Zweitkontakt [Sousanna, Angelique]

[Dezember '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Angelique
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Re: Zweitkontakt [Sousanna, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Kaum hörbar flüsterte Angelique, während sie sich etwas wand und leise seufzte, als ihr Hand wieder ergriffen wurde: "Ich weiß nicht", gab sie zögernd zu. "Deine Nähe hat diesen Effekt. Außer in der sanften Umarmung meiner Perfecti habe ich sonst nie solche Gefühle. Es ist wie nach inbrünstigem Gebet oder der innigen Kommunion mit Roger und Etienné."

Sie selbst sah auf intelektueller Basis keinerlei sodomitische Sündhaftigkeit in dieser schwesterlichen Hingezogenheit zu der jungen Ravnos, sprach die Bibel oder eines der Kirchenväterwerke doch mit keinem Wort von solcherlei Irrweg der Zwischenmenschlichkeit.
Und selbst Galen empfahl der Hysterie der Weiber durch Zuwendung von Hebammen Einhalt zu gebieten, damit die Eingeweide nicht verkleben mögen.

Ein Teil von ihr schämte sich trotz alledem. Es war schon irgendwie schizophren von ihr, denn gerade diese Scham entfesselte ihre Sehnsucht nur um so mehr.
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Sousanna
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Re: Zweitkontakt [Sousanna, Angelique]

Beitrag von Sousanna »

Die Qual in der sich die kleine Malkavianerin befand ließ Sousanna ein wenig melancholisch lächeln. "Wenn du es schon mit einem inbrünstigem Gebet vergleichst", meinte sie schließlich nachdenklich und rückte zu ihr herüber. "Wieso sollte es dann etwas sein, dessen du dich schämen solltest?"

Eine Weile lang sah sie das kleine Mädchen neben ihr sanft an und war in ihren eigenen Gedanken über die Sinnhaftigkeit von Scham gefangen. War es nicht erst die Scham, die oft zu den bedeutend schrecklicheren Taten führte? Und war das Schämen nicht erst durch den Sündenfall gekommen? In ihren Augen war man Gott allein deswegen näher, wenn man sich nicht schämte. Und wenn Arbeit ein Gebet war, dann konnten doch auch andere Tätigkeiten Gebete sein.
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Angelique
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Re: Zweitkontakt [Sousanna, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Sousanna trat offene Türen ein mit ihrer Argumentation. Trotzdem war Angelique höchst überrascht, ja erschrocken, als die wunderschöne, so lebendige Kainitin zu ihr glitt und sie zum ersten Mal seit viel zu vielen Jahrzehnten die körperliche Nähe einer anderen weiblichen Untoten spürte.

Zuerst verkrampfte sie, doch dann entspannte sie sich wie selten zuvor, ja, eigentlich nie in Genua seit Alerios Tod. Sie schmiegte sich an Sousanna und bewunderte aus nächster Nähe die Perfektion der jungen Frau.

Draußen begann es derweil heftig zu regnen.

"Hach", machte Angelique einige Zeit später in erfüllter Sehnsucht und kuschelte sich an die größere Kainitin, in dessen überbordende Lebensfreude sie sich auf den ersten Blick verliebt hatte. Sie schloß selig die Augen, was sie sonst höchstens in der Nähe von Gaius tat.

Rote Schlieren von einigen Tropfen Blutes durchzogen, fantasievolle Muster bildend, das kälter werdende Badewasser.

Die unglückliche Angelique war für wenige kostbare Momente nicht länger unglücklich gewesen.
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Sousanna
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Re: Zweitkontakt [Sousanna, Angelique]

Beitrag von Sousanna »

Es war seltsam gewesen. Seltsam und doch so wundervoll sündhaft. Ein grotesker Traum war diese Nacht, der doch noch überraschend gut geendet war.
Ruhig hielt sie dieses Kind des Kains im Arm, das so sehr und doch so wenig kindhaft war, und strich ihr sacht über das Haar. Auch ihre Augen waren halb geschlossen, wie die einer Katze, die sich gerade in der Sonne räkelte.

Das hier schien ihr der Inbegriff jener epikureischen Glückseligkeit über die das Mädchen zuvor gesprochen hatte. Ruhig und genussvoll ging ihr Atem. "Welch wundersame Nacht.", seufzte sie entspannt und schenkte der Malkavianerin ein leichtes Schmunzeln.
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Angelique
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Re: Zweitkontakt [Sousanna, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Unwillig murmelnd löste Angelique sich schließlich aus der Umarmung der neuen Freundin. "Ja, die Nacht nähert sich dem Ende und die morgige wird düster und hart."

Fast verzweifelt warf sie sich noch einmal der scheinbar Älteren an den Hals und flehte: "Laß es nicht das letzte Mal gewesen sein, Lotusblüte aus Konstantinopel! Ich verzehre mich nach deiner Nähe!"

Mit diesen Worten stieg sie aus dem Zuber, lächelte scheu und unschuldig, als sie sich abtrocknete und ankleidete.

Ihr war es völlig egal, ob und was Gaius Späher mitbekommen hatten. Im Herzen war sie einfach eine ebensolche Hedonistin wie Sousanna es nur sein konnte und lebte in solchen Augenblicken ausschließlich für den Moment.

Trotz ihrer weiblichen Defizite entschwand sie auf betörend anmutige Weise in der langsam endenden Nacht.
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Sousanna
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Re: Zweitkontakt [Sousanna, Angelique]

Beitrag von Sousanna »

Seufzend nickte Sousanna. Angelique hatte recht. Die nächste Nacht würde vermutlich grauenerregend und mit ein wenig Glück nur anstrengend werden. Sie hoffte, dass es tatsächlich mit der Entschuldigung und dem möglichen Biss gut sein würde. Und, dass nichts von dem, was eben geschehen war, sich als großer Fehler herausstellen würde.

Kurz drückte sie ihre kleine Freundin an sich und flüsterte ihr zu: "Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, wenn du dir das ebenso wünscht wie ich. Ich bin mir sicher, dass du mich finden wirst."

Damit tat sie es dem Mädchen gleich, entstieg dem Zuber und trocknete sich langsam ab, bevor sie sich schließlich ankleidete und ebenfalls in die Nacht entschwand. Zwar war ihr Sündertum für eine Weile gestillt und in ihrer Brust pochte es immer noch vor Zufriedenheit, doch ihre Gedanken waren schon bei dem Unheil der nächsten Nacht. Nie hätte sie es zugegeben, doch sie fürchtete sich ehrlich vor den Geschehnissen, die morgen auf dem Friedhof stattfinden mochten.
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Sousanna
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Re: Zweitkontakt [Sousanna, Angelique]

Beitrag von Sousanna »

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Nach ihrem unliebsamen Besuch in Fabrizios Schneiderei, bei dem eine Entschuldigung Sousannas bei Angelique angeordnet wurde, treffen die beiden Kainstöchter auf der Straße aufeinander. Angelique erklärt, dass sie keinen Groll gegenüber der Ravnos empfindet und lädt sie in Gaius' Domus ein. Dort erklären sich die beiden Vampirinnen die Freundschaft und vergnügen sich schließlich noch ein wenig.
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