[1092] Würdenträger [Gabriel, Elodie]

[Elodie]

Elodie beobachtete Gabriels Gebaren. Seine Zurückhaltung, die aus Vorsicht oder Ablehnung geboren war? Da er aber bisher nicht einmal wusste, wer Elodie war, konnte es kaum eine Ablehnung bezüglich ihrer Person sein.
Vorsicht also.
Oder ein generelles Missfallen dieses Amt zu bekleiden?
Doch das wäre sehr zu seinem Nachteil, wenn er dies so zeigen würde.

Wie angeboten setzte sie sich auf den Stuhl, nachdem sie ihren Mantel etwas zur Seite gewischt hatte und nun mit im Schoß gefaltete Händen sitzen blieb. Kurz konnte Gabriel diese dabei sehen bevor sie unter dem Tisch verschwanden. Ein schwarzer und ein weisser Handschuh.

"Mein Name ist Elodie, wohlwerter Herr.
Neugeborene der Gelehrten,
Kind von Alba, Ancilla der Gelehrten, Harpyie von Palermo,
Kind des Elysee de Rouen, ehemaliger Blutvogt von Rouen,
Kind von Arbnora Leiffrar, ehemaliger Prinz von Rouen, Ahn des Clan der Gelehrten, Drachenkopfführerin und Geist von Friesland,
Enkelin Vés des Unergründlichen, Ahnherr unseres Blutes.”

Gab sie ihren Namen und Abstammung mit Stolz in Stimme und Haltung preis, obschon mindestens zwei ihrer Ahnen weder Amt noch Unleben besaßen.

Und Clansgeschwister waren sie von fernen Linien.

"Ist dies hier nicht das offizielle Gasthaus für uns Kinder Kains in der Domäne Genua?" Schloss sie dann sogleich eine Frage an.

Ihre Stimme trug einen Hauch fremden Akzentes, der jedoch so sehr durchmsicht durch andere Einflüsse war, dass es nur ersichtlich war, wenn man wie nun wusste, woher sie stammte.

[Gabriel Ducas]

„Das ist es.“ bestätigte Gabriel nun und lächelte. Einen Moment schwieg er und sah nachdenklich auf das, auf dem Tisch mit Sand gebildete Mosaik. Die Augen flogen hierhin und dorthin doch schließlich griff er ein paar kleinere Splitter und Steine und begann ein weiteres der kleinen Mosaike am Rand zu legen. Es war als gehorchten die Finger auch ohne das der Brujah hinsehen musste, denn er hatte den Blick wieder gehoben.

„Dies ist die Villa di Fiori. Das Gasthaus der Domäne und ich bin Gabriel. Neugeborener vom Clan der Gelehrten, Kind von Canissa von Catania, Ancilla der Gelehrten, Kind von Xanthus dem Wissenden, Ahn der Gelehrten, aus der Linie von Syphax von Karthago. Herold und Vasall der Domäne Genua und der genuesisch-sardischen Gebiete.“ bestätigte er noch einmal bevor er seinen Blick kurz auf das Muster richtete, welches er gebildet hatte und fragte. „Ihr seid gut informiert. Woher seid ihr eingereist?“ kurz richtete er den Blick wieder zu Elodie. „Ich muss ihrer höchst verehrten Majestät eure Anwesenheit melden. Daher muss ich ein paar Fragen stellen.“ sagte er entschuldigend.

„Was verschlägt euch nach Genua und wollt ihr bleiben?“ der Herold hatte einen professionellen Ton gewählt und schien die Formalitäten klären zu wollen.

[Elodie]

“Das ist es und doch agiertet ihr als müsstet ihr besondere Vorsicht walten lassen gegenüber denen, die dieses Haus betreten?”

Erwiderte Elodie zunächst bevor sie zu dem Grund ihres Hierseins kam:

“Ich bin in Gesellschaft der verehrten Sinead hier um das kommende Konzil vorzubereiten. Doch gedenke ich auch länger zu bleiben und unabhängig vom Ausgang des Treffens, der Domäne Genua zu dienen.
Seht, es ist mein ureigenstes Anliegen den Bund der See der Schatten gegen Feinde zu verteidigen. Wie man hört drohen die Tedeschi ihre Finger auszustrecken.”

[Gabriel Ducas]

„Die Stille ist ein zartes Tuch und aufgrund der jüngeren Vergangenheit etwas angespannt.“ erklärte Gabriel ruhig und sachlich. „Palermo also?“ fragte er noch einmal nach. „Auch der werte Grégor von den Verborgenen reiste mit der verehrten Sinead nach Genua und soll ebenfalls das Konzil vorbereiten.“ ein paar Augenblicke musterte er sie und der Zeigefinger der rechten Hand tippte sanft auf eine Stelle im großen Blau des Mosaiks.

„Ich teile euer ureigenes Anliegen. Fürwahr befindet sich die Domäne Genua aktuell in einer konfliktreichen Position. Doch ist das Grenzgebiet zu den Tedesci auch aus anderen Gründen gerade heikel.“ entgegnete der Herold ihren letzten Worten zunächst mit einer Andeutung. „Doch bevor wir uns der Politik widmen, gibt es Pflichten zu erfüllen.“ kurz nickte er ihr zu. „Neben den Traditionen hat die Domäne Genua ein paar eigene Gesetze. Etwas das ihr sicher kennt.“ sagte er mit einem Schmunzeln. „Neben dem höchst verehrten Prinzen Aurore, Ahn vom Blut der Ventrue, Kind des Geoffrey le Croise, Ahn vom Blut der Ventrue, Kind des Alexandre de Paris, Ahnherr vom Blut der Ventrue, Kind des Ventrue, erster seines Blutes, Kind des Enoch, des Weisen, Kind des Kain, des Vaters befinden sich zwei weitere Ahnen in der Stadt. Zum einen der hoch verehrte Seneschall Lydiadas, Ahn vom Blute Lasombras, Consigliere del padrone profondo, sanguigno cacciatore di Catania, Herr der Tiefen, aus der Linie Ahriman min alzilals, Ahnherr des Clan Lasombra, Kind Lasombras und auch wenn ich noch nicht das Vergnügen hatte ihn kennenzulernen der sehr verehrte Godeoc, Ahn der Verborgenen.“ Gabriel gab ihr einen Moment diese Informationen zu verarbeiten und fuhr erst fort nachdem sie ihm signalisiert hatte das dies der Fall war. Wenn sie mit Sinead eingereist war, war sie sicher über viele der Dinge bereits informiert, wenn nicht doppelt hielt besser.

„Zu den Amtsträgern zählen der verehrte Chronist und seit 1078 Geißel Benedetto, Ancilla der Kappadozianer, Kind des Angelo di Sorrento, Ahn der Kappadozianer. Der verehrte Ilario Contarini, Blutvogt und Hüter der Elysien von Genua, Zeichner der Wege, Ancilla im Blut der Schatten, Kind des Lucius Valerius Galba, Ahn der Schatten zu Venedig, Kind des Magnus Sertorius Mamercus, Ahn im Blut der Schatten, Kind des Eremiten, Ahn im Blut der Schatten und der verehrte Hofgelehrte Ferrucio Erminio, Ancilla des Mondes, Kind des Romeo, messo dei ultimi giorni, Ancilla des Mondes.“ erneut eine kurze Pause während der er wieder geduldig wartete. „Darüber hinaus der wohlwerte Macario, Neugeborener vom Blute der Schatten, Auge von Clavicula, Kind von Stefanos, dem Büßer, aus der Linie des Erminulf zu Benevent und meine Person als Herolde der Domäne. Der werte Tankred Drengot, Neugeborener der Verborgenen, Nachfahre Il Strainiero, vom Blute Grendels des Wächters und der werte Salvador, Neugeborener der Gelehrten. Beide sind als Liktoren für den Schutz der Stille verantwortlich. Das Amt der Harpyie ist aktuell nicht durch eine Person besetzt denn die Ancilla wachen über die gesellschaftliche Ordnung. Zu ihnen zählt die verehrte Drita, Ancilla der Schatten aus Venedig.“ damit schloss er die Vorstellung der Amtsträger und Ältesten ab und ging zu den Fragen des Rechts über.

„Neben den Traditionen gibt es einige Gesetze die von ihrer höchst verehrten Majestät erlassen wurden. Zum einen ist es euch nicht erlaubt innerhalb der Stadtmauern zu jagen und euren Hunger zu stillen. Als vom Blut der Gelehrten stehen euch darüber hinaus vi…“ er stockte einen Moment und überlegt kurz bevor er sich korrigiert. „…drei Blutsdiener zu. Ich habe für unser Blut eine Veränderung bewirkt, diese wurde jedoch noch nicht offiziell verkündet, daher würde ich euch raten bis zur offiziellen Verkündung zu warten. Habt ihr Fragen bis hierhin?“

[Elodie]

„Verstehe“. Noch so etwas das in Genua behoben werden musste…

„Ja, mehrere Personen gehören zu ihrem Schwerterbund. Mit dem werten Gregor hatte ich bisher weniger zu tun, aber das wird sich nun sicherlich ändern.“

Elodie nahm alle Informationen mit Interesse auf. All das würde wichtig sein. Sie hatte nur vom Prinzen und ihrem Seneschall gewusst, aber einem dritten Ahnen?

Nun ja, mit den Verborgenen hatte sie bisher gute Geschäfte gemacht, das würde sich hoffentlich hier nicht ändern.

Die übrigen Namen nahm sie so auf, auch wenn sie sicher nicht alle in ihrer Vollständigkeit behalten würde.

Am wichtigsten waren für sie zunächst ihr anderer Clansbruder, der andere Liktor und dann die Ancillae.

„Wo befindet sich das Elysium des verehrten Hüters? Gibt es für dieses weitere Regeln als die üblichen?
Wo kann ich unseren Clansbruder aufsuchen?
Abgesehen davon, dass die Jagd nur außerhalb der Stadt gestattet ist. Ist es mir erlaubt die Stadt für andere Zwecke zu betreten? Ist es erlaubt Einfluss unter den Menschenkindern zu erwirken? “

[Gabriel Ducas]

Mit ruhigen Worten beschrieb Gabriel seiner Clansschwester den Weg zum Elysium und auch zum A Tarda Ora, dem weiteren Gästehaus Genuas. „Unser Clansbruder ist Liktor zur See und darf in Genua nur das Sestieri Platealonga betreten. Aber ihr könnt ihn sicher über das Elysium kontaktieren.“ widmete er sich anschließend einer weiteren Frage bevor er abschließend antwortete „Ihr dürft die Stadt für andere Zwecke betreten und es ist euch gestattet Einfluss zu erwirken.“ mit einem kurzen Nicken bestätigte er seine Worte und erhob so dann die Stimme um die weiteren Regeln zu erläutern.

„So ihr in Genua bleiben möchtet, müsst ihr innerhalb von fünf Jahren zwei Fürsprecher finden. Einer davon muss ein Vasall ihrer höchst verehrten Majestät sein, ein weiterer ein angesehener Kainit der See der Schatten. Darüber hinaus wird euch eine Aufgabe gestellt. Diese muss nicht innerhalb der fünf Jahre bewältigt, jedoch begonnen werden.“ Gabriel blickte kurz zu dem Mosaik vor sich und begann dann eine weitere Aufzählung von Regeln. „Die Villa Illuminata ist der Sitz des Prinzen und ihr solltet euch von dort ebenso fernhalten wie dem Castelletto. Das Kloster in Burgus und der Ort selbst ist Jagdgebiet des verehrten Chronisten und Geißel Benedetto vom Blute der Kappadozianer während das Dorf Borgo di Incrociati Jagdgebiet des verehrten Hofgelehrten Ferrucio vom Clan des Mondes ist. Innerhalb der Stadt ist das westliche Mascharana bis hin zu der Straße bei Santa Maria, von der Sestierigrenze zu Platealonga bis zu den Klippen, Jagdgebiet des verehrten Blutvogts und Hüters Ilario Contarini vom Blut der Magister und die Kirche San Cassiano in Clavicula ist Domäne des wohlwerten Herolds Macario aus dem Blut der Schatten. Darüber hinaus ist das jagen innerhalb von Kirchen nicht gestattet und die Chiesa San Ambrosio ist seit kurzer Zeit nicht mehr für unsereins zu betreten.“ gab er sachlich weitere Dinge zu Protokoll und hob danach den Blick.

[Elodie]

Elodie nickte dankbar für die ganzen Antworten und Informationen, die doch eine Menge waren.

Sie würde sich bald die umliegenden Dörfer genauer ansehen müssen um zu entscheiden wo sie sich am besten niederließen.

"Habt Dank für diese Informationen. Offensichtlich ist es den Ancilla oder immerhin einem Ancilla erlaubt in der Stadt sein Jagdgebiet zu haben...nehme ich also richtig an, dass es eine Möglichkeit gibt, sich das Recht auf Jagd in der Stadt zu erwirken?"

Besser wäre es langfristig in der Stadt zu hausieren anstatt im Umland.
Die Art wie sie jagte ließ sich nicht gut in verschlafenen Dörfchen durchführen.

Einen Vasallen des Prinzen hatte sie nun ja immerhin für die Fürsprecher schon gefunden. Jedoch wäre das doch sehr einfach und würde nicht wirklich für sie sprechen, wenn ein Bruder sein Wort einbrachte und niemand unparteiisches. SIe würde sich also auf die Suche begeben.

[Gabriel Ducas]

Ein kurzes aber freudloses Lächeln huschte über die Lippen des Herolds. „Von ihrer höchst verehrten Majestät akzeptierte Gäste und Vasallen dürfen in der Stadt jagen.“ antwortete er knapp aber gab damit wohl auch noch eine weitere Information. „Nun gut. Kommen wir also zu den Fragen, damit ich euch, dem Prinzen auch angemessen vorstellen kann.“ mit der rechten Hand nahm er ein paar der kleineren Steine am Rand auf und sah nun zu Elodie.

„Im Anschluss widmen wir uns der Aufgabe für die Domäne, dann haben wir den formellen Teil erledigt.“ da klang zwar ein fragender Unterton mit, allerdings schien es nicht als ob die Formalitäten irgendwie umgangen werden konnten. Zumindest vermittelte Gabriel nicht den Eindruck das er in diesem Falle Ausnahmen machte. „Von wem und wann wurdet ihr freigesprochen und wie könntet ihr der Domäne, eurer Einschätzung nach, einen Mehrwert bieten?“ seine Augen musterten die neu angekommene Clansschwester erwartungsvoll.

[Elodie]

Elodie nickte verstehend. Auch sie lächelte leicht, jedoch nur aus reiner Höflichkeit heraus. Für ein vermutlich wärmeres Gespräch in persönlichem Rahmen wäre später noch Zeit. Dies hier war eine Pflichtveranstaltung.

"Frei sprach mich 985 meine mittlerweile verblichene höchstverehrte Urerzeugerin Arbnora Leiffrar, damaliger Prinz von Rouen, Ahn des Clan der Gelehrten, Drachenkopfführerin und Geist von Friesland, Enkelin Vés des Unergründlichen, Ahnherr unseres Blutes.

Die letzten gut 20 Jahre verbrachte ich jedoch unter dem Schutz des höchstverehrten Bari ibn Wael, Ahn des Clans der Schatten, Hüter des tartessischen Kelches, Seefürst des Thyrrenischen Meeres, Ältester der Linie Arganthonios, Emir Palermos und seiner Besitzungen."

So Gabriel um die Geschichte der normannischen Brujah wusste, so war ihm sicher klar, warum es dazu kam, dass eine Normannin sich ein Jahrhundert später in Süditalien wiederfand unter dem Mantel der See der Schatten anstatt im Kreise der Höfe der Liebe. So nicht, würde sie ihm bei Interesse davon erzählen.

[Gabriel Ducas]

Mitgefühl und Trauer legte sich auf die ohnehin schon melancholischen Züge des Herolds und er nickte verstehend. Einen Moment betrachtete er eines der Mosaike am Rand, welches etwas größer als viele andere war und eine filigrane Krone zeigte, welche mit einer Rose geschmückt war.

„Ich hörte von den Vertreibungen durch Mithras und den Säuberungen Alexandres.“ sprach er schwermütig. „Verbleiben wir jedoch vorerst im hier und jetzt. Der Prinz der Domäne verlangt, dass man sich den Aufenthalt in dieser verdient, indem man etwas für Genua tut.“ erläuterte Gabriel sachlich. „So verbleibt also die Frage, wie ihr denkt, der Domäne nützlich sein zu können? Es wird etwas sein, dass euch Zeit eures hierseins begleitet, denn selbst sollte man die gestellte Aufgabe bewältigen, so wird diese im Anschluss ersetzt.“ bedächtig hob Gabriel den Blick um seine Clansschwester anzuschauen.