Marmorkunst (Toma)

[Dezember '16]
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Acacia
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Marmorkunst (Toma)

Beitrag von Acacia »

Der Raum war so dunkel, dass man kaum die eigene Hand vor Augen sehen konnte und doch wusste er genau, dass seine Herrin hier war. Sie saß oft in dieser Finsternis und Stille hüllte sie ein. Nie fühlte er sich wirklich wohl, wenn er diesen Raum betrat und so verharrte er auch unmittelbar hinter der Schwelle, während sein Herz aufgeregt klopfte. „Signora.“, sprach er unterwürfig und hasste in diesem Moment Alberico dafür, dass er ihm diese Aufgabe nicht abnahm. „Ich …“, er schluckte, ehe er weitersprechen konnte. „Signora, ich habe einen Künstler gefunden, der Euren Ansprüchen genügen könnte.“ Für einen unendlich langen Augenblick fiel absolute Stille über den Raum und er konnte nur sein eigenes Blut in seinen Ohren rauschen hören und hätte darüber beinah das leise Rascheln von Stoff überhört. Auf einmal legte sich eine kühle Hand auf seine Wange und er zuckte heftig zusammen. „Das hast du gut gemacht.“, sprach die schönste Frau dieser Welt sanft und entließ ihn mit einer weichen Geste.

Ein paar Nächte später pochte eine in schweres Leder gehüllte Hand an die Tür des Tzimisces und begehrte somit Einlass. Hinter dem stets anwesenden Alberico wartete Acacia wie üblich in den schweren, mitternachtfarbenen Umhang gehüllt und im lockeren Halbkreis um sie die drei Wächter. Still wartete die kleine Delegation bis ihnen aufgetan wurde und Alberico vermeldete, dass seine Herrin den Künstler zu sprechen wünsche und angemeldet sei. Während sie warteten ließ Acacia den Blick interessiert über das Haus schweifen und überlegte wer wohl auf der anderen Seite auf sie warten würde. Das einzige was sie wusste, war, dass der Mann fremd in der Stadt war.
Sobald sie hineingebeten würden, deutete sie den drei Wächtern draußen zu warten, woraufhin die sich ein Stück zurückzogen und an unterschiedlichen Stellen beinah in den Schatten verschwanden um die Straße im Blick zu behalten. Acacia würde aber mit Alberico ihrem Führer folgen.
Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht. Wir sind wie Eisblumen viel zu schön für den Tag.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Marmorkunst (Toma)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Das Haus vor dem die kleine Delegation stand, war eines der wenigen älteren Häuser in Domus, die noch aus Stein gefertigt waren, im Gegensatz zu den Holzhäuschen und Hütten, die sich in den letzten Jahrzehnten nach den Angriffen gebildet hatten. Das Haus war nicht so groß, wie das Medicorum, welches nur wenige Meter daneben lag, doch bot wohl genug Platz für eine Familie, ohne, dass man aufeinander hocken musste.
Die Fensterläden waren geschlossen, abgesehen von einem Paar im vorderen Bereich, aus dem schwacher Lichtschein von Herdfeuer drang.

Als die Leibgarde der schönen Vampirin an die Tür des Hauses klopfte, öffnete ihnen eine Frau in einem dunkelblauem Kleid. Feiner Stoff, der ihren Leib bis zu den Füßen umspielte und weich in leichte Falten fiel.
Keine Kostbarkeit, wie es die Damen auf den Straßen Mascharanas wohl trugen, oder gar zu vergleichen mit dem was Acacia trug, aber war es auch keine Kleidung einfacher Bürger, schien jedoch schon etwas älter zu sein. Das haselnussbraune Haar der Frau war hochgesteckt und um den Hals trug sie eine dünne Kette, der einzige Schmuck, den sie heute Abend trug.

Sie knickste vor den Herren und der Dame. "Willkommen Signora della Velanera und Begleitung, in unserem bescheidenen Haus." sagte sie in italienisch, aber mit starkem Akzent in der Stimme. Dann trat sie zur Seite und ließ die Vampirin mit ihrer Leibwache eintreten. Die Frau hielt dabei den Kopf gesenkt und schien es zu vermeiden einen von ihnen direkt anzusehen, auch wenn sie ihnen einen kurzen interessierten Blick zuwarf, als sie an ihr vorbei gingen.
Dann sah sie kurz nach draußen, ob die anderen Wachen folgen würden, als diese das jedoch nicht taten, schloss sie die Tür.

Der Aufenthaltsraum war relativ groß, Zwei Türen gingen davon ab. Eine in der linken unteren Ecke, eine in der oberen Rechten. Einer Feuerstelle, an der gegenüberliegenden Wand erwärmte den Raum und schenkte ihm ein gelbliches warmes Licht. Ungefähr in der Mitte des Raumes, stand ein größerer Tisch, an dem gut 8 Personen Platz hatten. Auf dem Tisch stand ein Kerzenhalter mit brennenden Kerzen und auch auf kleinen Beistelltischen und Anrichten an den Wänden des Raumes standen Kerzen, um den Raum zu erhellen. Die Räumlichkeit schien noch etwas im Umbau zu sein. An einer Wand wurde damit begonnen hölzerne Wandpanele anzubringen, aber keine einfachen glatten Platten, sondern Schnitzereien waren darauf zu erahnen. Auf einer Anrichte an der rechten Wand standen auch steinere und hölzerne Skulpturen.

Als sie den Raum betraten empfing sie auch der offizielle, aber nicht wahre Herr des Hauses.
Jakob, gekleidet in dunkle Tunika mit verzierten Borden, verbeugte sich und sprach Acacia direkt an.
"Willkommen verehrte Signora della Velanera. Mein Name ist Jakob von Ebersberg, wie ihr sicher wisst. Es freut mich, dass mein...unser Angebot euer Interesse wecken konnte und ihr den Weg selbst hierher auf euch genommen habt. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen.... Mein Herr wird euch sogleich Gesellschaft leisten."
Nun, das war eine seltsame Formulierung für einen Mann seines augenscheinlichen Standes.

"Dies ist meine Frau Agatha." Stellte Jakob derweil die schüchterne Frau vor, die ihnen geöffnet hatte. Sie schritt zu ihm. Seltsam steif und angespannt und obwohl sie sich zu einem Lächeln zwang, schien sie sich in dieser Situation nicht wohl zufühlen.
"Ich nehme euren Mantel, wenn ihr dies wünscht." Sagte sie, diesmal aber in deutsch und streckte die Hände aus, was die beiden Gäste wohl kaum verstanden. "Sie spricht leider nur wenig italienisch" erklärte Jakob die Situation und übersetzte, was Agatha tun wollte.

Nachdem Acacia ihren Mantel abgelegt hätte, würde Jakob auf den großen Tisch in der ungefähren Mitte des Raumes deuten."Setzt euch bitte, wenn ihr wollt." Dann blickte er zu seiner Frau und schien ihr damit irgendetwas anzudeuten, denn sie verschwand sogleich durch die rechte Tür.
"Kann ich euch irgendetwas bringen?" Sein Lächeln wurde seltsam dünn und er blickte von Acacia zu dem Mann an ihrer Seite. Sicher ein treuer Diener der Vampirin. "Etwas Brot?...Wein?"
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Acacia
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Re: Marmorkunst (Toma)

Beitrag von Acacia »

Interessiert wanderte der Blick der alten Neugeborenen über das Haus und die Dame, die ihnen öffnete. Allerdings waren ihre Gesichtszüge im tiefen Schatten der Kapuze verborgen, so dass man nur das unbestimmte Gefühl bekommen konnte, dass sie einen anblickte. Der große Ghul in ihrem Rücken jedoch musterte zuerst die empfangende Dame und dann die Räumlichkeiten mit dem Blick eines Kriegers, der die Gefahren für seine Herrin abschätzte. Er war es auch, der der Frau zunickte, während Acacia lediglich die Räumlichkeiten betrat.

Ihr Blick richtete sich auf den angeblichen Herrn des Hauses und sie schwieg trotz seiner willkommen heißenden Worte und erst als die verschüchterte Frau sich ihr näherte kam Bewegung in ihren Ghul, der drohend einen Schritt nach vorn machte. Erst die schmale, weiße Hand, die sich aus den mitternachtsdunklen Falten des Umhang erhob und sich sanft auf seinen Arm legte, hielt ihn zurück. Stattdessen schlug sie selbst die Kapuze zurück und enthüllte das an Perfektion heranreichende Gesicht darunter. Ihre Mimik war kühl und der Blick aus den lichtlosen Augen seltsam eindringlich auf die beiden Menschen gerichtet. Schwarze Perlen funkelten inmitten eines Betts aus schwarzer Seide, welche ihr Haar nur zum Teil bedeckte und dagegen beinah schon profan wirkte. Sie öffnete den Verschluss des Umhanges, so dass sie den schweren Stoff von ihren Schultern streifen konnte und reichte ihn der wartenden Frau. Sie trug heute ein Kleid aus einem Stoff von der Farbe dunkelsten, vergossenen Bluts, welches mit feinen, schwarzen Staubperlen verziert worden war.

Die Worte des Ghuls ließen Acacia sacht die Brauen in die Höhe ziehen und sie drehte ihren Kopf zu Alberico. „Wenn wir uns geirrt haben, dann bring sie nachher um.“ Die Worte auf Latein waren so leise, dass vermutlich nur der Mann an ihrer Seite sie verstehen würde, doch dieser nickte ergeben. Indes zauberte Acacia ein feines Lächeln auf ihre Züge und blickte Jakob wieder an. „Danke, nein.“, erwiderte sie freundlich und zum ersten Mal erfüllte ihre dunkle Stimme den Raum. „Ich warte lieber.“, fügte sie dann noch hinzu und faltete die blassen Hände auf dem dunklen Rock ohne auch nur den Versuch zu machen zu verbergen, dass sie nicht menschlich war.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Marmorkunst (Toma)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Als Acacia ihr unmenschlich schönes Antlitz enthüllte, starrten die Ghule sie für einen Moment an, bis sie sich wieder gefangen hatten und sich dann gegenseitig ansahen. Ja diese Frau war wohl ebenso wenig menschlich wie ihr Herr. Wenn auch auf eine andere Weise.

Als Agatha in den anderen Räumen verschwand, war sie auf dem Weg Toma Bescheid zu sagen, dass Acacia eingetroffen war.
Was dieser jedoch bereits wusste. Die übernatürliche Verschärfung seiner Sinne, hatten ihn ihr betreten des Hauses bereits angekündigt. Er konnte nur nich differenzieren wie viele es waren. Hatte sie Menschen dabei? Oder nur Ghule? Konnte er sich zeigen oder nicht?

Die heraneilenden Schritte Agathas hämmerten wie Trommelschläge in seinen Ohren. Dann krachte es noch lauter als sie an die Tür klopfte. Obschon es eigentlich ein zaghaftes Klopfen gewesen war. Er konnte hören wie sie vor der Tür stand und angespannt atmete, als würde sie direkt neben ihm stehen.
"Komm rein" sagte er und verringerte die Sinnessteigerung wieder.

Agatha öffnete die Tür in das Zimmer, das völlig im Dunkeln lag, bis auf eine Reihe von Kerzen, die auf einer Anrichte neben der Tür standen. Sie konnte das Knarren der Dielen hören, kurz bevor das unmenschliche Gesicht des Tzimisce sich in den Lichtschein schob und die roten Augen sie eindringlich ansahen.

"Sie...euer...äh...Frau...Fräulein...della Velanera ist eingetroffen." Stotterte Agatha und blickte betreten zu Boden. Toma gab einen tiefen mürrischen Laut von sich und sogleich blickte Agatha wieder auf.
"Sie ist nicht allein." sagte er zu ihr. Natürlich war sie das nicht, aber es war mehr eine Frage, wer bei ihr war.
"Nein, Herr...ein Mann ist bei ihr...ihr Leibwächter womöglich."
"Womöglich?" entgegenete der Vampir und Agatha zuckte zusammen.
"Ich..ich.. Weiss nicht. Wir haben nicht gefragt..."
Toma näherte sich ihr, bis er nur noch wenige Zentimeter entfernt stand und er konnte sehen, wie sie sich vor Angst verkrampfte, Angst, dass er ihr weh tun würde.
Was er jedoch nicht tat.
".... er ist gerüstet.. und...und..draußen sind weitere Wachen."

Wenn das Zimmer ein Fenster hätte, hätte er vielleicht hinaus gesehen, um ihre Worte zu überprüfen, so jedoch ließ er es darauf beruhen.

"Wie sieht sie aus?" fragte er stattdessen.
Nachdem Jakob ihm berichtet hatte, welche Dame ein Treffen wünschte, war er sich nicht sicher gewesen, ob das der Name der Lasombra war. Acacia, ja, aber mit dem Rest war er sich nicht hundertprozentig sicher. Ihr eine Nachricht zukommen zu lassen, sie wissen zu lassen, wessen Haus sie betreten würde, und dann vielleicht der falschen Frau zu schreiben, war ihm zu riskant.
Höflich, war es sicher nicht, sie nun zu überraschen, aber sicherer.
"Sie ist wunderschön...unfassbar schön...aber..." Sie stockte und presste die Lippen aufeinander.
"was?"
"unmenschlich" hauchte die junge Frau.
"So wie es sein sollte" erwiderte das drachische Wesen.
Dann ging er an ihr vorbei. "Lösch das Licht und folge mir."

Er verzichtete auf eine Maske. Würde es sich als ein Fehler herausstellen und uneingeweihte Menschen anwesend sein, würden sie das Haus eben nicht wieder verlassen. Doch die Lasombra wäre eine Närrin, wenn sie einen idiotischen Menschen zu ihrem Schutz abstellen würde.

...

Während sie warteten, hielt sich Jakob schweigend im Hintergrund und versuchte Acacia nicht anzustarren. Er war sich sicher, dass die Frau ein göttliches Wesen war. Doch es war nicht an ihm, die Situation zu erklären. Da erschien zum Glück auch endlich Toma in dem Türrahmen, durch den Agatha verschwunden war. Gänzlich in schwarzen und grauen Stoff gekleidet, stach das weiße dämonenhafte Gesicht geradezu heraus. Das schwarze Haar, war zu einem Zopf gebunden und entblöste die spitzen Ohren des Tzimisce. Anders als beim Hof, waren seine Arme diesmal bedeckt und anstatt einer langen Tunika, trug er eine kurze körperbetonte und schwarze Hosen, als auch ein graues Leinenhemd. Eine etwas männlichere anmutende Kleidung, als das letzte Mal als sie ihn sah.

Als er den Wohnraum betrat zuckten seine Augen schnell über alle Anwesenden, bis sie auf Acacia ruhen blieben.

"Wohlwerte Acacia, Älteste der Schatten in Genua, Ädil ihrer Majestät und Hüterin des Elysiums. Verzeiht, wenn ich euch bis eben möglicherweise im Unklaren ließ, wessen Haus ihr hier betretet. Ich war mir ob der Nachricht meines Dieners nicht sicher, ob es wahrlich ihr seid und ich - wie ihr sicher nachvollziehen könnt - muss vorsichtig sein, wem ich mich offenbare. Doch ein solch erhabener Anblick, kann keinen Zweifel zulassen." entschuldigte er sich, während er auf sie zuging und verneigte sich vor ihr.

"Toma Ianos Navodeanu, neugeboren im Blute des Drachen. Willkommen in meinem Heim. Euer Wohlbefinden sei gewährleistet, solange ihr hier weilt." gab er sich gastfreundlich, wie es für sein Blut üblich war und wies dann mit einer Handbewegung auf die Stühle um den Tisch.
"Setzt euch doch...wenn es euch beliebt."

Hinter Toma war auch Agatha wieder eingetreten und hatte sich neben Jakob an die Wand gestellt. Wie Dekoration.
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Acacia
Lasombra
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Re: Marmorkunst (Toma)

Beitrag von Acacia »

Sie spürte den Blick des Menschen auf sich gerichtet und doch störte sie sich nicht weiter daran. Immerhin war es inzwischen nichts mehr wirklich Neues und selbst ihre Bediensteten hatte Mühe sie nicht anzustarren. Alberico an ihrer Seite indes verspannte sich zunehmen und sie konnte die Wut beinah wie eine Aura im ihn herum spüren ohne ihn auch nur anzusehen. Die vielen Jahrzehnte, die sie aneinander ketteten, machten sich in solchen Situationen bemerkbar. Wusste sie doch blind wie er sich fühlte und dass er gerade in der letzten Zeit mit der Eifersucht zu kämpfen hatte. Allerdings tat sie nicht und schließlich hörte sie das leise Schaben von Leder und Metall als er sich ein wenig bewegte und tief einatmete um seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Zufriedenheit stieg in ihr auf und dann erklangen auch schon leichte Schritte.

Als Toma den Raum betrat und ihr Blick auf ihn fiel zeichnete nicht etwa Entsetzen auf den bildhaft schönen Zügen ab, sondern ein freundliches Lächeln. „Toma Navodeanu.“, erwiderte sie seine Begrüßung erfreut und neigte in Anerkennung seiner Gastfreundschaft ebenso das Haupt. „Macht Euch keine Sorgen. Kenne ich die Problematik doch nur zu gut, wenn auch aus anderen Gründen.“ Ein amüsiertes Lächeln spielte um ihre Lippen, welches ihr ein wenig von der erhabenen Ausstrahlung nahm, dafür auf andere Art beeindruckend war.

Dankend nickend trat sie nun an Tisch und ließ sich von Alberico den Stuhl hervorziehen, ehe sie sich mit gelassener Anmut setzte, die davon sprach, dass das Zusammenspiel zwischen ihr und ihrem Leibwächter schon lange Zeit Routine war. Ihre Aufmerksamkeit galt jedoch weiterhin dem abnorm aussehenden Tzimisce. „Konntet Ihr Euch inzwischen einleben?“, erkundigte sie sich interessiert und eröffnete damit das Gespräch zunächst mit ein wenig Plauderei, ehe sie zu ihrem eigentlichen Anliegen kam.

„Es freut mich, dass Ihr mich heute empfangen könnt, denn sogar unter den Menschen wird Eure Kunstfertigkeit bereits gelobt und ich suche jemanden, der Statuen aus Marmor zu erschaffen vermag.“, erklärte sie ihr Hiersein und sah ihn ein wenig fragend an, ob er wohl ihr Begehren erfüllen konnte.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Marmorkunst (Toma)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Mehr oder weniger" antwortete der Drache auf ihre Plauderei und setzte sich ihr gegenüber, nachdem sie einen Platz gewählt hatte.

"Noch muss einiges getan werden.
Wie ihr sehen könnt, arbeite ich gerade daran dieses Haus angemessener zu gestalten."
Dabei deutete er mit einer leichten Handbewegung auf die Wandpanele. "Doch es wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen."

Die großen schwarz-roten Augen, blickten Acacia an und musterten ihre Erscheinung nun zum ersten Mal richtig aus der Nähe. Nicht aus Faszination ob ihrer Schönheit, sondern mit dem geübten Blick eines Handwerkers und vor allem Fleischformers. Ihre Haltung, ihr Knochenbau. Der Schwung ihrer Wangen und Kieferknochen. Ihre ebenmäßige Haut. Augen, Nase, Mund...
Da könnte man noch so viel mehr machen, aber das war sicher nicht in ihrem Sinn.

"Es ehrt mich, dass ihr mich in Betracht zieht für eine solche Aufgabe.
In der Tat besitze ich einige Jahrzehnte Erfahrung im Bearbeiten von Gestein, und Holz noch mehr. Euch marmorne Statuen zu schaffen würde ich sehr gern. Selbst besitze ich nicht viel aus diesem wertvollen Material, dass ich euch nun zeigen könnte. Da die meisten Werke, die ich daraus schuf ebenfalls Auftragsarbeiten waren und das Gestein leider recht teuer ist. Doch wenn ihr meine Arbeit begutachten wollt, dann findet ihr in diesem Raum einige kleinere Stücke."

Er stand auf und ging zu einer der niedrigen Schränkchen hinter ihm an der Wand und nahm eine knapp ellenhohe Statuette aus Marmor davon und drehte sie sanft zwischen den langen knochigen Fingern.
"Weniger als ich gern hätte. Beim Transport haben einige der Werke leider Schaden genommen."

Die Statue, die er zum Tisch brachte und dort zwischen sich und Acacia stellte, war eine Marienstatue in langen wallenden Stoff, mit reichem Faltenwurf. Das Gesicht war für die geringe Größe der Statuette fein ausgearbeitet.

"Ein Übungsstück. Gemeinhin verlangen meist Kirchen nach Bildhauern." Wie absurd das war, wenn man ihn ansah. Ein doch recht dämonisch aussehender Vampir, der Bildnisse für Kirchen fertigte.

Ausgestellt standen in dem Wohnraum aber auch verschiedene Figuren. Die meisten aus Holz oder Horn und Knochen, aber auch ein paar aus Stein. Tiere und menschliche Gestalten. Engel und Marien, verhüllte Gestalten, sowie halbnackte Leiber. Frauen, Männer...vielleicht auch etwas dazwischen.

Einem Kenner des Handwerks wäre wohl aufgefallen, dass die hölzernen und vor allem die aus Horn und Knochen detailreicher und filigraner bearbeitet waren, als die steineren. Doch für das normale Auge, waren alle von außerordentlicher Qualität.

Alles in allem vielleicht ein dutzend. Vermutlich hatte der Tzimisce noch mehr irgendwo versteckt, doch nicht alles war für menschliche Augen bestimmt und daher nicht so offen präsentiert.
Die Vampirin war natürlich kein Mensch, doch würde sie vermutlich kaum Interesse an abstrakt geformten Gestalten haben.

"Was für Abbildungen wünscht ihr? Euer Selbst? Oder Objekte für San Donato?" Wo das Elysium ja in einer Kirche war...
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Acacia
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Re: Marmorkunst (Toma)

Beitrag von Acacia »

Sie lächelte voller Verständnis und nickte leicht. „Das, was ich bisher sehen kann, lässt darauf schließen, dass es einst ein prachtvolles Haus werden wird. Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir erlauben würdet es nach der Vollendung zu betrachten.“ Ehrliche Anerkennung lag in der Stimme der schönen Lasombra, war ihre Schönheit doch kein Produkt harter Arbeit, sondern eine Gnade der Dunkelheit … wie hoch auch immer der Preis gewesen sein mochte, den sie dafür gezahlt hatte.

Interessiert beugte sie sich vor, als er ihr die Statue präsentierte und betrachtete sie eingehend, ohne sie jedoch zu berühren. Nicht aus Scheu, sondern viel mehr aus Respekt vor der Leistung. Aufmerksam lauschte sie dabei seinen Worten und richtete schließlich wieder ihren Blick auf seine grotesk verformten Züge, die eine ganz eigene, fremdartige Anmut ausstrahlten. „Wendet Euch wegen des Marmors an Matteo Flovarante di Ventura. Er wird Euch jeden Marmor besorgen, den Ihr benötigt – wenn Euch ein eigenes Projekt vorschwebt, lasst Euch auch dafür den nötigen Marmor von ihm geben.“ Sie lächelte freundlich und schien sich nicht weiter um die Kosten zu sorgen, die eine solche Menge des edlen Gesteins verursachen mochten.

„Ich hätte gern ein lebensgroßes, möglichst lebensechtes Abbild eines jeden Kainiten in dieser Domäne.“ Ihre Mundwinkel hoben sich ein wenig weiter, als wüsste sie selbst wie abstrus dieser Auftrag im ersten Moment anmutete und doch lag Ernst in ihren Augen, denn sie scherzte nicht. „Die meisten Kainiten sollten sich Euch gern als Modell zur Verfügung stellen, auch wenn es einige Ausnahmen geben dürfte. Wendet Euch diesbezüglich gern an mich, dann werde ich mich darum kümmern. Allerdings gibt es auch zwei vernichtete Kainiten, von denen ich gern Abbilder hätte. Ich kann sicherlich Bilder von ihnen anfertigen lassen, wenn Euch das hilft.“ Fragend blickte sie den Künstler an, hatte sie selbst doch so gut wie keine Ahnung was dazu nötig war um ihre Anforderungen erfüllen zu können.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Marmorkunst (Toma)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Tomas Augen weiteten sich überrascht. "Ein Abbild eines jeden Kainiten?" fragte er noch einmal nach, mit leichtem Unglauben in der Stimmme.Der absurd große Mund verzog sich zu einem Reißzähne zeigenden Lächeln, das wohl die Intention hatte erfreut auszusehen, aber doch bedrohlich und unheimlich wirkte. "Ein ungewöhnlicher Wunsch, aber eine interessante Aufgabe...Mit dem größten Vergnügen werde ich euch diesen Wunsch erfüllen."
Er schwieg einen Moment, indem er nachdachte was das bedeuten würde, was er beachten und noch bedenken musste.

"Sind mit alle Kainiten in der Tat ALLE gemeint? Nicht nur Vasallen? Alle Gäste und der Prinz?" Das würde viel Zeit in Anspruch nehmen, zu mal er nebenbei noch andere Aufgaben und Pläne hatte.
"Habt ihr denn einen Zeitpunkt im Sinn, an dem die Abbiler fertig sein sollen?"

Zu dem fragte er sich ob es tatsächlich so einfach werden sollte, dass sich ein jeder als Modell zur Verfügung stellen werde.
"Sind die Kainiten, die bei Hofe waren, denn alle die, die es in der Domäne gibt und sind euch wohl deren Kontaktmöglichkeiten bekannt?"
"Den wohlwerten Signore di Ventura würde ich so bald wie möglich aufsuchen wollen."
Er dachte an den Toreador, der bei Hofe eine so gute Figur und beim Prozess dann eine eher schlechte abgegeben hatte. Ob es wohl wahr war und er der Mörder seiner Mutter war? Es würde ihn nicht groß überraschen.

"Habt Dank für eure Großzügigkeit." Er neigte den Kopf zum Dank, ob des Geschenk des Marmors. "Wie soll ich euch dies vergelten? Denn für die Erfüllung eures Auftrages würde ich doch Geld bevorzugen. Bedauerlicherweise ist nicht nur Marmor kostenintensiv." fügte er noch hinzu. In der Tat gab es derzeit noch einige Anschaffungen, die seinen finanziellen Rahmen sprengten.
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Acacia
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Re: Marmorkunst (Toma)

Beitrag von Acacia »

Sie konnte ein feines Lächeln bei seinem überraschten Blick nicht verbergen, ließ dem abartig wirkenden Tzimisce jedoch die Zeit, die er benötigte um darüber nachzudenken. Ihr war bewusst wie groß dieser Auftrag war und doch passte er gut in ihre Pläne. „Ich meine alle Kainiten. Auch die Gäste und auch die höchst verehrte Prinzessin.“, erwiderte sie ruhig und vollkommen von ihrem Vorhaben überzeugt. „Soweit ich weiß waren alle Kainiten am Hofe zugegen, wenn man von meinem und Godeocs Kind absieht. Letzteres ist jedoch nicht von Belang, da ich nicht daran glaube, dass der Ancilla seinen Schandfleck öffentlich machen möchte. Ich möchte Euch keinen Zeitrahmen setzen, doch wäre ich dankbar, wenn es nicht unendlich lange dauern würde. Zumal unsere Domäne recht lebendig ist und wir häufig neue Gäste in unseren Mauern begrüßen.“

Ihr nachtschwarzer Blick ruhte aufmerksam auf dem anderen Kainiten. Aufmerksamer vielleicht noch als bei anderen Vampiren, war der Tzimisce mit seinem verformten Gesicht doch deutlich schwieriger zu lesen. Bei seiner vorsichtigen Frage nach der Bezahlung breitete sich ihr Lächeln ein wenig weiter aus und sie machte mit der Hand eine leicht wegwischende Bewegung. „Wenn es Euer Wunsch ist, kann ich Euch natürlich in klingender Münze bezahlen oder Ihr gebt mir eine Liste, was Ihr sonst benötigt und ich lasse Euch diese liefern.“ Immerhin war der Handel mit Münzen noch nicht allzu weit verbreitet und sie konnte sich vorstellen, dass es Toma an Baumaterialien oder ähnlichem mangelte. Dinge, die sie leicht besorgen konnte und die für sie beide vermutlich sinnvoller waren.
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Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
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Re: Marmorkunst (Toma)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Ah, ja ihr batet den Prinzen um die Zeugung eines Kindes. Darf man euch also beglückwünschen zu eurem Nachwuchs? Welch würdiger Mensch erhielt denn diese Ehre?" fragte er mit ehrlicher Neugier. Einen Mensch in die Nacht zu holen, sollte ja stets wohl überlegt sein. Sicher hatte sie keinen Unnütz zu ihrem Kind gemacht.

"Nun, wenn das keine zu großen Umstände macht. Es ist vor allem Metall, was derzeit mein Einkommen verschlingt. Neben Werkzeug, müssen Türen und diverse Aufbewahrungsmöbel mit Schlössern versehen werden." Erklärte er seine finanzielle Lage, kehrte dann zum Thema der Aufgabe zurück:

"Wünscht ihr für die Statuen eine bestimmte Pose? Eine einheitliche für alle? Und Kleidung? Eine bestimmte? Unbekleidet ist sicher keine Option. Zumindest nicht bei allen." stellte er fest. Kaum jeder Kainit würde sich nackt abbilden lassen...und bei manchen wollte man das vielleicht auch gar nicht.
Nicht, dass Toma irgendetwas abstoßen konnte, doch hatte er schon Anspruch an eine gewisse Ästhetik, wie Acacia vielleicht auch.
"Oder soll ich dies frei wählen? Passend zum jeweiligen Charakter? Es würde ihre Eigenarten besser widerspiegeln."
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