50 Denare sind ´ne Menge Geld. Die wollen wir uns erst mal verdienen [Sousanna]

[Angelique]

Wieder diese Neugier! "Wie schreiben es die Gesetze unserer Art denn vor? Oder sprichst du von Gesetzen deines Klans?"

[Sousanna]

"So dass es nicht auffällig wird.", erklärte Sousanna ruhig und mit einem interessierten Lächeln. Das wusste sie doch bestimmt auch. "Die Maskerade darf nicht gebrochen werden."

[Angelique]

"Aber Gesetze wie ,trinke nur aus der Halsader und aus der Femuraterie nur an Feiertagen' hat dein Klan oder Konstantinopel nicht, oder? Auch keine Gebote wie ,Trinke nie nach Mitternacht oder habe ein weißes Gewand an im Trinken und putz deinen Mund hinterher ab'?"

Sie winkte ab. "Ansonsten mag das ja alles heißen, von ,Tinke von Schlafenden' bis hin zu,töte deine Opfer."

[Sousanna]

Jetzt war es an Sousanna zu kichern. "Nein wir Ravnos haben recht wenige Regeln.", erklärte sie schmunzelnd. Erst dann viel ihr auf, dass sie ihren Clan bisher noch nicht genannt hatte. Doch im Augenblick schien ihr das Gespräch gelassen genug, um ihrer halbwegs sicher zu sein. Und vielleicht fühlte sich Angelique ja dadurch auch animiert ein kleines bisschen über sich selbst zu preiszugeben.

"Ich versuche mich zumeist an denen zu nähren, die dem Wein verfallen sind.", murmelte sie. Keine exquisite Beute, aber doch genug, um zu überleben. "An denen, die auch von einem kleinen Schnitt nicht aufwachen ... und die schon viel zu betäubt sind, um sich am nächsten Tag Fragen zu stellen."

[Angelique]

Angelique kicherte und stupste das Näschen der anderen. "Eine kleine Schnapsdrossel! Du berauschst dich an beschwipstem Blut." Sie grinste und räkelte dabei sich gelenkig wie eine Katze. " Ich gebe zu, dass das Blut Berauschter mir auch fast so lieb ist wie das von just im Erkennen Begriffenen."

Etwas ernster fragte sie: "Ravnos also. Ich hörte im fernen Orient seid ihr zahlreich und mächtig, aber sehr selten jenseits Kleinasiens. Die Hohen Klans mögen euch nicht, hörte ich. Aber Sousanna und Casper klingen wie christliche Namen. Drängt ihr jetzt nach Westen? Warum dies?"

[Sousanna]

Sie schmunzelte leicht. Es wäre gelogen, wenn sie behauptete, dass das nicht auch gewisse, angenehme oder sogar verlockende Züge hatte. Fast jeder Fluch brachte auch einen kleinen Segen mit sich...

Eine interessante Frage. Um ehrlich zu sein, hatte Sousanna nie wirklich darüber nachgedacht. "Ja, je weiter östlicher man kommt, umso größer wird unser Einfluss - und umso eher sind wir als gleichwertig akzeptiert.", erwiderte sie ebenfalls ernster. "Ich für meinen Teil bin auch Christin. Und auch wenn ich es von Caspar nicht sicher weiß, denke ich, dass er es ebenfalls ist." Zumindest deswegen, weil es an Orten wie diesen, bedeutend einfacher war, sich als Christ zu zeigen.

"Aber nein, wir haben nicht wirklich den Ehrgeiz uns in den Westen auszubreiten... ich habe ja schon erwähnt, dass ich Byzanz verlassen musste", seufzte sie dann mit einer gewissen Wehmut, die ihre schöne Gestalt umwob wie ein unsichtbarer Trauerschleier. "Caspar ist noch dort... oder reist gerade." Bitterkeit war in ihrer sonst zum Lächeln neigenden Stimme.

[Angelique]

Angelique wurde ganz verträumt. "Du liebst ihn und vermisst ihn, deinen Erschaffer Caspar, nicht wahr?"
Sie seufzte aus tiefsten Herzen. "Ich wünschte meine Herrin, wäre hier! Vielleicht könnte sie Einsicht in die marmornen Herzen der Mächtigen hier meißeln!"

Wieder die unbändige Neugier: "Was hat habt ihr oder auch nur du dem Kaiser der Kinder Arikels, ihrem Erstgeborenen getan, dass du die schönste Stadt der Welt gegen diese Jauchegrube eintauschen musstest?"

[Sousanna]

Sousanna seufzte leise. Sie selbst hätte nie von Liebe gesprochen... Es war etwas anderes, tieferes. Liebe konnte man vorspielen. Die Verbindung zwischen Caspar und ihr nicht. "Ja, da habt ihr recht, Angelique.", meinte sie ein wenig traurig und mit Gedanken verhangener Stimme.

Auf die zweite Frage ließ sie den Kopf schütteln, als wollte sie ihn von all den unklaren Gedanken befreien. Sie fand es seltsam, dass die Andere sie dazu brachte, ihr solche Dinge anzuvertrauen... Vielleicht lag darin das Geheimnis, weshalb diese Krieger ihr so verfallen waren.

"Es hatte nur wenig mit den Dingen der Kainskinder zu tun.", erklärte sie seufzend und sah dann ernst zu dem Kind neben ihr. "Ich habe mich aus Dummheit mit Leuten angelegt, die mich jetzt nicht mehr in der Stadt haben wollen. - Bis ein Großteil von ihnen tot ist, sollte ich mich von dort fernhalten." Ein wenig traurig, zuckte sie die Schultern und zwang sich dann zu einem Lächeln. "Aber was hilft all das Jammern?"

[Angelique]

Angelique nickte ernst. "Da sind wir nicht sehr verschieden. Leider habe ich den Luxus nicht, dass ich meine Feinde aussitzen kann. Meine werden nicht alt und sterben, nur alt und dabei werden sie immer mächtiger."
Sie zuckte mit den Achseln. "Aber diese Stadt ist mir nicht so wichtig, wie dir Konstantinopel sein muß. ich brauche sie nicht und..."

Rüde wurde sie vom hünenhaften Krieger Roger unterbrochen: "Wir bekommen gleich Besuch, Angelique. Schlechte Verlierer schicken schlechte Meuchler."

Die himmelblauen Augen des Mannes starrten in die Dunkelheit. Auch ihnen haftete etwas Unheimliches an.
Beide Krieger schlangen sich die Drachenschilde vom Rücken und traten vor Angelique und ihre neue Bekannte. Beide ließen synchron ihre Armbrüste hochrucken.

Rogers Schuß löste sich bereits, bevor der Pulk aus maskierten Totschlägern sich aus der Dunkelheit schälte.
Sich um die Längsachse drehend schraubte sich der vierkantige Bolzen Richtung Angreifer...

[Sousanna]

Die Ravnos hatte genickt. Ja, diesen einen Vorteil hatte sie immer noch. Aber das war genau der Grund, weshalb sie Kainiten mied. Die Unlebenszeit dieser Bestien war einfach viel zu hoch. Gerade als sie Angelique etwas erwidern wollte, unterbrach sie der Krieger.

Ihr Blick wurde unsicher und ruckte kurz zu dem Mädchen herüber. Sousanna war keine Kriegerin und körperliche Auseinandersetzungen waren ihr ein Grauen. Aber wie würde ihre neue Bekanntschaft darauf regieren?

Meuchler waren nie gut - und da sie keine Ahnung hatte, wen und weshalb sie hier aufkreuzten, schlug ihr Gefühl von Angst wieder auf. Natürlich war es unwahrscheinlich, dass man sie hier suchte, aber bis diese Mörder nicht tot waren, würde sie nicht ruhig bleiben.

Doch trotz ihrer Besorgnis war die synchrone Handlung der Krieger sehr faszinierend. Die Hehlerin konnte nicht umhin, den Umgang und Gebrauch der Armbrüste zu bewundern.