Gefangen (Sousanna)

[Dezember '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Toma Ianos Navodeanu
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Gefangen (Sousanna)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

In der nächsten Nacht, nachdem Toma erwacht war und sich angekleidet hatte, ging er wieder in den Raum mit der Luke und der darunter gefangenen Kainitin.
Normalerweise trug er wenn er daheim war keine oder wenig Kleidung, doch sollte sich das nächste Gespräch mit der Ravnos schlecht entwickeln und er müsste die Werkstatt verlassen, vielleicht fluchtartig, dann durfte er nicht auffallen.

Er stellte sich neben die Luke und rief ihr zu:
"Wir hatten gestern einen schlechten Anfang. Und ich denke dass uns beiden gut daran gelegen ist, wenn wir darüber noch einmal reden könnten."
Dann öffnete er die Luke und tat erst einmal einen Schritt zurück, nicht dass sie plötzlich heraus sprang, oder sonst welchen hokuspokus einsetzte. Dann hockte er sich neben die Öffnung und schaute hinein.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Sousanna
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Re: Gefangen (Sousanna)

Beitrag von Sousanna »

Sousanna hatte zwar getagt und war dann wieder erwacht, doch ihre Haltung hatte sich nicht wirklich verändert. Immer noch kauerte sie dort auf dem Boden, zusammengerollt wie eine kleine Katze, die etwas fürchtete. Bis sie gestern Nacht in den Schlaf gesunken war, hatte Verzweiflung sie gepackt und wirre Pläne zur Flucht waren in ihrem Geist umhergespukt.

Heute schien er leer zu sein. Lediglich die Resignation hatte sie noch in ihren Krallen. So sah er ein paar hoffnungslose Augen, als sie sich nur langsam aufrichtete - und auch nur auf die Knie. "Was habt ihr denn noch mit mir zu bereden?", fragte sie leise und ohne die Lebhaftigkeit, die in der letzten Nacht all ihre Worte begleitet hatte. Gestern hatte sie sehr um ihr Aussehen gesorgt. Gerade klebte Schmutz in dem schönen Gesicht und die dunklen langen Locken standen kreuz und quer ab.

Sie fühlte sich tot. Eben wie einer der leblosen Körper, die sonst in derartigen Orten aufbewahrt wurden. Wie einer jener Vögel, die man aus der Wildnis in einen Käfig gesperrt hatte. Kaum etwas verabscheute Sousanna mehr, als auf wenig Platz irgendwo eingesperrt zu sein - und was brachte es schon, sich zu wehren, wenn ihre Kräfte den seinen genau so unterlegen waren, wie es die eines Vögelchens einem Menschen waren?
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Gefangen (Sousanna)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Mir stand nicht der Sinn danach euch zu bestrafen, als ich euch hier hinein steckte." Er legte den Kopf zur Seite. "Nun ja doch, nachdem ihr mich mit diesem Licht blendete...da war es schon eine Strafe. Aber! das war anfangs wirklich nicht meine Intention. Doch ihr müsst verstehen, dass ich einfach nicht so gehen lassen konnte, ohne Sicherheit. Und da ihr mein Blut verweigertet, welche Wahl blieb mir." versuchte er sein Verhalten ihr rational zu erklären.

"Wie macht ihr das überhaupt? Diese Stimme? Das Licht? Es war nicht echt. Zumindest keine Sonne." schwiff er mit seinen Gedanken plötzlich ab und kam genaus schnell wieder zurück zu seinem eigentlichen Anliegen.

"Wie dem auch sei. Wir hatten eine Abmachung. Ihr wart bereit euch Untersuchen zu lassen. Und wisst ihr, nach dem ganzen was letzte Nacht passiert ist, habe ich wirklich keine Lust mehr euch erst Substanzen einzuflösen." erklärte er. Was kümmerte es ihn ob sie Schmerzen hatte. Es wäre etwas interessant gewesen, doch eigentlich wollte er etwas anderes.

"Ihr lasst mich euren Körper untersuchen, jetzt, hier, ohne dass ich euch dazu zwingen muss, und ich lasse euch gehen."
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Sousanna
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Re: Gefangen (Sousanna)

Beitrag von Sousanna »

Sie würde hier herauskommen. Sie würde tatsächlich den Mond und die Sterne wieder sehen können. Würde den Wind wieder auf der untoten Haut fühlen und frei sein...

Etwas zuckte in der Miene der Ravnos und in die Hoffnungslosigkeit mischten sich andere Nuancen hinein. Furcht, Trotz und dazu ein kleiner aufkeimender Funke Erleichterung. Noch nicht ganz so, wie in der gestrigen Nacht und doch deutlich. Sie würde zwar auf dieses Prinzip von bestrafenswerter Tat und Strafe nicht antworten und doch zeigte ihr Gesichtsausdruck sehr genau, was sie davon hielt.

"Ich hatte nie vor, mich nicht an diese Abmachung zu halten.", erwiderte Sousanna erstaunlich ruhig und sah kühl zu ihm hoch. "Und ja, ich lasse mich untersuchen. Wenn euch so viel daran liegt, dann schneidet mich auf. Mir ist klar, dass ich mich nicht wehren kann gegen euch - und ich habe keine Lust, weitere Stunden hier zu bleiben. Wenn mein Schmerz das einzige ist, womit ich mich freikaufen kann, dann tut es. Aber seid gewiss, dass ich zwar über die gestrige Nacht schweigen werde, nicht aber, darüber gegen meinen Willen aufgeschnitten zu werden. - Vielleicht können wir ja eine, für uns beide erträgliche Lösung finden."

Langsam stand sie auf und sah ihn schließlich an. "Wenn ihr mich hier herauslasst, dann schwöre ich euch, dass ich weder weglaufen noch sonst irgendetwas unternehmen werde, um zu fliehen.", bat sie dann. "Vielleicht kann ich euch ja auch, solltet ihr es wünschen, als kleine Entschuldigung für das unschöne Gesprächsende gestern Nacht etwas von meinen Künsten näher bringen. Dieses Schauspiel für Sinne scheint euch sehr zu interessieren." Vielleicht konnte man ja betäubende Substanzen während der Untersuchung gegen Wissen tauschen.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Gefangen (Sousanna)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma wurde nur spärlich von einem schwachen Lichtschein aus dem angrenzenden Hauptraum beleuchtet, als er so da über ihr hockte. Sie konnte seine Gesichtszüge kaum erkennen, was ihn noch gruseliger wirken ließ.

"Gegen euren Willen?..." erklang seine Stimme.
"Wohl kaum. Ihr sagtet ich dürfe euch aufschneiden. Mehrmals." stellte er richtig.
"Aber ich sagte ja bereits ich lasse euch heraus." Er machte sich nicht sehr große Sorgen, dass sie etwas weiter erzählen würde. Sie hatte zugesagt und wenn jemand fragen würde, würde ohnehin ihr Wort gegen seines stehen.
Ihre Künste waren ebenfalls recht interessant, doch er glaubt noch nicht ob er Verwendung dafür haben würde.

Unvermittelt stand er auf und verschwand aus ihrem Sichtfeld. Sousanna konnte hören, wie er über ihr entlang ging, in den anderen Raum und dort etwas tat.
Nicht lange, da kam er wieder, beugte sich zu ihr herunter und reichte ihr die Hand.
"Ich würde euch raten, ihr haltet euer Wort."
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Sousanna
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Re: Gefangen (Sousanna)

Beitrag von Sousanna »

"Ich hatte nie vor es zu brechen.", murrte sie und ergriff seine Hand, um sich hochhelfen zu lassen. Sousanna hatte das tatsächlich nicht geplant. Alles, was sie gewollt hatte, war eine dumme, schmerzarme Methode. Aber er hatte sie ja zum Trinken zwingen und in ein Grab einsperren wollen.

Zwar war sie nun nicht mehr so sehr von Fatalismus und Hoffnungslosigkeit erfüllt, wie als er sie heute Nacht das erste Mal gesehen hatte, doch wenn Toma aufmerksam war, dann fiel ihm auf, dass sie den Blick seiner seltsamen Augen nicht mehr so kühn erwiderte - und wenn sie es tat, dann nur kurz als fürchtete sie irgendetwas bestimmtes darin zu sehen.
"Ich werde mich von euch aufschneiden lassen, wie ich es versprochen habe ... nur bitte ich wie bereits gesagt inständig um eine Art der Betäubung.", war ihr Kommentar zu seiner mahnenden Anmerkung.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Gefangen (Sousanna)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Er zog sie einfach hoch, wie ein Kind, so leicht war sie für ihn, und stellte sie neben sich, aber ließ ihren Arm nicht los.
"Das sagtet ihr und doch sträubtet ihr euch so sehr gegen das Blutsband oder dieser Schlafmöglichkeit. Warum solltet ihr dann einer solchen...ja durchaus grotesken Forderung zustimmen?" Er war skeptisch, sie würde zu fliehen versuchen, so wie sie es gestern versucht hatte.
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Sousanna
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Re: Gefangen (Sousanna)

Beitrag von Sousanna »

Sousanna seufzte und fuhr sich mit der freien Hand durchs Haar. Nichts an ihr ließ eine sich anbahnene Flucht annehmen. Sie verharrte als wäre es ganz gewöhnlich mit einem rotäugigen Kainskind Händchen zu halten. "Mein Weg verbietet es mir, mich zu binden.", seufzte sie schwer. Wenn er so unbedingt wollte, dann sollte er doch den wirklichen Grund erfahren. Es war ja nicht so, dass sie es aus reiner Sturheit abgelehnt hatte. "Und ich fand es durchaus... dubios in einem solchen Loch zu tagen, wo nur ihr mich befreien könnt..." Wenn er nichts "schlimmes" im Schilde führte, wieso hätte er sie einsperren wollen? Und außerdem behandelte man so keine Gäste - vor allem nicht solche, die sich bereit erklärten, sich untersuchen zu lassen.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Gefangen (Sousanna)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Ich hatte keinen anderen Platz für euch. Immerhin war dies nun alles recht spontan geschehen." erklärte er sich und grinste dann leicht.
"Ihr seid ja kein Gast, zumindest kein angekündigter und auch nur wenig willkommener." Er neigte ganz leicht den Kopf. Dann war sie aber wohl doch seine Gefangene.

Er führte sie hinaus aus dem Nebenraum, in den Hauptraum der Werkstatt, in dem er sie gestern abgesetzt hatte.
Auf den Werkbänken an den Wänden standen Kerzenhalter, die von demjenigen der hier am Tage war angezündet worden sein müssen, bevor dieser ging, da Toma ja offensichtlich nur nachts arbeitete.
Die Kerzen standen in steinernen oder metallnen Gefäßen, damit nicht die Gefahr bestand, dass die Hütte abbrannte. Auf dem größten Tisch des Raumes, lag eine Holzplatte, die dunkle Stellen aufwies, von altem Blut und wer weiss was noch, dass in das Holz gesickert war. Auf der Platte lagen hell schimmernd zwei Messer und einige Lederriemen.

"Ich habe nun auf die Schnelle leider kein gepanschtes Blut für euch um die Wirkung von Substanzen zu testen...wie gesagt, kann ich euch aber das Gefühl für euren Körper nehmen..." bevor sie jedoch darauf eingehen konnte, winkte er schon wieder ab.
"...doch eines nach dem anderen."


Er ließ sie mitten im Raum stehen und ließ sogar ihre Hand los.

"Warum zeigt ihr mir nicht erst einmal euren Körper? Dass ihr wirklich bereit dafür seid...Zieht euch aus."
forderte der Drache und soweit Sousanna das überhaupt an dem monströsen Gesicht beurteilen konnte, lag da nichts lüsternes in seinem Blick oder Worten.
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Sousanna
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Re: Gefangen (Sousanna)

Beitrag von Sousanna »

Mit einem leichten angedeuteten Knurren bis Sousanna sich auf die Zunge. Er hatte klar gemacht, dass sie seine Gefangene war und vermutlich würde das Prozedere noch schmerzhafter und langwieriger werden, wenn sie jetzt unverschämt wurde. Dieses Monster schien insgesamt sehr auf respektvolles Verhalten zu bestehen. Welche Ironie...

Dennoch musste die Ravnos schwer schlucken, als sie diesen dritten Raum betraten. Wie gut, dass er sie an der Hand führte. Vermutlich wäre sie sonst stehen geblieben. Das hier sah schrecklich unheilsverkündend vor. In ihren Augen mehr wie eine Folterkammer. Unwillkürlich verlangsamte sich ihr Schritt. Offensichtlich war sie nicht sein erster "wenig willkommener" Gast.

Dennoch nickte sie leicht. Die Nacktheit würde wohl ihre geringste Sorge sein. Zwar zog es sie nicht dazu, sich vor einem solchen ... Wesen zu entkleiden, doch sie tat es. Langsam und mit zittrigen Fingern. "Ich bin nicht die erste ... Untersuchung, die ihr durchführt, nicht?", versuchte sie zumindest irgendeine Form von Gespräch. "Oder was tut ihr sonst in dieser Werkstatt?"
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Friedrich Hölderlin
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