La Therme, Gespräch unter Männern [Matteo]

[Dezember '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Fabrizio
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La Therme, Gespräch unter Männern [Matteo]

Beitrag von Fabrizio »

Der Wind pfiff scharf durch die menschenleeren Straßen Mascharanas. Rasch und hart war der Winter über das Land gekommen und auch das von seiner milden Küstenlage so verwöhnte Genua zitterte.

Die Glieder des Boten waren steif gefroren während er sich durch die Schneeverwehungen gekämpft hatte.
Dann hatte er Pflichtbewusst die Villa Ventura erreicht und pochte dort laut hörbar an, so dass ihm die vor Kälte empfindliche Faust dröhnte vor Schmerz.

Die Botschaft war einfach: Demütig spreche der Herr Fabrizio Begado eine Einladung an den Hausherren aus, sich in einer der Nächte bis zum nächsten Sonntage mit ihm in der Therme zu treffen.

---

Tatsächlich hielt Fabrizio sich in dieser Woche jede Nacht in der Therme auf. Seine menschlichen Gesprächspartner schätzten bei diesen Wetterkapriolen den Luxus eines geheizten Bades ganz besonders. Ein Narr wer diesen Vorteil nicht auszunutzen wüsste...

Vor der Therme standen nur die üblichen Tursteher - aber sie waren wohl jeweils gründlich informiert welche Gäste wohl für Herrn Begado zu erwarten wären und ließen diese ohne großes Prozedere direkt schnell ein in die warme Stube.

Drinnen wären dann in den Wartebereichen vor dem Umkleideraum die drei bekannten Maskenmänner in gelangweilt stiller Wacht. Diener würden Kleidung und Waffen entgegennehmen um sie sicher zu verwahren und schließlich würde man in das Separee des Herrn Begado vorgelassen.
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Matteo
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Re: La Therme, Gespräch unter Männern [Matteo]

Beitrag von Matteo »

Matteo und seine Begleitung erreichten die Therme einige Stunden nach Sonnenuntergang. Sie passierten die Türsteher und begaben sich zu jener Stelle wo sie von den Maskenmännern erwartet wurden. Während der Toreador sich den Schnee vom Umhang schüttelte und sich daran machte die kunstvoll gearbeitete, geschwärzte Lederrüstung, samt Waffen und Gewandung abzulegen, blieb seine schlanke Begleitung regungslos stehen. Die Spuren des Winters schmolzen auf den schmalen Schultern und auf der Kapuze des wollenen Mantels, ebenso trug die Gestalt ein Tuch welches das Gesicht vermummte und nur einen Blick auf die braunen Augen erlaubte. Der Rest des Körpers war und blieb verhüllt, während die schlanke Gestalt sich auf einen Speer stützte. Mehrere Messergriffe waren mehr zu erahnen als wirklich sichtbar getragen, aber auch nicht absichtlich verborgen.

Der mittlerweile nackte Matteo nickte seiner Wache zu und betrat dann das Separee des Gastgebers. Der fast weiße, schlanke Leib des Toreador war eher drahtig denn muskulös, allem Anschein nicht der eines Kriegers... im Widerspruch dazu trug er Narben scharfer Klingen an rechtem Arm und Torso. Nicht entstellend, aber Spuren aus sterblichen Tagen.
"Die Sonne lehrt alle Lebewesen die Sehnsucht nach dem Licht. Doch es ist die Nacht, die uns alle zu den Sternen erhebt." - Khalil Gibran
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Fabrizio
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Re: La Therme, Gespräch unter Männern [Matteo]

Beitrag von Fabrizio »

Matteo hörte helles Kichern und Wasserspritzen aus dem Separee, dann trat er ein in den warmen Nebel der ihm wie eine feuchte Wand entgegen schlug...

Fabrizio saß am Beckenrand, er trug einen leichten weißen Leinenkaftan, der von der Feuchtigkeit vollgesogen war und klebrig durchsichtig an seinem Körper haftete. Deutliche Muskeln zeichneten sich ab, malten ein Bild vom harten Leben auf See, vom Rudern und Kämpfen. Er glänzte nicht mit Schönheit, aber er hatte seinen Körper ehrlich gestählt.

Vor ihm im marmorn gefließten Becken plantschten fröhlich zwei schöne griechische Zwillingsmädchen, die er dabei nur lächelnd beobachtete. Als er Matteo bemerkte straffte der Lasombra sich und klatschte streng in die Hände - woraufhin die Mädchen direkt eiligst und wortlos aus dem warmen Nass stiegen und sich davon machten durch den feuchten Nebel, irgendwohin durch einen leise klappernden Vorhang.

Fabrizio erhob sich geschickt und verbeugte sich von seiner Seite des Beckens aus.
"Wohlwerter Senator und Liktor, Matteo Floravante di Ventura, es ist mir eine besondere Ehre, euch in meinen bescheidenen Hallen empfangen zu dürfen." er nahm die formelle Strenge aus seinen Zügen und ein schwaches Lächeln stahl sich herauf "Möge uns La Therme ein kultureller Lichtblick sein." erinnerte er augenzwinkernd an ihre erste Begegnung
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Matteo
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Re: La Therme, Gespräch unter Männern [Matteo]

Beitrag von Matteo »

"Wohlwerter Botschafter, ich fühle mich geehrt an diesem eurem kulturellen Lichtblick teilhaben zu dürfen."
Antwortete Matteo mit einem schmunzeln und vielsagendem Blick in Richtung der verschwundenen Zwillingsmädchen. Geschmack hatte er ja der Brudermörder, dachte der Toreador achselzuckend, als er sich in das warme Becken gleiten ließ.

"Ich kann mir vorstellen, wie haben vieles zu bereden."

Wenngleich auch er einiges zu sagen und zu fragen hatte, so wartete Matteo zunächst auf Fabrizios Einlassungen.
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Fabrizio
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Re: La Therme, Gespräch unter Männern [Matteo]

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio wartete einen Moment bis Matteo es sich im Wasser gemütlich gemacht hatte, dann nickte er zustimmend und begann gemächlich am Beckenrand auf seiner Seite hin und her zu schlendern, während er sprach.

"Titel und vor allem Aufgaben, an die wir uns beide wohl erst noch gewöhnen müssen..." begann er langsam das Gespräch aufnehmend

"Als erstes, und absolut dringlichstes, möchte ich mich in aller Form bei euch entschuldigen." Einen Moment ließ er dies demütig im Raum stehen, und blickte Matteo dabei offen an.

"Nach dieser Schlammschlacht von einem Prozess müssen euch meine Worte über meinen Clan wie Hohn vorkommen. Und dann auch noch ich selbst als Mörder meines Clan-Bruders Alerio!" Seine Züge erstarrten eiskalt bei dieser Demütigung die er empfand, er verharrte sogar einen Moment.

"Aber zumindest, so müsst ihr mir zugestehen, habe ich in dieser Sache nicht direkt gelogen." doch er sprach zerknirscht weiter "Leider habe ich unterschätzt, dass diese Angelegenheit nun doch noch zu einem Problem werden könnte. Da ich nun so offen am Pranger stehe, dürfte es durchaus Kräfte geben, die sich gezwungen sehen, die Vernichtung Alerios zu rächen. Wie gerechtfertigt auch immer diese war."

Er lachte kurz bitter auf.
"Ein schöner Verbündeter bin ich, nicht wahr? - Fühlt euch nicht länger an euer Wort gebunden." erklärte er traurig aber feierlich
"Ich persönlich habe euch nicht die Wahrheit offenbart und generell dürfte der Clan der Schatten jetzt keinen leichten Stand mehr haben in dieser Domäne. Meine Vermittlerposition wurde erheblich geschwächt, und das auch noch durch Zwistigkeiten im eigenen Clan..."

Dann gewann er wieder seine stolze Festigkeit zurück.
"Und doch habe ich euch auch die Wahrheit gesagt. Ich bin und bleibe der größte Fürsprecher der Prinzessin innerhalb der See der Schatten. - Das Amt des Botschafters war der einzige Weg der mir jetzt noch offen blieb, um ihr weiterhin irgendwie dienen zu dürfen."
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Matteo
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Re: La Therme, Gespräch unter Männern [Matteo]

Beitrag von Matteo »

"Nun, Fabrizio, zuerst war ich voller Zorn. Auch auf euch."

Die grünen Augen folgten dem schlendernden Korsaren, ein kurzes Ncken des Toreador nahm die Entschuldigung Fabrizios zur Kenntnis. Mehr aber auch nicht.

"Aber, er ist verraucht wie ein Kainit im Sonnenaufgang. Ich verstehe, dass euch wenig Wahl blieb, der Posten des Botschafters... eine Frage des schlichten Überlebens, hinzu kommt, und das kann ich verstehen, dass ihr auch aus Loyalität zu euren Älteren handeltet. Selbst wenn ihr Loyalität für unsere hochverehrte Prinzessin empfändet, wäre die durch Blut und Schatten Siziliens getrübt. Und das zu recht."

Immerhin war Matteo ein Wandler auf dem Weg der Könige und war sich der Fallstricke desselben durchaus bewusst. Er zuckte mit den Schultern, was auch immer diese Geste bedeuten sollte.

"Die Zwistigkeiten der Lasombra in dieser Sache sind mir nicht unbekannt Fabrizio. Aber davon ab, will ich euch warnen. Manche nennen euch Verräter, wie ihr sagt werden sie gegen euch vorgehen. Gebt Acht Amici.
So mich nicht ein Befehl oder die Loyalität zur Prinzessin dazu zwingen werde ich daran nicht teilhaben. Ich achte unser Bündnis weiterhin, auch wenn wir möglicherweise auf verschiedenen Seiten stehen... Unter zwei Bedingungen wird unser Bündnis weiterbestehen..."


Matteo ließ eine kurze Pause zu, als er sich in die Mitte des kleinen Beckens begab, in der nur das leise Plätschern zu hören war.

"Erstens: Ihr berichtet mir in allen Einzelheiten und völlig aufrichtig wie es dazu kam, dass ihr Alerio vernichtet habt."

In Anbetracht der emotionalen Verwicklung, die zuvor bei diesem Thema in dem Gesicht des LAsombra zu lesen gewesen war, wirkte die Forderung danach doch eher verspielt und fast belanglos. Doch Symbolik hatte ihren Wert, vor allem auf der Via Regalis.

"Und zweitens: Ihr überlasst mir eines dieser entzückenden Geschöpfe, eines dieser Zwillingsmädchen die vorhin hier waren, so ihr mir bei eurer Ehre schwören könnt sie nicht gebunden zu haben. Ei vortrefflicher symbolischer Anker unserer Freundschaft denke ich. Was meint ihr, Amici"
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Fabrizio
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Re: La Therme, Gespräch unter Männern [Matteo]

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio lauschte den Worten Matteos mit tiefem Ernst, er war selbstverständlich nun stehen geblieben.

Als Matteo schließlich mit seinen Bedingungen geendet hatte, reagierte der Lasombra zunächst nur mit einem vagen Nicken wie in schweren Gedanken versunken.

Dann wendete er sich zögernd schräg von ihm ab und zog langsam die feuchte Kleidung über sein Haupt, ließ sie wie beiläufig neben sich fallen. Symbolik war alles.

Er drehte sich um - doch dort in seiner Scham, wo seine Manneskraft sein sollte... war nichts außer hässlichen schlecht verheilten alten Narben. Dieser Kainit war noch zu Lebzeiten kein Mann mehr gewesen. Eunuch.

Ohne Worte oder besondere Gesten, nichteinmal besonders langsam oder zügig, ließ der verstümmelte Kainit sich in das Becken gleiten und schwamm nun gleich auf mit Matteo im Wasser. Wohlgleich Fabrizio ihn natürlich sehr aufmerksam beobachtet hatte.

Mit rauher Stimme eröffnete er dann endlich wieder das Wort in die dampfende Stille des heißen Bades hinein.

"Es tut mir unendlich leid Amici, diese Bedingung werde ich nicht reinen Gewissens erfüllen können." eine wohlüberlegte Pause

"Ich werde dir in allen Einzelheiten und völlig aufrichtig davon berichten, wie es dazu kam, dass ich Alerio vernichtet habe. - Aber das Zwillingsmädchen... leider habe ich sie bereits im Blut gebunden. Beide. Und alle anderen." Er schloß mit einem schwachen Lächeln.
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Matteo
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Re: La Therme, Gespräch unter Männern [Matteo]

Beitrag von Matteo »

Im ersten Moment, als Fabrizio die grausame Entstellung enthüllte, war Matteo überrascht. Sowohl aufrund dessen was er sah, und auch weil sich ein merkwürdiges Gefühl in ihm regte, etwas lange nicht gefühltes...
Mitleid, nicht für den jetzigen Zustand des Piraten, sondern dafür, dass er den Schmerz und den Verlust zu Lebzeiten erfahren hatte.


Manipulation und Ausflüchte:[dice seed=37924 secure=26fae492_0]6d10[/dice]

Jedoch zeigte sich dieses Bedauern seines Gegenüber durchaus in den Zügen des Toreador, Mitgefühl. Merkwürdig unter den Verdammten.

"Ich hoffe wer auch immer euch dies antat, hat dafür im Diesseits bezahlt und leidet nun die Qualen der Hölle."

Matteo winkte ab als Fabrizio ins Wasser glitt, das Mädchen war schmackhaft anzusehen und hääte sicherlich auch gut geschmeckt, war letztlich aber ohne Bedeutung.

"Dann berichtet mir von Alerios Ende und allem was darauf folgte für euch. Es soll nicht zwischen uns stehen, solange meine hochverehrte Herrin dies nicht befiehlt."
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Fabrizio
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Re: La Therme, Gespräch unter Männern [Matteo]

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio nickte nur, düster aber bestätigend.

Dann begann er sich zu erinnern und zu erzählen...

"Alles hat damit begonnen, als die Könige mir damals den Auftrag gaben im Namen der Prinzessin die Fehde zwischen Godeoc und Antigones zu beenden.
Eine Fehde die sich bereits seit langem sehr blutig und unversöhnlich hinzog.
Zu dieser Zeit hatten die Könige sich in dieser Frage geschlossen hinter Godeoc gestellt und drohten damit den in Platealongs umzingelten Antigonos zur Not mit aller Gewalt zum Aufgeben zu zwingen. Ein unkalkulierbares Chaos und viele unbeteiligte Tote wären die Folge gewesen, also bekam ich die Gelegenheit dazu den Brujah ein letztes mal von einer Einigung zu überzeugen.
Um sein Vertrauen zu gewinnen und den isolierten Kainiten überhaupt besser kennen zum lernen, habe ich mich unter seiner Kontrolle möglichst intensiv in die Arbeit der Miliz Platealongas eingebracht und ihn dort unterstützt.
Einer der Hauptleute in der Miliz Platealongas war ein gewisser Pietro, der Ghul Alerios."

Kurz schaute Fabrizio auf und suchte Matteos Blick.

"Ich habe mich mit Alerio getroffen und ihn als Clansbruder um Hilfe gebeten, da er ja selbst in der Miliz betroffen wäre und als Verbündeter des Antigonos diesem sicher gerne wohlbesonnen helfen würde.
Ich gab ihm mein heiliges Versprechen, dass ich niemals gegen Antigonos vorgehen würde.
Er lehnte trotzdem ab mir zu helfen. Offenbar misstraute er den Königen zu sehr, deren Angebot ich ja übermittelte.
Das Angebot war aus einer Position der Stärke heraus gestellt und offenbar auch innerhalb der Könige erst noch verhandelt worden. Es gab nur eine unabrückbare Forderung: Antigonos musste Platealonga unwiederbringlich verlassen. Erst dann würde es Frieden geben.
Platealonga war seine Heimat, er hatte so viel Blut dafür vergossen. Natürlich konnte Antigonos nicht einfach zustimmen. Ich versuchte eine Lösung zu finden mit der alle Parteien schließlich ihr Gesicht wahren könnten. Ihr könnt euch vorstellen wie zäh und stur sich das alles dahinzog."

Die Erinnerung wurde wohl lebhaft, denn der Lasombra verzog genervt die Mundwinkel.

"Schließlich hatte ich Antigonos soweit, dass er es angenommen hätte die Miliz Platealongas gegen jene in Domus zu tauschen, unter der Bedingung einer Übergangszeit und dass ich weiterhin ein Auge auf die Miliz am Hafen hätte um die schlimmsten Auswüchse Godeocs zu vermeiden.
Maximinianus lehnte ab und legte mir sogar nahe, die Miliz in einer Nacht der langen Messer einfach direkt zu übernehmen und Antigonos als Gefangenen an Godeoc auszuliefern um diesen milde zu stimmen. Da sonst die Könige dies selbst übernehmen würden, da sie mit ihrer Geduld am Ende wären."

Er rümpfte knapp die Nase.

"Was für ein blutiger und verräterischer Friede ohne Ehre... Doch was tun, wenn ein hoher Ancilla, höchst persönlich Seneschall der Prinzessin und damit in ihrem Namen sprechend, so etwas fordert?
Ich habe ihm die Hand gegeben. Doch niemals in der Absicht solchen Verrat zu üben! Gleich mehrere Eide hätte ich gebrochen. Außerdem hatte ich inzwischen Respekt für Antigonos, für seine Ziele, seinen Mut und seine Konsequenz.
Schließlich warnte ich also Antigonos, dass die Entscheidung bald anstehen würde. Und er entschloss sich dazu, den bisher aussichtsreichsten Plan, nämlich die Übernahme der Miliz in Domus im Tausch für Platealonga, einfach auf eigene Faust mit Gewalt durchzuführen."

Der Lasombra stoppte nachdenklich.

"Ich habe ihn als jene Nacht gekommen war, zur sicherheit hatte er die genaue Nacht auch vor mir geheim gehalten, unterstützt wie er es von mir erbeten hatte. Seine Worte waren es, dass ich mich während seiner Abwesenheit so gut es geht um die Miliz kümmern sollte, sie schützen sollte vor Angriffen Calviculas.
Als er dann also mit seinen treuesten Männern verschwunden war, übernahm ich das Kommando über die Verbliebenen. Ich hatte mir einen Plan zurecht gelegt um Clavicula zu verwirren, mit denen Platealonga ja zu der Zeit immernoch in quasi offenem Krieg stand, und entscheidende Zeit zu schöpfen. Die Angriffe gingen meistens gegen die Hauptleute der Miliz, trotz aller Verluste bei solchen mörderischen Attentaten. Also schickte ich meine Männer los um die verbliebenen Hauptleute als Claviculaner verkleidet und unvorbereitet zu entführen auf mein Schiff, wo sie in Sicherheit waren. Ich selbst besetzte das Hauptquartier hielt die Leute zusammen und führte die ganze Nacht Patrolien durch um das Schlimmste zu verhindern. Den Hauptmann Pietro ließ ich natürlich nicht entführen, sondern rief ihn ins Hauptquartier und weihte ihn in den Plan ein, auf das er Alerio davon informiere, der ja offenbar auch von Antigonos im Dunkeln gelassen wurde bisher."

Wieder hielt er kurz inne und setzte eine ernste Miene auf.

"Kurz vor Morgengrauen, als ich mit der letzten Patrolie zum Hafen kam um mich von meinen Männern zur Magdalena rudern zu lassen - waren diese von der Miliz aus Ravecca und dem Ghul Pietro gefangen gesetzt. Und ich wurde von dem dreisten Ghul aufgefordert mich zu ergeben, obwohl ich keine Waffen gegen ihn oder Ravecca erhoben hatte. Ich schickte ihn weg..."
Wieder rümpfte er die Nase.

"Dann kam der wutentbrandte Alerio aus einem Versteck und stellte mich zur Rede. Ich erklärte ihm, was ich auch seinem Ghul bereits erklärt hatte - aber er wollte mir einfach nicht glauben. Ich allerdings hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Antigonos erfolgreich sein könnte um dann in der nächsten Nacht alles zu erklären. Also entschloss ich mich dazu, es nicht zum Kampf mit dem sturen Alerio kommen zu lassen. Und da hätte ich noch eine gute Position gehabt, trotz nahem Sonnenaufgang, immerhin war eine ganze Patrolie Miliz mit mir und ich hatte das offene Meer im Rücken. Für den Frieden ließ ich mich von Alerio unehrenhaft abführen mit einer Kapuze auf dem Kopf. Und schließlich in irgendeinem Kellerverlies einsperren bis sich die Sache hoffentlich in der nächsten Nacht aufgeklärt hätte."
Als würde er noch immer die Schmerzen spüren knischte er mit den Zähnen.

"Ich erwachte mit dem Schmerz eines herausgerissenen Pflockes aus meinem Herzen. Den musste man mir während der Starre des Tages eingeschlagen haben. - Trotzdem blieb ich ruhig. Meine Hoffnung schwandt. Alerio stellte mir die immer gleichen Fragen, auf die ich nur gleich antworten konnte. Er drohte mich zu foltern und wollte mich weiter eingesperrt halten."
Fabrizio schluckte trocken.

"Schließlich zwang er mich sein Blut zu trinken... - Und ich wusste dass ich nicht mehr auf irgendeine Rettung hoffen konnte. Der Liktor verfolgte hier nur noch seine eigenen Ziele. Ich musste fliehen um nicht für immer sein Opfer und Sklave zu werden."
Dann zählte er fast mechanisch auf.

"Ich machte ihn kampfunfähig. Ich tötete seinen Ghul Pietro. Ich schlug Alerio den Pflock durchs Herz, den er zuvor in meines trieb."
Wieder hielt er kurz inne, versuchte sich wohl zu erinnern an diese schnellen intensiven Abläufe jener Nacht.

"Ich glaub zu dieser Zeit lebte er noch. Mir ging durch den Kopf, dass ich ihn mitnehmen wollte und stopfte seinen kleinen Körper in einen Sack... Die Tür war sehr gut befestigt und dahinter hörte ich mehrere Wachen, Ghule sicherlich. Ich nahm dann alle Kraft zusammen und versuchte durch die Decke meines Gefängnisses zu fliehen. Dabei ist alles zusammengestürtzt. Eine ganze Wand ist auf Alerio zusammengebrochen und hat ihn zerquetscht. Ich fühlte, dass er tod war."
Ein Moment der tiefen schwarzen Stille.

"An den überraschten Wachen oben konnte ich dann über die ebenfalls eingestürzte Hauswand fliehen. Ich wurde dann noch in einiger Entfernung verfolgt und gehetzt, auch mit Hunden. Aber schließlich konnte ich auf mein Schiff entkommen. Zum Glück, denn meine Leute waren schon dabei ärger anzuzetteln ohne mich. Die hatten schon eine Patrolie aus Ravecca überfallen und als Geiseln zum Austauschen angeboten für mich und die anderen Gefangenen. Ich befahl einfach nur das ablegen. Ich wollte Genua hinter mir lassen nach all diesem Wahnsinn."
Er überlegte kurz.

"Vielleicht war das ein Fehler, ich weiß es nicht. - Jedenfalls steuerte ich nach einiger Zeit nach Sizilien. Die Vorbereitungen für den Prozess waren in vollem Gange. Ich sah dort meine einzige Chance. Eine Frage des Überlebens, wie ihr bereits sagtet."
Wieder schien er sich erinnern zu wollen, hatte er etwas vergessen?

"Die gefangenen Hauptleute. Ich behielt sie auf meinem Schiff, denn zurück konnten sie jetzt nicht mehr. Sie sind jetzt meine Ghule, ich habe sie euch neulich vorgestellt."

Das war es, ja, das war die Geschichte.
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Matteo
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Re: La Therme, Gespräch unter Männern [Matteo]

Beitrag von Matteo »

Schweigend und äußerst aufmerksam hatte Matteo den Worten des Lasombra gelauscht, dabei manchmal sogar nachdenklich auf die Wasseroberfläche geschaut, dorthin wo eigentlich das Spiegelbild Fabrizios hätte sein sollen.

"Sehr geschickt, die Hauptleute gefangenzunehmen. Eine doppelte Absicherung, hätte Antigonos verloren... hättet ihr sie einfach verschwinnden lassen können." Matteo nickte anerkennend zu diesem Doppelspiel, ob nun beabsichtigt oder nicht. Hielt er den Pirat doch für verschlagen.

"Wenn sich alles so zugetragen hat, und ich habe wenig Grund an euren Worten zu zweifeln, dann seid ihr vielleicht ein Verräter an den Königen, dazu geworden um nicht Verräter an Antigonos zu werden... aber kein Mörder im eigentlichen Sinne. Oder doch? Es ist schwierig zu beurteilen, denn ihn in Selbsverteidigung niederzustrecken war euer gutes Recht. Den kleinen Liktor jedoch zu vernichten, und sei es auch nur unbeabsichtigt, ist dies nicht. Ehrlich gesagt bin ich nicht sicher was davo zu halten ist."

Wieder schwieg der Toreador lange Augenblicke um Fabrizio dann langsam zuzunicken.

"Ihr habt getan was ihr musstet um zu überleben, gelogen, getäuscht, getötet. Verraten? Gemordet? Wie rechtfertigt ihr dies vor euch selbst als Wandler auf der Via Regalis?"


Es lag keine Häme in Matteos Stimme nicht einmal Missfallen, sondern ehrliches Interesse und... war es Neugier?
"Die Sonne lehrt alle Lebewesen die Sehnsucht nach dem Licht. Doch es ist die Nacht, die uns alle zu den Sternen erhebt." - Khalil Gibran
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