Auferstanden aus Helheim [Angelique]

[Januar '17]
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Brimir
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Re: Auferstanden aus Helheim [Angelique]

Beitrag von Brimir »

Der Gangrel lauschte und... lauschte. Er hörte ihre Worte, die in der Nacht verklangen und scheinbar an ihm vorbei gingen, als würde ihr Elend ihn nicht berühren. Er zog die Knie etwas ran und schloss die Arme um die Beine, während er die Malkavianerin betrachtete. Mitleid war in seinen Augen nicht zu sehen, aber auch keine Hähme oder Schadenfreude. Ihre Worte verstummten und Brimir ließ die Stille zu, ehe er sie brach.

"Ich verstehe dich, Angeqliue. So, wie dir ging es mir auch, als ich das, was mich einst zum Menschen gemacht hatte, hinter mir ließ. All der Zweifel daran, ob mein Leben bis dahin wertlos und die Zukunft so ungewiss sei."

So, wie er da saß, völlig entspannt und in sich ruhend, lächelte der Gangrel schief.

"Ich weiß nicht, woher sie die Weißheiten hatten und wo die Pfade nieder geschrieben stehen, doch ich kann dir eines versichern. So nahe, der Kult der Jagd und ich uns in unserem Pfad sind, so fern sind wir in seiner Auslegung. Wir leben den selben Weg auf unterschiedliche Art und Weise mit dem gleichen Ziel... wir haben unterschiedliche Riten, um uns auf die Jagd vorzubereiten und interpretieren die Regeln teilweise Anders. Es gibt dabei kein Richtig oder Falsch, wenn du mich fragst. Du siehst... auch mir geht es nicht anders, als dir, denn die die dem Weg des Tieres folgen, sind genauso unterschiedlich, wie die Diener deiner Via... ... es ist nur wichtig, dass man etwas hat, an dem man sich halten kann."

Das Lächeln des Gangrel wurde ehrlicher und er nickte.

"Ich kann dir ebenso versichern, dass ich gerne im Wald umher streife, weil ich ein Gangrel bin. Im Wald lernt man das Jagen gut... ist den Tieren nahe. Ich liebe die Wildniss... aber glaubst du, dass Alerio, der auf meinen Wegen gehen wollte, die Stadt wirklich gemieden hätte? Es gibt auch Jäger in den Dörfern, hinter den Mauern... in Burgen... auf der See... auf Inseln und im Lande der Assamiten... Eis, Schnee, Hitze, Steppe... ... ein Jäger lässt sich nicht daran ausmachen, dass er im Wald lebt."

Er zuckte sachte mit den Schultern.

"Du hast eine Frucht gekostet und willst mehr? Dann nimm dir mehr."
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Angelique
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Re: Auferstanden aus Helheim [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Da nickte Angelique feierlich. Die Zweifel schwanden aus ihren Zügen. "Ich werde deinen Rat beherzigen, Brimir.

Und ich würde mich freuen, wenn du mir mehr erzählen würdest, über deine Art zu denken und zu leben. Über die Wege deines heidnischen Volkes. Ich will nicht mich zu ihnen bekennen und erst recht nicht solches dir vorheucheln, aber niederschreiben will ich sie, damit sie nicht vergessen werden. Wenn wir uns häufiger sehen könnten, würde ich gerne deinen Weisheiten lauschen, selbst wenn ich nicht Alerio bin und ihnen nicht folgen werde."

Sie lächelte scheu. "Ich mag die Natur im Übrigen auch und streife gerne durch Wildnis und Ruinen, selbst wenn ich als Jägerin nichts tauge. Selbst die kurze Zeit, die mir als Mensch geblieben war, erinnere ich mich lebhaft wie der Lavendel wie das Meer im Wind wogte und Flamingos aus den Sümpfen in rosa Pracht aufflatterten."
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Brimir
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Re: Auferstanden aus Helheim [Angelique]

Beitrag von Brimir »

Brimir nickte, als Angeliques Zweifel verschwanden und ihre Züge sich glätteten. Schon seltsam, was aus einem Bad im Hafenbecken entstehen konnte, wenn man ihm Zeit zum gedeihen gab.

"Nein... du bist nicht Alerio... und niemand zwingt dich zu folgen... das habe ich ihn auch nie. Er hat die Wahrheit eines Tages von sich aus erkannt... seine Wahrheit... es muss nicht deine werden, aber ich freue mich, wenn du zuhörst. Höre auch auf den Kult... sie... kennen die Jagd auf andere Art... tiefer, als ich."

Da streckte Brimir seine Hand nach ihrer Wange aus. Zum ersten Mal berührte der Gangrel die Malkavianerin seitdem er sie gepackt hatte und ins Becken warf.

"Ich erzähle dir, was du wissen willst. Aber frage auch Benedetto... er hat die ganzen Sagen, die ich ihm geben konnte nieder geschrieben in einem wunderbaren Buch. Vielleicht lässt er dich daran teil haben. Ansonsten... haben wir alle Zeit der Welt, um auch dir die Möglichkeit geben zu lernen. Es gibt so Vieles... so viele Geschichten und Legenden. Und ich würde gerne von deiner Zeit als Mensch hören... ... was du erzählst... klingt harmonisch."
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Angelique
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Re: Auferstanden aus Helheim [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Angliques Gedanken schweiften tatsächlich in ihre kurze Jugend zurück. Anders als viele Vampire konnte sie sich als ewiges Kind glasklar an die prägenden Erfahrungen der Kindheit erinnern. Für sie war der Sonnenaufgang keine verblasste Erinnerung und die Ennui der Jahrzehnte keine Last, sondern nur Neugier auf mehr.

"Das will ich tun, sowohl den Benedetto fragen, als dir von meiner Zeit als Mensch erzählen.
Aber es wird dich langweilen. Ich bin eine Müllerstochter, keine Prinzessin der Ascomannen oder gar eine Schildmaid, so heißen die Amazonen eures Volkes, nicht wahr?

Krieg und Töten hat mir nur Angst und Schrecken eingejagt, nicht Freude und Erfüllung wie Roger oder bestimmt auch dir, als du noch sterblich warst.

Und der Hunger... der zornige Durst von unserer Art ist so befreiend im Vergleich zum schmerzenden, lähmenden und schließlich tötenden Hunger. Als Müllerskind hatte ich mehr zu essen als viele andere, aber ich kannte ihn trotzdem.

Aber schön war es trotzdem, das Arbeiten, das Spielen, die Feste und das Dünnbier. Hach!
Und beim Planschen im Mühlbach gab es keine Müllerstöchterchen oder Adelsöhnchen...nur lachende Kinder."

Jetzt musste sie doch fast weinen, aber eher vor Glück. Lächelnd fragte sie Brimir: "Magst du von deiner Zeit erzählen? Oder gehört es zu deinem Weg, solche Erinnerungen hinter sich zu lassen? Aber sagt man nicht bei euch: ,Männer sterben, aber ihr Ruhm lebt in den Liedern weiter'? Du weißt, ich kann gut singen, ich möchte ein Lied für dich dichten und Benedetto soll es aufschreiben."
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Brimir
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Re: Auferstanden aus Helheim [Angelique]

Beitrag von Brimir »

Erst als Angie endete, fuhr Brimir nochmal mit dem Daumen über ihre Wange, ehe sich die Hand löste. Dann nickte er. Bis dahin hatte er geschwiegen und nur auf die Frage nach den Schildmaiden kurz bestätigend genickt.

"Ein Lied von dir über mich... wäre eine große Ehre." Es folgte eine kurze Pause, ehe Brimir fortfuhr. "Ich war Schmied... Sohn eines Schmiedes und stolz darauf in die Fußstapfen meines Vaters zu treten." Die Einleitung diente auch gleichzeitig als Antwort auf ihre Frage, ob er sein Leben hatte mit sich sterben lassen. "Ich lebte mein Leben ehrlich den Göttern und meinen Mitmenschen gegenüber. Meine Kindheit war nicht immer einfach, aber ebenso erfüllt von Spielen und Lachen. Es war ein gutes Leben, mit meinem Vater, meinen Geschwistern und auch mit meiner Mutter, bis sie von einem Raubzug nicht mehr wieder kam und nun den Göttern als Walkyre dient. Den Raubzüge... auch, wenn es nicht den Anschein macht... segelten wir nicht wegen des Spaßes oder Erfüllung wegen entgegen. Sie sind notwendig, weil unser Land arm ist und der Boden mein Volk nicht versorgt... wir kämpfen um zu überleben."

Brimir schaute in seine rauhen handflächen und sein Blick wirkte einen Moment gedankenverloren.

"Das heiß nicht, dass wir keinen Spaß dabei empfinden zu kämpfen. Es ist Teil unseres Lebens die Klingen zu kreuzen... jeder Junge und jedes Mädchen lernen die Waffe zu führen von Kindesbeinen an. Aber... ich kenne ihn... den Grauen des Krieges und die Furcht bei der Schlacht... oft haben mich die Geräusche des Kampfes noch wochenlang in den Träumen verfolgt. Aber... nie habe ich den Tod gefürchtet... das ist es, was mein Volk so gefürchtet macht. Wir kennen keine Angst vor dem Sterben... ein Krieger, der mit der Waffe in der Hand den Göttern gegenüber tritt, ist bei uns die Beste Art sein Leben zu beenden."
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Re: Auferstanden aus Helheim [Angelique]

Beitrag von Angelique »

"Hmm", machte Angelique nachdenklich. "Es scheint, dass die kämpfenden Adligen der Franken, Burgunder, Sachsen und Iberer nach all den Jahrhunderten, die sie schon sich zum Christentum bekannten, diese Art zu leben noch immer bewundern und zu führen anstreben.

Sie bitten Soldatenheilige wie Martin, Georg den Drachentöter oder den Erzengel Michael, der leibhaftig in Konstantinopel herrschen soll, um Hilfe und Zeugnis im Kampf.

Mein Roger ist das beste Beispiel dafür, verehrt er dich doch, obwohl du ihn im Kampfe bezwungen hast. Wäre er vor die Wahl gestellt, einer von uns zu werden, bin ich nicht sicher, ob er von mir oder lieber von dir in die Nacht geholt werden wollen würde.

Sollte mir etwas zustoßen, wäre es mir eine Ehre, wenn du erwägen würdest, dein Blut mit ihm zu teilen."
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Brimir
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Re: Auferstanden aus Helheim [Angelique]

Beitrag von Brimir »

Der Gangrel lächelte Angelique sachte an; so freundlich, wie ein Tier eben Lächeln konnte.

"Sie können ihre Wurzeln nicht verleugnen... auch, wenn sie nun einen einzelnen Gott anbeten. Aber ihr Blut wird immer aus dem Norden stammen. Und tief in ihnen, wird dies die Generationen überdauern."

Auf Roger angesprochen, nickte Brimir.

"Ja... er wäre durchaus würdig in meine Fußstapfen zu treten. Er weiß sich zu wehren und hat das Herz am rechten Fleck. Wenn ich je ein Kind zeuge, dann einen, wie ihn. Aber... ... er ist deiner. Du musst dir keine Sorgen machen, dass ich ihn in die Nacht hole, wenn es nicht dein Wunsch ist. Und ich bin mir sicher, dass du nicht willst, dass er diesen Weg geht, denn es ist nicht sicher, dass er diesen Prozess übersteht."

Doch schließlich nickte er.

"Ich verspreche dir, mich seiner anzunehmen, falls dir etwas zustößt. Sollte es jemals soweit sein, soll er nach Luccoli kommen, dort wird mein Blut auf ihn warten."
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Angelique
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Re: Auferstanden aus Helheim [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Angelique verneigte sich tief. "Ich danke dir, Brimir. Du bist großzügig und ein wahrer Freund, obwohl soviel dagegen sprechen sollte. Wann immer du meine Hilfe benötigst - sei es als Liktor oder im Privatem - zögere nicht mich zu rufen."
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Brimir
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Re: Auferstanden aus Helheim [Angelique]

Beitrag von Brimir »

"Halte einfach die Augen und Ohren für mich auf." Brimir lächelte sachte und legte den Kopf wie so oft schief dabei.

"Ich mag freigesprochen sein, aber so mancher wird sicher die Anklage gegen mich als Schwäche sehen und versuchen mich in eine noch schwächere Lage zu bringen. Ich wäre gerne... vorbereitet."

Nicht, dass er nicht auch so vorbereitet wäre, aber Informationen waren immer besser, als vor vollendeten Tatsachen zu stehen.

"Gleiches gilt für dich... wenn ich etwas tun kann... du weist, wo du mich findest."
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Angelique
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Re: Auferstanden aus Helheim [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Wie zur Antwort legte auch Angelique ihr Köpfchen schief und lächelte liebevoll den für andere so furchteinflößenden wilden Mann an.

Sie sagte eine zeitlang nichts weiter zu dem Gangrel. Eher war es, als stünden sich ein kleiner Fuchs und ein großer Bär gegenüber. Keine Feinde, sondern Nachbarn im ewigen Keislauf. Vielleicht waren es auch der Wolf und die Krähe. Die eine erspähte die Beute, der andere schlug sie. Am Ende würden beide satt sein.
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