Ein Fest des Fleisches - Rahmenprogramm [987] [Alle] [Ball]

[Januar '17]
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Melissa
Tzimisce
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Ein Fest des Fleisches - Rahmenprogramm [987] [Alle] [Ball]

Beitrag von Melissa »

Alle Vampire der Domäne Genua – selbst diejenige unter den Blutsaugern, die sich in den letzten Jahren mehr oder minder öffentlich gegen den Drachen von Broglio gestellt hatten – erhielten ein fein ordentlich gekniffenes Pergamentum, das mit dem persönlichen Siegel der Melissa verschlossen war: Eine heraldische Biene.

Eine unpersönlichere Form des Schreibens hing ebenso im Elysium aus.


"Geehrte Domäne"
Lautete die Anrede, gefolgt von einer je persönlichen Begrüßung, die den gängigen und auf dem Hof etablierten Titeln und Rängen gemäß recht konservativ ausgerichtet war.

"Am ersten Tage des November im Jahre des Herrn 987 jährt sich zum hundertsten Male meines Lebens der Namenstag der Melissa.
Zu diesem erfreulichen Anlass – und um die Last der Nöte und betrüblichen Ereignisse der letzten Jahre für einen Abend zu mindern – laden wir am Abend des selbigen Tages zum Feste in der Villa Trucca.

Da zu den Gästen neben meinen sterblichen Kindern und Freunden auch Uneingeweihte von Rang und Namen in der Stadt gehören, liegt die Stille des Blutes über dieser Versammlung. Ich selbst werde den unsterblichen Frieden der Nacht wahren.

Speis und Trank wird in Strömen fließen, kein Leib wird Hungers leiden müssen. Musik und Tanz werden bis in die Morgendstunden für Spaß und Unterhaltung sorgen.
Erscheint zahlreich, werte Freunde, und mischt euch mit euren Dienern unter das Volk - es wird Gelegenheit genug geben, Ränke zu schmieden oder sie für eine Nacht zu vergessen.

Gezeichnet,
Melissa, der rote Drache von Broglio,
Senatorin des Mondes, Erste ihres Blutes zu Genua,
Kind des Korinthian, Mutter der Melissiden."



Für den selben Abend wurden - unter dem Vorwand einer Vermählung des Konsuls von Broglio - ähnliche Einladungen für alle Würdenträger der Sterblichen, für die wichtigsten Händler und Adligen der Stadt augesprochen.
La famiglia é il nido dell'uomo.
- Giovanni Faldella
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Melissa
Tzimisce
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Re: Ein Fest des Fleisches - Rahmenprogramm [987] [Alle] [Ball]

Beitrag von Melissa »

Die Villa Trucca – 'das Nest' wie es von den Dienern und Angehörigen der dort zusammen lebenden Senatoren, Händler, Handwerker und Soldaten genannt wurde – war ein monströser, verwinkelter Bau, der im Lauf der letzten zwanzig Jahre ständig erweitert, renoviert und umgebaut worden war. Im Sommer erst waren die letzten, größeren Zusätze fertig gestellt worden.

Das Erdgeschoss war schmucklos. Eine fensterlose Bruchsteinmauer von gut zehn Fuß Höhe, die eine Fläche von etwa fünfundsechzig mal siebzig Fuß umspann. Die zweite und dritte Etage waren weitgehend aus Holz, abgesehen vom hinteren Teil des zweiten Stocks, der über eine steinerne Rückwand verfügte.
Es gab nur einen Eingang hinein: Ein sechs Fuß breites, neun Fuß hohes Tor.

Heute war es weit geöffnet. Daraus hervor quoll Lärm, Gesang und Fröhlichkeit und ergoß sich über das gesamte Viertel, in dem zur Feier des Tages die Armen gespeist und eingekleidet wurden – auf Geheiß der neuen Gattin des Konsul von Broglio.

Ein hölzernes Dach überspannte den gesamten Innenhof ,der eine Fläche von etwa tausend Fuß im Quadrat maß. Bunte Tücher und Fahnen hingen davon herab, wie auch von den beiden Galerien im ersten und zweiten Stock, die man über zwei Treppen links und rechts auf halber Höhe des Hofes betrat. Blumengebinde und Girlanden umrankten einander. Hier und da sorgten Fackeln und Lampen für einen warmen, dumpfen Schein – auffällig viele davon im hinteren, oberen Teil der Villa, der für Gäste gesperrt war.

Im Innenhof herrschte ein buntes Treiben. Lange Bankreihen und Tafeln waren aufgestellt worden, an denen die Gesellschaft bereits seit dem späten Mittag speiste, weswegen sie sich in verschiedenen Zuständen der Auflösung und des Rausches befand. Dennoch liefen noch emsig Frauen durch die Reihen und erfüllten den Gästen – beinahe – jeden Wunsch.
Wer sich in der sterblichen Gesellschaft auskannte, würde einige Dutzend bekannte Gesichter aus der Politik Genuas wieder erkennen. Senatoren und reiche Händler, aus vielen Städten, nicht nur Genua, mischten sich unter Milizhauptmänner und Handwerker. Selbst der Sindaco – ein Vetter des Gastgebers – war erschienen.

Am hinteren Ende war eine leicht erhöhte Tafel aufgebaut, an der die weitere Familie des Konsuls saß – vor ihr und auf der ganzen Tafel ausgebreitet war eine Reihe von Kistchen, Schatullen, Truhe, Stoffballen und andere Geschenke an den Konsul und seine neue Braut.

Melissa, der Drache von Broglio, demonstrierte den Reichtum ihrer Familie vor der ganzen Domäne.
Sie selbst stand – ihre Klauen einige Schritte von ihr entfernt – auf der Nordseite der Villa in der Galerie des ersten Stocks und betrachtete die Szenerie mit leuchtenden, zufriedenen Augen.

Wachen waren quer durch die gesamte Villa verteilt, zwei Dutzend davon in offensichtlichen Rüstungen, Messer und Armbrüste verdeckt aber griffbereit unter ihren Umhängen. Einige von Ihnen, diejenigen mit Schuppen auf ihrem Leder, hielten Hunde an dicken Ketten.
Einer davon – am Eingang postiert mit drei Mannen – wies diejenigen Gäste, bei denen die Tiere anschlugen, auf besondere Maßnahmen hin:

Die Capi – leicht zu erkennen an den Hunden und den Panzerschuppen auf der Brust – seien für ihre speziellen Wünsche verantwortlich, für Erfrischungen, Richtungsangaben und dergleichen. Der Südflügel im ersten und zweiten Stock wäre für das Amüsement der werten und verehrten Gäste geöffnet und zur Verfügung gestellt, die privaten Gemächer der Familie im Nordflügel allerdings gesperrt. Die Kapelle im Südosten stünde selbstverständlich ebenfalls zur Verfügung, unterliege aber der Omertà und dem Respekt vor Gott.

Im ersten Stock befanden sich zwei Gästezimmer, direkt über dem Tor mit bestem Blick auf das Gelage und die Straße, sowie in der rechten Ecke der Speisesaal der Bewohner von Rang und Namen. Im zweiten Stock lagen diverse Arbeits- und Studierzimmer, aus denen alle wichtigen Utensilien heraus geschafft worden waren, sowie der 'Große Saal', in dem einige Politik des Viertels geschah.

Die Räume waren menschenleer, sofern niemand einen sterblichen Gast aus der Menge entführte und nach oben brachte.
Lediglich im Studierzimmer des Konsuls von Broglio saß ein junger Mann von etwa achtzehn Jahren, der den kirchlichen Vampiren der Domäne bekannt sein dürfte, vor einem Stapel Papieren. Er gab an, der Schreiber Melissens zu sein, und bereit zu sein, jeden hier und heute geschlossenen Pakt zwischen Kainskindern zu dokumentieren und zu siegeln.

Die bereit gestellten Räume waren geschmackvoll eingerichtet, ohne Sinn für Pomp oder Prunk. Eine Vielzahl bequemer Sitze und Liegen waren herbei geschafft worden, Tücher und gestickte und genähte Decken allerlei Art verzierten die Wände, nur wenige Lampen riskierten es, die ungewöhnlichen Gäste zu verärgern oder zu verängstigen.

Die inoffizielle Gastgeberin des Abends hatte sogar einige Spiele gefährlicher und harmloserer Art zur Verfügung gestellt. Nebst Würfeln lagen im großen Saal auch Tavole Reale, Schachspiele, Tablut, Mühle, Kugeln für Boccia, Flöten, eine Reihe an Klingeln. Sowie eine Reihe an Äpfeln, Pfeilen, ein Bogen und einige Stücke Tuch, auf die diverse Schreckgestalten aufgemalt worden waren – Große Männer in pelziger Gestalt, teuflische, rotgesichtige Dämoninnen, braunhäutige Schwertschwinger und eine Reihe an Fabelgestalten.

Eine Atmospäre von Ausgelassenheit und Friede erfüllte die gesamte Villa und alles war für einen amüsanten Abend bereitet.
La famiglia é il nido dell'uomo.
- Giovanni Faldella
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Caterina
Toreador
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Re: Ein Fest des Fleisches - Rahmenprogramm [987] [Alle] [Ball]

Beitrag von Caterina »

Zur elften Stunde des Abends kam dann auch Caterina in Begleitung des lustigen Wirten Ottovani Scutos am großen Tor an, den grummeligen Michael im Schlepptau.
Hatten sich die beiden auf dem Weg köstlich amüsiert und noch kurz zuvor herzhaft gelacht, fing sich das ungewöhnliche Paar bei der Begrüßung wieder.

Das Knurren des Hundes gen Caterina ignorierte die beiden, ihre Laune war einfach zu gut und der Wirt freute sich schon lange auf den Abend, war ihm dies bisher doch verwehrt geblieben.
So wurde artig gedankt, ein kleines Kästchen am Gabentisch abgestellt und sich dann ins Getümmel geschmissen.
Freundliche Begrüßungen und Gespräche folgten, bis die Mailänderin die Drachin erblickte.

Ein kurzes Nicken, dann entschuldigte sich Caterina und ließ die beiden Männer zurück. Sie wandte sich durch die lustige Menge zur Treppe und hoffte, Melissa bald zu erreichen.
"...Sendest noch sterbend Düfte uns zu
Rose, du Holde!
Leben und sterben will ich wie du..."
JZitatschnipsel, Johann Jakob Ihle
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Vergonzo Faro
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Re: Ein Fest des Fleisches - Rahmenprogramm [987] [Alle] [Ball]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Albano Esportatorio schien allein den Weg zum Fest auf sich genommen zu haben. Anders als sonst, trug er einfache,aber saubere und dem Anlass entsprechende Kleidung. Genaue Beobachter konnten sehen das er hin und wieder den Kopf leicht zur Seite wandte und etwas sagte. Dieses hörte jedoch auf als er sich dem Anwesen näherte.

Er durchquerte das immens große Tor zum Anwesen und lächelte, ein kleines Present unter dem Arm.
Dann nickte er kurz bevor er auf die ersten Gäste traf. Albano begrüßte das ein oder andere bekannte Gesicht das sich hier tummelte und ihm begegnete als er auf dem Weg zur Herrin des Hauses war.
Er hatte sie bereits von weitem erblickt. Prachtvoll wie sie dort auf der Nordseite der Villa in der Galerie des ersten Stockes stand, erhaben und königlich.
Er wagte es nicht empor zu ihr zu gehen, somit blieb er unten stehen und zog die gerötete Nase hoch.
Dort wartete er geduldig darauf das sie ihn erblickte.

Als dies der Fall war verneigte er sich tief. Wie angekündigt, wusste Melissa das der Baumeister, aus Rücksicht auf die anderen Gäste, verdunkelt erscheinen würde um sich direkt in den für Kainiten vorgesehen Teil des Festes zu begeben.
Während Vergonzo Faro sich also den untoten Gästen widmete, kümmerte Albano sich um den lebenden Teil.
Albano brachte das kleine Present an den dafür vorgesehenen Platz, um es dort abzulegen.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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Angelique
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Re: Ein Fest des Fleisches - Rahmenprogramm [987] [Alle] [Ball]

Beitrag von Angelique »

Roger hatte sich schon seit dem Nachmittag mit einigen Gesellen eingefunden und feierte und prasste mit den anderen Sterblichen. Er brachte kleine, aber kostbare Geschenke der Judengemeinde für Melissa. Der Burgunder war sozusagen der Werttransporter, seine angegrauten Haare ließen ihn als normalen Menschen bei denen durchgehen, die ihn schon vor Jahren gekannt hatten.

Erst als es dunkelte, huschte auch eine kleine Basiliskin aus der Nacht herbei, ungesehen von sterblichem Blick machte sie erst auf sich aufmerksam, als sie im Sanktuarium der Vampire sich befand.
Nicht ohne Grund, denn sie hatte sich in Schale geworfen wie es sonst nur erwachsen Frauen taten. Schwarz war ihr schönes Kleid und die offenen Haare hatte sie gekämmt und geschmückt mit geschlossnen Myrthenkranz, dem Vorrecht der Jungfrau.

Verstohlen hielt sie ausschau nach freundlichen Gesichtern und natürlich den Ausgeburten der Hölle, die Hader und Unfrieden bringen würden.
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Ein Fest des Fleisches - Rahmenprogramm [987] [Alle] [Ball]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Als er Melissas Einladung erhalten hatte, hatte er irritiert die Augenbraue hochgezogen. 100 Jahre...Hatte sie nicht gesagt sie wäre älter als er? Dann musste ihre seherische Gabe ja doch nicht so gut funktionieren. Der Drache grinste. Er würde es nicht richtig stellen. Nicht jetzt, vielleicht wenn er sie irgendwann einmal bestrafen musste.
Er ließ ihr den Titel der Erstgeborenen. Was wollte er auch schon damit.

Am Abend der Festlichkeit trugen Toma, der in seinen langen schwarzen Mantel und Maske gehüllt war, und Jakob ein längliches, rechteckiges Paket in die Villa. Es war in der Breite gut 2 Meter und für einen Menschen recht schwer. Toma hätte es allein tragen können, doch war es recht unhandlich und auffällig. Agatha folgte ihnen, mit einer kleinen Kiste in der Hand.
An dem Tisch, wo die Geschenke für den Senator abgelegt werden sollte, hinterließ sie das Kästchen.
Dann trugen sie das Geschenk für die eigentliche Gastgeberin nach oben in den ersten Stock. In einem der leergeräumten Gästezimmer stellten sie es ab und Toma ging Melissa suchen, um es ihr zu zeigen. Jakob und Agatha wurden indes wieder nach unten geschickt, um sich unter die Reichen und Schönen der menschlichen Gesellschaft zu mischen.

Das was er da mitgebracht hatte, war ein hölzernes Wandpanel. Anders als die die sie bei Toma gesehen hatte, waren hier die Bilder nicht einfach hineingeschnitzt, sondern Teile komplett herausgeschnitten, sodass es auf den schnellen Blick wie ein Gewirr aus Linien und Flächen aussah, aber an der Wandbefestigt einen gut sichtbaren Kontast erzeugte. je nachdem welche Farben man dahinter hängen würde, ob als Wand ode Tücher, konnte man so bestimmte Bereiche einfärben.
Dargestellt war ein Drache, der über eine Menge von Menschen thronte und seine Flügel schützend über sie gelegt hatte.

In den Räumlichkeiten für die Vampire angekommen, entledigte sich Toma auch seiner Verkleidung.
Darunter trug er ein langes weisses Leinengewand, dass vorn offen stand und seine Brust teilweise entblöste. Ein Gürtel schnürte den Stoff in der Taille und die Seiten waren geschlitzt. Arme und Beine waren unbedeckt, sein Körper jedoch war komplett mit großflächigen Mustern in rötlich bis lila-bläulichen Farbe bedeckt. Doch war es keine Farbe, keine Bemalung. Seine Haut hatte sich an diesen Stellen verändert, wie ein Mensch, der Sonnenbrand oder blaue Flecke erlitt, nur in einem viel breiteren kunstvollem Spektrum. Zusätzlich zu den Knochenauswüchsen, die er so schon immer trug.
Auch seine Augen hatten sich etwas verändert. Das rot seiner Iriden wurden zum Rand hin dunkler und ging so beinahe natlos in den schwarzen Augapfel über.

Nachdem er Melissa gratuliert hatte, würde er sich in den Räumlichkeiten, die für ihn zugänglich waren umsehen und sehen wer sonst noch von der kainitischen Gesellschaft eingetroffen war.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Acacia
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Re: Ein Fest des Fleisches - Rahmenprogramm [987] [Alle] [Ball]

Beitrag von Acacia »

Vor dem Prozess wäre die Konstellation der nun eintreffenden Kainiten vielleicht ungewöhnlich gewesen, jetzt jedoch … erschien sie beinah logisch. Die drei Kainiten durchschritten entspannt plaudernd die Straßen der nächtlichen Stadt und betraten schließlich das Haus des Drachen von Broglio. Gefolgt wurden sie von dem üblichen Alberico, sowie der hübsch zurecht gemachten Rosa und einem weiteren Mann. Bis auf Alberico war jedoch keiner der Anwesenden bewaffnet – sah man von dem schmalen, verzierten Dolch an Matteos Hüfte ab.

Sobald sie das Innere des Hauses betreten hatten, nahm die Ghulin den Herrschaften die Umhänge ab und mischte sich dann unter das Volk um eine Gabe auf dem Tisch des glücklichen Paares zurück zu lassen. Die anderen beiden blieben noch bei den Kainiten, da sie die Gaben trugen, die für die wahre Hausherrin bestimmt waren.

Alle drei waren in dunkle Stoffe gehüllt und sogar der Gangrel hatte sich herausgeputzt. Bis auf den Wolfsumhang, den er stets trug, waren seine Kleider allesamt neu und ihm auf den Leib geschneidert worden. Feine, fremdartig wirkende Stickereien zierten die Säume der Oberbekleidung, während das Leder der Hose in tiefstem Braun - beinah schwarz - matt glänzte.

Acacia in der Mitte hatte sich indes erneut für die Farbe der sternenlosen Nacht entschieden. Samtig fiel der teure Stoff in reichen Falten auf den Boden und trug keine weitere Verzierung. Die Hände der Lasombra steckten in feinen, ebenso schwarzen Handschuhen, die sie auch nicht auszog. Wie immer war das tintenschwarze Haar zu kunstvollen Zöpfen geflochten und unter einem zarten Schleier aus Seide verborgen, der von einem Reif aus dunklem Silber und schwarzen Perlen gehalten wurde.

Matteo erschien an ihrer Seite da wie die perfekte Ergänzung. Die dunkle Tunika eine perfekte Ergänzung zu dem Kleid der Lasombra, ebenso wie die restliche Kleidung, die in tiefen und teurem nachtschwarz gehalten war. Der Blick aus den grünen Augen wanderte langsam über die Feiernden, während er wie selbstverständlich der Dame an seiner Seite den Arm geboten hatte.

Ohne Zweifel zog diese Gruppe Aufmerksamkeit auf sich und doch verweilten sie nicht unter den Sterblichen, sondern folgten zielstrebig dem Weg, der nur den Untoten offenstand. Bei Melissa angekommen begrüßten sie diese höflich, aber freundlich und Acacia ließ den Seneschall entschuldigen, der sich leider nicht hatte freimachen können. Erst dann übergaben sie ihre Gaben zum Todestag der Gastgeberin. Sollte sie diese später öffnen, würde sie einen kurzen Umhang finden, der ihr höchstens bis zur Hüfte reichte, dafür aber aus dem edlen Fell des Silberfuchses gefertigt war. Eine feine silberne Schließe, kostbar gearbeitet lag dabei und ergänzte das Kleidungsstück perfekt. Das andere Paket enthielt einen jungen Pfirsichbaum. Kaum einen Meter hoch und doch mit zarten Blättchen versehen und von blendender Gesundheit.

Nachdem die Gaben überbracht waren, verließen auch die Ghule den nicht öffentlichen Bereich wieder und mischten sich unter die Feiernden und Fröhlichen.
Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht. Wir sind wie Eisblumen viel zu schön für den Tag.
Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsere Macht.
Eisblumen blühen in der Nacht.
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Gaius Marcellus
Salubri
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Re: Ein Fest des Fleisches - Rahmenprogramm [987] [Alle] [Ball]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Wie zuvor in einer kurzen, höflichen und ungewöhnlich kunstfertig verzierten Briefbotschaft angekündigt, erschienen die Neugeborenen Seinfreda und Gaius am Ball der Melissa.

Zu viert begaben sie sich zu guter Stunde auf das Fest. Allessamt Nordleute, aber anders, als Brimir und die Seinigen.

Die Auffallendste war sicherlich die rothaarige blasse Dame im Witwenkleid, schön und elegant, in den besten Jahren für eine Witwe und dieses mal auch recht... prunkvoll... bekleidet. Seinfreda und Gaius waren bisher selten als prunkvoll erschienen, nun ließ zumindest jene erkennen, dass sie nicht nur im zweiten Leben von heiligen Erwählt wurde, sondern auch bereits als Mensch in wahre Königskronen geboren wurde... die Stoffe waren fein in sanften Erdfarben weiterhin dezent, Kragen und Säume in dunklen Tönen betonten die Witwenschaft, alles war aus dem südlichen Kontinent erhandelt, die Normannen hätten ihre Hände ja überall, hieß es... der Schmuck war dezentes und ein einzelner Goldring mit einem größeren bläulichen Stein sowie ein strahlend poliertes goldenes Kreuz krönten den Aufzug.

An ihrer Seite stand in vergleichbarem Gewand ein junger, eher schmaler Mann mit aristorkatischen Zügen und sanfter Ausstrahlung. Frisch in Genua angekommen hieß es, ein normannischer Prinz, Bastardsohn des Herzogs, hochgebildet als Theologe und mit vielem verwandt und bekannt, dass im Frankenreich Adelsnamen und militärische oder theologische Bedeutung hatte.
Georg wurde der charismatische Mann genannt. Auch er trug feine aristokratische Gewänder in Blau und in Grünbraun, jedoch mit silbernen Borten und einem silbernen Kreuz mit Rubinen an Händen und Füßen. Vom urwüchsigen Typ der Normannen wie man sie hier in Genua kennen gelernt hatte, hatte er wenig übernommen, er war feingliedrig und so etikettiert, selbst Maximinianus würde ihn anlächeln... vor allem der klare und sichere Blick verband ihn mit seinen Ahnen aus dem Norden und wohlgemerkt, eine gewisse Fröhlichkeit.

Seinfreda und Georg waren in Geleit zweier Miles erschienen, einer davon, ein freundlicher und gutaussehender Kavalier, begleitete sie auch auf das Fest, denn dort blieben sie... bei den Sterblichen unter die sie sich mischten. Georg sollte vorgestellt werden und der versammelten, stets nach echtem Adel strebenden, Oberschicht Genuas in den Blick fallen... jüngst waren sie erst angekommen und mit dem Überlegung angereist, sich hier eine schöne Residenz zu ermöglichen und fruchtbarste Handelsbeziehungen zu eröffnen... wenn die Stadt zu gefallen wisse.
Ach und ledig war der junge Aristokrat wohl auch noch. Die schöne Frau Mutter leider noch in der Trauerzeit, um den werten Grafen den sie wohl vor einigen Jahren beerbt hatte, sie hatte zu sehr geliebt und konnte noch nicht los lassen...

Der andere Miles, älter und vernarbt, wohl Lehrmeister der beiden jungen Aristokraten oder dergleichen jedoch... dieser nahm einen anderen Weg und wanderte in den Flügel der Unsterblichen. Neben den Narben fiel bei ihm als erstes ein schöner weißer Mantel ins Auge...
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut.
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Fabrizio
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Re: Ein Fest des Fleisches - Rahmenprogramm [987] [Alle] [Ball]

Beitrag von Fabrizio »

Melissens 100. Namenstag, endlich ein guter Grund zu feiern in der tristen Allnacht Genuas!

Tatsächlich war Fabrizio bester Laune als er sich in der Nacht der Nächte auf den Weg nach Broglio machte.
Der Botschafter hatte erneut den edlen schwarzen Kaftan angezogen, den er auch auf dem denkwürdigen letzten Hoftag getragen hatte. Und natürlich kam er selbst unbewaffnet.
Begleitet wurde er allerdings von seinen drei maskierten Leibwächtern, sowie zwei weiteren Männern, nämlich seinem ersten Schiffsoffizier Marcello sowie dem neureichen Ritter Ludovico aus Maddalena.

Am Eingang dann der erste Vorfall: Die Hunde wurden beinahe verrückt als der Lasombra sich näherte!
Ein Kainit, ja klar - aber das war eindeutig zu viel des guten! So hatte das den Hunden bestimmt niemand beigebracht. Wild vor Panik rissen die wilden Bestien an ihren Ketten und versuchten ihrem naturell nach alles um Fabrizio, das eindeutige Ziel ihres plötzlichen unerklärlichen Wahns, direkt vernichtend anzufallen in ihrer tierischen Not.

Was für eine Begrüßung - aber Fabrizio ließ sich seine gute Laune nicht verderben. "Was für entzückende Tiere. Darf ich sie wohl streicheln?" flachste er stattdessen wenig eingeschüchtert mit den Wachen, um die Situation zu entschärfen

Die Maskenmänner hatten ab jetzt wohl Order sich anderswo in Broglio herumzutreiben, denn sie lösten sich nach einem dezenten Nicken Fabrizios von der Gruppe und verschwanden wieder vom Eingangstor.
Tatsächlich hatte Fabrizio den freigestellten Landgängern seiner Mannschaft übrigens in Aussicht gestellt, ihnen heute Nacht 'oben in Broglio wo die Hochzeit is' Freibier auszugeben. Es dürften sich also einige Gruppen von Vergnügungssüchtigen Piraten unters gemeine Volk gemischt haben, bei den zum Festtag so schön eingekleideten und gefütterten Armen Menschen. Ein gute Abwechslung für die Seeleute, die sonst fast nur den Hafen zu sehen bekamen, hatte der Capitano befunden.
Jedenfalls würden die Maskenmänner nun für das versprochene Freibier und einigermaßen Ordnung unter den Männern sorgen, während die Herrschaften sich in der Villa amüsierten...

Als sie sich in den Innenhof Festsaal durchgekämpft hatten, staunte Fabrizio nicht schlecht: Alle Achtung was sie hier aufgebaut hat! Und tatsächlich 'ne menge wichtige Leute hier wie er sich stirnrunzelnd den Überblick verschaffte.
"Marcello, Ludovico - ihr überbringt wie besprochen unser Geschenk. Dann sucht ihr Emilio, der Schneider sollte hier noch irgendwo herumschlawenzeln." Als geladener Gast dürfte sich Senatore Sarto tatsächlich schon länger auf dem Fest aufhalten. "Er weiß bescheid und soll euch ein bischen vertraut machen mit interessanten Leuten. Besonders dich Ludovico. Marcello ist nur zum Aufpassen hier. Und wegen dem guten Essen." Lachend winkte er die Guhle von dannen.
Artig überbrachten diese dann gut sichtbar das Geschenk fürs hohe Brautpaar: Eine elegant verzierte Holzkiste, bis oben hin voll mit besten Zitronen frisch aus Sizilien! Sollen besonders gesund sein zu dieser Jahreszeit.

Fabrizio selbst wartete das nicht groß ab sondern suchte die eigentliche Gastgeberin, um der wohlwerten besonders überschwenglich herzlich zu gratulieren zum 100. Namenstag. Sie habe sich ja so gut gehalten, werde mit den Jahren immer schöner und so weiter...
Nicht zu vergessen ein kleines Geschenk, stoßsicher eingepackt in einem schwarzen Holzkästchen. Würde sie es auspacken, befände sich darin ein elegantes Trinkgefäß aus edlem venezianischen Glas. Die Wahl des Geschenkes, eine Anspielung des Botschafters auf verschiedenen Ebenen.

Schließlich würde er die Gatgeberin natürlich nach kurzem höflichen Geplauder wieder ihren Pflichten überlassen und sich dann vorerst einsam - ja man höre richtig - zum Gebet in die Kapelle zurückziehen.
Bis diese verfluchten Hunde endlich aufhören würden zu kläffen!
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Adelchis Diaconus
Lasombra
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Registriert: Do 1. Sep 2016, 18:43

Re: Ein Fest des Fleisches - Rahmenprogramm [987] [Alle] [Ball]

Beitrag von Adelchis Diaconus »

Zu fortgeschrittener Stunde als der große Teil der sterblichen bereits gut angetrunken wenn nicht gar schon völlig betrunken war erschien Adelchis in einer neuen tiefschwarzen Robe. Begleitet wurde er von einem Mann den man wohl am ehesten als einen Söldner bezeichnen konnte, der aber wohl sehr um das Wohl des Priester besorgt schien.

Auf dem Hof angekommen wand sich Adelchis an den Söldner und sprach einige Worte zu ihm worauf dieser das Gesicht zu einer Grimasse verzog als wäre er überhaupt nicht glücklich über die Anweisungen nickte jedoch. Während der Söldner ein Geschenk auf den Tisch des Brautpaares legte, ging Adelchis zu Melissa und überbrachte ihr sein Geschenk ein in dunklem Stoff eingeschlagener Rosenkranz aus Silber.

Zum Schluss ging er zum Rest der Toten Gesellschaft und grüßte jedem ihm Bekannten und bereits anwesenden Kainiten freundlich und der mit dessen Rang und Namen.
Sollte sich die Gelegenheit ergeben sich denen ihm unbekannten vorzustellen würde er diese Gelegenheit ebenso ergreifen.
Den Status quo gilt es zu erhalten, sonst herrscht die Anarchie.
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