Ravecca voller Würmer [Sousanna]

[Caterina]

"Blüten gehören nicht in den Sumpf!", brauste Sandro auf. Doch schnell fiel ihm sein Fauxpas auf und er fluchte leise bis er sich wieder gefangen hatte.
Das strahlende Lächeln zauberte Sandro einen wehmütigen Blick ins Gesicht: "Ihr seid meiner Herrin ähnlich. Sie mag euch ganz bestimmt."

Dannn seufzte Sandro erneut: "Sie muss auch immer Dinge machen, die in ihren Augen nötig sind."
Der Tonfall ließ eindeutig darauf schließen, dass der Ghoul es nicht so wie seine Geliebte sah.
Doch er musste sich auch eingestehen, dass er in der Gesellschaft nie einen wirklichen Platz gefunden hatte und seine Caterina musste das doch. Eine so wunderschöne Blume konnte ohne Pflege nicht gedeihen.

[Sousanna]

Der Ausbruch ließ die Byzantinerin amüsiert auflachen. Wenigstens blieb er bei seiner Meinung. - Auch wenn es die Blumen des Sumpfes waren, die sie immer am Verlockensten gefunden hatte.

"Müssen wir nicht alle Dinge tun, die nötig sind, obwohl wir sie nicht genießen?", fragte sie mit einem vielleicht etwas listigen Funkeln in den Augen. "Du bist hier und führst mich durch Genua, obwohl du dich nach Caterina sehnst... Ich bin hier, obwohl ich lieber in meiner Heimat wäre..." Ihr Tonfall verriet, dass sie sich noch nach anderen Dingen in der Heimat sehnte, die sie aber nicht so einfach preisgeben würde.
"Aber vermute ich auch, dass wir uns sehr ähneln.", erwiderte sie leicht schmunzelnd und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. In einer anderen Situation hätte es betont kokett wirken könnte, doch so wie sie es tat, blieb es eine natürliche Bewegung. Anscheinend musste sie sich auch durch Bewegungen von ihren kurzen wehmütigen Gedanken ablenken. "Aber ich denke, sie hätte mir niemals einen so treuen Gefährten zur Verfügung gestellt, würde uns nicht eine gewisse Sympathie verbinden."

[Caterina]

Auf das Lachen reagierte der Ghoul irritiert und blieb ungläubig stehen. Seine Miene war nun wirklich mürrisch geworden, er fühlte sich fast wie der Esel Michael.
Was sollte denn das? Machte die Fremde sich gerade einen Scherz über ihn?

Mit diesen Gedanken, die sich nach außen hin zeigten, hörte Sandro der Ravnos zu und ging wieder weiter. Immerhin schien sie nett zu sein. Wahrscheinlich hat sie das nicht so gemeint. Und wenn doch, konnte er auch nichts dagegen machen. Er musste diesen Auftrag zur Zufriedenheit seiner Herrin ausführen.

Um sich hier nicht völlig unbeliebt zu machen, lächelte der Ghoul Sousanna gequält an: "Ich bin hier, weil Caterina denkt, dass ich am Besten für eure Angelegenheiten passe."
Säuerlich fügte der Ghoul hinzu: "Daher kann ich mir auch vorstellen, um was es geht."

[Sousanna]

Auf seine Irritation und den mürrischen Blick hin, blieb Sousanna ebenso stehen. Sie hatte ihn nicht lächerlich machen oder verletzen wollen. Bedauernd sah sie ihn an.
"Bitte verzeih mir, ich habe nicht über dich gelacht.", versuchte sie sanft zu erklären. "Ich finde es nur beeindruckend, wenn jemand so sehr auf seine Meinung besteht - auch wenn sie nicht die seines Gegenübers ist."

Über den Hinweis schmunzelte die Ravnos dann aber doch leicht. "Dann würde mich interessieren, was du dir vorstelltst.", lächelte sie interessiert. Vor allem, was ihn dann für ihre Vorhaben als den am besten passenden Ghoul auszeichnete.

[Caterina]

"Hm.", war die einzige Regung, die Sousanna auf ihre Entschuldigung bekam.
Das Thema war für den Ghoul sichtlich beendet. Er durfte keinen Fehler mehr machen, doch diese Gedanken regten Sandro immer wieder auf.

"Dann würde mich interessieren, was du dir vorstelltst.", der Mailänder war nicht dumm! Er wusste genau, was er wusste und er hatte sie selbst gesehen. Ravecca war ein widerlicher Sumpf und dieser vermaledeiter Matteo zerrte seine Caterina da hinein!
Da kam wieder ein Wehmütiges Lächeln: "Ihr denkt, ihr seid die Katzen, aber ihr seid die Mäuse."

[Sousanna]

Kurz wanderte ihre Braue nach oben und ein bisher nur schwach zu erkennender Stolz strahlte von ihr ab. Kurz musterte sie ihn und das erste Mal war das Gefälle von Herrin zu entliehenem Diener erkennbar. Es brauchte einige Atemzüge bis der beinahe schon zornige Ausdruck aus den dunklen Augen verschwunden war. Damit wandte sie sich um und begann weiter in die Richtung zu gehen, die er ihr zuvor gewiesen hatte.

"Und selbst wenn wir nur Mäuse wären, hilft es nichts, wenn wir uns verkriechen.", erklärte sie in einem sehr verschnupften Tonfall. "In dieser Welt gibt es nichts geschenkt." Vielleicht war ein wenig Verbitterung in ihrem Tonfall zu erkennen, doch worüber, das offenbarte sich nicht.

[Caterina]

"Nein, Geschenke gibt's in dieser erbärmlichen Welt nicht. Nein, wirklich nicht.", bestätigte Sandro deprimiert.
Auch er schien nun verbittert zu klingen, doch schwieg der Ghoul ebenso über die Gründe.

So entstand eine Stille, die dem schlacksigen Mann nicht unrecht schien. Einige Ellen konnte er sich wieder sammel. Bis die beiden schließlich am Rande Claviculas angekommen sind.
Sandros Miene verdüsterte sich noch ein Stück, als er stehen blieb. Mit einer auslandenden Geste zeigte er gen Godeocs Welt: "Dort lebt der wahrhaftige Abschaum und Wesen der Nacht ist der Zutritt ohne Erlaubnis verboten. Von dort kommen viele hoffnungslose Seelen herüber."

"Und dort", Sandro war einige Ellen gegangen, bevor er auf ein normal anmutendes Wohnhaus deutete.
"Dort geht irgendwas vor und ziemlich sicher hat es was mit dem Sumpf von Clavicula zu tun.
Der Ghoul würde warten, ob Sousanna ein Zeichen des Verständnis zeigte. Ansonsten würde er der Fremden erzählen, was er wusste.

[Sousanna]

Auch Sousanna schien es ganz recht in jener Stille zu verweilen. Sie schwieg bis er ihr eine Erklärung zu Clavicula gab. Daraufhin nickte sie leicht und ihre Augen wanderten über die Silouette dieses Viertels. Abschätzend, vielleicht sogar taktierend war ihr Blick. "Ja, man hat mich vor diesem Teil der Stadt - und vor seinem Herrn gewarnt.", murmelte sie mehr zu sich selbst als zu dem Ghoul gewandt.

Auch das Haus wurde mit einem Nicken quitiert. Caterina hatte ihr bereits davon berichtet. Natürlich würde es ein riskantes Unterfangen werden, es einzunehmen, doch wenn das glückte, dann hätte sie fürs Erste eine gute und sichere Basis. "Sümpfe haben es an sich, auch ihre Umgebung langsam zu verschlingen.", murmelte die Schönheit gedankenverloren und trat langsam näher.
Dann schien sie sich ein wenig gefasst zu haben und sah Sandro wieder klarer an. "Wie ist die momentane Lage dort?", wollte sie wissen. "Können wir es von innen besichtigen?"

[Caterina]

Der Mann zuckte gleichmütig mit den Schultern: "Das weiß ich nicht. Ihr wisst wahrscheinlich mehr als ich."
Dann blickte sich Sandro etwas unbehaglich um. Ihm schien etwas gar nicht zu gefallen, doch was ihn beunruhigte, war nicht klar, denn die Augen fixierten nichts und wanderten immer.

"Kommt", forderte der Ghoul Sousanna schließlich auf und begann auch schon einige Schritte in die Richtung aus der sie kamen.
So arbeiteten die beiden einige Punkte ab, bis sie schließlich wieder an der Apotheke ankamen.
"Kann ich heute Nacht noch etwas für euch tun?", kam schließlich die höfliche Frage.
"wie wünscht ihr, dass ich des Nachts zu euch stoße?"

[Sousanna]

Ruhigen Schrittes folgte die Ravnos dem Ghoul. Es war doch eine halbwegs erfolgreiche Nacht gewesen - zumindest bis auf die Tatsache, dass Sandro offensichtlich ein ziemlicher Moralapostel war, was die Betätigung von Frauen in den interessanteren Gegenden einer Stadt anging. Doch darüber konnte man hinweg sehen.

Kurz dachte sie mit schiefgelegtem Kopf nach. "Ich denke fürs Erste wäre es gut, wenn wir uns wieder hier treffen.", meinte sie schließlich. Sie würde noch einmal mit Caterina sprechen müssen, inwiefern seine Dienste auch für Blut gelten würden. Immerhin war es sehr verlockend einmal wieder an Blut zu kommen, das nicht von schlafenden Trunkenbolden stammte. - Allerdings wollte die Ravnos auch nicht sofort mit der Mailänderin verscherzen, sollte sie dagegen sein, ihren Diener auch auf diese Weise zu verleihen.