rosige Einsicht [Titus]

[Dezember '16]
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Caterina
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Re: rosige Einsicht [Titus]

Beitrag von Caterina »

Die Toreador hatte nicht daran gedacht, wie schmerzhaft die ganze Geschichte wahrscheinlich werden würde, doch sagte sie zu. Schien es doch eine gute Gelegenheit den Abschaum anderer Sestieri kennen zu lernen.
Kurz überlegte Caterina ob sie fragen sollte, was der Todeskrieger mit ‚agemessener‘ Kleidung meinte, entschied sich jedoch dagegen. Sie würde einfach Barbara ausfragen und sich von ihr etwas nehmen.

So stand die Sünderin an heilig Abend in einem schlichten, doch ordentlichen Kleid vor dem Kloster. Der verdammte Wollstoff kratzte und war schwer. Sobald das hier zu Ende war, musste die Mailänderin die Dirne besser einkleiden! Zumindest Leinen…
Neben der Kainitin stand der stumme Hühne, dieses Mal ohne seine Rüstung, das Schwert war ebenfalls verschwunden.
Heute Nacht war Christmette und Michael würde dies niemals durch den Gedanken an Kampf entweihen.
Warum auch immer das Biest dem zugestimmt hatte, in gewisser Weise war er froh, mitkommen zu dürfen.
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Rose, du Holde!
Leben und sterben will ich wie du..."
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Titus
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Re: rosige Einsicht [Titus]

Beitrag von Titus »

Burgus, ein beachtliches Dorf etwas nordwestlich von Genua war mit einer hölzernen Palisade umzäunt. Die Nacht war kalt und klar. Vom Meer aus wehte eine steife Brise über das Land und lies die Menschen frieren.
Am Toreingang nach Burgus fing Titus Caterina schon ab, scheinbar hatte er hier auf sie gewartet. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten trug Titus eine Mönchskutte wie die Mönche es in San Marcellino trugen. Ein eigentümlicher Anblick, da er durch seine Größe und einen kräftigen Körperbau doch keineswegs einem typischen Mönch ähnelte.

Er begrüßte Caterina mit einem ernsten Nicken, ihren Begleiter würde man auch durchlassen, nachdem er von der Wache am Tor auf Titus geheiß gründlich nach Waffen durchsucht worden war. Falls er welche versteckt bei sich hatte würde man sie ihm kommentarlos abnehmen.

Schließlich nahm er Caterina und Michael mit in Richtung San Siro, wo auch weitere Bewohner von Burgus unterwegs waren. Milizen, die ihnen auf dem Weg in kleinen Patrouillengruppen begegneten grüßten Titus mit Respekt.

San Siro selbst war in dieser Nacht hell erleuchtet und strahlte fast von Innen. Die Menschen strömten in die größte und bekannteste Kirche Genuas die Basilica San Siro. Von Kerzenlicht erfüllt und von Weihrauch geschwängerter Luft drängten sich die braven Christen von Burgus aber auch aus Genua, um die heilige Nacht zu feiern. Es gab keine Bänke, die meisten beteten im stehen, manche im knien. Der Altar war festlich geschmückt. Viele Mönche waren anwesend, beteten des Rosenkranz.

Durch das Gedränge und die allgemeine Unübersichtlichkeit fiel es nicht weiter auf, dass sowohl Titus, alsauch Caterina nicht in das Weihwasserbecken fassten, um sich damit das Kreuzzeichen auf die Stirn zu malen.

Titus bahnte sich mit Catarina und ihrem Begleiter einen Weg auf die linke hintere Seite, nahe einem kleinen Seiteneingang. Nachdem ein Glockenschlag erklungen war, betrat der Priester das Hauptschiff trat vor den Altar und begann die heilige Messe zu lesen.

Titus, der sich bekreuzigte, jedes der Gebete mitsprach und ganz offensichtlich ein wahrer Gläubiger war, ließ jedoch Caterina und auch Michael nicht aus den Augen.

Nach etwa einer Stunde war die Messer vorbei und die Menschen drängten nach draußen. Titus, Catrina und Michael verließen die Basilica durch die kleine Nebenpforte. Dort auf einem kleinen Platz, im Schein einiger Feuerschalen und Fackeln hatten einige der Mönche von San Marcellino ein paar Tische aufgebaut und etwas weiter hinten über einem Kochfeuer brodelte in einem Kessel ein wohlriechender und heißer Eintopf. Offenbar hatte man sogar zum festlichen Anlass Fleisch hinein gegeben.

Titus ging mit Cat zu den Tischen, auf denen die Mönche viele hölzerner Schalen und Löffel gestapelt haben. Ein junger Mönch, verteilte die Schüsseln schon an einige bemittleidenswerte Gestalten, die sich schon wartend, zu der angekündigten Armenspeisung eingefunden hatten. Zwei andere Mönche schleppten den großen Kessel mit dem kochenden Eintopf zu den Tischen und einer von ihnen begann mit einer großen Schöpfkelle jedem der Armen, der ihm eine leere Schüssel hinhielt, eine Kelle in die Schüssel zu geben. Unter den Armen waren Alte, Frauen...viele Kinder. Menschen die nicht mehr in der Lage waren zu arbeiten und versuchten mit Betteln zu überleben. Blinde, die tastend sich in die Reihe stellten.

Titus näherte sich dem Mönch mit der Schöpfkelle und flüsterte ihm etwas in sein Ohr. Dieser nickte drehte sich zu Caterina um und reichte ihr mit einem echten und freundlich dankbaren Lächeln die Schöpfkelle...
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Caterina
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Re: rosige Einsicht [Titus]

Beitrag von Caterina »

Schon allein dieser Geruch war furchtbar. Wie konnte man nur mit Boswelia solch Schindluder treiben?
Und dann dieses Gefühl, das mit jedem Schritt gen Kirche immer stärker wurde. Caterina wurde schwindlig und der Magen schien sich zusammen zu krampfen, auch wenn das nicht möglich war.
So wurde mit jedem Schritt die Miene der Toreador angestrengter, de Mühe, mit der sie sich voranschleppte war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.

Titus würde Caterina keine Worte sprechen hören. Nicht nur, dass sie sich schon längst von dieser Kasteiung befreit hatte. Die Kainitin hatte wirklich alle Mühe, sich zu beherrschen. Das Tier in ihr war umtriebig, wollte unbedingt hinaus aus diesem verdammten Gebäude.
Doch war es der Mailänderin möglich, es im Zaum zu halten.

Im Gegenzug dazu war Michael völlig von der Atmosphäre berauscht. Das Weihwasser auf seiner Stirn nahm er mit einem „Il mio grazie a voi” entgegen und betete schließlich auch mit voller Überzeugung jeden Psalm mit. Endlich war er unter Gläubigen!


So machten sich die beiden mit unterschiedlichen Gefühlen aus der Kirche auf und folgtem Titus.
Caterina lächelte vor Erleichterung, als sie die Kelle in die Hand gedrückt bekam. Ihr Ghoul war ganz im Sinne der Buße konzentriert bei der Arbeit, die man ihm auftrug.
Und die Nacht verging mit einer freundlichen Toreador und ihrem Müßigen Begleiter.

Als schließlich die Menschen rar wurden, bekam auch der Todeskrieger ein Lächeln.



*Würfelthread

Raserei (Kirche) in zwei Runden abgewendet
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Titus
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Re: rosige Einsicht [Titus]

Beitrag von Titus »

Es war eine erfüllende Beschäftigung. Die Dankbarkeit der Armen schlug der jungen Rose entgegen. Große Kulleraugen der Kinder die seit Monaten nichts mehr Warmes, geschweige denn Fleisch zu essen bekommen hatten. Das zahnlose aber herzliche Lächeln der Alten, die dankbar diese Mahlzeit entgegen nahmen. Hier und da ertönte ein dankbares "Gott segne Dich." oder ein herzliches "Habt Dank, gute Frau!". Und in vielen der vorher leeren und trostlosen Blicke mischte sich mit diesem Abend der Barmherzigkeit ein neuer Funken Hoffnung.

Michael wurde von einem Mönch gebeten ihm dabei zu helfen, die Schüsseln wieder einzusammeln.

Als sich die Menschen verteilten und der Platz leere wurde nickte Titus Caterina zu, scheinbar zufrieden.


"Das hast Du gut gemacht. Ich hoffe, dass Du auch ein bisschen was gelernt hast."
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Caterina
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Re: rosige Einsicht [Titus]

Beitrag von Caterina »

Und wie schon in Ravecca war das Sterbliche Gesocks der Mailänderin egal. Auch wenn sie freundlich lächelte und die dämlichen Glückwünsche nickend entgegen nahm. Sie konnte dieses Pack noch nie leiden.
Dummerweise ging auch der Plan Caterinas nicht auf. Ärgerlich, das war sehr ärgerlich.

Immerhin Michael schien vollkommen zufrieden zu sein, so war die Nacht nicht vollends verschwendet. Heute gabs für ihn das Zuckerbrot anstatt der Peitsche. Konnte sich die Frau doch überraschend perfekt auf den Hühnen verlassen.

Als der 'Mönch' schließlich ein Lob aussprach, lächelte Caterina ihn aber ehrlich an und knickste: "Habt Dank für eure Worte."
Sie ließ bewusst offen, ob etwas gelernt wurde.
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Titus
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Re: rosige Einsicht [Titus]

Beitrag von Titus »

Titus wartete noch einen Augenblick, zog ein klein wenig die Augenbraue nach oben, als Caterina schwieg. Für dieses Kind würde der Weg nach lang sein, doch in der heutigen Nacht schien ihm das zu reichen.

"Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erfahren. Ich sehe Deine Schuld als getilgt an, Caterina."

Der Krieger in Mönchskutte ließ die Worte einen Augenblick wirken, bevor er schließlich mit seiner Hand auf den Weg in Richtung Tor wies.

"Komm...ich bringe Dich vor das Dorf."

Als Caterina sich in Bewegung setzte, ging er an ihrer Seite, gemächlichen Schrittes, so dass noch ein wenig Zeit für ein Gespräch blieb.
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Caterina
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Re: rosige Einsicht [Titus]

Beitrag von Caterina »

"Es war ein gelungener Abend", bestätigte Caterina und ließ sich vom Todeskrieger aus dem Dorf begleiten.
Während die beiden so gemächlich dahintrotteten, schien die Toreador irgendetwas fragen zu wollen, druckste aber herum.
Schließlich gab sich die Mailänderin einen Ruck und blickte Titus aus den Augenwinkel an, während sie stirnrunzelnd fragte: "Es waren viel mehr Menschen, als ich dachte. Warum sind es so viele und warum sicher die Hälfte Kinder?"

Ehrliches Interesse war zu hören, das der Ghoul mit seltsamen Blick aufnahm. Was wollte seine Peinigerin nur? Naja, vielleicht hatte sie nun wirklich den Verstand verloren.
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Titus
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Re: rosige Einsicht [Titus]

Beitrag von Titus »

Titus nickte auf ihre Frage hin.

"Es gibt in und um Genua viel Armut. Menschen die zu gebrechlich oder zu schwach sind, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Darunter auch viele Kinder, Waisen, deren Eltern an Krankheit verendeten, oder deren Mutter im Kindbett gestorben war und der Vater sie verlassen hat. Viele von ihnen suchen Schutz und Hoffnung in der Kirche. Und die Kirche ist bemüht ihnen zu helfen, damit sie sich nicht durch Verbrechen von Gott abwenden."
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Caterina
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Re: rosige Einsicht [Titus]

Beitrag von Caterina »

Caterina hätte fast zu einer 'ketzerischen' Antwort angesetzt, hielt sich aber im Zaum.
Stattdessen nickte die Frau konzentriert, während sie nachzudenken schien.
"Was passiert mit den Kindern, die dieses erbärmliche Leben bis zum Erwachsenen schaffen? Werden sie Mönche?
Die selbe Frage konnte man auch bezüglich des Waisenhauses fragen, wo bitte kamen die Kinder hin, wenn sie es schafften, erwachsen zu sein?
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Titus
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Re: rosige Einsicht [Titus]

Beitrag von Titus »

"Bei weitem nicht alle. Viele ergreifen einen Beruf. Gehen bei Handwerkern in die Lehre oder sie verdingen sich als Tagelöhner. Manche heuern auf Handelsschiffen an, manche treten der Miliz von Burgus oder anderen Stadtteilen bei. Und ja einige treten in ein Kloster ein und weihen ihr Leben unserem Herrn und Gott. Doch für die Kinder ist das Leben in Armut eine schwere Prüfung, die sie ihr ganzes Leben begleiten wird."

Titus sah Caterina von der Seite an.

"Warum fragst Du?"
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