[Ball/Speisesaal] Tantalosqualen [Gaius]

[Fabrizio]

Was sollte man tun, als Kainit, auf so einem Fest, wenn man doch weder Essen noch trinken konnte?

Ironischer Weise hatte Fabrizio sich, nach seiner Gebetsstunde in der Kapelle, ausgerechnet im umgeräumten Speisesaal niedergelassen. Da draußen tobte das Leben, er hörte die Menschen unten Lachen und Saufen und Schmatzen von fettigem guten Essen.

Er erinnerte sich nicht mehr.

Die Kainiten hatten hier ihre eigene Gruft zum Feiern. Schön sauber separiert von den Lebenden. Fein hatte sie das gemacht die Melissa. Hundert Jahre tod.
Pah! Wo war seine gute Laune? Gefeiert sollte werden, tanzen auf den Gräbern.

Wenn jemand richtig feiern könnte, ja dann wohl die elysischen Unsterblichen!
Und dann hörte er auch bereits im Ratssaal über sich die Wände krachen... Die Party konnte beginnen!

[Gaius Marcellus]

Als einer der letzten Gäste hatte Gaius die wilde Stimmung fast verpasst. Oder hatte er sie gar mitgebracht und war nur selbst noch nicht anwesend? Also schritt er gemächlich in die große Speisehalle... die Gaius gänzlich leer vorfand.
Das Rumpeln oben schreckte ihn kurz auf, da bemerkte er erst... am Tisch saß ein Pirat, die Beine auf der Tafel!
Der Salubri blieb stehen und die gut gelaunte Miene versteinerte sich etwas.

"Die Vollmondnacht zum Gruß, Botschafter. Ich sehe... ihr genießt die Gesellschaft. Habt ihr euch schon eingelebt?" merkte er spöttisch schmunzelnd an. Er näherte sich einige Schritt, bis an den Tisch heran, ließ sich jedoch nicht nieder oder derartiges. Das Gerumpel über sich ignorierte der Liktor erst einmal... auch wenn das eiskalte Zischen der Stimmen der Hausherrin und der Elysialen fast bis zu ihnen dringen konnte und dem Ritter eine Gänsehaut verpasste...

[Fabrizio]

Unbewusst provozierend blieben die Beine des Piraten weiterhin entspannt auf der Tafel abgelegt, während er dem spöttisch schmunzelnden angriffslustig Paroli gab.

"Vollmondnacht zum Gruße, Gaius Il Paladino, wohlwerter Littore mit den Drei Augen. Fürwahr, ihr seid ein großer Redner. - Eure scharfen Worte haben mich bereits gerichtet!" übertrieben fasste er sich dramatisch an sein untotes Herz

Dann zog er vewundert eine Augenbraue empor.
"Eingelebt? - Hat eure Witwe denn nicht berichtet, dass ich seit Dekaden von hier aus in See steche? Da kann man sich wohl nie richtig einleben befürchte ich, in Jahrhunderten nicht. Meine Heimat bleibt nur die unstete See." Er seufzte gekünstelt.

Seine Arme beschrieben eine offen einladende Geste reihum der großen leeren Tafel an der er einsam platz genommen hatte.
"Meine Freunde sind alle tod. - Vielleicht wollt ihr mir Gesellschaft leisten? Gerne unterstütze ich euch bei euren Untersuchungen. Müsst ihr als Littore nicht noch das Schicksal eurer beiden vernichteten Vorgänger aufarbeiten?" Überraschender Weise betonte er seine Worte allerdings in keiner Weise gehässig sondern ernsthaft interessiert.

[Gaius Marcellus]

Der Paladin lächelte, beinah geschmeichelt, als Fabrizio bewies, wie sehr er sich für ihn interessiert hatte...
"Ihr müsst mich verwechseln, Botschafter. Und ich empfinde jenes als schwere Schmähung, wenn auch nicht meiner Person... denn ich war es nicht, dessen Worte euch richteten."

Abwiegend blickte er sich um "Andererseits, richten nicht bereits unsere Taten uns, oder fällen zumindest ein Urteil über unser Schicksal? In diesem Sinne hättet ihr mich aber erneut verwechselt, dieses mal aber mit einer Schmähung gegen meine Person." die düsteren Worte spiegelte das Verhalten des Salubri nicht wieder, hier fühlte er wohl keine Ehren verletzt... diese Könige...

"Die werte Seinfreda berichtete nur kurz von eurem Zusammentreffen..." Gaius zuckte mit den Schultern, fast gelangweilt. "Aber wenn die See eure Heimat ist, wieso haben die kriegerischen Seefahrer der Normannen, Dänen und Franken bisher nicht von euch gehört? Oder überfallt ihr in christlichster Art nur die Muselmanen?"

Mittlerweile war Gaius um den halben Tisch geschritten. "Aber nein..." er wirkte ernster, setzte sich an einen Stuhl schräg von Fabrizio entfernt, mit einigen weiteren Stühlen abstand "Gerne leiste ich euch Gesellschaft, wenn es sonst niemand tut...
Als Seemann könnt ihr sicherlich vorzüglich Geschichten erzählen. Die Wahrheit jedoch?
Ja... Botschafter... es würde mich interessieren, was ihr zu sagen habt... zu beidem.
Aufarbeiten muss ich die Vernichtung meiner Vorgänger nicht... ich kannte sie beide nicht. Interessieren jedoch würde es mich... sowohl das Schicksal Alerios als auch jenes des... Antigonos?
Aber auch die Worte welche euer Ahn uns versprochen hat... habt ihr sie?" er hob interessiert die Augenbrauen, auch wenn er eine latente Gehässigkeit nicht zu leugnen vermochte... zumindest ließen die Worte das Spiel gewähren...

[Fabrizio]

"Lasst mich nachdenken..." einen moment tat er auch überspitzt so "Nein, ich glaube ich verwechsle euch nicht. - Ich erinnere mich nur an einen, der mich mit drei Augen hasserfüllt anstarrte... sink auf die Knie, lass Hoffnung und Widerstand fahren und erflehe die Gnade eines ehrenvollen Endes..."

Der Lasombra klatschte anerkennend in die Hände.
"Eine sehr gute Rede, ja wahrhaftig. Ist mir, nun ja... im Gedächtnis geblieben. Hätte mir wohl in die Hose geschifft, wenn ich das noch könnte."

Wieder überlegte er kurz.
"Obwohl... Nein, hätte ich wohl doch nicht. - Und ihr habt natürlich recht, am Ende richten uns unsere Taten. Unsere Worte sind wenig wert. Ich werde mit der Vernichtung Alerios klarkommen müssen, ihr werdet euch als Liktor beweisen müssen. Bisher habt ihr das offenbar nicht. Ihr wollt allen ernstes, dass ich meinem Ahnen berichte, die Liktoren könnten ohne seine Hilfe ihren Pflichten nicht nachkommen?" er schmunzelte amüsiert

Nun stellte er ganz langsam und mit bedacht wieder seine Beine auf festem Boden unter den Tisch.

"Wie gesagt, setzt euch gerne zu mir. - Vielleicht möchtet ihr mir ein paar Fragen stellen und so herausfinden ob ich entgegen eurer Vorurteile vielleicht doch sehr gerne die Wahrheit spreche? Und ich meinerseits freue mich auf eure abenteuerlichen Geschichten über die kriegerisch wilden Seefahrer im Norden, die mich zum Glück nicht kennen."

[Gaius Marcellus]

Gaius lächelte schaubend "Euch haben sich die Worte ja tatsächlich eingebrannt... Botschafter." er wirkte zufrieden "Im Angesicht eurer Rückendeckung könnte man wohl fast sagen ich hatte Glück, dass ihr keinen raschen Widerstand aufgefahren habt." schüttelte er den Kopf "Wusstet ihr von dieser anstehenden Wendung? Wenn ihr gern ehrlich sprecht."

Zögernd ließ der Liktor den Blick im Raum schweifen "Da scheinbar wirklich all eure Freunde tod sind..." er zuckte mit den Schultern und nahm tatsächlich mit etwas Abstand zum Lasombra Platz, breitbeinig saß er auf dem Stuhl und musterte sein Gegenüber kampfeslustig.

"Ihr habt als Botschafter auch noch keine Glanzleistung vollbracht, euch als erste Amtshandlung ein Todesurteil abzuholen und einen halben Krieg auszulösen..." schmunzelte er "Da haben wir doch fast etwas gemeinsam... und das Glück, dass ein neues Amt bei uns unsterlbichen keinen Beweis als törichte Blitzaktion fordert..."

Er musterte den Piraten, würde er es erzählen wollen? "Euer Ahn bot uns doch sehr gezielt die Übermittlung seiner Recherchen an, wer, wenn nicht ihr, wäre der Richtige das zu überbringen... Botenschafter?" versprach er sich... töricht.

"Der Tod des Antigonos interessiert mich jedoch... ich habe den Mann nie getroffen... was hatte es damit auf sich? Der einzige seines Blutes in Genua?" fragte der Liktor etwas weniger bissig...

[Fabrizio]

"Ja, ich wusste davon. Nur nicht, dass sie bereits so schnell notwendig sein würde." Erklärte der Pirat mit gewogenen Worten.

"Und ich muss euch korrigieren. Todesurteil und Krieg gehörten offensichtlich zu meiner Rolle im Prozess - Botschafter wurde ich erst im Anschluß. Ihr solltet wahrhaft vorsichtiger sein mit euren voreiligen Richtsprüchen. Etwas über das ein Liktor schnell stolpern kann."
Auch er blickte ihn nun ernst und kampfeslustig an.

"Eure Informationen werdet ihr bekommen. Aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. Ich werde dem hochverehrten Lydiadas also eure Bitte weiterleiten, werter Gaius."
Das wischte er dann mit einer wegwerfenden Geste vom Tisch. Ein reiner Tisch? Wohl nicht, aber vielleicht trotzdem eine Art produktiverer Anfang.

"Antigonos hat die Miliz in Platealonga geführt. Dabei geriet er immer wieder mit Godeoc aneinander, der aus Clavicula heraus agierte. Sie hatten, nun... sehr unterschiedliche Ansichten. Jedenfalls schaukelte sich das ganze zu einem regelrechten Krieg zwischen den beiden Sestieris hoch, gab viele tote. Antigonos war ein sehr aufrechter ehrenhafter Kainit. Er stand zu seinen Ansichten und hat dafür gekämpft. Ich mochte ihn. Leider war er wohl etwas zu impulsiv und hat sich seine Verbündeten schlecht ausgesucht. Im Endeffekt haben die ihn geopfert."
Kurz überlegte er.

"Es gab noch einen anderen Brujah in der Domäne. Josef der Ungar. Ein Mitglied der Könige, aber ich habe ihn nur einmal kurz getroffen. Offenbar ist er abgereist."
Erwartungsvoll aber irgendwie auch skeptisch musterte Fabrizio die Reaktion seinen Gegenübers.

[Gaius Marcellus]

Gaius nickte fast anerkennend, in der Defensive war der Pirat zwar etwas platt... aber aufmerksam.
"Zu meinem Glück bin ich nicht Richter der Domäne, sondern lediglich ein... treuer Diener... der seinen Aufgaben nach bestem Maße nachzukommen gedenkt."

Das Bittgesuch bestätigte er nicht weiter, natürlich hatte Fabrizio recht, auch wenn der Ahn seine Informationen angeboten hatte, beliebter machte ihn das nicht... und ungefährlich war es erst recht nicht... aber auch dabei hatte Fabrizio recht, irgendwo musste man sich beweisen.

"Also hat Godeoc Antigonos vernichtet? Hätte dies nicht einen überzeugenderen Anklagepunkt ergeben, als unerlaubte Zeugung?" Gaius hob skeptisch die Brauen "Und was hatte der tote Milizhauptmann von Domus damit zu tun?" Etwas Bedauern war in den Liktor gedrungen, jener Antigonos klang nach einem interessanten Charakter... würde es ihm selbst ebenso gehen? "Geopfert... nicht beigestanden... der Vernichtung preis gegeben?

Aber das heißt, ihr seid in diesem Falle unschuldig? Botschafter?" am Prozess war es noch anders dargestellt worden und niemand hatte es gerichtet...

[Fabrizio]

Auch Fabrizio zog mit leichter Anerkennung eine Augenbraue empor.

"Sehr gut, ihr könnt also doch nachdenken. Ich habe Hoffnung für Genua."
Ein schales Grinsen.

"Godeoc wäre in der Tat der offensichtlichste Verdächtige. Er hat ein Motiv, er hat die Möglichkeiten. Auch die Prinzessin hat ihn direkt darauf angesprochen, und dabei hat Godeoc nicht unbedingt das beste Bild abgegeben, nicht wahr?"
Er zuckte dann aber unschlüssig mit den Schultern.

"Wissen tue ich es allerdings nicht, hatte keine Zeit mehr Nachforschungen anzustellen. Der andere Liktor, Alerio, hielt nämlich stattdessen mich für den Schuldigen und war sich dabei derart sicher, dass er nicht vor offener Gewalt zurückschreckte. Ich frage mich bis heute was ihm damals solche Gewissheit gab. Mein Kontakt zu den Königen? Nun, den hatte er selbst. Vielleicht wurde ihm irgendetwas eingeflüstert? wer weiß."
Knapp winkte er ab.

"Davon abgesehen, hätte ich mich selbst natürlich auch zu der Reihe an Verdächtigen gezählt. Nur weiß ich eben, dass ich es nicht war."
Der Pirat seufzte.

"Ich kannte sogar einen Teil des Plans, der Antigonos schließlich ins Verderben stürzte. Es wäre also ein leichtes gewesen ihn damals hinterhältig zu verraten. Ich verschwendete natürlich nichteinmal einen Gedanken daran, wandle ich doch auf der Via Regalis, welch ehrlose Sünde wäre das gewesen. Andererseits hätte ich ihn damals vielleicht von seinem Plan abbringen sollen. Vielleicht ein Fehler."
Kurz stoppte er.

"Ja, der Hauptmann von Domus. Gut aufgepasst. - Die Miliz von Domus unterstand den Königen soweit ich weiß, der Hauptmann vermutlich ein Ghul. Antigonos beabsichtigte den Mann zu töten und dann im Handstreich die Kontrolle über die Miliz in Domus zu übernehmen."
Der Pirat erzählte dabei sehr lebhaft von diesem verwegenen Plan.

"Der Brujah war in die Ecke gedrängt. Verschanzte sich verbissen in seinem Milizhauptquartier. Nur eine Frage der Zeit, bis die Könige ihn schließlich aus dem Hafen vertrieben hätten. Er hatte nur noch drei Alternativen, nachdem die letzten Verhandlungen gescheitert waren. Er hätte stoisch auf den Untergang warten können. Er hätte flüchten können aufs Land zu seinen Verbündeten, die bereits machtlos dorthin vertrieben wurden. Oder eben mit einem gezielten Gegenschlag Stärke zeigen und sein Gesicht wahren, eine neue bessere Ausgangslage schaffen."
Nachdenklich legte er eine Pause ein.

"Er hat sich für das heroische Ende entschieden. Wer weiß, vielleicht hat ihn auch einfach der Hauptmann von Domus selbst erschlagen bevor dieser ebenfalls sein Ende fand. Vielleicht existiert Antigonos sogar noch? Ich habe seine Leiche nie gesehen. - Ein Fall für die Liktoren. Gerne biete ich euch dabei auch meine bescheidene Hilfe an. Ich bin tatsächlich sehr interessiert an der Aufklärung dieses Falles. Schon damit diese ärgerlichen Gerüchte verschwinden ich hätte ihn auf dem Gewissen."
Ein müdes Lächeln zeigte sich auf seinen Zügen.

[Gaius Marcellus]

„Ihr schmeichelt mir, aber die Hoffnung für Genua kann ich kaum verkörpern, verzeiht, von diesen Ehren muss ich zurücktreten.“ Neigte der Salubri verspielt sein Haupt ein paar Grade. Eine Hoffnung hingegen... wollte er sich jedoch nicht anmerken lassen... vergebens.

„Doch sagt… wo ihr doch die… Via Regalis schreitet… zum Zeitpunkt eures Traditionsbruches, wusstet ihr von eurer Berufung zum Botschafter? Wart ihr etwa befreit von den Traditionen, die einzuhalten ihr als Gast der Domäne und Teil unserer Gesellschaft verschworen seid. Wie könnt ihr diese Taten begehen und euch noch auf diesem ehrenvollen Wege zählen?“ er schüttelte den Kopf.

„Eure Clansschwester hat euch der Vernichtung preisgegeben… eure Clansälteste… für deren Gruppe ihr gewirkt habt?“ er zog die Braue erneut nach oben, ein Zögern „Wart ihr damals bereits im Bunde mit Sizilien? Oder stellte sie sich gar gegen einen der ihren nur um den Prozess zu… gewinnen?“

„Eure Worte zu meinem Vorgänger beschreiben in der Tat einen starken und aufrechten Mann, ich hoffe, seine Vernichtung kann gelöst werden…“ er lächelte schwermütig, sein viel zu sehr Vorgänger, vernichtet womöglich von einem Unsichtbaren mit dem Gaius noch nicht einmal in Kontakt gekommen war…
„Ihr seid an der Aufklärung interessiert… Botschafter, Mörder und Hilfsliktor?“ ein Schmunzeln zauberte sich auf das Gesicht, welch herrlich irrsinnige Vorstellung… Seite an Seite mit dem Sklaven des Unsäglichen, dann wandte sich Gaius von seiner Polemik ab, schwermütig „Ja… diese Aufklärung wäre ein guter Anfang für euch. Eure andere Tat hättet ihr fast vor Gericht als… Unfall? Verkaufen können… Verteidigen, natürlich. Auch wenn ihr wohl nicht auf die Verteidigerin eures Clanes zurück greifen könnt…“

Dann stoppte Gaius kurz, blickte sich auf dem Tisch wie suchend um „Ehrliche Aufklärung als Waffe gegen ärgerliche Gerüchte… wie schön, dass wir Liktoren für alle treuen Gäste und Vasallen der Do… ahh…“ er lächelte feinsinnig „Nun, womöglich vertieft ihr eure Beobachtungen und Analysen noch etwas, womöglich tut es eurem Falle gut? Vom Zustand der Stadt vor und nach den Kämpfen?“ Des Salubri sanftes Lächeln war nicht müde… vielmehr hungrig... aber zumindest war Fabrizio nicht mehr allein.