatu. Wanderprediger, im Süden von Sardinien. Das gehört nicht mehr zu den genuesischen Iudikaten, aber hat viel wildes Land. Er ist Ancilla, aber läuft unter Menschen, trägt verschiedene Namen, wird dazwischen fast unsichtbar. Der Name, über den man ihn dort am ehesten erreichen kann, lautet Eliano. 'ch würd' davon ausgehen, dass er dich früher findet als du ihn, wenn du dort suchen gehst und nach ihm fragst."

[Angelique]

"Danke für diese wirklich wichtigen Informationen. Gute Arbeit!

Soll ich dir jetzt schon was beibringen? Was interessiert dich am meisten? Was kannst du von unseren Künsten schon? Gibt es etwas, was du gar nicht kannst? Oder etwas, in dem du dich hervortust?"

Sie wirkte durchaus bereit, ihm sofort zu helfen, wenn er das wollte.

[Harl]

"Mhm, ich habe nie... Lehren erhalten wie andere wohl", meinte Harl und zuckte mit den Schultern.
"Es gibt eine Kraft, in mir. In uns? In der Mitte von ...mir-uns? Und zugleich am Rand." Er kniff die Augen zusammen und versuchte, die richtigen Worte zu finden. "An den Rändern", korrigierte er dann seine Worte von gerade eben zuvor. An zu vielen Rändern als ich verstehe. Nicht nur an meinen eigenen. Ich kann... nh. Ich kann sie anfachen. Und dann hallt es in anderen wider. Es hilft, wenn ich weiß, wie die anderen gemacht sind. Wenn ich ...nh. Wenn ich weiß, wie ihre Seelen gemacht sind. Dann ist es beinahe zu einfach."

Er öffnete die Augen wider, eines bleich und wie blind, eines hell, scharf und grau. "Ich weiß, dass das eine Sache ist, die mir im Blut liegt. Also dir auch. Weißt du, was ich meine? Weißt du, wohin es führt?"

[Angelique]

"Du meinst sicher die Kraft, Seelenauren zu sehen. Du solltest bei deinem Lebenswandel ja die Kunst der gesteigerten Sinne gemeistert haben. Was du sagst, klingt danach, als könntest du bereits die Auren sehen. Mangels deiner sozialen Kompetenz kannst du die Farben aber vielleicht nicht richtig deuten. Die könnte ich dir alle erklären.

Aber auch das ist nur der Anfang. Ein Schritt auf dem Weg der Perfektion dieser Auspizien. Der nächste Schritt wäre das Lesen von emotionalen Eindrücken an Gegenständen, die Seelen hinterlassen. Eine schwere Kunst, aber nicht so leicht fehlzudeuten wie die Aurensicht.
Bei der Aurensicht kann du dich selbst betrügen und Dinge sehen, die du sehen willst. Gefährlich!

Was du aber sagst, deutet auf eine andere Kunst hin, die mit dieser verwoben ist. Du kannst die Seelen anfachen. Das ist die Beherrschung der Säfte, die das Temprament eines Menschen und das welcher von unserer Art beherrschten. Die geheimste der Künste unserer Familie ... deiner Familie, die auf den höheren Weihen den Geist eines Feindes vernichten kann.

Wenn du verstehst, wie die Säfte fließen, kannst du diesen Fluss verstärken oder versiegen lassen.
Du kannst Menschen und Vampire in Wut, Lust, Euphorie oder Verzweiflung stürzen selbst auf den einfachen Weihen der Kunst. Und du kannst etwas aus uns zu Menschen und Vampiren schicken, das ihr Verstand nicht erträgt.
Auch da kann ich dir helfen, diese Fähigkeit zu verfeinern."